Manchmal ist für einen Artikel nicht förderlich, ihn um eine Blitzidee eines bekannten, veränderten Romantitels herum zu schreiben. Häufig muss man das Gedankenspiel auch noch erklären, und mit der Erklärung gerät der eigentliche Anlass mehr oder weniger unter die Räder.
Bei Frau Müller jedoch erlaube ich mir dieses Wagnis. Ann-Kathrin Müller vom ehemaligen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ist nämlich ein Symptom aktueller politischer Entwicklungen. Während ein Markus Lanz mal zur Abwechslung eine respektable Sendung ablieferte und für meine Begriffe im Wesentlichen die richtigen Fokuspunkte setzte, ist Frau Müller überhaupt nicht gewillt, entsprechende Schlüsse aus der EU-Wahl zu ziehen und zetert, jammert, wahnt/warnt und mahnt immer noch, was das Zeug hält. Das Zeug - das ist vielleicht zu viel Schnee in der Birne, eingesogen durch die Nasenlöcher. So langsam kann ich es mir nicht anders erklären.
Was liest man denn so über einen Koksrausch?
Ein Kokainrausch kann in drei Phasen eingeteilt werden:
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Beginnt der Rausch, kommt es unter anderem zu Euphorie, Erregung, Hyperaktivität, Geschwätzigkeit, erhöhter Aufmerksamkeit, gesteigerter Vitalität und Leistung, sozialer und sexueller Enthemmung, erhöhter Libido, Schlaflosigkeit etc.
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Nach den euphorischen Gefühlen treten Angst, Anspannung, Halluzinationen und paranoide Wahnvorstellungen auf.
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Beim abklingenden Rausch zeigen sich „Tiefs“ mit depressiven Tendenzen. Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit bis hin zu paranoiden Störungen und Selbstmord(-gedanken) kennzeichnen diese Phase unter anderem.
Ein Verhaltensabgleich passt mir wie die Faust auf´s Auge. Ein Erklärungsansatz, den ich jetzt als Gedankenspiel bemühe, weil man regelmäßig darüber erstaunt ist, wie man sich derart mit Ideologien vollsaugt und alles „Feindliche“ mit derartig parolisiert-polarisierenden Artikeln in Schreischrift anzugehen versucht. Das gilt im Übrigen für alle Seiten – vom „Spiegel“ der Neuzeit genauso wie dem Reichelt-Portal. Die Verhaltenseinstufungen sind vergleichbar, nur das Hamburger Magazin hält die Chimäre ihres früher hart erarbeiteten Status durch Times New Roman-Schriftsatz und bekanntes Rot-Orange-Layout noch aufrecht.
Der Spiegel ist demnach zur gegenpolitischen Krawallschachtel des Boulevardjournalismus verkommen und hat dazu einen journalistischen Nachwuchs um sich geschart, der aus der Volontariatsposition herausgewachsen ist. Der hat sich nachweislich mehrheitlich stramm links positioniert, unterscheidet sich aber in keinster Weise von BLÖD-Blättern oder NIUnSens. Bei letztem mögen wir uns bei bestimmten Themen noch bestätigt sehen, bei Kriegsthemen ist das Zweckbündnis aber auch schon wieder aufgelöst. Normalerweise müsste man alles zusammen durchackern, um ein breites Meinungsbild zu erreichen, doch wie will man sich dauerhaft etwas antun, das nur noch durch Gekeife und übergriffigen Aktivismus geschieht?
Wie gesagt: Es ist nur ein Gedankengang, eine konstruierte Sache. Man muss es ja leider heutzutage hervorheben, aber wenn gewisse Übereinstimmungen bei psychischen Dingen zutage treten, ist man geneigt, hirnbedingte Ausfallerscheinungen irgendwie erklärbar machen zu wollen. Ich will Frau Müller nicht unterstellen, dass sie sich sonst was in die Nase pfeift – noch schlimmer, dass sie es nicht täte, wenn man ihre Artikel oder Tweets liest. Man kann und muss einem Großteil der Spiegel-Belegschaft allerdings dieselbe Vordiagnose stellen, sei es Sascha Lobo, den Lumpenjournalisten, Fingerwedler Blome oder den „Kognitionsverdreher“ Christian Stöcker. Sie alle haben in dem Gedankenkonstrukt ein Gespür für Schnee, sei es in einer Allegorie zu Koks oder in der Version einer verkopften, kulturfremdelnden Figur, die Frau Smilla eben ist.
