Ich hatte schon mal angedeutet, wie ich momentan die Gesellschaft wahrnehme. Und wie ich mich selbst wahrnehme. Bei vielem und vielen ist es so, als wäre der Geduldsfaden derart in Spannung geraten, dass er demnächst reißt. Das gilt nicht nur bei denen, die nur Empfänger von Entscheidungen und Entwicklungen sind, sondern auch bei denen, die das bestimmen.
Bei Robert Habeck fliegen momentan ebenso die Sicherungen raus. Es war noch nicht mal so lange her, da reklamierten die Grünen eine Art Realitätsabgleich für sich, weil ihnen plötzlich mal auffiel, dass ihr Wunschdenken kein politischer Durchmarsch werden würde. Ich frage mich auch ständig, wieso sie überhaupt auf die Idee kamen, ihre grob programmatischen Anliegen als umsetzbar zu betrachten. Gut, das denken viele, egal wie man politisch gestrickt ist. Grüne haben aber im Moment eine besondere Begabung dafür, sich zu verrennen, dies nicht zu erkennen und die Schuld bei anderen zu suchen.
Ich wiederhole mich gerne, dass ich vorher schon ahnte, was in dieser Legislaturperiode auf uns zukommen würde. Bestätigt sehe ich mich durch jene, die ein Auge dafür haben, Entwicklungen zu interpretieren, wie sie waren und wie sie sind. Die Ursachen sehen und nicht nur den Ist-Zustand, um sich dann schulterzuckend zu fragen, welche Ursachen das hätte. Nur wenn man sich aus dem Wolkenkuckucksheim heraus nicht offen gibt und so überhaupt keine Selbstkritik zulässt, dann passiert das, was wir gerade erleben. Lagerbildung, kognitive Dissonanz, 100-Prozent-Anspruch auf das Recht-haben, kein Fehlereingeständnis – ergo: bloß keine Schwäche zeigen. Das kommt einer gesellschaftlichen Katastrophe gleich, wenn wir nur noch so miteinander umgehen. Das reicht vom kleinsten Hanswurst bis zum politischen Entscheidungsträger.
Einerseits ist es Grund zum Jammern, andererseits ist es aber auch verständlich. Ich fühle mich mal wieder zwischen allen Stühlen sitzend und bin in meiner heimatlosen, mindestrepräsentierten Stellung wohl jemand von denen, die dadurch noch frustrierter erscheinen als die, die sich Ankerpunkte suchen, egal wie unsinnig oder gefährlich sie sein mögen und nur unidirektionale Anklagen raushauen müssen. Was wiederum sehr bequem ist, wenn man das in einer Gemeinschaft tun kann. Wenn Sie meine Tiraden in letzter Zeit gelesen haben, dann könnte der Eindruck entstehen, dass ich nur gerne auf die Grünen eindresche. Das ist jedoch nur dem Momentum geschuldet, weil die momentan jede Newsspalte dominieren. Und da ist es zu vernachlässigen, ob die Medien ihnen wohl- oder übelgesonnen sind. Man liest die Nachrichten und stellt nebenbei immer die Frage mit: „Was bedeutet das für mich?“
Es ist nicht so, dass Grüne erst seit gestern einen ideologischen Spleen entwickelt hätten. Ich bin da wie ein Elefant, der nicht vergisst. Was in der Schröder-Ära war, was ich selbst als meinen persönlichen Realitätsschock bezeichnen will. Für mich war es der Startschuss zum Parteienmikado, wo man gar nicht mehr wusste, was die plötzliche Umgestaltung (wenn man so will: die erste Transformationsphase zugunsten des Neoliberalismus) sollte. Die damalige Heiligsprechung von Hartz IV und Aufweichung von Orientierung und sozialer Sicherheit, die auch mich überrollte, ist so ein bisschen mein höchstpersönliches, traumatisches Erlebnis politischer Tragweite geworden. Dass ich mich selbst heute noch in der Position der Zwischen-den-Stühlen-Fraktion verorte, empfinde ich sogar noch als überraschend.
