Nicht mal eine Woche musste vergehen, bis es knallen sollte. Man ist ja einiges gewohnt, sich das politische Deutschland überhaupt noch anzutun, dass es nur noch mit Masochismus zu erklären ist. Das Geschacher und Geschrei war die letzten Monate echt kaum noch etwas für Zartbesaitete und sowieso nur in Häppchen zu ertragen. Und immer ließ ich mich nur dorthin peitschen, wo man es draußen nicht sehen kann.
Nun hatte ich aber mal wieder Lust darauf, die Wahl-Nachwehen zu verfolgen und lasse mich gerade wieder vom Indiana Jones-Gadget liebkosen. Selten haute ich in meiner Artikel-Bringschuld so lustvoll in die Tasten wie aktuell. Die Katerstimmung hat nur Tage, wenn nicht Stunden, gebraucht, mit Konterbier betäubt zu werden, und weiter geht’s mit dem Machtbesäufnis der Unbelehrbaren. Ein paar bewertende Eindrücke dazu hatte ich die Tage schon aufgeführt, währenddessen ging es in der Politbubble unvermindert so weiter wie gedacht. Und schon dieser kurze Zeitraum bot neuen Stoff für die nächste Staffel der Endlosserie „How to destroy Germany“. Man hat ja mittlerweile gelernt, wie man Zuschauer an sich bindet, dass die sich jede noch so sadistische Szene auch noch genüsslich angucken.
Ich muss mir selbst ein wenig dazwischenfunken, um anzumerken, dass ich für dieses Land identitätsstiftender Art nicht viel übrig habe. Wir leben sowieso in fragilen Zeiten, irgendwo gefangen zwischen Brutalismus und Verfall, Kulturkampf und Zerstörungswut, dem Verlangen nach mehr Menschlichkeit und vorgelebter Arschlochattitüde. So würde man sich lieber dit Possenspiel von der Seitenlinie aus besser anschauen können, wohin nicht jeder Peitschenhieb reicht. So selbstdestruktiv bin ich letztlich doch nicht, mir vom Moloch Berlin vorkauen zu lassen, wie Deutschland - also auch ich - zu leben hätte. Leider ist das meinem Empfinden nach tatsächlich so, wenn die Rotte um den Bundestag herum ihre eigenen Regeln schreibt und das überall hin nach draußen transportieren will.
Draußen ist es allerdings egal, wo man hinkommt – das Straßenbild hat sich böse verändert. Es geht mir persönlich nicht darum, die Nationalitäten auseinander zu klamüsern, weil die mir herzlich egal sind. Da gibt es andere, die das tun, und mir zieht es immer in der Leiste, wenn Biodeutsche eine Überfremdung beklagen und jeden südländischen Typen als Scheinbeweis heranziehen, für den Niedergang verantwortlich zu sein. Ich mache das eher an anderen Kategorien fest. Die offensichtliche Außenpräsentation einer zuerst staatenlosen Person etwa ist für mich erster Ankerpunkt, wobei ich da häufig auch nicht jeden schmutzig daherlaufenden Menschen gleich als Bedrohung betrachte. Und trotzdem sind sie in ihrem vermehrten Auftreten Ausdruck einer bedenklichen Verarmungswelle, die die Linken und Pseudolinken entweder nicht einhegen können oder wollen.
Man hat ja gelernt, dass die Schlimmsten, Unerträglichsten nicht die optischen Verlierer sind. Eher die anderen. Gewinnertypen, Platzhirsche. Die immerzu das Beste verkaufen und dann krachend scheitern und doch beim Stagediving nicht auf den Asphalt knallen, weil ihnen viele Hände den Fall verhindern und sie dann ewig crowdsurfen können. So lässt es sich leben im politischen Alltag, wenn man halt nicht das Pech hatte, mit 10 000 fehlenden Stimmen am Parlament-Wacken teilnehmen zu können. Ich persönlich bin kein Fan von dieser Monsterveranstaltung, weil es zwar in sich fair zugehen mag, aber das kann man auch bei Minifestivals erleben und dazu weitaus familiäreres Flair ausstrahlt als diese kulturellen Aneignenden, die dem Metal eine Art Mainstream-Absolution erteilen, die ich eigentlich nicht haben will.
So ergeht es mir mit vielem, dem ich mich zugetan fühl(t)e. Nun wird Wacken als dickes Kulturplus instrumentalisiert, nimmt mir quasi den Rückzugsort, als hätten die staatlichen Platzhirsche meine Privatparty gesprengt und würden in meiner Butze wüten und mir alleine das Chaos hinterlassen. So ähnlich fühlt sich jetzt auch noch Politik an, wo jede(r) Dahergelaufene Fachstrukturen besetzen kann. Gekommen, um zu bleiben, egal ob man dafür geeignet erscheint oder nicht. Im Bundestag kann man jetzt auch von der Zuschauerbühne stagediven und von Händen auf die blaustoffigen Stühle gehievt werden, und schon haben wir die neue Bundesregierung gekapert und feiern auf Staatskosten ordentlich durch.
