Letztens gab es etwas Entlarvendes zu berichten, und das gleich zweimal. Häufig stand man vor quälenden Fragen, wie Politik oder institutionelle Schwergewichte etwas herausposaunen, damit auf die gesamte Bevölkerung einwirken und letztlich eine Deutungsweisung vorantreiben soll. Ständig diese Unwissenheit, ob die vielleicht etwas Bestimmtes vorhaben, etwas wissen, was wir nicht wissen sollen oder ob es schlicht Unwissenheit war und man dachte, dies würde schon irgendwie gut ausgehen. Aber wehe, man kritisiert das in der Phase der sich entwickelnden Idee schon, weil die schon im Ansatz hirnrissig erscheint, ist dieses „Hass und Hetze“-Gejaule nur reiner Beißreflex.
Nun ist es in den letzten Jahren ja Usus geworden, den Grünen ständig auf den Hacken zu stehen, und irgendwie kann ich sogar deren Selbstverteidigungsmodus nachvollziehen, in den sie sich jetzt verrannt haben. Nur weil ich letztens einen kurzen Disput auf Fratzenbuch mit jemandem hatte, der das allgemeine „Grünenbashing“ beklagte, will ich dazu mal kurz Stellung nehmen – warum ich es als nötig erachte. Und nicht nur, weil ich grundsätzlich die Partei und ihre Anliegen verachten würde. Es ist eben nur, was sich hintergründig so offenbart und wie extrem man sich dagegen wehrt, es zuzugeben, bis man gar nicht mehr anders kann.
Im Fall der Grünen ist es ja diese Mischung aus dem offensiv-dreisten Antrieb, mit dem sie sich autark versuchten Geltung zu verschaffen. Vielleicht hat man schon im Vorfeld Schachfiguren in Stellung gebracht, die diesen Antrieb überhaupt erst rechtfertigten, und nicht selten zeigt sich das in der Affinität von Wirtschaftsverantwortlichen oder Standesgelehrten, die in der öffentlich-medialen Debatte eine Scheinexpertise servieren. Hierzu fällt mir gerne Marcel Fratscher ein, der sich zwar neutral gibt, aber in jeder Hinsicht grüner Politik den Hof macht, egal wie destruktiv die sich in der Realität auswirkt. Da ist es leicht, sich darauf berufen zu können – man verschafft sich Luft, die auch noch unter dem Deckmantel von vermeintlicher Wahrheit verkauft werden kann.
Das lässt sich so lange aufrecht erhalten, wie die Debatte hoheitsführend für einen selbst bleibt. Doch entwickeln sich Dinge eben nicht nach Gutdünken, sondern von selbst, schaut man etwa nur auf die Migrationsdebatte wie -entwicklung und was das für Nebeneffekte nach sich zieht. Wenn Fratscher von der absoluten Notwendigkeit von Migration für unsere Wirtschaft redet und wir nur einen geringeren Prozentsatz in Arbeit bekommen, haben wir eben zu viele, die man auf Staatskosten durchfüttert. Kosten-Nutzen-Rechnung negativ, nicht zu Ende gedacht und es sich gar schönredend.
Und darin sind immerzu zwei Personen der Partei ins Gerede gekommen, die den Elefanten im Raum nicht sehen woll(t)en und uns einred(et)en, den Raum nur durch ein Mikroskop zu betrachten. Namentlich Habeck und Baerbock, die sich nicht dadurch auszeichnen, Realitäten anzuerkennen oder von ihrer Linie abzuweichen. Nur, nachdem man drei Jahre lang quasi alles in den Sand setzte, was man in den Sand setzen kann, erwähnt Robert Habeck in einem Nebensatz, dass er „noch lernt“. Soll ja auch heißen: Er hatte vorher keine Ahnung von einem Amt, hat sich öffentlich durch Auslassung oder Selbstbesserstellung als geeignet hingestellt, und gibt jetzt doch zu, mehr oder weniger keine Ahnung zu haben. Hätte natürlich das riskante Spiel auch anders ausgehen können, nämlich zu seinen Gunsten, und dann hätte man sich durchaus als fähig für das Amt hinstellen können. Aber so in ein Pokerspiel zu gehen, ist schon besonders schlecht, wenn man mit dem Geld des Staates, ergo Volkes, spielt und der Bevölkerung im Falle des Verlustes die Schulden aufbrummt.
