Wie hart das Vietnam-Trauma eine Nation erschütterte, ließ sich gut und gerne im Kino der 80er Jahre ablesen. Die lange aufrecht erhaltene, militärpatriotische Überzeichnung im tief verwurzelten Bewusstsein der USA hatte in der Zeit durchaus tiefe Risse erfahren, was im amerikanischen Film recht kreative Ausmaße annahm.
Nun ist „Predator“ eine halbe Spielfilmlänge eine comichaft überzeichnete Werbebroschüre für Waffengewalt und militärische Spezialeinheiten, doch würde das dem Gesamtprodukt nicht gerecht werden, rechnet man noch einen außerirdischen Dschungeljäger hinzu, der den Heldenstatus brutal zerfetzt. Will man den Film in wenigen Worten beschreiben, ist es eben keine heroisierende„Rambo“-Parabel ab Teil 2, sondern eher eine blutige Safari in komplementärer Grün- und Rotfärbung und legt eine unleugbare Verletzlichkeit des Menschen offen.
Denn sind auch Soldaten wie ordentlich bewaffnete Söldner keine Allmachtswesen, die im dichten Dschungel zum harmlosen Zeitvertreib Gegner dezimieren und dann bequem am nächsten Tag zuhause zur Grillparty laden. „Predator“ macht sich durchaus das durch „Alien“ berüchtigte Konzept der örtlichen Ausweglosigkeit zu eigen. Statt eines Raumfrachters im interstellaren Raum kommt die Gefahr aus dem All nun auf die Erde und dazu noch in unwegsamen wie gefährlichen Urwald. Dazu gereichten nur wenige Dialogzeilen, der Geschichte eine Subebene der zur Beute degradierten Spezies Mensch hinzuzufügen, wie es schon dem Xenomorph auf der „Nostromo“ gelang.
Das ist übelst brachial inszeniert und selbst im sich in der Gewaltdarstellung der 80er von der Leine gelassenen US-Filmindustrie ein Meilenstein. Trotzdem hebt es sich motivisch vom Splattergenre ab, in der die zweckmäßige Gewalt Einzug gehalten hatte. Daran hatte der durchaus streitbare Regisseur John McTiernan seinen Anteil, der eine andere Machart als andere Werbefilmkollegen anwandte. Weniger zeitgeiststilisiert mit den damaligen Synthesizerklängen, eher authentisch gefilmt wie orchestral vertont und deswegen weit besser greif- und nachvollziehbar für die Zuschauer. McTiernan setzte nur ein Jahr später mit „Stirb langsam“ eine weitere Wegmarke intelligenten Actionskinos, wieder mit einer Story im örtlich begrenzten Wirkuniversum unterlegt.
Es wäre auch zu billig zu behaupten, dass ein einstiger Actionstar wie Arnold Schwarzenegger in „Predator“ nur wieder das Klischee des aus der Hüfte ballernden Weltenretters bestätigen würde. Das mag in anderen Arnie-Streifen wie „Phantomkommando“ oder „Running Man“ noch so gewesen sein, der Muskelkult versiegt aber im Urwald am 2,20-Meter-Hünen outer space recht deutlich. Das macht den Film viel authentischer als eine karikaturistische Muckischau, in der Arnie quasi im Alleingang einen Inselstaat von einer drohenden Schreckensherrschaft befreit. Doch hier vom unzerstörbaren „Terminator“ zur fast hilflosen Sarah Connor wird, der sich nur noch - in dieser säuberlich gezeichneten Ausweglosigkeit - mit einen simplen Tritt gegen einen Stock statt allen Waffen der Welt zu wehren weiß.
Der Film ist demnach halb Klischee, halb nicht, und mit seiner rohen Präsentation immer noch das Maß aller Dinge brutalen Actionkinos mit SciFi-Einschlag, der trotz allem nicht zu dick aufträgt. Das will schon was heißen, wenn der Jäger vom Planeten Kurpfalz einfliegt. „Predator“ ist demnach keine Glorifizierung von Waffen, Gewalt und Krieg, sondern das schlechte Gewissen einer Vietnam-Ära, auch noch von der einzigen Frau im Ensemble auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht – was durchaus motivische Parallelen zu heute sichtbar macht, an was es in neuerlichen Kriegstüchtigkeitsdebatten fehlt. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Aussage des Klassikers am Schauwert brutaler Szenen untergehen dürfte.
Wertung: 8,5 von 10
Bildquelle: Disney/20th Century Fox
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