Vielversprechend war nichts - oder nur so wenig, dass es nach wenigen Tagen schon wieder in Vergessenheit geraten würde. Konkret sind die „umstrittenen“ 551 Fragen zu den (N)GOs nun in einem von Demenz befallenen Rückschreiben nun weggebügelt worden. „keine Angaben“ stand häufiger drin als ein bestimmter Betrag zur Förderung bestimmter Organisationen. Nur bei der Amadeu-Antonio-Stiftung wurde ein doch saftiges Geldgeschenk offen benannt, so als wäre diese Stasi-Vorfeldorga das Maß aller demokratischen Dinge. Und so wird diese Inselkritik in der Kritiklosigkeit und Wankelmutkonsortiums des mit Wehmut anzusehenden CDU-Gerippes wie so vieles im linken Atommülllager verschwinden.
Gerade dies wurde ja zu einem dicken Fallstrick für die Koalitionsverhandlung konstruiert. Da nun aber die Sondierungen mundfaul abgeschlossen sind und es schon in die Verhandlung übergeht, wird auch für uns Zuschauer klargestellt, dass diese Sidestory nicht weitergeführt wird. Tja, irgendwie nur dumm, dass ausgerechnet dies die Zuschauer besonders interessiert, also serviert man uns nur weiteres vom Gleichen. Es ist eine Art „Tatort“-Folge unter den unzähligen Folgen, die wie in einem Ritual sonntags die Berieselbaren an die Mattscheibe bringt. Es ist im Grunde egal, ob da Münster, Ludwigshafen oder Hamburg im Hintergrund ist – der Krimikram ist so austauschbar geworden, dass sich Schimanski im Grab umdreht.
Die Politposse ist also in etwa so spannend wie ein trockenes Brötchen ohne politisch korrekte SZ-Schnitte. Doch dort watscht man mit Ohrfeigen um sich, obwohl man die Backe gar nicht richtig trifft. Es klingt im monoideologischen Sinne genugtuend, dem Fragenkatalog den Stinkefinger zu zeigen, aber das feiert man akuell eigentlich nur sich selbst bezüglich, weil man sich nicht eingeschüchtert geben muss und höchst aggressiv dagegensteuert. Damit ist niemandem geholfen, und Merz ist hier strategisch gefallen, weil die geldgeschwängerten Omas gegen Rechts ihm im „Kampf gegen Desinformationen“ noch nützlich sein dürften. Entweder war das Timing der Anfrage einfach mies, oder wurde es uns als strukturelle Drohgebärde vorgelegt, dass unter Merz diese Melde- und Sanktionsmittel nur weiter Bestand haben werden. Dazu wird schon mal im Vorfeld kommuniziert, dass man jetzt „noch entschiedener“ gegen Fake News vorgehen wolle.
Ein wenig verwundert war ich dann doch, dass die Querelen um das jüngste, drölfstellige „Sondervermögen“ überhaupt Querelen geworden sind. Früher hätte ich erwartet und wäre bestätigt worden, wenn jemand an Schulden gedacht hätte, hätte er von den Deutschen ziemlich eine auf die Mütze bekommen. In jüngster Zeit hatte man aber so etwas wie eine Sprachbereinigung hinbekommen, mit dem Wörtchen „Sondervermögen“ Schulden als Reichtum zu verkaufen und der Opportunismusanteil der Bevölkerung das auch noch beklatscht. Das hätte man mal vor grob zehn Jahren den Griechen erzählen sollen, als man ihnen die Daumenschrauben am Fingerglied für´s Geldzählen extrem angezogen hatte. Dazu das oberlehrehafte Gekeife vom „faulen Südländer“, dass damit immer nachklang, nur weil die ihren Eintritt ins Rentenalter partout nicht ändern wollten.
Heute sind es die Iden, nein, gar die Öden des Merz, die man im Vorfeld schon mal in die Runde schmeißen kann. Sie kennen sicherlich die Bedeutung des Romans von Thornton Wilder und der „Iden des März“ vom drohenden Unheil. Dass ich aus den „Iden“ ein „Öden“ mache und der Nachname des künftigen Kanzlers allzu nahe am Monat auszumachen ist, ist natürlich sehr bequem für alle, die Gleichnisse suchen und Wortspiele mögen. Die Bedeutung der Befürchtungen für den demokratischen Rechtsstaat, der schon vorher zum Bauernopfer linker Ideologie auserkoren und angeritzt wurde, könnte unter Merz nun zum Königsmord führen. Noch kurz nach den Wahlen war schon von einer absehbaren GroKo von einer „Koalition des Stillstands“ die Rede, nun meldet sich gar die Galionsfigur dieses Stillstands lobend zu Wort. Merkel sieht ihr Erbe weitergeführt, auch wenn man nun seit gefühlt zehn Jahren bitterlich darum bettelt, dass die CDU diese Schundepoche samt Unfallkind AfD endlich ablegt. Das ist nun mal kein Wandel oder eine radikale Zeitenwende wie in den USA, es ist in der Berechenbarkeit eben „öde“.