Als ich damals, unter dem Eindruck von Flüchtlingskrise 2015 und der Krim-Sache ein Jahr zuvor einen Interesseschub in Sachen Politik durchmachte, stand ich vor der Wahl, welchen Medien ich mein größtes Vertrauen aussprechen sollte. Damals dachte ich, dass man beim Spiegel gut aufgehoben wäre, selbst nach ihrer unsäglichen und damals schon Leser spaltende „Stoppt Putin jetzt!“-Kampagne. Las man sich bei ihnen in andere Themen ein, klang das recht vernünftig, was man da zu Papier brachte. In der Kolumnenecke ein Dreigespann, das durchaus kontrovers im Wochenwechsel ihre Meinung wiedergab. Augstein, Feldenkirchen, Fleischhauer. Heute ist davon nur noch Markus Feldenkirchen übrig geblieben – also jener, den ich damals als den moderatesten der Kolumnisten wahrgenommen hatte. Heute: keine Spur mehr von dieser Vernunft. Grünen-Huldigung (Habeck-Story), Interviews in der Lauterbach-Wohlfühlblase und Framing, bis der Arzt kommt. Früher schienen wohl die Kollegen seine innere Überzeugungen im Zaum gehalten zu haben, heute steht er konkurrenzlos da und kann jetzt mit der neuen Belegschaft vogelfrei agitieren. Entweder das, oder ein ominöser Blitzschlag hat ihm das Hirn auf links gedreht.
Diese Entwicklung passt wunderbar zum Zeitgeist. Der ist geprägt vom Bedienen einer Bourgeoisie, mit den üblich gewordenen Statuten und Lifestylethemen, in der die Selbstoptimierungsartikel für die planlose, antriebslose und wohlstandsverwahrloste Generation Z einen ähnlichem Stil folgen wie politische Reizthemen. „Storytelling“ nennt man das ja heute, was schon verzerrend genug ist, sich Einzelpersonen als Aufhänger für allgemeingültige Dinge herauszufischen. Heute noch wird der Stil geprägt, der dem Magazin fast den Boden unter den Füßen weggerissen hatte. Ein Claas Relotius war der beste Beweis dafür, dass „Storytelling“ in faktenbasierten Inhalten dazu taugt, rhetorische Übertreibungen zu beflügeln oder eben gleich reiner Fiktion zur preisverdächtigen Selbstprofilierung folgt.
Neben Zeitgeisterei wirkt das Magazin heute auf mich wie die Butlerkolumne für das Gutbürgertum und bietet so auch kaum noch etwas, was mich an sie binden könnte. Ein bisschen journalistisch sind sie noch zugange, aber die Artikel müsste man sich jeden Tag aufwändig herausfischen. Alles andere ist nur Hipster-Service, der so klingt, als hätten die Redakteure ihre eigenen Erfahrungen in der Studi-Bubble ganz aufregend gefunden und müssten das jetzt der Welt groß verkünden wie die Entdeckung neuer Weltwunder.
Mit dem „Storytelling“ schwingt in dieser Konsequenz auch viel Drama mit. Emotionen zu vermitteln muss heute. Und mich nervt das. Wenn ich einen Film schaue oder einen Roman lese, ist das ja zielführend, aber wenn das den Journalismus übernimmt, bin ich stark auf Abneigung gepolt. Das zusammengenommen mit der Missinterpretation politischen und gesellschaftlichen Alltagsgeschäftes macht eine Mischung, in der der Ton in der Musik von an meinen Gehörgängen sägenden Blockflötengefiepse geprägt ist.
Frau Müllers AfD-inität tut dazu ihr Übriges. Da hat die Platte schon lange einen Sprung, den sie vor allem auf X als Ohrwurm präsentiert. Besessen scheint sie von der AfD und Rechtsruckgedöns, verhält sich ganz Antifa-mäßig in Kopfgeldjäger-Manier und markiert alle, die ihr ins Fadenkreuz laufen. Und genau da hakt´s gewaltig in diesem Dilemma „guter“ Absichten und der Rechtsparanoia, in der man sich einen Elefanten durch ein Mikroskop betrachtet und will mal wieder Rääächte ausgemacht haben. Man kann also behaupten, Frau Müller und ähnlich Draufene sind der verlängerte Arm der Antifa in die Mainstream-Redaktionen.