Was will er dabei denn gelernt haben? Wie man das Geld in der nächsten Runde bedachter ausgibt? Dass man lieber kein Poker spielen sollte, wenn man nicht abgebrüht genug für einen guten Bluff ist? Es passiert, zumindest in Robert Habecks Kopf, das Gegenteil und dazu noch das nächste Vorhaben höchstmöglicher Politikambitionen. Habeck zeigt weder Demut noch Einsicht und steckt sich noch höhere Ziele. Ich kann in seinen Kopf schlecht schauen wie auch niemand das kann, aber irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass es sich den nächsten Quereinstieg ins Kanzleramt vielleicht etwas einfacher vorstellt und mit seiner einstudierten Schwiegersohnattitüde dort besser aufgehoben wäre. Nur so eine Idee über seine Ideen.
Fast zeitgleich gab es über unsere einstige Ober(un)ethikerin auch etwas zu berichten. Wobei mich bei Alena Buyx gar nicht mal der Umstand in Hitzewallungen versetzt, dass sie in einer geleakten E-Mail dem BMG in den Hintern kroch – sondern dasselbe zutage kam wie bei Habeck. Nämlich die Unbedarftheit einer Auszubildenden, die in einer sehr relevanten Phase eines bundesweiten Notstands eine höchste Fachbereichsbefugnis zukam. Auch sie war, wie es in der Mail nun herauszulesen ist, in einer Lernphase. Ins Amt gerutscht und sogleich das komplette Arbeitspaket vor sich, das selbst für die renommiertesten Oberethiker kein Zuckerschlecken ist.
Ferner bedeutet es auch, dass man das Volk darüber im Unklaren ließ, Expertise nur vorspielte und hinter den Kulissen noch nicht einmal die nötigen Einführungskapitel im Schulunterricht durchgenommen hatte. Trotzdem schien es verlockend zu sein, beim großen Auftritt in Medien oder auf der BPK klugscheißern zu dürfen und in den Genuss öffentlicher Huldigung zu kommen. Völlig egal, ob das aus dem Bauch heraus geschah – wenn sich da draußen die Leute abgeholt fühlen, kann die Ethik auch mal außen vor gelassen werden.
Die Mail hätte auch lauten können: „Lieber Herr Spahn, ich bin jetzt nicht die Fachkoryphäe in meinem Gebiet, das gleich vorweg. Sie können mir also gerne vorsoufflieren, was ich den Leuten verklickern soll, und ich gehe davon aus, dass wir dieselbe Meinung bezüglich Maßnahmen und Gefährlichkeit des Virus vertreten. Liebste Grüße, Alena.“ Im Hause Spahn dürfte man zuerst etwas irritiert gewesen sein, oder man dachte sich: „Oh cool, dann nehm ich die höchste Stufe der Repression.“
Da wundert man sich noch, dass ihre Reaktionen auf die Kritik entsprechend scharf ausfielen? Es war demnach eine Retourkutsche, die keiner fachlichen Basis zugrunde lag, wenn man selektive Ethik in der Weihe des höchsten Amtes dieses Gremiums im verschwiegenen Stand einer Azubinin verkünden darf und das offenkundig eher auf privater Meinung beruhte denn auf ethischem Konsens. Sie konnte sich also in keinster Weise auf ihrer Position ausruhen und kompetent Kritik mit Argumenten abschmettern, sondern nur unter einer Scheinexpertise dreist gegenreagieren.
Das war nicht nur beim Ethikrat etwas, was man als breit- und querdenkender Skeptiker gleich mitdenkt, als es darum ging, die Notlage als Ganzes beurteilen zu wollen. Wenn der Politik derart viel Breitseite offeriert wird, im Grunde keine Ahnung zu haben – wen wundert´s dann, dass die nur ihr genehme „Ratschläge“ zurückgibt? So schien es fachübergreifend geschehen zu sein, und so war schnell abgesteckt, wohin die Reise gehen würde – was wir ja jetzt stückweise herausfinden dürfen.
