Wasser wartet. Ach, nee, was erwartet... uns 2024? (alter Otto-Joke inbegriffen).
Nun, abgesehen von ein paar uralten Witzen vom uralten weißen Friesenjung will ich fast gar nicht wissen, was hierzulande passieren wird. Die Vorankündigungen haben jetzt schon das Potenzial, in die Auslegeware zu beißen geschweige denn eine neue Welle von „Spaziergängen“ zu provozieren. Früher nannte man es Streiks oder Demonstrationen, aber schon der erste Protest wird gerade wieder von den Medien und Linientreuen als das Übliche verunglimpft – irgendwas mit „rechts“ und „unsolidarisch“. Das ist zwar Stand heute völlig ausgelutscht, dass selbst der Labilste unter den Staatsbürgern gelangweilt abwinkt, aber die Klischee-College-Arschgesichter unter den Mainstream-Schülern versuchen wohl heute noch an alte Niedermacherfolge anzuknüpfen, mit denen sie zu alten Zeiten noch die Lacher auf ihrer Seite hatten.
Auf der Ebene darunter wird die Luft für sie allerdings schon wieder dünn. Sie krächzen ihre Schönfärbereien immer noch über den Äther – immer noch dasselbe Gequacksalbe, in Worthülsen gepackt, staatstragend bedeutungsschwanger verziert. Sich um Kopf und Kragen gescholzt, eine versteinmeierte Rede nach der anderen. Ich lese nur noch die Auszüge aus den TV-Reden in den Medien nach, weil ich dieses verlogene Gehabe von Politikern mit schmutzdunkelgrauer Weste nicht mehr in Bewegtbildern sehen will. Papier ist halt geduldiger, und ich muss auch ein wenig auf meine Gesundheit achten.
Unsere erste, eigene Amtshandlung im neuen Jahr war der Entschluss, uns trotz der drohenden Lebensverteuerung ein paar Events vorzumerken. Zwei Konzerte sind schon mal in trockenen Tüchern (wenn nicht was Gesundheitsliches oder sonst Unerwartetes dazwischen kommt). 2023 war schon ein lähmendes Jahr für uns gewesen, natürlich sind wir auch selbst schuld daran, nicht in die Puschen gekommen zu sein. Ich will das nicht aussparen. Also sind wir jetzt fleißig dabei - so lange noch bezahlbar -, schon mal die Urlaubsplanung anzugehen oder eben Tickets für die Musik oder die Comedy zu bestellen, die uns gefällt.
Im Sommer dann gehen wir den schwedischen Sonderweg – auch das wird spannend werden, weil das Land jetzt nicht so viel Geschichtsträchtiges und Touristenmagnetisches zu bieten hat wie etwa Italien mit seinem Pisa oder Rom, aber vielleicht reicht auch einfach der Umstand aus, dass man dort locker kleine Häuschen im Grünen finden kann. Man kann ja dort andere Dinge tun: zum Beispiel rechtsradikal wandern gehen, misogyn-kolonialistisch-patriarisch-frühindustrielle Zeiten nachleben oder sich bekloppt-esoterisch auf Naturheilkräfte einlassen, indem man in abgelegenen Einzelhäuschen am See Ruhe und Entspannung sucht. Wir glauben, das ist im Moment genau das Richtige ist, um ein seelisches Gegengewicht zu dem ganzen Gekreische, Gejammer, Getröte, Gelaber, Getwittere und Geschreibse aufzubauen.
Wir gehen jetzt auch stark auf die Fuffzig zu, und irgendwann hast du nicht mehr die Kraft geschweige denn die Lust auf Dauerkampf. Der europäische Norden ist jetzt natürlich kein Paradies für empfindliche Frostbeulen, aber du hast im Sommer auch sehr angenehme Temperaturen – mal schauen, was der Klimawandel so bringt. Mit der Karre 1500 Kilometer CO2 ausstoßen, bis es den Anteil eines einzelnen Containerschiffes und die Kriegsindustrie in den Schatten stellt. Dann die Schweden verpesten, bis der Kipppunkt morgen mittag und 12:23 Uhr erreicht ist, danach werden wir alle sterben. Nach zwei Wochen Rückfahrt, quer durch Deutschland, so dass wir hier einen Klimalockdown und Maskenpflicht wegen Smog brauchen werden.