Einfach ein Weiter-so, infiziert von rotlinksgrüner Verprassmentalität, dazu noch ein bisschen mehr Giften (ergo Provokation) in Richtung Russland, noch mehr Inflation und noch mehr vom Gleichen und überhaupt. Und das alles nur, weil sich Merz von der SPD vor den Karren spannen lässt, die sich jetzt so arrogant geben kann wie die Grünen in der Ampelzeit. Und dazu passt ein Meme, das ich im Internet gesehen habe: „Olaf wird jetzt Fritz – sonst ändert sich nix.“. Die alte Raider-Geschichte. Es ist die altbekannte Aversion gegenüber Fremdem und Neuem, und uns „Rääächten“ wirft man vor, rückständig zu sein.
Wie ich dagegen vorgehen und damit umgehen will?
Nun, es wird wieder so sein wie vor fünf Jahren. Die Repression hat nun auch die EU infiziert. Kürzlich redete ich mit meiner besseren Hälfte darüber, als mal wieder neue Schübe des Kriegsertüchtigungsfiebers uns auf imaginäre Todfeinde einschwören sollten. Putin ist das neue Killervirus, Wehrpflicht die (alte) neue Impfpflicht. Die Angstmachermaschine nimmt nach einem Motorschaden wieder Fahrt auf. Das Szenario geht in Trippelschritten wieder auf 2021 und 2022 zu, mit all seinen Begleiterscheinungen vom Gut-Böse-Muster, Haltungsaristokratie und der Inquisition gegen politische Feinde.
Mir wird niemand meine gegenteilige Meinung umdrehen können. Ich habe schon immer so gedacht und werde mich sicher nicht umpolen lassen. Nach dem Corona-Martyrium und eines schon viel früher etablierten, gewaltfreien Friedensansinnens sehe ich auch, inwiefern sich diese Einstellung lohnt zu bewahren. Wir haben also quasi nichts Neues im geopolitischen Geschehen vor uns, es sind mehr oder weniger nur aufgewärmte Konflikte unter anderen Vorzeichen.
Zu Corona war mir tagtäglich extrem mulmig zumute gewesen. Ich fühlte mich zuweilen dauerhaft eingeschüchtert und sah mich ständig einer extrem aufgeheizten Meute ausgesetzt, die – wenn man sie nicht in allerletzter Instanz im Zaum gehalten hätte – mit ihren Macheten und Mistgabeln auf mich losgegangen wären (überspitzt ausgedrückt). Stattdessen mussten sie sich auf das rhetorische Schlachtfest beschränken, und dagegen fand ich für mich seinerzeit kein Mittel, außer mich listig hindurch zu mogeln. Man wusste dazu nie, wer einer dieser Spritzenaccounts auf (E)X-Twitter war, die auch lauthals applaudiert hatten, als Schäferhunde in die Arme von Demonstranten bissen. Sie hätten sie wie Jagdhunde von der Leine gelassen, um dieses Blutbad auch selbst zu verursachen und zu feiern.
Nur dieses Mal bin ich gewillt, mich nicht mehr mit einem Maulkorb zu versehen. Auch sind die Bedingungen andere geworden, weil man sich nicht in einer zum Abschuss freigegebenen Minderheit zugehörig fühlen muss. Diesmal bin ich schon früher und offener damit umgegangen, die anekdotische Meinungsbildung anzugehen, ohne zaghaft und quasi hinterlistig nach den Einzelmeinungen zu Zeitgeistthemen anzufragen. Etwa wird unter meinen Kollegen viel und hitzig über die Ereignisse diskutiert, und auch ich lege mein Meinungspfund auf die Waage, und so bin ich schnell zur Einschätzung gekommen, dass kriegstreiberische Umfragen oder opportunistische Weltbildpropaganda in der Bevölkerung weit weniger Minderheit ist als sie es uns weismachen wollen.