Wenn sie nur mal die Legitimation hätten, ihre Behauptungen zu stützen. Aber wie oft sind schon „Enthüllungen“ wieder versandet, weil man Aussagen, die nie getroffen wurden (Deportation), einfach mal dem Feind andichtet? Warum werden alle zu Naziverstehern geframt, nur weil sie zufällig neben einem hergelaufen sind? Das Problem der Neo-Antifa ist hausgemacht. Wie hatte sich etwa der Volksverpetzer damals aufgestellt? Richtig, indem er waschechte Neonazis in seinen Artikeln dokumentierte. Was sie heute so treiben, wissen Sie ja bereits: Jammern, schleimen, jammern, die AfD ohne Beweise anklagen, jammern, Frau Müller gut finden, jammern, im ZDF auftreten, jammern, usw. …
So nehme ich mittlerweile alle neo-(anti)faschistischen Neonfrisur:inn:en wahr. Früher die richtigen Leute im Visier gehabt, heute weinerlich bis Kalkutta oder die besseren Nazis als die Nazis von heute, die sehr wohl verstanden haben, sich taktisch zurückzuziehen und als eine Art codiertes Bündnis schlechtere Ziele abzugeben. Da kann man sich schnell verzetteln, wenn man einfach zu blöd ist, die Nazijagd auf der großen Politbühne so plump anzuwenden. Dazu jetzt von „Demokratie“ zu schwafeln, trägt nur dieses zutage: Erstens gehen ihnen die Argumente aus, zweitens wollen sie von ihrem eigenen Eifer ablenken, drittens verharmlosen sie Naziverbrechen und viertens sind Studentierende von heute so gebildet wie ein Eimer Wasser. Kippen Sie da mal Farbe rein, Sie werden die Flüssigkeit nie wieder farblos bekommen.
Genauso verhält es sich, wenn man in den Schnee pisst. Lässt sich auch nicht mehr rauswaschen. Deswegen wird man Frau Müller wohl auch nicht mehr von ihrem Irrweg abbringen können, außer sie irgendwie öffentlich irrelevant zu machen und mit der Schaufel wegschippen, sollte man ein Problem mit Uringelb im Kristallweiß haben. Soll sie eben - wenn sie es denn tut – ihre Lines ziehen, in ihrer aktivistischen Euphorie schwelgen und Borderline-mäßig stark abbauen. Ich habe jedenfalls keinen Bedarf (mehr) daran, den „Spiegel“ der Neuzeit in jene alten Bahnen zu lenken, als er noch lesbar war. Das muss ihm schon selbst auffallen, würde er sich nur nicht ständig mit seiner linksliberal-gutbürgerlichen Neuausrichtung mit etlichen Special-Interest-Magazinen selbst beweihräuchern.
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Holger (Samstag, 22 Juni 2024 11:04)
Den Spiegel habe ich damals aufgehört zu lesen, kurz nachdem Gerhard Schröder und die Rot-Grüne Kriegs- und Asozialenregierung ausgetauscht worden ist.
Nach dem lesen des Buches "Meinungsmache" von Albrecht Müller ist mir aufgegangen, wie unglaublich verlogen und manipulativ die Medien sind. Schon damals haben sich die "seriösen" Nachrichtenblätter für Meinungsmache und Propaganda hergegeben. (In diesem Fall ging es um die Rente und die Privatrenten.) Die Enttäuschung darüber, von diesen vorher als so vertrauenswürdig eingeschätzten Medien so dermaßen verarscht worden zu sein, hat ein stabiles Misstrauen und eine tiefe Abneigung gegenüber angeblich "seriösen" Zeitungen wachsen lassen.
Der Spiegel galt für mich bis dahin als zuverlässige Informationsquelle, da schon mein Vater den gelesen und angepriesen hatte. Aber der Spiegel hat sich als genauso tiefenverlogen und verräterisch entpuppt, wie seinerzeit die SPD (die von meinem Vater als Arbeiterpartei angepriesen wurde...).
Wenn in solchen Blättern (oder heute eher "sites", Papier geht ja kaum noch) von Antifaschismus die Rede ist, finde ich den Begriff unpassend. Etwas stört daran.
Mal schauen, ob ich es verständlich herüberbringen kann: "Anti" steht für "gegen". Also steht Antifaschismus für "gegen den Faschismus".
Ein Faschist vor dem Spiegel hebt den rechten Arm. Das Spiegelbild hebt aber den linken Arm. Und doch ist das Abbild die selbe Person.
