Es waren Wochen voller Nachrichten, die man bei aller Vernunft nur schwer erträgt. Als ob Corruptiv nun die ganze Welt gefaktencheckt hätte, ballen sich Newsknäuel zu einem riesigen Felsbrocken zusammen und gerät ins Rollen. Und was uns da zu überrollen droht, ist der Zeitenwende-Moralfels in der Brandung, der sich ins Gebirge verrollt hat und nun die Kehrtwende macht. Wir hier im Tal sind schon ganz freudig, dass uns Besuch empfängt – na ja, lieber ein Felsbrocken als gar niemand.
Mit mir gehen gerade die Gäule wieder durch. Aber wenn man miterleben muss, wie eine Zeitenwende-Regierung alles auf´s Spiel setzt, was wir uns Jahrzehnte lang hart erarbeitet oder gepflegt haben, galoppiert man eben irre durch die Prärie wie alle, die aus dem „Haus, das Verrückte macht“ herauskommen. Wir wollten ja nur den Passierschein A38 haben, aber im Bürokratiegewirr mit lauter verstrahlten Beamt:inn:en sind wir letztlich dem Wahnsinn verfallen.
Das klingt noch so spielerisch-harmlos, ist aber meist bitterer Ernst, dem man des Betriebsfriedens willen nur noch mit bösem Humor begegnen kann. Ob Sie jetzt witzig finden, was ich so aus dem Kopf in die Tasten haue, mag Ihnen überlassen sein, aber ich hege ja auch keinen Anspruch auf eine Comedykarriere. Andere schon. Noch andere wollen nicht, machen aber unfreiwillig eine. Es kommt immer drauf an, wer es sagt und zu was.
Um was geht’s denn genau?
Och, nichts besonderes. Nur, dass wir bald Atombomben haben wollen, dass wir Gedankenverbrechen ins Gesetz schreiben, dass alles Nazis außer Mutti/Vati/Ensi sind. Um Leute, die das Brett nicht vor dem eigenen Kopf sehen. Scheinbar sind sie jetzt alle beim Wettbewerb „Upper Class Twit Of The Year“ eingeschrieben und geben sich alle Mühe, ein herrlicher Trottel zu sein. Es ist Weltmeisterschaft, und Deutschland ist Spitzenreiter. Und alle gratismutigen Twits so: „JA! Wir sind wieder we(h)r!“. Die Disziplinen sind heute nun andere, aber nicht minder unterhaltsam:
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Die Teilnehmendens sollen für Energie sorgen. Zwar verwechseln sie Atomstrom mit Atombombe, aber ist ja auch egal. Es blitzt auch. Ist so, als wenn man in die Steckdose fasst. Nur größer.
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Die Teilnehmendens sollen Rassismus bekämpfen. Sie malen alle dunkelhäutig an (zwecks Projektion des Schmerzes schwarzer Diskriminierung), bezichtigen sie danach aber des „Blackfacing“ und werden von ihnen verdroschen, weil Weiße per se rassistisch sind.
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Die Teilnehmendens sollen Transpersonen schützen. Die wollen aber nicht geschützt werden, was wütende Tritte zwischen die Beine zur Folge hat. Vor allem männlich gelesene Twits haben ein Problem damit, weil sie danach selbst „trans“ sind. Ohne Hormone.
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Die Teilnehmendens sollen das Klima retten. Manche überleben das nicht, weil sie im Superman-Kostüm an einer Klippe in die Luft springen und nach ihr greifen. Andere verschandeln alte Gemälde mit Farbe und machen schnell Karriere mit moderner Kunst.
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Einige Teilnehmendens canceln sich selbst bei der Frisurdisziplin. Nicht, weil Frisieren ziemlich schwierig ist, sondern Dreadlocks einfach sind.
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Die Teilnehmendens sollen kulturelle Aneignung bekämpfen. Sie verhungern jedoch, weil sie kein deutsches Gemüse mögen.
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Die Teilnehmendens sollen nachhaltig leben. Nach Monaten findet man vereinzelt welche völlig verwahrlost in den Wäldern, weil die sich weigerten, Bäume für eine Hütte zu fällen. Verhungern wieder, weil im Winter Beeren schwer zu finden sind.
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Die Teilnehmendens sollen Energie sparen. Das Vorhaben scheitert allerdings, sobald der Akku des Smartphones leer ist.
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Die Teilnehmendens sollen für die Demokratie aufstehen. Geht nur gerade nicht, wenn man sich auf die Straße geklebt oder gleich betoniert hat.
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Die Teilnehmendens sollen ein Seminar abhalten und konsequent gendern. Die Aufgabe scheint unlösbar, weil dadurch alle inkludiert werden und die Inhalte auf der Strecke bleiben.
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Die Teilnehmendens sollen sich und andere schützen. Die Aufgabe wird im nächsten Wettbewerb nicht wieder aufgenommen, weil alle nur dastehen und nichts tun.
Auf dem Treppchen landen momentan immer dieselben. Der FC Bayern unter den Twits läuft in rot-grünen Trikots auf, das neue Sponsorentrikot mit dem schmissigen Logo „Demokratie leben!“ sieht adrett an den Athlet:inn:en*s aus. Sie laufen unter der neuen Hymne ein: „Wehrt euch. Leistet Widerstand.“, tönt sie aus den Stadionboxen, und eine nordkoreanische Delegation ist zu Gast, sie als Bühnenshow optisch zu untermauern. Es ist eine harmonische Veranstaltung im Erich-Mielke-Stadion, wo es Kaviar und Hummer für alle als Pausensnack gibt. Zum Geburtstag von George Orwell wird eine Gedenkminute abgehalten, der als Prophet und Pionier gefeiert wird. In der Halbzeitshow darf (Be)Soffie ihren neuen Hit „Für immer Frühling“ vortragen. Und als Höhepunkt wird der frisch produzierte Atomsprengkopf aus der neuen Munitionsfabrik von Rheinmetall eingeweiht.
Ja, es ist eine herrliche Veranstaltung. Oh, Verzeihung. Natürlich nicht „herrlich“ (wir müssen dringend das Patriarchat verhindern) – also ist die Veranstaltung ab jetzt „dämlich“.
Heute noch im Programm:
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Unser kleiner Maulwurf findet in den Wäldern einen völlig verwahrlosten Klimaaktivisten und tröstet ihn mit seiner TikTok-Videosammlung.
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Käpt´n Blaubär schippert nach Norwegen und begegnet dort Hendrick Fauer.
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Shaun, das Schaf, hat Zoff mit seinem Bauern. Der jammert über zu viel Bürokratie und Abschaffung von Dieselsubventionen, denkt ans Protestieren. Das darf natürlich nicht sein, also heckt Shaun einigen Schabernack aus, um ihn daran zu hindern.
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Heinblöd will Brot backen. Da Getreide aber zu teuer geworden ist, produziert er eben nicht mehr und wartet, bis der schlaue Robert die Preise wieder angepasst hat und ihm zur Überbrückung ein Sondervermögen schenkt.
Und auch heute wieder Lach- und Krachgeschichten mit der Mausens und dem Elefanteninnen. (Großer Fuß fällt aus dem oberen Bildschirm herab und zermatscht alles unter sich).
Das war satirisch.
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