Schon im Vorgänger musste man schnell von der Hoffnung Abstand nehmen, die Nolan-Philosophie der Filmtrilogie auch in den Spielen wiederzufinden. Das konnte man mit einer Spielwelt verkraften, die einem Abenteuerspielplatz glich – außerdem befand man sich damals noch in einer Probierphase, in der die Prügelmechanik wie auch die Riddler-Trophäensuche um 2009 rum ausreichte, die Spielerschaft bei der Stange zu halten.
Wie also liebgewonnenen Spielinhalt verbessern, ohne ihn völlig umzukrempeln? „Arkham City“ als der logische Nachfolger wirkt auf mich fast überambitioniert, aber auch durchdacht genug, um mich als Daddler nicht vollständig zu überfordern. Die Grundzutaten – also Prügeln oder Riddleraufgaben – bleiben mir erhalten, aufgestockt wurde aber dazu noch ordentlich. Schon die Hauptgeschichte spielt sich nun abwechslungsreicher und besteht nicht nur aus auszuknockenden Gegnergrüppchen und rudimentär-strategischen Bosskämpfen. Jede der noch zusätzlich auftretenden Bösewichte haben so ihre Auftritte und Herangehensweisen, die nicht nur durch Ausweich- und Schusstiming zu erledigen sind. Ein bisschen mehr Grips braucht es jetzt schon, Umgebung und Gadgets spielen jetzt überhaupt eine Rolle, um „neue“ Schurken wie den Pinguin oder Mr. Freeze zu überwältigen.
Das Spiel krankt also nicht am Umfang und bei den Ideen. Auch wenn die Story immer noch nicht Oscar-reif ist, versuchte sich Rocksteady an üppigeren, mehrstrangigen Erzählungen – so ist Joker krank geworden, Dr. Strange dagegen der weitaus gefährlichere Gegenpart. Man wird mit einem Großteil an Guten und Bösen regelrecht zugeschmissen, dass niemand so wirklich herausstechen mag. Hier wäre weniger mehr gewesen; dafür kann man jetzt auch Abschnitte als Catwoman oder Robin zocken. Vor allem die Katzenfrau macht diebischen Spaß, weil man ihr ein eigenes Bewegungs- und Kampfrepertoire spendierte, Robin muss sich hingegen mit Bats Leihgabe und einem eigenen Schutzschild begnügen. Zu Nightwing als weiteren Sidekick kann ich keine Einschätzung abgeben, weil ich nach etwa 80 Spielstunden dann doch genug davon hatte.
Sie werden nämlich stadtweit so dermaßen viel zu tun bekommen, dass es fast schon langweilig werden kann. Die Gesamtzahl der Riddlertrophäen wurde von 240 auf 400 aufgestockt, dazu spielen die sich mit Batmans neuen Möglichkeiten, sich fortzubewegen, vielseitiger. Vereinzelt muss man gar eine Geisel befreien und sich durch mit Fallen gespickten „Arenen“ durchackern. Die Katzendame darf dann auch noch ran, und als wäre das nicht genug, kann man für ein paar Goodies überall in der Stadt verteilt Luftballons platzen lassen, Kameras zerdeppern, den Massenmörder Viktor Zsasz in einem mehrteiligen Minispiel aufstöbern... und so weiter und so fort...
Das mit der Langeweile war schon als Scherz gedacht. Das Spiel weiß schon, wie man Leute an sich bindet, der innere Drang, Aufgaben vollständig zu erledigen verfängt von der ersten Minute an. Dazu sieht es noch schick aus, klatscht wieder so schön, wenn man sich prügelt. Die Technik ist so ziemlich das einzige, was man nicht besonders verändert bzw. aufgepustet hat – mehr brauchte es aber auch nicht, wenn schon der Vorgänger so gut funktionierte und aussah, dass eher der Weltenbau Aufwand bedeutete. Immerhin ist die City fünf Mal so groß wie noch die Gefängnisinsel.
Mehr vom Gleichen kann also etwas Gutes bedeuten – in der Batman-Reihe von Rocksteady konnte das Sequel diesen Eindruck bestätigen. Allerdings brauchte ich danach erst mal eine Spielpause, denn stehen noch zwei weitere Teile an, für die man bei der Fülle erst mal etwas Abstand braucht. Man muss schon sehr Batman-vernerded sein, um nicht nach den ersten beiden Teilen etwas übersättigt zu sein.
Wertung: 9 von 10
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