Andere sind da konsequenter. Entweder biedern sie sich dem ideologischen Mainstream an oder stellen sich gegen ihn auf. Dass wir aktuell nur noch in den Dimensionen Altparteien gegen Anti-Strömungen streiten, sehe ich in den Entwicklungen als Zwangsläufigkeit. Zwar wird immer die Forderung laut, man solle mehr differenzieren, aber je globaler und absoluter und somit ideologsich aufgeladener ein Thema wird, um so weniger kann man heute differenzieren. Die letzten, die es noch versuchen, sehen sich ins Niemandsland abgeschoben und sind gar nicht mehr Teil der maßgeblichen Debatten. Da ich aber selbst ein Niemandsländler bin, kann ich mich nur geistig durch Bücher und Aussagen von Gleichgesinnten befruchten lassen und sehe keine wegweisenden Entwicklungen dadurch. Der Altparteien-Populismus, der den Anti-Populismus einstampfen will, ist im Moment das einzige, das dominiert, und ich verzweifle gerade ziemlich daran, wie sehr man sich in der öffentlichen Debatte darin wälzt.
Oft muss ich mich dabei selbst darin zügeln, keine übertriebenen Hass- und Rachegelüste zu entwickeln. Erstens weil mein moralischer Kompass das gar nicht begünstigt, zweitens weil man doch die Schere im Kopf bei sich ansetzt und das wegschneidet, was die reine Gefühlslage gerne mal rauslassen würde. Vor allem, wenn die Frage „Was bedeutet das für mich?“ immer nur zu meinen Lasten beantwortet wird. Soll heißen: ich will die Grünen (und alle, die man ihnen zurechnen kann) nicht hassen müssen. Wenn man ihren dogmatischen Ansatz mal etwas genauer betrachtet, dann sind Moral und hehre Anliegen ja sicherlich nicht als schlecht zu betrachten. Irgendwie nachhaltiger leben, gesünder, gerechter – das alles sind doch Dinge, die man sich etwa als guten Vorsatz ins nächste Jahr vornimmt. Individuelle Gewissensbisse, weil man weiß, wie schädlich der eigene Lebenswandel im Grunde doch ist. Man müsste es nur mal ernsthaft angehen, und letztlich ist nur der eigene Wille die Maßeinheit für sich selbst.
Mir widerstrebt in mancher Hinsicht allerdings, diesen Optimierungswahn schon an mich selbst anzuwenden, weil ich ahne, wie dieser Quasi-Asketismus die Dinge tilgt, die ich gerne mache und die schließlich auch ungesund und ungerecht sein können. Es wäre eine Milchmädchenrechnung, der ich mir gegenüber aufgesessen wäre, und auf der Suche nach dem ultimativen Glücksmoment wäre dies eindeutig das falsche Pferd, auf das ich setzen würde. Wenn das weiterführend Staatsräson mit Gesetzesanpassungen wird, werde ich allerdings auch gezwungen, diesen Weg zu gehen und fühle mich dazu genötigt. Und wenn ich mich so fühle, ist eine rote Linie überschritten.
Vielen scheint es genauso zu gehen, wobei das häufig davon abhängt, wie viel finanziellen Spielraum man hat, eigenverantwortlich das private Leben zu gestalten. So lange man die Wahl hat, fühlt man sich frei und in dieser Konsequenz auch mitgestaltend. Wenn der Staat jedoch beginnt, diese Wahlmöglichkeiten künstlich einzuschränken, wird es kritisch, wenn nicht gar gefährlich. Alles für das Klima und gegen die persönliche Freiheit. Ungesund oder nicht - es nimmt mir Rechte. Und ja, auch die fundamentalsten.
Der Staat – es ist leicht daher gesagt, wenn man den Sündenbock benennen will, und da sind halt doch die Grünen, die im Moment die fundamentalsten Anliegen nach ihrem Duktus verschlagseiten. Manches wie die Energiewende ist dabei ein Wahlversprechen, dem sie nachkommen wollen (was ich in dieser Form nicht will), anderes bricht damit (was mich so richtig auf die Palme bringt). Das wäre im Wahlverhalten so ausgefallen, dass die Begründung bei erstem „Hätte ich sowieso nicht gewählt“ lauten würde, bei zweitem frustriertes Gegensteuern bedeutete. Immer mehr Menschen wenden sich davon ab und sehen im Altparteienfilz eine ausweglose Situation, die sie dazu veranlasst, wirkliche Alternativen wählen zu wollen.
