Irgendwelche ko(s)mische Kräfte sind schuld. Mit meinem Steckenpferd der Beobachtung menschlichen Verhaltens ist es auch dieses Jahr wieder zu einigen seltsamen Ereignissen gekommen, die mich denken lassen, die wollten mich alle loswerden. Nicht nur jene, die mich kennen und können, sondern völlig Fremde, die sich im Alltag sicherlich nicht von ihrer besten Seite zeigen wollen, sondern im krassen Gegensatz dazu.
Die letzte Woche begann sogleich strom- wie hemmungslos. Nach dem Aufwachen funktionierten Licht und Steckdosen nicht, da aber die Sicherung nicht aus war, vermutete ich woanders den Fehler. Nach Messungen war der Fehler im Hauptkabel zur Wohnung ausgemacht, und davon war eine von drei stromführenden Adern platt. Also auch ein Anteil von eigenen Stromkreisen. Na, dann ruf ich doch meine Vermieterin an, die natürlich morgens um halb sieben nicht besonders wach war, aber auf meine freundliche Bitte, kurz am Haushauptkasten nachgucken zu dürfen, mal wieder ihre Zimtzickerei zum „Besten“ gab. Mault dann rum, ich würde sie „dazu drängen“, sie ließe sich „nicht vordiktieren, was sie tun und lassen soll“. Na ja, da es dieselbe Person ist, die Leute, welche vor unserer Hofeinfahrt parken, schon mal als „Arschloch“ tituliert, reagierte ich relativ gelassen, aber mir ging dieses widerspenstige Verhalten schon wieder ziemlich auf den Sack. Was sie dann im Technikraum mit „Ich will Ihnen doch helfen.“ wieder wettmachen wollte. Toller Wochenstart am Montag Morgen, deine Hilfe kannste dir sparen, Zicke. Sie ist ein gutes Beispiel für hemmungsloses Gegenwettern und ekelhaftes Dominanzverhalten, das hat sie schon öfter bewiesen, also war auch in dem Fall damit zu rechnen gewesen. Ende vom Lied war, dass ich mal kurz draufgucken „durfte“, ansonsten dürfe nur ihr höchsteigener Elektriker dran – bis dann plötzlich ein Sprinter vom hiesigen Stromversorgungsunternehmen vorfuhr und der gesamten Nachbarschaft ankündigen wollte, dass man die Straße aufbuddeln und eine Störung beheben müsse.
Aha. Hatte sich das ja geklärt. Also war nicht nur bei mir der Teilausfall, sondern in der gesamten Umgebung passiert, damit wollte ich dann wissend von dannen gehen, als auch noch meine (neue) Nachbarin mit ihrem Collie-Dingsbums-Mischling an der strammen Leine aufkreuzte und sich über den ausgefallenen Kühlschrank beschwerte. Die wohnt mit ihrem Sohn jetzt gegenüber von uns, und sympathisch kommen auch die mir nicht rüber, weil ich schon mitbekommen hatte, wie sich Mama und Spross bei offenem Fenster nicht selten böse angifteten. Von dannen ging ich bei der etwas hektischen Szene letztlich, als sich Nachbarin und Vermieterin als Höhepunkt gegenseitig ankeiften und der Hund den Techniker anbellte. Egal. Für mich war das Problem nun bekannt, da muss man halt warten, bis die draußen die Leitung geflickt haben. Keift ihr mal.
Mir ging anschließend auf dem Weg zur Arbeit nur der Gedanke im Kopf herum, dass meine Vermieterin offensichtlich ein Problem damit zu haben scheint, wenn Leute eigenverantwortliche Dinge tun. Selbsthilfe betreiben geht gar nicht, nur „ausgesuchte“ Fachkräfte (obwohl ich ja selbst vom Fach bin) dranlassen und sich dann als Helfende aufzublasen. Ich wandte mich dann wieder mal mit dem stillen, selbstzufriedenen Gewissen ab, dass ich das Richtige tat/feststellte, aber dafür von einer Zimtzicke gerügt wurde statt mal anzuerkennen, dass sich da jemand kümmert, obwohl er es nicht müsste.
Einen Tag später wollte ich nur schnell zur Apotheke für meine Schilddrüsentabletten. Meine Stammapotheke hat nur den Nachteil, dass der Verkaufsraum sehr klein ist. Quasi ein kleiner Eckladen, in dem man an einer Überecktheke drei Kunden bedienen kann, die aber sehr nahe beieinanderstehen, dahinter passen vielleicht noch zwei, drei wartende Kunden hinein. Als ich eintrat, stand ein älterer Herr rechts an der Kasse und wartete, bis die PTA ihre Medikamentensuche abschloss, ich quer mit Abstand dahinter. Statt einfach stehen zu bleiben, trat er nach links und stand dann vor dem anderen Kassenterminal, also dort, wo ich danach von einer anderen PTA in Empfang genommen wurde. Ich gab ihr mein Rezept wegen des Mannes querüber, was die Mitarbeiterin dazu brachte, ihn darum zu bitten, wieder an seinen Bedienplatz zurückzukehren, damit ich vortreten konnte. Sein Kommentar dazu: „Man könnte ja auch etwas Abstand halten, ne?“. Ich trat dann vor, wandte mich zu ihm hin und fragte etwas provokant: „Wie bitte?“.