Unsere Regierung, der Rundfunk und die Presse benutzen die selben Methoden wie die Faschisten von damals: Opposition und gegenteilige Meinungen kriminalisieren und/oder verteufeln. Mediale Gleichschaltung. Kaum verhohlene Personenkulte. Versteckte Finanzierung und Billigung einer paramilitärischen Kampforganisation - der Antifa. Ideologisierung schon von Kindern. Gesinnungsjustiz. Überwachung durch einen Inlandsgeheimdienst. Schaffung von Denunziationsstellen. Einteilung der Bevölkerung in Gut und Schlecht. Und eine Polizei, die auf ihre eigenen Bürger gehetzt wird.
Das alles angeblich "gegen den Faschismus".
Aber es ist nicht gegen den Faschismus. Was uns präsentiert wird, ist nur das Abbild im Spiegel. Das uns präsentierte Abbild hebt den linken, statt den rechten Arm. Als treffendere Bezeichnung für die Tätigkeiten unserer Regierung und der Medien würde ich also den Begriff "Spiegelfaschismus" ansehen.
Tut mir leid, habe meine Gedanken galoppieren gelassen...
Polemicer (Sonntag, 23 Juni 2024 06:05)
@Holger
Deinen Galopp habe ich als guten Ideenansatz begriffen. Das Magazin ist gerade mit seiner Reichweite als gefährlich einzustufen, wenn es nur die Spiegelbilder als Wahrheit verkauft. Was ja für sich betrachtet keine Verzerrung ist, aber wenn der Spiegel eine gekrümmte Fläche hat, sieht man darin fetter oder dünner aus als in der Realität. Das kann man als verminderte Qualität betrachten oder absichtlich (wie etwa in Modehäusern, als Psychotrick) eingesetzt.
Was reitet aber solche Schreiberlinge? Innere Überzeugung? Klickgeilheit? Selbstprofilierung?
Letzteres erscheint mir noch am dichtesten. Man nehme die Autoindustrie als Beispiel. In diesem Transformationsvorhaben haben sich alle an den Umbau gewagt, weil man den Anschluss an die Politik nicht verlieren wollte. Hängt sich Regenbogenfahnen vor die Firmenzentrale und produziert E-Autos, redet der Politik nach dem Mund. Jetzt ist außer Audi öffentlich niemand mehr davon überzeugt, dass die Sparte bald dominiert und den Verbrenner ablöst. Zumindest kurz- bis mittelfristig. Die Regenbogenfahnen sind auch schnell wieder in der Schublade verschwunden.
Die Medien "ordnen" das ständig ein, nehmen die Aussagen vom Audi-Chef dann auch als eigene-Meinung-Verstärker. Die Antifa ist für mich ideologisch betrachtet ein Witz geworden. In ihrer Kampfeslust, die Ideologie durchzusetzen, ist sie - wie du richtig sagst - grenzwertig radikal geworden. Wirf ihnen Staatsgelder in den Rachen, und schon gerät man unter Zugzwang, dem Rechnung zu tragen. Wie das rhetorisch ausartet, haben wir spätestens seit Corona erfahren. Die klatschen jetzt völlig empathisch und tolerant den Schäferhunden Beifall, die sich in Demonstrantenarmen verbeißen. Dem Polizisten in Mannheim haben sie auch schon einen Höllenspaß beim Beelzebub gewünscht. Und Spiegel und Co. verhalten sich dabei ganz kaufmännisch - sie schweigen und stimmen damit zu. Frau Müller dito. Und sie tut in ihren Artikeln das, was wir von den Linken heute ständig beobachten: Behaupten, Fragen stehen lassen, Dinge im Konjunktiv verbreiten und somit ihren ideologischen Freunden und Freundinnen das Futter für noch mehr Agitation liefern.
Was die antreibt, hat man zu lange zu unwidersprochen durchgehen lassen. Jetzt kommt allerdings der große Rechtsruck, weil auch die Jungen kapiert haben, dass da was stinkt. Mir ist das, im Gegensatz zu dir, erst etwas später aufgegangen, aber da war Relotius der dicke Elefant im Raum, was auch schon vorher teils durchsickerte. Betrachtet man sich das etwas abstrakter, hat der Spiegel sich klammheimlich opportunistisch aufgestellt. Zu Schröder-Zeiten dem Neoliberalismus gehuldigt, heute hängen sie sich ebenso Regenbogenfahnen vor´s Haus. Noch schlimmer, wenn sie das nicht tun, aber so denken.