Ob diese Alternative in dieser Aufstellung gegeben ist, sehe ich nicht. Mein Dauerurlaub im Niemandsland wird auch nicht dazu führen, dass ich mich jetzt völlig der AfD anbiedern würde. Bei all meiner Schelte gegen die Grünen jetzt zu den Blauen zu wechseln, halte ich im Grundsatz für genauso gefährlich wie beim grünen, „kleineren“ Übel zu bleiben. Es mag ja okay sein, dass Anfragen im Parlament die Doppelmoral der Entscheidungsträger offenlegt, und in dem Punkt betreibt die Partei tatsächlich dringend Notwendiges. Das ist jedoch auch nur eine Konsequenz aus dieser Abschottungsrhetorik bei den höheren Grundsatzthemen wie Klima, Rassismus oder Kriegsfragen. Wenn die Widersprüche getilgt werden, wenn das Zwangsläufige zum Unsagbaren wird, haben wir noch ganz andere Probleme zu lösen.
Und so ist die AfD nur die Hyäne unter den Raubtieren der Politik. Sie fällt über das her, was andere liegen lassen. Dabei macht man es ihr auch viel zu einfach, auf dieser Schiene zu fahren, weil man sich selbst und anderen das Sagbare wegnimmt. Doch ist das Leben und jedes Thema, das uns streift, kein Ponyhof und schon gar kein Einhornforst. Aufkommende Probleme oder Widersprüche sind keine Makulatur, die man ignorieren könne. Sie sind Bestandteil, und wer Bestandteile ignoriert, kann auch gerne versuchen, Auto oder Fahrrad ohne Räder zu fahren. Reifen platzen nun mal auch, und dagegen hilft sicherlich nicht, ohne sie vorwärts kommen zu wollen. Dann bedankt man sich bestimmt nicht bei den Problemvermeidern, sondern bei den Problembehebern oder zumindest bei den -benennern.
Letztlich spielt die größte Rolle, wer regiert. Momentan tun das die Grünen mit einem Eifer, der nicht das bestätigt, was sie von sich selbst behaupten. Ihre Selbstetikettierung von den Solidarischen, Gerechten ist nichts weiter als ein eigenüberhöhendes Lippenbekenntnis. Dabei sind Deutsche doch so misstrauisch, solchen Selbstzuschreibungen erst mal nicht glauben zu wollen. Bei der AfD sollte man das auch so halten wie bei den Grünen – und doch positioniert man sich je nach Gesínnung gerne in deren Fahrwassern, weil es eigene Vorteile verspricht. Würde die AfD regieren, würden wir aller Voraussicht nach genau dieselben Zerwürfnisse beobachten müssen.
Serdar Somuncu hat in seiner fast schon epochalen AfD-Schelte kürzlich vieles angesprochen, was in der öffentlichen Debatte vergessen oder vielleicht kalkuliert weggelassen wurde. Die Tirade kam nämlich nicht ohne Zunahme der Altparteien aus. Wenn Sie das Bashing aber aus deren Munde vernehmen, sieht man sich selbst nie als Mitschuldige an der Misere, die der AfD zu neuen Rekord-Umfragewerten verhilft. Ja, auch darin werde ich nicht müde, es betonen zu müssen, und endlich hat es auch mal ein Prominenter mit politischer Weitsicht öffentlich gesagt.
