Da bald mal wieder Wahlen anstehen, müsste es uns ja recht wenig interessieren. Es geht natürlich um die nächste US-Wahl und dieses Mal nichts, was uns hier direkt betreffen müsste. Die in den Medien jedoch derart oft zum Thema wird wie die Hoffnung auf die Rückkehr irgendeines Heilands oder Weltenretters für Wertewesten und Demokratie. Nach einem Rattenschwanz an Enttäuschungen für unsere allerliebsten Superdemokraten (und *innen) setzt man nun auf´s große Pferd mit dem Gackerlachen, auch wenn das gerade in keiner guten Verfassung ist und dem blauen Maulesel aus der Pfalz hinterher trabt. Und genau so wird es, je nach ideologischer Affinität von Sendern und Verlagen, auch behandelt. In heutigen Zeiten kommt nur noch hinzu, dass sie die Gegenseite mit übelsten Vergleichen versuchen zu diskreditieren.
Warum schert es uns hier denn so viel, wer bald im Weißen Haus sitzt? Nimmt man nur die linksgepolten Leitmedien zum Beispiel, geben die schon lange ein widersprüchliches Bild ab – einerseits fabulieren sie von einer neuen Strategie der Eigenständigkeit, andererseits vergeht kein Tag mit Artikelbombardements zu den beiden Kandidaten. Man könnte fast meinen, dass alle maßgebenden Redaktionsflure leergefegt sind und alle im Rosinenbomber am Steuerknüppel sitzen. Wenn schon die Alliierten nicht fliegen, tun sie es eben selbst, weil sie denken, ein Volk müsse dringend mit der Relevanz of A versorgt werden.
Natürlich befinden wir uns immer noch in Bücklingshaltung vor ihnen, und niemand will so wirklich mal den Gerhard Schröder in uns heraushängen lassen. Dabei wäre es mir furzpiepegal, wer von beiden Gestalten bald regieren darf – weder Trump noch Harris sind für mich im Gesamtbild ernst zu nehmende Seniorpartner. Stattdessen wird sich auch im Abhängigkeitsprinzip rein gar nichts ändern – oder hatte bisher irgendein früherer Präsident mal daran gedacht, komplett aus Deutschland abzuziehen und sein ganzes Waffenarsenal einem anderen Arschkriecher auf den Hof zu stellen?
Das wird sicher eine neverending story, und die war schon immer mit Risiken verbunden. Es gibt mir sicher kein besonderes Gefühl von Freiheit und Sicherheit wissen zu müssen, dass nur ca. 70 km von mir entfernt eine ganze Batterie atomarer Waffen lagert, zum Einsatz kommen oder Ziel von eben jenen sein könnte. Dieses Säbelgerassel können sie sich getrost in die pomadisierten oder mit fünf Kilo Haarspray zur Betonfrisur gesteinmetzten Haare schmieren. Weder Donald Dumb noch Kamelle Harris würde ich auch nur zutrauen, Politik mit Weitsicht zu betreiben, nur wenn wir als nützliche Idioten wieder per Fingerschnipp bei Fuß stehen, weiß man, dass ein Umdenken nur Wunschdenken sein wird. Und es kann mir niemand weismachen, dass man in den totalen Konflikt zu Trump gehen wird – das war schon zu seiner ersten Amtszeit so, wenn auch mit Widerwillen und kameraträchtiger Gesichtsentgleisung. Man träumt da nur von einer EU-Souveränität, die schon 2016 bis 2020 niemand anzugehen versuchte.
Also ist für mich dieses extrem übersteigerte Hitler-Framing zu seiner Person nur knalliges Theater, um den unerwünschten „Orange Guy“ zur unbequemen Wahl zu konstruieren. Natürlich würde es unserem Mainstream viel besser passen, statt über die rhetorischen Auswüchse des Eremitenpfälzers über das schlichte Gekicher einer „PoCotus“ zu berichten. In konservativen Alternativkreisen oder „freien Medien“ wird dann doch lieber für Trump getrommelt. Und wenn ich mir ein paar Ausschnitte aus irgendwelchen Rallys antue, wirkt das wie Anti-Politik im Endstadium mit Selbstbeweihräucherungsfokussierung bis zum Moment der Wahrheit in blau oder rot. Oder anders: Es ist bis dahin eine Wahlshitshow mit monothematischen Fresshappen für das hungrige, inszenierungsverwöhnte Volk samt Abschlussfeuerwerk.