Da hätten wir nun, etliche Jahre und ein paar instituionelle Untergänge und Vertrauensverluste später, den Nachweis über eine Frage, die zu jeder Thematik der letzten Jahre immer wieder unbeantwortet blieb. Immer dieses Hadern um die geistigen und fachlichen Fähigkeiten in wichtigen Säulen. So scheint esnun als erwiesen, als würden wir flächendeckend von Stümperei regiert. Und das ist noch nicht mal das Schlimmste daran: selbst in der Lernphase tingelt man zwischen Naivität und schlechten Grundeigenschaften, um in nächster Instanz in öffentlicher Präsenz bloß nicht als solches erkennen zu geben. Oder man hat eine ziemlich menschelnde, ergo ideologische, Sicht auf den eigenen Fachbereich, selbst bis in die obersten Stellen und betreibt jetzt nur noch Vitamin-B-Politik, was sicher nicht erst seit der Habeck-Partei so läuft – aber noch nie so selbstschädigend war.
Und das alles nur, weil Kinderbuchträumer und rote Damen in der Coronamatrix ihr Unwissen in Absolutwissen kleiden wollen und wir das alles schlucken sollen. Man müsste ihnen dazu erst mal beibringen, wie man richtig lernt. Ja, auch Lernen will gelernt sein. Nur scheint der Zug schon abgefahren, wenn man eine ganze Riege von Schul- und Studienabbrecher:innen in die oberen Etagen mitschleift, weil das eigene Ego in dieser Schleimscheißerei doch so herrlich getätschelt werden kann. Da braucht man keine gebildeten und eigenverantwortlich aufgestellten Nachfolger, die einem durch echte Expertise die Stellung streitig machen würden. Aber auch dies ist etwas, was man lieber nicht zu laut sagt, wenn man noch Pläne für die Zukunft hat. Da wird es nämlich völlig unwichtig, ob man von etwas Ahnung hat oder nicht – es dient einzig der Karriere, die man in bester Ellenbogenmanier weitergehen will, und es ist am bequemsten, wenn da keine ernste Konkurrenz im Wege steht. Da menschelt rein gar nichts – es ist die übelste Sorte von radikalem Karrierismus.
Der besondere Unterschied ist, dass solche Ambitionen nur deshalb mit Stickern und Versprechungen beklebt werden, weil man genau weiß, wie arschig man sich gerade verhält und dass dies beim Wahlvieh nicht gerne gesehen wird. Und das darf niemals an die Oberfläche gelangen.
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epikur (ZG Blog) (Samstag, 07 Dezember 2024 12:38)
Ganz im Gegenteil.
Die Alternativmedien, die freien Medien und die unabhängigen Medien (die täglich mehr werden) haben in den letzten Jahren massiv dazu gelernt. Wie man Propaganda und Lückenpresse erkennt. Wie man sich in ein Thema tief einarbeitet. Wie man Studien und gerichtliche Urteile liest. Wie man sich nicht mehr emotionalisieren und nudgen lässt. Wie man Ablenkungs- und Alibidiskurse ignoriert. Und und und.
Ich sage es immer wieder, auch wenn es hochmütig klingen mag: wir werden tagtäglich intellektuell beleidigt und unterfordert. Die Regierung kommt nicht mehr mit. Die Bundespressekonferenzen mit Florian Warweg sind das beste Beispiel.
Polemicer (Sonntag, 08 Dezember 2024 05:38)
@epikur
Was heißt ganz im Gegenteil? Sicher haben die Alternativen ihre Lehren gezogen und recherchieren so, wie man es mal von den Leitmedien einigermaßen gewohnt war. Aber das war gar nicht der Punkt, der mich da umtrieb. Sondern nur der stete Versuch, Karriere zu machen, unter fadenscheiniger Expertise und mit fadenscheinigen Methoden. Egal, wie ihnen das Wasser zum Hals steht.