Selbstredend macht man sich, so positioniert, auch die meisten Feinde. Vor allem, wenn man beiden Lagern die Widersprüche vor Augen hält. Diese radikale Ehrlichkeit kann Fluch und Segen sein, aber was ist schon zu hundert Prozent gut für einen selbst oder alle anderen? Man selbst sieht sich im Dilemma, sich nur Versatzstücke von beiden anzueignen, während der üppige, nicht erwähnte Rest davon dazu verwendet wird, starrköpfige Überzeugungen zu schwächen. Man ist gewillt, sich bei zwei Streithähnen wechselseitig zu bedienen, um beiden die Relevanz zu rauben – auch weil beide Lager nicht als lösungsorientierte Gruppierung wahrgenommen wird. Man instrumentalisiert also im Politikbetrieb jeden oppositionellen Fingerheb gegen den federführenden Opportunismus, tut dasselbe jedoch auch umgekehrt. Und zwar aus dem Antrieb heraus, Schaden von sich selbst und anderen abzuwenden, bevor der Dogmatismus in der Lage ist, in zerstörerischer Weise die Oberhand zu gewinnen.
Das schlimmste in diesem Debattenraum ist, dass wir immer noch zwei harte Epochen zu verdauen haben. Die erste ist fraglos das schlimmste Übel, dem wir uns kaum entziehen können – der Nationalsozialismus hatte jede Grenzlinie überschritten, die sich ein Mensch jemals auferlegt hatte. Doch vergleichen wir die zweite, den Sozialismus in der DDR, allzu sehr mit erstem und betrachten es als geradezu harmlos. Wir reden also viel zu oft über die Gräuel der ersten epochalen Geschichtsverirrung und die subtileren der zweiten allzu gerne klein. Deswegen sehe ich ein riesiges Problem damit, sich jetzt den Undingen aus DDR-Zeiten zu bedienen, weil sie in der Milchmädchenrechnung mit Millionen getöteter Juden und Eroberungskriegen lange nicht als so schlimm gesehen werden. Konkret heißt das, dass wir die Assoziationen, die wir mit Höcke und Co. verbinden, allzu gerne mahnend erwähnen und die Stasi-Methoden fast schon verniedlichen. Sie mögen nicht so brachial wirken wie der Nazi-Terror, doch haben auch sie ein Klima der Angst geschaffen, das man im Osten noch allzu sehr in den Knochen spürt.
Auch das passt leider zu der Falschannahme, wie man politisch streiten sollte und wie man sich allzu leicht vom „kleineren Übel“ teils einlullen lässt. Dass Grüne und Linksgerichtete allerdings schon wieder ein Faible für gewisse Praktiken entwickeln, die in der DDR zur maßgeblichen Einhegung der Bevölkerung diente, ist ein Problem, das man im bundesdeutschen Westen nicht kennt und nicht hören will. Man hat sich lieber das politisch brachliegende Land, das man erbte, einverleibt und es erst mal für sich selbst ausgeschlachtet. Auch das ist nichts, was Grüne und Linke heute thematisieren. Im Gegenteil – ihnen sind die politischen Mittel des gescheiterten Regimes sogar nützlich, für den Machterhalt; die Mittel haben heute dazu noch die Digitalisierung im Rücken, was sie weitaus effizienter und unmittelbarer macht. Wir würden also, wenn das so weiter geht, in eine DDR 4.0 schlittern wollen, um ein Viertes Reich zu vermeiden. Dabei haben beide etwas gemeinsam – das Wort „Sozialismus“, was nicht nur im Wortklang gleich ist, sondern auch grundsätzlich bei den Herrschaftsverhältnissen Parallelen aufweist.
Deswegen wäre es dringend notwendig, nicht nur Björn Höcke aus dem politischen Betrieb zu entfernen, sondern auch Anetta Kahane. Denn auch hier zeigt sich das Machtverhältnis ähnlich – Kahane steht quasi in Entscheidungsgewalt, Höcke nicht. Da wäre eine Gleichbehandlung nur fair und gerade heute nötig für die echte Demokratie.
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Holger (Sonntag, 28 Mai 2023 17:16)
Deine Texte fassen relativ häufig gut zusammen, was mir selbst durch den Kopf geht, was ich aber leider nicht so ausdrücken kann, daß es für andere verständlich wird. Und doch ist auch immer etwas dabei, an dem ich mich reibe, und was mich dann zum grübeln bringt, WARUM ich mich eigentlich daran reibe.