Das einzige, was von ihm retour kam, war ein dummes Grinsen und sich spitzende Lippen. Natürlich schaute er dabei starr nach vorne, vermied den Blick. „Aha, alles klar.“, kommentierte ich noch und ließ von ihm ab. Endlich konnte ich mal normal vis-á-vis mein Rezept einlösen, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Apothekerin wegen der Szene extra freundlich mit mir redete. Und ich extra freundlich zurück. Eat this, Meckerkopp.
Das war jetzt nur Montag und Dienstag. Die Woche über hatte ich den Eindruck, dass so einige in der Gegend wieder aus dem Urlaub zurückgekommen waren und ihre Unlust zu arbeiten auf den Straßen zum Ausdruck brachten. Drängeln, Rasen, stur links fahren – endlich ist man wieder in Deutschland, war man wohl im Ausland dazu genötigt worden, deren Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Schließlich kommt man gestresster aus dem Urlaub als zu Beginn. Was weiß ich. Ist nur eine Vermutung, aber zu Beginn der Sommerferien war es um einiges entspannter gewesen – da verließen sie uns noch in der Hoffnung, während des Pauschalurlaubs am Pool das ultimative Glückserlebnis zu erfahren. Is aber nich´, sondern eine Kurzstummschaltung der alten Routinen und eine zu schnell eintretende, andere Routine von Am-Pool-liegen und Büffetschlemmen. Alternativ dazu fühlen sie sich in Ferienwohnung und mit Maggitütenfutter wie die Freigeister im Walde, alle aber gemeinsam haben, die anstrengenden Kinder als Dauerballast bespaßen zu müssen (was wiederum zuhause Gott sei Dank zwei Drittel der täglichen Wachzeit vom Arbeiten unterbrochen wird).
Dass ich dazu noch bei einer Projektarbeit den ultimativen Arsch(haus)meister um mich haben muss, man zwei Hausnummern weiter von meinem Balkon aus ein hysterisch kreischendes Mädel ihre Familie terrorisiert und dazu der allgemeine Sprechtenor um einiges lauter wie wirscher geworden ist, war gerade in dieser Woche mordsanstrengend. Was mich zu meiner eingangs erwähnten These bringt: Gibt sich die Bevölkerung – Vermieterin, Nachbarin, Kundschaft in der Apotheke, bestimmte Hausmeister und andere - denn gerade in meiner letzten Woche vor meinem Sommerurlaub besonders viel Mühe, mich wegzuekeln? Oder fällt mir das kurz vor Abfahrt nur besonders auf?
Vielleicht bin auch ich nur zu empfindlich. Aber wenn man sich das Gerede anderer anhört, also besonders jener, die als gesellschaftlich unverdächtig gelten, sieht die Gemütslage auch nicht besser aus. Gefühlt scheint jeder Gründe zu finden, andere für etwas subjektiv Schlechtes verantwortlich machen zu können und wäscht sich dabei bequem porentief rein. Kann bei mir genauso sein, obwohl ich mich noch für selbstkritisch genug halte.
Nun ist wieder Sommerpause angesagt. Lang ersehnter Tourimodus. All das maßgeblich Alltägliche wird nun wieder betäubt werden, soweit es eben geht. Wir werden dieses Mal eine „nordische Tour“ machen. Reisestrategischer Aufenthalt in Hamburg, danach die große Woche südschwedischer Natur, Stockholm als Sahnehäubchen obendrauf und auf dem Rückweg noch ein Abstecher nach Kopenhagen. Gerade Schweden dürfte für mich interessant werden, weil ich vor 34 Jahren das letzte Mal dort war. Und da die meiste Zeit in einem Hüttendorf mit vielen Gleichaltrigen „eingepfercht“ war, was für Jugendliche auch nicht immerzu erfüllend ist, liegt mir diese Rückkehr nach so langer Zeit auch irgendwie besonders am Herzen. Wahrscheinlich werde ich im fortgeschrittenen Alter, unter dem hoffentlich verblassenden Eindruck heimischer Arschigkeit, die Abgelegenheit in einer Ferienwohnung genießen können.
Also sind Sie mich für gute zwei Wochen los. Halten Sie die Stellung und die Ohren steif.
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Holger (Dienstag, 13 August 2024 23:28)
Die menschliche Spezies ist größtenteils leider ein ziemlicher Reinfall.
Ansonsten: Schönen Urlaub und hoffentlich kannst du dich erholen.
Cetzer (Mittwoch, 14 August 2024 18:40)
Auch von mir Guten Urlaub, Smørrebrød Ahoi!
Leider wurde mir zugetragen, dass "Collie-Dingsbums-Mischling" mit Billigung der Vermieterin vom "Spross" mit 'HULK-Tabletten' gefüttert wurde, auf "Meckerkopps" Anregung in zehnfacher Überdosierung. Da könnte also in Deiner Abwesenheit eine proll-deutsche Neuverfilmung von Godzilla (Dank an die staatliche Filmförderung!) rund um und auch ein bisschen IN Deiner Wohnung stattgefunden haben - Aber Du kommst ja gut erholt zurück...