Vor kurzem kam nach einigem, seltsamem Bearbeitungschaos seitens DHL endlich eine Lieferung aus den USA bei mir an. Ich bin immer ein wenig auf der Suche nach Nerdshirts, und wenn es gefühlt passt, schlage ich gerne mal zu. Vor allem zu meinen Alltimes Faves lasse ich es mich was kosten, meine Affinitäten aus Funk und Fernsehen als Statement zu tragen. Manchmal hat man eben Glück, wenn eigene Suche nach dem Haferstechen oder die KI mein Interesse weckt.
Dabei geht Monty Python eigentlich immer. Die Art ihres Humors zieht immer, weil ich ihn als zeitlos empfinde, deckt er doch Historisches ab, bewegt sich innerhalb menschlichen Verhaltensweisen und treibt im Grunde alles ins Absurde. Das Absurde war auch schon immer mein Steckenpferd, und damals, also Ende der 60er, hatte die Bildungselite wohl noch etwas Bodenhaftung inne, es auf ihrem Niveau zu bearbeiten. Zu Monty Python sind mir etliche Hintergründe bekannt, und zu ihrer Erstausstrahlung hieß es, es wäre reiner Studentenhumor. Bekannt ist mir nicht, dass das eine Generalabrechnung mit dem Proletariat wäre – man machte einfach Humor auf deren Bildungsniveau, machte sich über jede Kaste, Gesellschaftsschicht oder Gruppierung lustig und schaffte auch noch den Spagat, das trotz allem Sich-lustig-machen nicht komplett respektlos rüberzubringen.
Heute äußert sich ein betagter John Cleese nicht selten sehr kritisch zu den aktuellen Strömungen. Und irgendwie kein Wunder, dass er sein/ihr Lebenswerk verteidigen muss, in Zeiten des Wokismus, die auch vor ihm/ihnen nicht Halt machten. Dabei ging das komplette Spektrum dessen ab, was Wokeness so an Verhaltensmustern aufweist, was so viel heißt wie: sich Probleme aus den Fingern saugen, das prominent verbreiten, Genugtuung empfinden, wenn man politisch „inkorrektem“ Humor das Mikrofon entzieht, und wenn die Kritik folgt, zu behaupten, dass man gar nicht gecancelt würde.
Das alles wäre wirkungslos, wenn nicht die heutigen Elitenverbände das auch noch vorantreiben würden. Es betrifft ja nicht nur den Humor, sondern gleich alle Bereiche. Irgendwo hakt sich Wokeness immer ein, betreibt eine moralische Einordnung und wird übergriffig, definiert, was gehen soll und was nicht. Und das ist sicher nicht innerhalb demokratisch etablierter Gesetzgebungsprinzipien, sondern innerhalb ihrer eigenen, und das ist mittlerweile derart zugeschnürt, dass auch letztlich der Humor wie auch völlig Banales, Harmloses politische Schlagseite bekommen soll. Warum, erschließt sich mir null, selbst wenn ich jede empathische Kontrollinstanz mehrmals als wertendes Mittel zum Gegencheck ansetze. Und bisher konnte man noch niemand wirklich nahebringen, dass es doch okay wäre, was die da tun. Außer sie selbst natürlich, nur ist das für mich keine alternativlose Maßgeblichkeit, die meine Argumente entkräften.
Man fragt ja auch nicht den überzeugten Metzgermeister, warum Schlachten doof sei. Mittlerweile schnetzeln die allerdings überall fröhlich vor sich hin, so dass wir demnächst Wohnhäuser bauen, die uns Mieter gleich per Laufband gleich in den Schnetzler verfrachten. Übrigens auch ein Sketch von den Pythons, der nicht oft zitiert wird, aber im Verlauf groß und breit als „Satire“ gekennzeichnet wird. Das tun wir heute in Youtube-Zeiten ja auch ständig, aber eben auch als präventive Markierung, bevor die Wokies gleich wieder sonst was hineininterpretieren. Und trotzdem muss man ab und zu nochmal zusätzlich darauf hinweisen, dass es Satire ist, wobei ihre Gefühlswelt gar nicht darauf ausgerichtet ist, etwas noch lustig zu finden, wenn es nicht in ihrem Sinne ist.
Daher mein Gedankensprung zu den Olympischen Spielen und die Aufregung um diese seltsame Abendmahl-Persiflage. Ja, ich nehme die Kritik oder gar die Abscheu darüber wahr. Mich selbst stört dieser Paradiesvogelaspekt an sich ja wenig. Mich stört, wie eine ideologische Gruppe, die ständig Respekt für sich einfordert, in dieser Szene offensichtlich eine Gruppe respektlos nachäfft und sich an deren Symbolik vergreift. Man kann viel am Christentum kritisieren, aber gleich allen Gläubigen in einem Weltwettbewerb deutlich machen, was man von ihrem Glauben hält und es jetzt ideologisch zu kapern, ist schlichtweg dummdreist. Egal, wer da die Idee zu hatte, wer das inszeniert und wer darin mitspielt.