Das Geschwätz zwischen dem Somuncu und dem Schroeder habe ich mir entgegen starker innerer Abneigung dann doch mal angehört. Zumindest bis zu der Stelle, als sie den ersten Problempunkt im Parteiprogramm der AfD angingen.
"Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst."
Deutschland hat eine reiche Geschichte. Dichter, Denker, Musiker, Wissenschaftler.
Deutschland hat die Leibeigenschaft erlebt und beendet. Die Bauernkriege mit den "Zwölf Artikeln der Bauernschaft". Deutschland hat eine steinzeitliche Religion teilreformiert. Die Sozialgesetzgebung von Bismarck eingeführt. Hier wurden auch so einige zukunftsweisende Erfindungen gemacht. Und sicherlich noch einiges mehr.
Aber worauf konzentrieren diese zwei Vollidioten den Text aus dem Parteiprogramm?
"Erinnerungskultur soll aufgebrochen werden, zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung. Was meinen die damit? Das Kaiserreich? Der Kolonialismus?"
Und natürlich wieder der billige Kalauer "Wir müssen auch mal die positiven Seiten des Führers sehen! Hahaha!"
Eklig. Widerlich. Sie könnten auch sagen: "Ihr seid nun einmal Nazis. Und bevor ihr Nazis wart, wart ihr Kolonialisten und Massenmörder. Sonst nichts! Und jetzt tut gefälligst was "Die Guten" (wahlweise die Regierung, die Grünen, die Linken, die Presse, die Kirchen, die EU, die Amerikaner oder sonstige Bessermenschen) von euch verlangen, damit ihr *vielleicht* nicht mehr ganz so große Nazis seid!"
Sie sehen nicht (oder ignorieren es), daß die emotionale Erpressung der Bevölkerung und Andersdenkender in Deutschland nun mal hauptsächlich mit der NS-Zeit untermauert wird. Und um die AfD anzupissen tun sie genau das, was viele Deutsche immer häufiger selbst erleben: Nazikeule schwingen!
Das weckt in mir nicht gerade Sympathie für die Beiden.
Weiter werde ich mir die Sendung nicht anhören, denn wenn es schon beim ersten Punkt nur die Nazikeule gibt, dann dürfte in dem Rest ausser Bluthochdruck nicht mehr viel für mich zu holen sein.
Falls aber wider erwarten doch noch etwas schlaues von denen gesagt wurde, wäre ich über eine Zeitangabe dankbar.
Du willst dich nicht gegen deinen Willen mit einem experimentellen Impfstoff impfen lassen? Du Nazi.
Du willst keine Waffen in Krisengebiete liefern lassen? Du Nazi!
Du lebst in einer kleinen Stadt, in der schon zwei Asylanten durchgedreht sind, und willst keine unbegrenzte Zuwanderung? Du Nazi!
Du glaubst der Regierung nicht bedenkenlos? Du Nazi!
Du willst keinen Krieg gegen Russland? Du Nazi!
Du ziehst die Vertrauenswürdigkeit der öffentlich rechtlichen Medien in Frage? Du Nazi!
Du hältst die Amerikaner für eine Gefahr für den Weltfrieden? Du Nazi!
Du trennst nicht deinen Müll? Du Nazi!
Du willst dir nicht von gutbezahlten Migranten erzählen lassen, daß du als Niedriglöhner oder Schichtarbeiter privilegiert bist? Du Nazi!
Du nimmst das Recht in Anspruch, gegen Regierungsentscheidungen zu demonstrieren? Du Nazi!
Der Nazivorwurf ist zwar absolut dumm (und eigentlich Holocaustverharmlosung), aber aufgrund unserer "Erinnerungskultur" tut er doch immer auch ein bischen weh. Und ich bin es mittlerweile leid.
Wenn diese kaputte Regierung und die ganzen speichelleckerischen Propagandamedien nicht wollen, daß die AfD noch stärker wird, dann sollen sie sich verdammt nochmal an das verfickte GRUNDGESETZ halten! Aber nicht an diese pervertierte und den eigenen Wünschen angepasste Monströsität, sondern an die frühere Version, die noch mit den frischen Erinnerungen an die Nazizeit im Hinterkopf geschrieben wurde.