Schon aus diesem Grund widerstrebt es mir, diesen Bombast als etwas Gutes zu empfinden. Irgendwie kommt mir da auch wieder als Schlagwort „political correctness“ in den Sinn und wie die im Wahlkampf overseas mit Füßen getreten wird. Nazivergleiche und Entmenschlichung scheinen hier eher correct zu sein, wenn es ums höchste Amt geht. Als druff auf die Gegenseite. Die jeweiligen Empörungen sind nur der maue wie wirkungslose Versuch der Bändigung, wo mittlerweile sowieso keiner mehr drauf hört oder es sich eindämmen ließe. Dabei ist es mir wumpe, wer wen beschimpft. Kontrovers sein – okay. Aber was hier mittlerweile so abgeht, muss ich nicht mehr dulden. Abkehr. Macht euren Scheiß alleine.
Rein nüchtern betrachtet ist es ja so, dass Trump wohl schon alleine deshalb nichts Großes zustande bringen wird, weil die Demokraten ihre Blockadestrategie erneuern dürften (in Deutschland in der Konstellation AfD gegen den Rest als Abwehrfront deutlich geworden). Anders herum scheint, was man so liest, Harris gar nicht fähig zu sein, Inhaltliches und Realpolitisches voranzubringen, aber Milliarden dafür in die Kloake wirft, wo es nur die Ratten freut (Vergleich hierzulande: Grüne und die SPD). Was sich also hier angeglichen hat und auch noch zum Vorbild taugt, ist reiner Positionierungswahn zweier Fronten, farblich streng getrennt und sich der Monopolisierung politischer Spektren annähernd. Bisher ist man hier in der EU noch nicht in dieser verschmolzenen Frontenbildung angekommen, aber neigt es gerade in abweichender Form mit Ideologiebegriffen wie „Kulturkampf“ oder „Demokratieverteidigung“ in genau dieselbe Kerbe zu schlagen.
So wird letztlich das Mantra von „Diversität“ ein Paradoxon. Immer mehr politischer Einheitsbrei mit Ausreden angeblicher Wahlmöglichkeiten. Und dass wir neben Halloween oder Erdnussbutter auch noch die Blaupause des parteipolitischen Landschaftsbildes US-amerikanischer Lobbykultur in unseren Kulturkreis assimilieren, ist für ein selbstbestimmtes Leben in der EU der Totengräber. Ich will das alles nicht, wie ich gerne wollte, dass wir wieder zu unserer eigens biederen Art des Wahlkampfes zurückkehren sollten. Wir müssen uns wirklich nicht jeden Mist von drüben abgucken, nur weil es gerade opportun scheint. Aber was kann ich schon ausrichten, wenn das alles in Trendwellen über uns hereinbricht und man das auch noch abfeiert? Der Showeffekt siegt hier über Vernunft, und das hat sich dermaßen verselbstständigt, dass einem nur noch die Wahl der Abkehr bleibt.
Ein dritter Weg quasi, der dich in Folge zum Undemokraten macht, weil man die innerdemokratisch öffentlich-legitimierte Zweiteilung nicht akzeptieren will. Klingt komisch, ist aber so. Ist fast völlig bescheuert, aber man muss ja heutzutage schon aufpassen, „dritter Weg“ nicht mit „III. Weg“ gleichzusetzen oder nahe zu bringen. Manchen reicht das ja schon, den reinen Gleichklang als Nazikeule zu verwenden, nur weil manche zu blöd sind, die sprachlichen und definitionsgemäßen Unterschiede darin zu erkennen. So werden, abstrakt-absurd ausgedrückt, olle Kamellen stereotypen Denkens zu einer „dumben“ Kognitivverzerrung, nur eben in „progressiv“ oder „neocon“. „Weder noch“ ist in deren Wortschatz nicht existent.
Egal, wie man es dreht und wendet, dieser Wahlkampfmodus ist nicht mehr mit Biedermännerei durchführbar – es braucht diese durchgeknallten Gestalten dafür. Ein Friedrich Merz etwa würde dort sang- und klanglos untergehen. Deutschland geht aber scharf in diese Richtung, und vor allem Grüne sind noch am ehesten dazu geneigt, nicht nur Halloween abzufeiern und eine Zwei-Zentimeter-Schicht Erdnussbutter auf Dinkeltoast zu klatschen. Die haben sich auch in ihrem dummdreisten Ins-Getümmel-Gestürze auch vieles von drüben abgeguckt und tanzen sich auf TikTok einen derart ab, dass außer Fremdscham, ungläubigem Kopfschütteln oder reinem Entsetzen kein anderes Gefühl in mir mehr aufkommen mag. „Na danke“ sende ich über den großen Teich, dass man das uns allen aufbürdet. Danke, aber nein danke.
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