Nun fragen sich manche: Wo bleiben die Demos? Wo die Welle des Widerstands? Tja, da hat Corona voll reingehauen. Ich kann es niemandem verdenken, der vorher nicht in der Aussätzigenliga spielte und jetzt erst den Erkenntnisprozess durchmacht, wie ich, wie wir ihn zu Corona-Zeiten durchgemacht hatten. Wir sind nur schon ein paar Schritte weiter, verarbeiten das für uns selbst und wissen, wie ekelhaft man mittlerweile gegen Sichlustigmacher, geschweige denn Unliebige-Meinungen-Verkünder, vorgeht. Natürlich sind wir in extremer Hab-acht-Stellung, immer auf dem Sprung. Was mich dieser Tage allerdings etwas beruhigt, ist das Wissen über mehr geistige Unterstützung in der Bevölkerung.
Die nicht Wenigen trauen sich eben noch nicht, sich zu organisieren und auf die Straße zu gehen. Sie wissen, was ihnen blühen könnte. Sie merken, dass antiopportunistische Meinungen extrem aggressiv bekämpft werden. Sie sorgen sich um so vieles und wissen gerade noch nicht, wohin sie das alles stecken sollen. Lassen wir ihnen doch die Erfahrung, als sie sich noch zu Corona-Zeiten in unterstützender Weise der Regierungsstrategie wohlig wärmten und jetzt ähnlich diffamiert werden wie wir.
Deswegen werde ich eher die Seitenlinienstategie wählen, zu versuchen, mir noch viel Positives in diesem negativ aufgeladenen Land herauszuholen, aber auch gleichzeitig nicht mehr mit meiner Meinungsbekundung hinterm Berg zu halten. Das ist im Ansatz nicht viel anders als zu Corona-Zeiten, aber ich gehe jetzt unter anderem mit diesem erhebenden Gefühl in die aktuellen Themen rein, als „Schwurbler“ jetzt Artikel zu lesen und Aussagen zu hören, zu denen ich damals übelst niedergemacht wurde. Ich muss mich nicht winden und listig sein. Und so werde ich auch durch die Iden, Öden, noch mehr wortspielverknotet: Blöden, des Merz auch noch kommen - „whatever it takes“.
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Holger (Sonntag, 16 März 2025 12:53)
Die Regierung will wohl die nervige Demokratie beseitigen. Und die Regierung will wohl unbedingt den Krieg mit Russland ausfechten.
Auswandern steht bei mir ganz hoch auf der Liste. Da meine Frau sich allerdings von politischen Themen weitestgehend fernhält (der geistigen Stabilität wegen), versteht sie mein Gefühl der näher rückenden Bedrohung und dem daraus resultierendem Fluchtwunsch nicht.
Es könnte also passieren, daß ich immer noch hier festsitze, wenn es zum abhauen zu spät ist.
Darum hier für alle Mitlesenden ähnlich denkenden Menschen:
Wenn ihr irgendwann widerwillig in einem Truppentransporter an die Ostfront gekarrt werdet, achtet auf eure Mitpassagiere. Wenn dort ein mürrisch blickender Teilglatzkopf mit Brille sein Gewehr durchlädt und "Für den Imperator!" schreit, dann werft euch zu Boden. Sofern ihr nicht im Weg und keine Offiziere seid, passiert euch nichts. Danach können wir vielleicht zusammen abhauen.
Polemicer (Sonntag, 16 März 2025 18:58)
@Holger
Ich hoffe, dass es bei deiner Frau dann doch klick macht, wenn es nötig wäre. Wir haben quasi schon beschlossen, zur Not auch mit zwei Koffern abzuhauen.
Juri Nello (Mittwoch, 19 März 2025 10:06)
Wohin willst Du denn heute auswandern? Dank des Internets ist alles ziemlich gleichgeschaltet. Ander ausgedrückt, woanders ist es anders Kacke.
Paradiesinseln sind abgebrannt.
Krieg wollen sie offenbar alle wieder spielen.
Dein Loblied auf die Bevölkerung kann ich indes nicht nachvollziehen.
Sie wollen wieder schießen. Nicht mehr nit dem Paintball.
Der Frieden steht nicht sonderlich hoch im Kurs. Geht auch gar nicht.
Eine Bevölkerung die arbeiten geht um ihrem Feindbild eins reinzuwürgen, hat mit Frieden nix zu schaffen.