Die AfD würde die Demokratie abschaffen, hieß es immer wieder.
Wie viele der ersten 20 Artikel des Grundgesetzes haben "Die Guten" Parteien mittlerweile geschleift? Wie viele davon kann man noch als grenzenlos gültig zählen?
Und zuletzt halte ich es mit der AfD wie Muhammad Ali mit dem Vietcong:
"Mann, ich habe keinen Ärger mit dem Vietcong. Kein Vietcong nannte mich jemals Nigger".
Kein AfDler nannte mich je Nazi.
Polemicer (Mittwoch, 31 Mai 2023 06:22)
@Holgi
Vielen Dank für deine Gedanken (die ich eigentlich gut verstanden habe, mal nebenbei).
Ich reine mich selbst nur bei deiner Aussage nur am Stellenwert Somuncus, den du da gesehen haben magst. Ich denke, er unterscheidet schon zwischen Nazis und enttäuschten Wählern. Man muss auch seine Aussagen als Ganzes betrachten. Zu Schröder will ich gar nicht so viel loswerden, weil er sich zu gerne an das current thing hängt.
Holger (Mittwoch, 31 Mai 2023 11:10)
Eigentlich sehe ich den Somuncu nicht negativ. Der hat einen hellen Kopf und scheint in der Lage zu sein, viele Mißstände in diesem Land zu erkennen und sie auch anzusprechen. Und er wird wohl auch zwischen enttäuschten Wählern und Nazis unterscheiden können, ABER dieses pauschale AfD-prügeln geht mir gegen den Strich.
Ein Kollege gab mir mal den Rat, sich das Wahlprogramm der CDU/CSU von 2002 anzuschauen und mit der AfD zu vergleichen:
https://www.hss.de/fileadmin/user_upload/HSS/Dokumente/ACSP/Bundestagswahlen/BTW_2002-09-22_01.pdf
Unter dem Punkt "Identität Deutschlands bewahren" steht so einiges, was man heutzutage als hochgradig rääächts bezeichnet. Im Grunde haben CDU/CSU damals kaum was anderes gefordert als heute die AfD. Und damals wurden CDU/CSU NICHT im gleichen Ausmaß so mit Hass und Verachtung überschüttet.
Die AfD von heute hat mehr Ähnlichkeit mit CDU/CSU von vor 20 Jahren, als mit dem Schreckgespenst, was unsere Politiker und Medien permanent an die Wand malen.
Ich bin kein blinder Fanboy. Würden die an die Macht kommen, dann würde die Industrie weiterhin die Ausbeutung der Menschen betreiben, aber zumindest HÄTTEN wir dann noch eine Industrie. RotGrünSchwarzGelbLinke schaffen selbige mit ihrer Politik gerade ab und versäumen es den Menschen zu erklären, wie dann für sie die Zukunft aussieht. Wo soll das hinführen? Wie bestreiten wir dann unseren Lebensunterhalt? Wie werden wir leben? Besser oder schlechter?
Fehlanzeige!
Für viele Leute (Einschätzung aufgrund zahlreicher Gespräche im Kollegenkreis, einschließlich Türken, Polen, Rumänen und anderen) steht diese Partei für konservative Politik. Bewahrende Politik. Sie lehnen den Sprung ins Unbekannte ab.
Die Altparteien sind sich in allen für uns Bürgern wichtigen Punkten einig. Bei diesen Punkten wird aber laut Umfragen der tatsächliche Wählerwille konsequent ignoriert. Der gute Serdar macht die einzige Partei madig, die wenigstens noch die Chance auf die Möglichkeit auf eine Politikänderung bietet.
Was mich aber an seiner Aussage grundsätzlich störte war, daß er diese Textstelle auch noch zu einem Angriff auf unsere demokratische Grundordnung umdeutete und sie noch durch zwei weitere negative Beispiele ergänzte (wobei das Kaiserreich zwar ebenfalls in einen Weltkrieg verwickelt war, die Schuldfrage aber nicht so eindeutig geklärt ist). Er wischte die positiven Ereignisse in unserer Geschichte einfach achtlos beiseite.