Das nur am Rande. Mir ist sowieso das ganze Event wurscht. In der Vergangenheit war das mal anders gewesen, ich habe es geliebt, diese Wettbewerbe zu gucken. Aber unter den heutigen Rahmenbedingungen kann mir das gestohlen bleiben, der Geist von damals ist einfach nicht mehr da und wird auch noch politisiert. Warum sollte ich mir dann etwas antun, was mich in anderen Themenfeldern auch schon abschreckt, wenn nicht gar mich als Quasischuldigen hinzustellen? Irgendwo ist da noch ein bisschen persönlicher Stolz in mir, dass ich mir das nicht gefallen lassen muss.
Das müssten übrigens die Frauen im Boxsport auch nicht. Dass das IOC jetzt die körperliche Geschlechtertrennung aufhebt, ist wohl einer der Kipppunkte im Wokismus. Schon in anderen, körperbetonten Sportarten war die Vermischung von Frauen und biologischen Männern als gedachte Frau die Überschreitung der Obergrenze des Machbaren und des Respekts gegenüber Frauen und ihre höchsteigenen Defizite (für die sie nun mal nichts können). Manche sagen, das wäre mal die ideale Gelegenheit für „Männer“, Frauen zu verprügeln. Wenn sie jetzt noch in Umkleidekabinen Frauenkörper straffrei angucken dürfen und sonst Dinge tun dürfen, für die der Schutz von Frauen und darüber hinaus keine Rolle mehr spielen soll, dann gute Nacht, Marie.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass Frankreich schon so weit fortgeschritten ist im Wokismus, dass selbst Spiele wie diese so derbe auf identitätspolitischen Grundsätzen durchgeführt werden. Pappbetten, Fleischreduzierung, keine Klimaanlagen – das, was in Schulen schon Kontroversen verursacht, wird nun auch Athletinnen und Athleten abverlangt. Die Agenda wirkt überall hinein, und die Kritik ist nicht gerade dünn gesät. Du wirst auf Pappe schlafen und glücklich sein. Und bald wieder auf dem blanken Boden im Dickicht? Wenn es ja nur das wäre...
Übrigens - um beim Leitthema zu bleiben – fanden die Abendmahl-Geschichte manche „irgendwie witzig“. Was mich an eine Debatte um „woken Humor“ denken lässt, die hier und da mal aufgekeimt war. Allerdings ist mir das Thema noch zu diffus und wenig ins Ganze überführt, da man diesen Humor noch nicht besonders analysiert und benannt hat. Bisher nehmen wir das eher nur auf Standupbühnen wahr und wem sie satirisch was auf die Glocke geben. Was also genau macht woken „Humor“ aus?
Am Beispiel Abendmahl könnte man etliches ablesen – sei es die offensichtliche Nichtaffinität zum Christentum. Ich halte die Ausflüchte, man hätte griechische Mythen verballhornt, für unglaubwürdig. Das gehört aber zum Wesen des Wokismus – Ausflüchte suchen, wenn das Vorpreschen im Sinne der Agenda zu viel Kritik erfährt. Ich denke an die „Omasau“-Geschichte oder ZDF-Humorformate, die plötzlich ihre Kritik nur noch an Konservativen und unlinken Themen auslassen. Da hebt sich der Moralfinger, und da werden „Querdenker“ und ungeimpfte Kinder schon mal zu „Ratten“ (sicher kein lustiger Terminus mit einer Art Restrespekt für die Adressaten der Satire). Sie mögen vielleicht die satirischen Mittel anwenden, aber brauchen sie lediglich, um sich im Extremfall dahinter verstecken zu können – die letzte Ausfluchtsbastion für ihre Anliegen.
Lustig ist das nicht. Es ist eher eine Wesensbeschreibung, wie regelmäßig sie sich erdreisten, Dinge rauszuposaunen und zu provozieren, nur um Gegenreaktionen herauszukitzeln und es dann als „evident“ zu brandmarken. Die „Lustigkeit“ ist nur ein Katalysator für was vermeintlich Ernstes. Wer in diese Falle tappt und sich davon vereinnahmen lässt, dem wird dann auch völlig unlustig das Mikrofon entzogen, gemeldet, diffamiert, sozial zerstört. Wenn nicht gar Schlimmeres. Fast schon normal ist die emotionale, moralische Erpressung. „Willst du dafür verantwortlich sein, dass...?“ ist eine gern verwendete Frage, und die Antwort darf hier nicht „egal“ oder „ja“ lauten.
