Seit aus dem Hause Habeck dieses wunderbare Kinderbuch über Weltuntergänge erschien, kann man sich zwar schon alleine über die Konstellation Kind-Weltuntergang-Erziehungsmethode aufregen – aber mal Butter bei die Fische: Sie regen sich doch nur auf, weil man Ihnen die Ideen klaut und auch im Destruktivdenken nun die Deutungshoheit nimmt!
Der Unterschied zu Habeck und mir (oder Ihnen) ist, dass er und seine Bubble sich das offenbar herbeiwünschen, Sie sehen hingegen den Bestand/Wohlstand bedroht und würden vielleicht am liebsten die Uhr zurückdrehen. Oder einen Cyborg in der Zeit zurückschicken, dass er Habecks Mutter verfolgt. Rot-Grün ist hingegen schon so weit verstrahlt, dass in jeder Faser ihrer Hirnwindungen eine Tranformations-mRNA angedockt hat, die Antikörperproduktion gegen die Realität anregt und sich und andere schützt. Wenn man sich nach dem drölften Booster irgendwie schlecht fühlt, dann ist LongReality schuld oder wahlweise ungeimpfte Rechtspopulisten, die gefallene Engel an die Wand malen. Aber nie sind sie selbst schuld oder ihre Wundermittel für eine bessere Welt.
Es gibt viele Unterschiede im Untergangsdenken der aufgespaltenen Lager, sieht man mal von jenen ab, die sich den Trubel überhaupt nicht mehr antun wollen. Bei den Transformers steckt offenbar nur dort Boshaftigkeit drin, wo man ihren Weg ins selbst erdachte Paradies mit Hürden verstellt. Da identifiziert man schnell die Dystopiker der FWAB-Fraktion („früher war alles besser“), die alles Transformale zum Teufel jagen wollen, als den Pauschalbuhmann. Wenn sie es denn wollten. Denn momentan schellen sie über jeden Verlust, den sie erleiden, und da rede ich noch nicht mal von Visionen einer besseren, geordneten Welt aus einer düsteren Vergangenheit. Ob da jetzt „Deutsches Reich“ im Subtitel steht, ist einerseits ausklammerbar und andererseits sehr weit hergeholt. Ob wir nun in deren Vorstellungen wieder mit Pickelhaube oder NS-Stahlhelm auflaufen sollen, will ich mir gar nicht ausmalen, aber als Alternative dazu Frauen mit Bärten im öffentlichen Rudelbums mit Haustieren akzeptieren zu müssen, genauso.
So weit ist es ja nicht gediehen, doch sind wir aktuell gefangen in einem Kulturkampf-Gewimmel, in der das Destruktive die Debatten dominiert. Wie gesagt: bei Rot-Grün scheint die schöne heile Welt im Kommen, dazu braucht es nun mal die Auflösung des Bestands. Dekonstruktion, Deindustrialisierung, in gewisser Weise auch De-Demokratisierung, wenn man sein Ziel auch erreichen will oder muss. In ihrem Gespinne wird es alles noch viel besser aussehen als vorher, wobei ihnen argumentativ nur zu Buche steht, dass der Kapitalismus gerade eine schwere Phase durchmacht. Von Globalwirtschaftswundern zu Aufspaltungserscheinungen durch Kriege und Corona, gerät so einiges durcheinander, zu Lasten aller, und nun schwelt schon der Flächenbrand im Transzimmer, der die ersten Brände zu verantworten hat. „Apocalypse Now!“, ruft es aus den Safe Spaces heraus, auf dass die Brandrodung nach einem Raumluftbooster bald neuen Transwald erwachsen lasse.
Dass im Wald aber noch etliche räääächte Naturburschen wandern, ist ihnen egal. Sollen sie halt flüchten, mitjohlen oder draufgehen. Wichtig ist nur, dass da in Zukunft wieder neuer Wald steht. Ihr Wald. In dem sich Rechte die Füße versengen, wenn sie nur einen Fuß rein setzen wollen. Oder nur in schwarz-rot-gold Flagge zeigen...
Apropos: Ist Ihnen schon aufgefallen, wie sie bestrebt sind, die deutsche Flagge bei den Demos gegen rechts zu vermeiden? Die SPD läuft nur in ihren Parteifarben herum, Organisationen labeln sich ebenso nur mit ihren Logos und Symbolen und dazwischen immer mal wieder die Regenbogen, wo kein Topf an deren Ende wartet, sondern wahrscheinlich irgendein geimpfchipter Tropf am Tropf. Deutschlandflaggen sah man da kaum (oder gar nicht). Klar, wer es tut, ist mindestens nationalistisch, und auch Symbolkraft kann bewirken, die Dekonstruktion als echtes Ziel auszugeben. Dass Grüne was gegen den Altpatriotismus haben, haben sie in ihrer Oppositionsrolle schon zu Protokoll gegeben, bei den Demos heute bekommt das jetzt eine optisch-symbolische Form.
