Wir in unserer Bubble von Kleinbloggersdorf sollten uns allmählich die Texteinblendung „Dauersatireblog“ anhängen. Dazu braucht es keine kreativen Schübe mehr, uns Witze auszudenken und die wortkreativ einzutippen – man beschreibt nur noch, was gerade so in der Welt passiert und hat die lautesten Lacher auf seiner Seite. Das reicht vom Starkomiker Habeck bis zu bitterbösem Humor einer „Oma Courage“, die in anderer Form in den Film „Idiocracy“ gepasst hätte. „Sanfte Grüße“ also an Sie alle. Was sind Ihre Extreme?
Gerade im letzten Blog schwadroniere ich noch über „Meldemuschis“. Als Symbolfigur des quasi hauptberuflichen Anschwärzers wird Niclas bundesweit ein Thema, auch wie ich mein moralisches Dilemma damit durchmache. Kaum gewährt man ihm die mediale Aufmerksamkeit, wird er auch schon krankenhausreif geprügelt. Ich zucke dann zu meiner Überraschung nur die Schultern statt zusammen. Gedanken: Gewalt ist doof, aber ich lebe auch mit dem Umstand, dass irgendwer aus der diffusen, politischen Gegenfront, getriggert von seinem Treiben, Gewalt anwendet. Und seufze vor mich hin, sage mir wieder: „Sowas kommt von sowas.“.
Man hört und liest, bei Niclas würde Autismus eine Rolle spielen. Gut möglich, aber sind Autisten nach den Prügeln allgemein so uneinsichtig wie er das jetzt als Reaktion so verkünden darf? Dass sie in ihren selbstgewählten Aufgaben geradezu gespenstisch detailversessen sein können, ist mir grob bewusst. Oder haben ihm RTL (woke as fuck) das eher souffliert, weil sie es auch noch vorbehaltlos unterstützen, was er tut? Ernsthafte Frage, kenne mich da nicht aus und hatte immer angenommen, dass Autisten als Stressreaktion schon selbst die Geprügelte-Hund-Nummer abziehen würden und danach erst mal sehr zurückgezogen blieben.
Zu RTL habe ich eher eine (starke) Meinung: Rotzsender mit Rotznachrichten. Bei ihren Newssendungen wie die Öffis, nur ohne diesen Pseudoseriösfilter. Wenn das „Informationsvermittlung und -beschaffung“ sein soll, dann wunderst du dich nicht, wenn Leute balla-balla auf FFF- und Gegen-rechts-Demos gehen wollen. Auf „RTL aktuell“ bekommst du einen Crashkurs in Sachen Gehirneinlauf – es ist die BILD-Zeitung für Woke geworden. Ich will das kurz loswerden, weil ich nach Jahren mal wieder dazu genötigt wurde, mir solch eine Sendung anzutun. Unerträglich. Kann mal bitte wieder Milena Preradovic übernehmen? Ach nee, die ist ja jetzt alles, nur nicht anständig und tragbar, ist abgedriftet und von Putin rechts gemacht worden. Für mich nur wieder der schlagende Beweis, dass starke Frauen woken Traumtänzer:inne:n (vielleicht Autist:inn:en?) ein Dorn im Auge sind, weil sie machen, was Wokies immer nur plakatieren. Selbstbestimmt sein wäre da ein Anfang.
Und so haben wir in dieser Latte von Widersprüchen einen zusätzlichen vor Augen. Das gereicht mal wieder zur Satire, nicht nur in der Konstellation an sich, sondern ständig, durch Sprechen und Handeln automatisch ironisch-satirisch. Im angemerkten Fall redet man etwa von Gleichstellung und Selbstbestimmung. Sind aber Frauen tatsächlich gleich und selbstbestimmt, werden sie aus der woken Blase heraus massiv angegangen. Beispiele? Gibt viele. Milena Preradovic erwähnte ich schon, Sahra Wagenknecht wäre eine weitere, Tamara Wernli fällt mir da weiter ein. Ich würde sogar Mai Thi oder Carolin Kebekus dazuzählen, die aber im Öffi-Mattscheibendienst mittlerweile so derart hirngespülten Kram von sich geben, dass sie in zweiter Betrachtung nicht wirklich selbstbestimmend rüberkommen. Man muss sich nur kurz ins Gedächtnis zurückrufen, wie beide gemeinsam zu Corona-Zeiten völlig schmerzfrei auf der Bühne rumhampelten. Und das nicht mal auf RTL, wo Fremdschämen mittlerweile Hauptingredienz ist...
Menschen mit großer Klappe kann ich sowieso nicht ab. Bei solchen ist es sehr wahrscheinlich, dass viel Gerede nicht zu entsprechendem Handeln führt. Oder man kann davon ausgehen, dass Ideen im Kopf herumspuken und der Weg dahin gar nicht vorgezeichnet ist. So nach dem Motto: „Ich will das machen/haben, aber ich weiß nicht wie.“. Also labern sie ihre Umwelt voll, machen es zum Thema für alle. Vielleicht sogar mit der Absicht, die eigene Unfähigkeit zum Handeln auf die abzuwälzen, die stumm bleiben. Macher sind keine solchen Showtypen. Sie machen. Und wenn man das als Labertasche weiß, muss man ja nur Ideen setzen – die Umsetzung verbleibt bei den Machern, die weniger idealistisch sind. Ich habe Mordsrespekt vor Leuten, die im realistischen Maße alles können. Sowas wie Schreiner, die ein besonderes Möbelstück schaffen wollen und dann auch können. Das beginnt mit einer Idee, dann mit Bildung und Ausbildung, anschließend geht es an Planung und Umsetzung – in Personalunion.