Nun ist mir gerade noch ein Aspekt im Wokismus deutlich geworden, der wahrscheinlich erst aufkam, weil viele als Gegenargument zur Rassismusfrage das „egal“ in den Ring warfen. „egal“ darf aber im Wokismus ebenso wenig sein wie deren Anti-Positionen. „egal“ ist für sie jetzt auch rechts, wenn auch nur in abgeschwächtem Maße. Was das genau heißt, hatte kürzlich Göring-Eckardt vorgemacht, als sie zur EM die Hautfarbe der Mannschaft thematisieren musste. Zu anderer Gelegenheit wurde das in einem Video noch mal konkretisiert – so dass „egal“ nun unter dem Label „Colorblindness“ geführt wird. Nun scheint es wohl so, dass man Rassismus nur bekämpfen würde, würde man die Hautfarbe ständig zum Thema machen. Doch ist das nicht per se schon rassistisch?
(Rhetorische Frage, natürlich ist es das)
Wir nähern uns also einem gelebten, umgekehrten Rassismus an. Das ist nicht nur zynisch zu sehen, und bestätigt mir in gewissem Maße, dass Realsatire die Königsdisziplin und gleichzeitig die bequemste Art von Humor gegen eine ideologische Strömung bedeutet. Sie fußt ja nicht auf den Ideen der Aufführenden, sondern wird ständig von den Adressaten geliefert. All die Widersprüche, die Doppelmoral, die Selbstüberhöhung – das kann sehr simpel bühnenreif präpariert werden. Zitieren reicht, und das Publikum johlt. Deswegen muss man diese Ideologie nicht wirklich bekämpfen oder ernst nehmen, man muss sie nur rezitieren, weil sie es gleichzeitig auch nicht schafft, ihre Absichten real und flächendeckend durchzusetzen.
Im Moment kann man das, zieht man die Kunst dafür heran, vor allem an gewissen Szenen aus „Das Leben des Brian“ verwenden. Auch dieser Film ist eine Verballhornung des Christentums, aber sicherlich nicht so simpel gestrickt wie die Abendmahl-Geschichte zu den Spielen. Kritiker ziehen sich auch massig Kultszenen aus dem Film und zeigen den aktuellen Wahnsinn damit auf, was den Film für sich betrachtet noch lustiger als sonst macht. Der ist gar noch vielschichtiger als gedacht, weil er vieles vorausnahm, was man heute real beobachtet. Die Loretta-Szene, die Steinigung, Brians Ansprache an seine Gefolgschaft, die Zufallssymbolik wie die verlorene Sandale zum Glaubenssymbol umdeutet. Auch die Widersprüchlichkeit des Kampfes der „Volksfront von Judäa“ ist ein wunderbares Abbild über die heutige, linkspolitische Strömung. Und das trage ich jetzt stolz als Statement mit mir, weil mir die Aussage mit einem schönen Design auf dem Shirt den Kauf und die Wartezeit wert war.
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Mutant77 (Mittwoch, 07 August 2024 09:15)
Was mich an solchen Abendmahl oder anderer christlicher Symbolik stört ist, das es eben christliche Symbolik ist.
Monthy Python machen sich lustig darüber, in dem sie die Absurdität oder auch die Verlogenheit oder Doppelmoral dahinter entlarven. Die Künstler bei der Eröffnungsfeier wären aber gerne ein Teil dieser Symbolik in dem sie ihre Kultur, Kleidung, Habitus auf diese Übertragen. Das ist aus jeder Perspektive Dumm und Unterwürfig. Es zeugt von einer Gläubigkeit bzw. einer Zustimmung einer Überhöhung von religiösen Figuren, bei gleichzeitigen negieren des Gefährlichen das dahinter steckt. Denn sie bieten die endgültige Erlösung und machen damit den Kampf und die Kritik an den tatsächlichen Zuständen unerheblich.
Aber ich habe da jede Hoffnung aufgeben, "die Mächtigen" haben Glaubensgrundsätze wieder so populär gemacht, das wir damit leben müssen und aufpassen müssen, nicht unter die Räder zu kommen. Häretiker, Ungläubige werden überall bekämpft und auch wenn heute nicht mehr der Scheiterhaufen und Mistgabeln drohen, aber die Masse ist immer noch die gleiche.
Polemicer (Donnerstag, 08 August 2024 06:54)
@Mutant77
Es ist ja wie in jeder Ideologie, und es ist egal, ob die Christentum oder Wokeness heißt. Alles hat seine Berechtigung, aber macht die Dosis das Gift - was dann auch heißt, wenn man aufhört, Kritik an sich selbst nicht mehr zuzulassen. Oder quasi invasorische Absichten hegt.