So rennt auf Wacken auch so etliches an Partyvolk herum, das von der Mucke gar keine Ahnung hat. Die fühlen sich nur allzu schnell nicht mehr als Gast einer kulturellen Kuriosität mehr, sondern claimen es gleich für sich selbst. So verhält sich der Mentalitätsdeutsche oft, wenn er irgendwo auftritt – sei es im Urlaub, wo er sein Schnitzel will, auf Partys, wenn er seine Lieblingsmucke ungefragt einschiebt, in der Politik, wo er selbst den Rahmen der demokratischen Legitimität zieht. Und sie unterstreichen ihre Besitzansprüche oft mit der Übetönung des allgemeinen Geräuschpegels, nur um ihre Führungsposition zu beanspruchen. Von Demut keine Spur mehr, und wenn das auch in der Politik so zugeht, wird Politik auch keinen Spaß mehr machen. Deswegen will ich mir ein Wacken-Erlebnis auch nie antun, weil es zu groß geworden ist. Zu teuer obendrein, zu weit entfernt, zu sehr gekapert vom Mainstream, der dann in seiner Ahnungslosigkeit Glatzen mit Bomberjacken sieht und gleich aufschreit, obwohl die keiner Naziideologie nachhängen, sondern die klassischen Oi-Skins der englischen Arbeiterklasse sind. Könnte man wissen, aber wenn man sich nur auf Oberflächliches beschränkt, wird man denen auch was auf die Mütze geben wollen.
Da sind mir mittlerweile echt zu viele drin, die das eine vom anderen nicht mehr unterscheiden können, und das mag mir selbst noch am besten erklären, was bei denen heutzutage im Hirnschädel verrutscht ist. Das erklärt auch den standesgemäßen Niedergang der Antifa-Anliegen, mit denen ich damals groß wurde, sonst würden sie heute nicht die „Demkratie verteidigen“ wollen, obwohl sie mal systemkritisch waren. Die haben sich jetzt auf Wacken auf die Mainstreamaneigner eingelassen, wurden mit Fördergeldern zum braven Bürgertum konvertiert und feiern sich jetzt dafür, in den Tagesthemen Thema zu sein. Popularität kann jede Ideologie verseuchen, vor allem, wenn sie in Symbiose auflebt.
Auch das ist eine Veränderung des „Straßen“bildes, das mir nicht mehr geheuer ist. Die Linke muss man auch heute noch als ein Bastardkind linksgerichteter Strukturen im Schmuddelkinduniversum verstehen, die sich zumindest bis heute so zusammengerauft hat, eine programmatische „Alles, was reinkommt“-Suppe mit bitterem Beigeschmack der mittig anerkannten Popularität zu werden. Die AfD macht rechts diesen Prozess gerade auch durch, bis auch sie in diesem Gezoffs um Brandmauer in der Zukunft ihren Arschlochkind-Status verlieren wird. Wunderbar zu beobachten in den USA, wo der rechte Radikalsektor am Rande zum Unsagbaren anschlussfähig geworden ist – wobei die Linken mal wieder ihr Unwissen darüber zum Ausdruck bringen, dass wir es nicht mit Adolf Trump zu tun haben, sondern mit Wall Street-sozialisierten Figuren mit messerscharf angespitzten Ellenbogen.
Hätten sie das nur annähernd kapiert, würden sie nicht in ihrem rechtsparanoiden Geschwafel reden, sondern die wahren Gefahren der „Rechtspopulisten“ benennen. Sie haben ja ihre Brandmauer nicht danach ausgerichtet, wo sie nötig wäre. Sie haben sich nur dort vermauert, wo ein paar versprengte Nazigestalten eigentlich dem System nichts anhaben können, sondern sie dort offen wie ein Scheunentor gelassen, wo die Wirtschaftsextremisten locker einmarschieren konnten und können. Die Nazis haben das durchaus erkannt, schmissen ihre Bomberjacken weg, stülpten sich Anzug und Krawatte über und wanderten einfach bequem mit ein. Bis die Linken es bemerkten, streut die CDU und somit die AfD immer mal wieder zaghaft Versuche ein, ihnen die Strategie zu versauen. Und da reicht ja heute das Spektrum der angeblich demokratischen Mitte von der Restmerkel-CDU bis zu randständig linken Gruppierung mit gleicher Zielsetzung, die sich in Wacken partymäßig verbrüderten und verschwesterten. Heraus kam der Wokismus, dem jetzt allerdings der 550 Fragen-Katalog vom Gerichtsvollzieher den Briefkasten verstopft.
