Die 80er sind in meiner Wahrnehmung eine Epoche des gesellschaftlichen Umbruchs gewesen. In Kino und Serien galten weibliche Helden noch als Ausnahmeerscheinungen, Frauen als Opfer oder Objekte für Männerbegierden einzusetzen entwickelte sich immer mehr zu einer ausgelutschten wie gesellschaftlich zweifelhaften Zeitgeistsache. So darf etwa Ridley Scott und sein „Alien“-Dauerbrenner als Pioniersarbeit gesehen werden, Frauen nicht nur zur „Scream Queen“ zu reduzieren, sondern aus der Opferrolle auszubrechen und Dinge eigenständig in die Hand zu nehmen.
Das eingespielte Team und ihr „A-Team“ produzierte zeitnahe eine neue Serie, in der die Männlichkeit im Verlauf ihrer 56 Folgen an Wert verliert. Dass „Trio mit vier Fäusten“ nach heutiger Lesart Sexismus vorgeworfen wird, verkennt mindestens solche Kleinigkeiten, den mitten in der Serie verschiedenen Lt. Quinlan in der 3. Staffel durch eine Frau zu ersetzen. Das heißt nicht, dass man das Sexismusklischee gar nicht anrührte – lechzten die Helden von der „Riptide“ anfangs noch den Schönheiten im knappen Bikini in der Hafennachbarschaft hinterher. Das Knackwort heißt hier „Selbstironie“, denn ran an den Speck durften Cody und Nick nämlich nicht, dank einer resoluten Kapitänin als strenge Aufpasserin. Im Verlauf der Serie gerät dieser Aspekt auch in den Hintergrund.
Überhaupt mag man die Serie fälschlicherweise als oberflächlich betrachten, sieht vielleicht nur eine kalifornische Ausgelassenheit mit Surfern und Bikini-Mädels, chauvinistischen Helden und weltfremden Computernerds, wie der dritte im Bunde, Murray Bozinsky, einer ist. Doch im Verbund meistert das Trio ihre Fälle nach allen Regeln der Ermittlungskunst, mal brachial, mal listig. Jede hervorstechende Eigenschaft fügt sich nahtlos in das sauber laufende Getriebe ein. Man kabbelt sich, man tritt in Fettnäpfchen, man beschwört die dauernde Freundschaft – so stelle ich mir eine gelungene Serie vor, die den Spagat zwischen humoristischer Unbeschwertheit, differenzierter Tiefe und Unterhaltungswert für Actionfans schaffen kann.
Thematisch ist man dabei nicht zimperlich gewesen, scheut sich nicht, Kontroversen aufzugreifen. So ist etwa das Vietnamtrauma ein nicht unwesentlicher Aspekt, das die Kriegsveteranen einholt, ohne das Militär allzu sehr zu heroisieren, zeigt sich sensibel gegenüber persönlichen Schicksalen oder psychologischen Ausnahmesituationen, ohne gleich mit der Dampfhammermethode hantieren zu müssen wie heute üblich.
Es zeigt sich alles etwas leichter. Auch die „harten“ Themen werden angemessen inszeniert und nicht maßlos übertrieben, für einen lockeren Spruch ist eigentlich immer Zeit. So eine Gute-Laune-Show könnte man auch heute noch gut gebrauchen, aber in einem Wertewesten wie heute würde man postwendend mindestens mit der Sexismuskeule schwingen, obwohl sich die Crew viel Mühe gab, solchen alten Klischees eher ironisch zu begegnen. Eigentlich schade, dass man Filme und Serien immer unter solch politisierten Aspekten betrachten muss, kann man sich auch mal ergebnisoffen den Helden der Boomerkindheit widmen, würde man erstaunt sein, wie leichtfüßig, spannend und human die Serie doch wirkt.
Das gilt auch für andere, doch hat „Trio mit vier Fäusten“ so seinen eigenen Charme, der trotz seines Settings doch sehr bodenständig daherkommt. So sieht man das Trio auch mal die Küche schrubben oder sich über Hypotheken und Versicherungsschutz Sorgen machen. Das kommt bei mir nahbarer an als die Hochglanzkonkurrenz wie „Remington Steele“, ist aber sicherlich Geschmackssache, da Sympathiebolzen wie Pierce Brosnan jedes Zuschauerherz enteisen. Das schafft das Riptide-Trio ebenso, man muss sich nur darauf einlassen, ohne gleich die Männerdominanz in „A-Team“ zum Vergleich heranzuziehen. Dafür ist die Serie einfach zu sympathisch aufgezogen.
Wertung: 8,5 von 10
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