Gehen wir mal wieder weg von Zustandsbeschreibungen und Interpretationen, was die Transformatoren denn beabsichtigen. Man kann sich jetzt von der Demomasse beeindrucken lassen oder sich vom Social Media-Mob übervorteilt fühlen – zuweilen ging mir der Gedanke schon durch den Kopf, aber ist es weit aussagekräftiger, etwas aufwändiger Stimmungen im Alltag und in Gesellschaftsbereichen einzufangen. Da wirst du die Schreihälse auf X und Co. nicht leicht identifizieren können, die werden ihre digital nach außen getragene Großmäuligkeit kaum von Angesicht zu Angesicht wiedergeben. Im Realen ist man zu sehr umzingelt von Wirklichkeit, und die spricht eine andere Sprache als ihre Visionen zu teilen. Viele andere vertreten eben keine solche Einstellung, dass ja alles super und knorke wäre und dass man so freudig in die Zukunft schaue.
Gut – in irgendwelchen Glasbunkern prangt schon mal die ein oder andere Progress-Flag aus der Scheibe des Großraumbüros, aber da muss schon innerhalb der Legebatterien mit Schreibtisch und Trennwänden ein heuchlerischer Konsens walten, der für den Betriebsfrieden willen nicht zum offenen, politischen Streit missbraucht wird. Dafür darf es wiederum nicht dekonstruierend sein, da muss man funktionieren, ganz nach altem Wirtschaftsplan. Und wenn man eine Meinung hat, dann muss auch die entsprechende Beflaggung im Firmenlogo auftauchen, um abzustecken, wann man lieber die Klappe hält.
Und das geht gerne damit einher, nicht gleich den Untergang wittern zu sollen. Auch wenn selbst die Gazetten nun zaghaft all die Insolvenzen, schwachen Wirtschaftsprognosen und die wachsenden Sorgen im Land vermelden, wird dann in Meinungskolumnen einschlägiger Figuren und der Erzählung von einer „guten“ Transformation beschwichtigt, dass sich die Balken biegen. Es wird genervt reagiert, wenn irgendwer für bessere Löhne streikt. Sollen sich mal nicht so anstellen, ein bisschen verzichten. Tut doch nicht weh, bis dann das Wirtschaftswunderland vollbracht ist. Und dann lebt es sich in Saus und Braus. So zumindest der kühne Plan – die Durchsetzung ist aber alles andere als zielführend.
Wäre das verlustfrei für alle durchsetzbar gewesen, wäre dies alles kaum ein Problem für mich. Aber ich stehe nicht mit der Realität auf Kriegsfuß, und ich will auch sicher nicht, dass bei uns kollektiv betrachtet alles schlechter werden muss, damit es danach besser würde. Wer schon am Limit lebt, wird mit diesem Dolchstoß dort hin getrieben, was er vielleicht jahrelang erfolgreich vermieden hatte. Erzählen Sie denen mal, dass irgendwann alles besser würde, also sollen sie ihre unverschuldete Obdachlosigkeit mal ein paar Jahre ertragen... Noch dümmer und menschenverachtender kann es kaum werden. Und blauäugig bis sonst wo hin in der bürgerlichen Bubble, ihr Niveau auf alle anderen anzuwenden. Da kann so ein Untergang ja ruhig kommen.
Da wünscht man sich letztlich nur eines: dass es denen mal richtig dreckig geht; ob sie dann immer noch so sorglos daherreden. Der Grund muss klar sein: Kein Klimawandel. Kein Rechtsruck. Kein Putin vor Berlin. Sondern einfach nur ihre eigene, scheiß Politik und ihre Selbstidentifizierung mit irgendwelchen Gratiswerten, die nicht mal sie direkt betreffen müsste (wenn es das dann überhaupt täte), sondern nur das Schädliche, das alle anderen betrifft und die Wut im Land bis zum Siedepunkt hochkochen lässt. Eigene Pille schlucken. Volles Programm Trotz und Entfremdung, und sei es nur das harte Aufschlagen mit dem Hintern auf dem Boden der Tatsachen, der betoniert ist mit Unzufriedenheit bis hin zu Hass. Über-Bande-Konsequenz ihres eigenen Handelns.
Dazu muss nichts untergehen. Außer ihre eigene Großmäuligkeit, die sie bis zum Zerreißen gespannt haben. Der Expander kann da noch gezogen werden, offenbar. Aber viel geht da nicht mehr, das merkt man in vielerlei Hinsicht. Und doch muss der Niedergang spürbar werden, und es muss endlich auffallen, wer den nachgewiesenermaßen herbeiführt. Eigentlich will ich nicht, dass es uns allen schlechter geht, aber ich will, dass es den Verursachern, die dafür sorgen, dass es uns schlechter geht, schlecht geht.
Das ist die einzige Form von Untergang, die ich sehen will. Und der ist für den Moment der Selbstbestätigung in dieser Dynamik aktueller Ereignisse wundervoll zu beobachten. Wenn Sie also Ihr eigenes, unantastbares Untergangsdenken brauchen, denken Sie doch so – da bekommen Sie mittlerweile täglich die nötige Dosis Evidenz mit Langzeitwirkung serviert.
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