Lange hat man über seine Verhältnisse gelebt. Rechnungen weggeschmissen, was nur irgendwann die Zwangsvollstreckung nach sich zieht, und das lange Wacken-Party-Wochenende isch over. Nun heißt es dringend aufräumen, die Putztrupps wie auch Securitys sind schon im Anmarsch. Lange ging es gut, lange hat man den verwöhnten Bratzen immer wieder Geld zugesteckt und ihnen das Gefühl gegeben, es gut zu machen. Hotel Mama/Papa lief beeindruckend lange. Doch jetzt scheint der Laden vor dem Aus zu stehen.
Noch ist ja nichts verloren. Von echtem Aufbruch und von aufrichtigem Veränderungswillen, endlich mal erwachsen zu werden, ist nichts zu spüren. Schaut man nur auf die SPD, hat sich jetzt Lars Klingbeil mehr oder weniger noch mehr Macht in der Partei ermogelt, der alte Systemsprenger von der Antifa. Schaut man nur auf die CDU, ist die immer noch nicht bereit, volles Brett gegen den Wokismus anzugehen, ist aber immerhin (noch) standhaft gegen die Megaempöre der Staatsalimentierten. Das wird natürlich vor allem von linksgrün, und konkret die pastorale Habeck-Partei, und dem Duett „Dauerhaft auf 180“ (Links-Heidi und -Jan), angekifft... äh... angekeift wie peak ADHS-Kinder im Zeitraffer. Wenn die noch mehr empört sind, haben sie bald einen Durchbruch im Entdecken von Wurmlöchern gemacht oder irgendwas Ähnliches. Man muss dem ja wenigstens zugute halten, dass dies den Effekt á la „Getroffene Hunde bellen“ erreicht hat – vielleicht war das Fragenpamphlet auch mit der Absicht verbunden, es mal in den Raum zu stellen und die Reaktionen abzuwarten.
Für mich ist dieses affektive Gekeife nämlich der beste Beweis für dieses Restbewusstsein, dass die linke Insolvenzverschleppung bald nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Man will ja nicht offen zugeben, dass es unrecht und undemokratisch ist, so auf Pump gelebt zu haben, weiß aber, dass man bei entsprechendem Eingreifen und ein paar roten Briefen bald die Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen haben wird. Auch Luisa Neubauer versucht noch krampfhaft, ihre Ideologie als die beste Wacken-Party zu verkaufen, wird aber nicht mehr allzu lange auf dem roten Teppich ihr Lotterleben genießen können.
Könnte sein, dass sie den Laden schließen müssten, könnten das aber noch verhindern, indem sie es auf jemand anderen umschreiben lassen könnten. So ähnlich hält es etwa eine Caféspelunke bei mir um die Ecke. Der hat schon mehrmals den Namen geändert, und man sieht die immer selben Gestalten ein- und ausgehen. So kann sich die staatsgeldverwöhnte FFF-NGO-Tralala-Meute noch künstlich am Leben erhalten. Fragt sich nur wie lange, aber das wird im bräsig-duckmäuserischen Deutschland wohl eher möglich sein als in den USA – da wird ein Quängelpräsident, der sich bisher ja auch fast jedes Ballerspielzeug im EU-Regal erkrischen hat, schon mal wie ein kleiner Schuljunge aus dem Oval Office geschmissen. Man kann ja von Trump halten, was man will und man kann die republikanische Interessenpolitik sicherlich fundiert kritisieren, aber ist sie immer noch nützlich, dem EU-Bürokratie-Monster die Safe Spaces zu vermießen.
Drüben machen die Amis im Grunde das, was sie immer taten. Was bei uns vielleicht ein Strohfeuer ist, machen die Sich-dreist-ins-Getümmel-Stürzer drüben sowas wie üblich gründlich und ohne Rücksicht auf Verluste. Manchmal wünschte ich mir, wir hätten wieder etwas mehr Chuzpe wie die, aber so wie üblich wird man noch weiter trotzig bleiben, bis wir uns nicht nur Deutschland in den Countdown der Selbstzerstörung getrieben haben, sondern bald auch die gesamte EU – natürlich unter deutscher Führung. Besser, perfider und effektiver hätte sich Deutschland auch nicht seinen Herrschaftsausbau ausdenken und erreichen können. Pfff – wer war schon Adolf? Unsere Bundesurschel (und wer auch immer den Plan ausgeheckt hatte) hat weit mehr erreicht als der. Und das ohne großen Knall.
Kommentar schreiben