Die Maulhelden der Neuzeit können das kaum vorweisen. Entweder haben sie mal über etwas drübergelesen oder sich nur insoweit gebildet, dass man sich gar selbst damit belügen kann, Experte auf einem Gebiet zu sein, aber mit zwei linken Händen nichts zustande bringen. Aus solchen Gründen halte ich mich häufig damit zurück, mich anderen gegenüber aufzuspielen. Nur wenn ich mir sicher bin, etwas lückenlos zu wissen oder zu können, reiße ich die Klappe auf. Kann auch mal nach hinten losgehen, aber mit dem Risiko kann ich gut leben. Passt übrigens auch zum Streitpunkt Fehlerkultur – du wirst ja meist von jenen respektlos behandelt, die keine Fehler machen. So wie es ja kürzlich unser allerliebster Comedian Habeck kürzlich behauptete. „Der Staat macht keine Fehler.“. Und da isse wieder – beste Satire.
Problematisch wird es, wenn dieses Verkündungsmaulheldentum dann zu konkreten Entwicklungen führt. Und wie das aussehen kann, erleben wir ja jetzt. Die nächste, alte Bauernregel wird wieder zur Wahrheit: „Viel Blabla und nichts dahinter.“. Apropos Bauern: Ihre Beharrlichkeit trägt Früchte. Die EU-Bürokratie wurde eingehegt. Ein Teilsieg der Macher über Maulhelden und Staat (der keine Fehler macht). Wobei die Thematik immer einen bitteren Beigeschmack inne hat. Wir solidarisieren uns mit Bauern, die davon abhängig sind, ihren Betrieb vor allem durch Masse und Gifte weiter betreiben zu können. Dazu noch subventioniert werden müssen. Die Ironie entfaltet sich zusätzlich noch darin, wenn das Maulheldentum völlig ernst auf die Bauern eindrischt, aber noch in dem Glauben lebt, dass Strom einfach so aus der Steckdose käme. Oder man heißt Jan Böhmermann, dann ist man Gottkaiser unter den Pseudosatirikern und Hauptprogrammaktivisten, die soviel Ahnung von der Bienenhaltung haben wie davon, wo der Strom herkommt und/oder wie man ihn in die Steckdose kriegt. Idee und Umsetzung... Sie wissen schon.
In diesem Wulst der Wahrnehmung bestimmter Akteure ist für mich zu unterscheiden, wen man ernst nehmen sollte und wen nicht. Man müsste schon einen Unterschied darin machen, den Stellenwert von Maulhelden zu sortieren. Nämlich zu unterscheiden, wen man labern lassen kann, ohne dass es Konsequenzen hätte. Man kann ja die Lobos und Co. senfen lassen, bis die Schwarte kracht. Wenn man sie aber labern lässt und sich dazu berufen fühlt, das in die Tat umzusetzen, neigt man dazu, den eigenen Filter abzuschalten. Ob das Handeln dann gut im Sinne aller oder in der Endabrechnung für sich selbst war, interessiert nicht mehr. So macht man sich auch zum Sklaven einer (vielleicht gefährlichen) Idee anderer.
Die Themen, Anlässe, Krisen sind für sich genommen nicht satirisch verwertbar. Das wird es erst, wenn wir beginnen, zu bewerten und über Lösungen nachzudenken. Kommt noch etwas Weltfremdheit oder smartphonige Lobotomisierung hinzu, ist Spott kaum zu unterdrücken, den man auch noch auf dem silbernen Tablett serviert bekommt. In früheren Zeiten war es noch möglich gewesen, da zuzugreifen, Satire daraus zu machen. Da durfte sich das Ziel des Spotts, Politiker quer durch die Bank, auch mal aufregen. Aber bis dato kam niemand von ihnen auf die platte Idee, „Hass und Hetze“ zu schreien geschweige denn gleich Gesetze zu verschärfen.
So wurden dann aus Maulhelden Macher. Weil man sie machen ließ, weil sie an der Macht sind. Was als Ergebnis rauskommt, sehen und hören wir tagtäglich, und das fußt ja nicht nur in Ungleichgewichtung ideologisierter Politik, also dass der Wählerstamm einer Partei endlich Ergebnisse zu seinen Gunsten ablesen kann. Es betrifft grundsätzlich alle von uns, und der Wählerstamm bedankt sich auch noch für die ihm schadende Politik. Deswegen ist „Realsatire“ das Gebot der Stunde, und man füttert uns ständig damit. Wir müssen es nur aufschreiben und ja nicht die Lust daran verlieren. Einfach (weiter)machen. Weil es eine scharfe Waffe gegen diesen Glaubensirrsinn und die Widersprüchlichkeit des Maulheldentums ist.
Zum Abschluss - ein Beispiel gefällig? Gerne. Überlegen Sie nur kurz, welcher Stellenwert der Antifa gerade zukommt. Und wie schnell man, weg vom jahrelang gepflegten „Fuck the system“-Anspruch, nun das System anbettelt, ja nicht die finanzielle Förderung zu kappen. Wenn Ihnen das nicht seltsam oder witzig vorkommt, sind Sie selbst Satire.
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