Kaum ratterte ich im Affentempo einen Artikel in den Blog, treibt die Dynamik des Hufeisens schon wieder neue Blüten. Die Schnelllebigkeit des Informationszeitalters macht keinen Halt vor rein menschlichem Unvermögen, noch schneller reagieren zu können – schon hat ein Artikel von vor ein paar Tagen teils keine Aussagekraft mehr.
Mit den RKI-Protokollen wurde mal wieder etwas ziemlich Besonderes aus dem Boden gestampft. Neuer heißer Scheiß für die eigene Aufregeritis, egal wie man das interpretieren mag. Wo ich in dieser Sache stehe, habe ich schon öfter erwähnt, was man als „abgeschlossenes Weltbild“ deuten kann, wirkt der kürzliche Coup doch wie ein heiß ersehntes Sequel zu einer Filmperle mit offenem Ende. Man hat sich schon damit abgefunden, dass die Story so mitreißend war, dass ein Open End vielleicht sogar ins Konzept des Drehbuch passt und man damit ein Thema für die Ewigkeit erschaffte.
Konkret geht es um meine „lieben Freunde“ vom Volksverpest...petzer (danke an Cetzer für den Kreativarschtritt), der just nach meinem Artikel ihren eigenen raushaute. Wer sich deren Gesülze jetzt nicht antun will, dem mag ich nur kurz die Aussage des Textes komprimieren: RKI über jeden Zweifel erhaben, der Tagesschau-Faktenfinder hat recht, ZDF muss sich mal ganz schnell korrigieren (der VVP weiß es natürlich besser), sonst rechts-rechts-Nazi-Putin-Querfront-infiltriert, Lauterbach ist immer noch unantastbar, die rechten, verschwörungsideologischen Querdenker... soll ich weitermachen?
Eigentlich bestätigt es nur meine Sicht auf die pseudolinksideologische Erstarrung. Es ist mir auch noch eine nachträgliche Erwähnung wert, weil es weiter wunderbar dokumentiert, wie man sich durch Zahlenschieberei und Deutungskämpfe alles rechtfertigen will, was unsere repressive Pandemiepolitik so angerichtet hat. Mit dem Framing und dem Mikrowellenfraß aufgewärmter Hasslabels sowie der Falschdeutung eines Blogs als „rechts“ hat man sich quasi selbst als gedanklich paralysierte Wahnverirrte verraten, die anno 2024 schon lange nicht mehr die Deutungshoheit für sich beanspruchen konnten als noch 2021, wo man sich noch ungehindert in Prophezeihungen flüchten konnte, die die schweigende Mehrheit noch für voll genommen hatte.
Wer nach heutiger Aufstellung noch mit der „Rechts“-Etikettierung punkten will, um eine Distanz zu konstruieren, hat den Schuss im Zusammenhang aktueller Spaltungssituationen nicht gehört – aber beim VVP darf man auch nicht erwarten, sich da gedanklich weiterentwickelt zu haben. Zum Glück hatte ich mich ja auch selbst eingehegt, als ich schrieb: „Mal abwarten[...]“. Zack!, und da isser auch schon, der Rundumschlag der Chefpetze, der zwar schon vor längerem meinte, die Schnauze voll zu haben. Nicht voll genug, wie es scheint.
Ich mag Laschi und Co. jetzt nicht noch mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, außer die explizite Erwähnung des letzten Abschnitts als Beleg für deren kalkulierte Missdeutung gewisser Erzürnungen im Kritikerlager. Da wird die Opferstilisierung wieder mal so betrieben, dass ein Jonas Schaible die harsch formulierte Mail an ihn veröffentlicht. Der VVP macht daraus gleich eine Morddrohung, obwohl in dem Tweet/Screenshot nichts davon steht. Stellvertretend für die Deutungsextremisierung, die er immer wieder betreibt, um dieser unliebigen „Querfront“ Umsturz- und Lynchjustizabsichten zu unterstellen, auch wenn die nicht konkret drinsteht. Da steht „nur“ was von Tribunal und Gerichten und Urteilen. Aber egal, die Faktenvolksverdreher machen daraus halt mal Mordfantasien. Deswegen ist der Rest des Textes darüber völlig irrelevant, weil der sich ja nur auf Pflanzen-Pascal sowie Jonassis (ergo Spiegel) bezieht und so keinerlei Unrechtsverständnis aufweist.