Laut ihm wird das Schulwissen über den Nationalsozialismus auf das Wort Erinnerungskultur "zusammengeschrumpft" und begrenzt. Sehr viele politischen Entscheidungen werden mit eben dieser begrenzten Erinnerungskultur (Du Nazi!) gerechtfertigt. Meinungszensur, Kommunikationsüberwachung, Massenzuwanderung, Waffenlieferungen, Entwicklungshilfen und jetzt bald auch noch Klimamaßnahmen. Persönlich fände ich es nicht schlecht, wenn der Regierung und den Medien dieser Werkzeugkoffer aus der Hand genommen würde.
DENN, daß viele der Leute in den letzten Jahren (Spaziergänger jetzt, Montagsmahnwachen schon länger) tatsächlich die Lehren aus dem Holocaust verstanden haben, haben die Demonstranten und Spaziergänger damit gezeigt, daß sie Parallelen zu den Anfängen der NS-Zeit erkannt haben (Zensur, Ausgrenzung von Menschengruppen und Kriminalisierung der Opposition).
Aber der Großteil der Bevölkerung erkennt die Parallelen trotz Schulwissen eben nicht. Und noch viel schlimmer: läßt sich sogar unter dem Druck der "Erinnerungskultur" zu den gleichen Taten und Gedanken motivieren, die die Erinnerungskultur doch angeblich verhindern soll. Was ja faktisch ein tatsächlicher Angriff auf unsere demokratische Grundordnung ist.
Und das ist es, was die AfD vermutlich beseitigen will.
Ich halte sie zumindest dafür nicht für rechts.
Juri Nello (Freitag, 02 Juni 2023 03:54)
Die Deindustrialisierung kommt ohnehin über 40 Jahre zu spät. Ist ohnehin ein Faß ohne Boden. Ohne Subventionen läuft da nichts. Es wird auch höchste Zeit, dass da jemand auch bei der Autoindustrie ansetzt. Nur halt zu spät und die Holzhammermethode ist da fragwürdig. Das hätte in kleinen Phasen über Dekaden erledigt werden müssen.
Nächster Schritt wäre die Deindustrialisierung von Sport & Kultur. Cheerleader im Fußball . Da wäre man früher zu recht ausgelacht worden. Wenigstens haben sie früher den nervigen Kommentator noch weggetrötet mit ihren unsäglichen Gasfanfaren.
Nur muss man diese richtige Politik halt ohne die Amis fahren. Ein Punkt den unsere Transatlantiker wirklich vergeigen, wie so vieles andere. Das rächt sich natürlich.
Was sich nie rächt, ist hingegen Korruption. Die Bayern haben es vorgemacht und jeder will das Spiel nun für sich führen. Das funktioniert so natürlich nicht. Das lebt von Netzwerken. Wer sein Herz 2023 noch an Parteien hängt, hat das System echt nicht verstanden. Man hat ein Budget von 10 Milliarden. Eine davon will man selber einstreichen, wie viel bleiben übrig, wenn die Kumpel Betrag X brauchen und das Projekt mittels Lohndumping und anderen Gags auf die Summe Y gedrückt werden kann? Wo kann man das anlegen, damit dann zum Tag Z das eigene Ziel erreicht ist?
Da hilft kein Blau, kein Rot, kein Schwarz, kein Grün oder was auch immer. Das ist simple Budgetverwaltung. Das kann man sich so vorstellen, wie bei Arbeitsagentur und Arbeitsamt, witzigerweise mit den exakt gleichen Auswüchsen.
Ob nun Dortmund oder Bayern Meister ist, ist für die Sache unerheblich.
Holgi (Montag, 05 Juni 2023 07:25)
"Wer sein Herz 2023 noch an Parteien hängt, hat das System echt nicht verstanden. "
Ja: Parteien sind das Problem, nicht die Lösung. Und die Medien inszenieren eine endlose Soap aus belanglosen Partestreitigkeiten dazu.