Ich betrachte das eher als alles Inkludierend: Corona und die Krisenthemen, die aus dem Mainstream ein wahngetriebenes Katastrophismuskollektiv hat werden lassen. Gleichzeitig aber alles banalisiert und normalisiert, was ihnen eventuell auf die Füße fallen könnte, und da wären wir wieder im Kulturkampfkosmos angekommen, wo sich zwei Lager die Köpfe einschlagen und immer noch um Gunst der breiten Zwischenschicht buhlen. In diesem Zwiespalt passte mir auch die Reminiszenz an den Titel des berühmten Theaterstücks „Endstation Sehnsucht“, der sich heute nur in anderer Form mit dem Clash zweier Wertesysteme befasst. Den Schwärzungsbalken hat die eine Seite vor dem Gesicht, wobei ich die Linksidentitären mehr in der Figur von Stanley wiederfinde, auch wenn Blanche hier die Funktion der Rebellin inne hat. Nur: Rebellen sind die „Linken“ heute bekanntlich nicht mehr.
Die Schwärzungen sind in dieser Allegorie konkret nur die letzte Barriere des Selbstschutzes. Dass das jetzt so hohe Wellen schlägt und sich sogar Lauterbach darum kümmern will, deute ich eher als einen Christoph Daum-Moment und seinem irrigen Koksvorstoß. Zwar wird behauptet, dass in gewissen Passagen der Risikoeinschätzung des RKI ein geschwärzter Name nur ein RKI-Mitarbeiter sein kann - aber was wäre, wenn die Entschwärzung doch jemand anderen aufdeckt? Wenn die Strategie der jetzigen Vereinnahmung der Aufarbeitung darin bestünde, die Leute von dem Aspekt wegzufokussieren, wie das Daum damals wohl auch beabsichtigt haben dürfte, dürfte das bei der abschließenden Aufdeckung völlig nach hinten losgehen, wenn es jede(r) andere als ein RKI-Mensch wäre.
Das ist allerdings nur die Erbsenzählerei in diesem Komplex des Kulturkampfes. Me, myself and i sieht das eher breiter gefasst, was sicher ein Gedankenspagat sondergleichen sein dürfte, aber für mich schlüssig macht, wie eine Entwicklung im Ursache-Wirkung-Prinzip mit Heutigem und dem Damaligen zusammengenommen erklärbar ist. Genauer gesagt, dass die höherwertige, skandalöse und schon lange nicht mehr mehrheitlich akzeptierte Intervention eines „Demokratiefördergesetzes“ im Zusammenhang mit den Corona-Jahren eine Verselbstständigung paranoider Psychosen bedeutet. Dem wiederum ist der Wokismus übergeordnet, der die Politisierung aller Lebensbereiche betreibt und diese autoritär in „gut“ und „schlecht“ einteilt. Was dann letztlich nur weiteren „Zoores“ (pfälzisch für Streit) bedeutet.
Ich will ja „links“ nach heutiger Zeitrechnung nicht völlig schlechtreden, aber liefern sie uns ja keine Ankerpunkte, ihr Handlungsmuster als gut oder akzeptabel zu sehen. Von „Wir impfen euch alle!“ zum Anzeigenhauptmeister ist es offenbar nicht weit, und bald werden aus Einzelfällen Routinevorfälle, zumindest beim Canceln, was es ja nicht geben soll. Die Ausweisung alles „Rechten“ und Traditionalistischen und der Widerspruch durch eigene Machtplatzierungen wird nie wirklich aufgelöst werden, solange man keine Neutralität oder eben rechts als legitime Position mehr akzeptiert. Und so sind Schwärzungen im RKI-Dossier eine letzte Bastion eines Corona-Jahres in (pseudo)linker Hand, die – wenn tatsächlich weggeklagt – eine Lawine lostreten und die Schnelllebigkeit des aktuellen Zustands in neue, schwindelerregende Höhen treiben könnte.
Denn: Vielleicht ist das Dossier nicht nur bezüglich Corona eine Wegmarke im Untergang eines Narrativs, sondern gleich des gesamten Ideologiespektrums, das sich bisher bei jedem Thema zu einer Gut/Schlecht-Zeichnung genötigt fühlte und mit der Gleichmachung von banal bis wichtig alles zusammen in den Abgrund reißt. Nötig wäre es für meine Begriffe mal, bevor die Schwindsucht uns mit Karacho gegen die Wand schleudert und eine Katastrophe wie im Theaterstück herbeiführt. Sehnsüchte werden jedenfalls nicht erfüllt sein, soviel muss man sich klar machen.
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Publicviewer (Sonntag, 07 April 2024 03:29)
Die RKI-Files sind doch nur die Bestätigung dessen, was ein intelligenter Zeitgenosse schon vor sage und schreibe 4 Jahren sowieso wußte und wie in meinem Fall auch propagiert hat.