Man kann wirklich sehr viel machen, das die Weltenrettenden so auf die Palme bringt. Einfach alles trollen, was so an Transformationsideologie durch die Gazetten geistert – und wenn man böse drauf ist (was ich vorweg nicht bin und das nur satirisch hier aufzähle), kann man allerhand tun, um Empörung, Kampagnen und Cancel Culture zu provozieren. Was zum Beispiel? Nun, suchen Sie sich Transpersonen und reißen ihnen den Rock auf offener Straße vom Leib. Kaufen Sie Plastikstrohhalme deluxe und trinken aus Sangria-Eimern in der Innenstadt. Böllern Sie zu jeder Jahreszeit in Stadtteilen, wo vor allem die Grünen gewählt werden. Gendern Sie jede Plenarsitzung, jedes Seminar oder Vereinsempfänge jeweils einmal komplett durch und vergessen Sie bitte nicht, alle zu inkludieren (vielleicht bleibt danach noch Zeit, Inhalte und Anlässe anzusprechen). Tragen Sie bei Grünen- oder SPD-Parteitagen rote Basecaps mit der Aufschrift „Make America great again“. Verkleiden Sie sich zu Karneval als Jan Böhmermann mit Foto-T-Shirt von Hendrick Streeck, wahlweise Julian Reichelt. Besuchen Sie den CSD und spielen im Partytruck, den sie am besten mit Plakaten von J.K. Rowling behängen, ausschließlich Musik aus Harry Potter-Filmen. Schenken Sie jedem Volksverpetzer zu Weihnachten Bücher von Sucharid Bhakdi oder Götz Kubitschek. Hacken Sie Mastodon oder Bluesky und versehen alle Posts Obengenannter mit Infotafeln, dass sie Fakenews verbreiten. Kurz: Tun Sie irgendwas, was nicht justiziabel, aber provokant ist, und sei es nur, Ihr Leben so frei und sorglos wie möglich zu leben, quasi Sorglos-Trollen.
Der Neusprech, mit dem sie den Jahreswechsel begingen, verfängt kaum noch. Umfrageabstürze noch und nöcher, Bauern mit hochroten Köpfen, es hagelt verzweifelte Appelle, Brandbriefe, und der neue Aufbruch politisch wie gesellschaftlich Abtrünniger leiten 2024 ein. Es ist etwas in Bewegung geraten, das Parteiensystem fällt langsam in sich zusammen. Trollen Sie einfach noch ein bisschen hinterher, und Ihnen dürften dumme Gesichter, Beschwerden und Meldestellenrigorosität gewiss sein – die aber auf derart wackeligem Fundament stehen, dass das gerne mal nach hinten losgehen dürfte. Immer noch flüchten sie sich in „Respekt“-Floskeln, hinter der formell-demokratischen Lebensleistung, die sie gerade auch selbst zerstören oder eben zwischen ihren Mitteln und Instrumenten, die man im „besten Deutschland aller Zeiten“ so braucht, um ein paar Störenfriede ruhigzustellen. Der Effekt wird heute sein, dass sie sich nur weiter selbst das Wasser abgraben.
Ja, es ist ein einfaches Weltbild, dem sie hinterhertrotten, eine sehr groteske Mischung aus absolut-überhöhter Dramatik und die große Safe-Space-Blase, in die man sich zurückzieht, wenn es draußen zu heiß wird. Sie können sich noch so sehr hinter Kamera und in Amtsstuben verkriechen, Worthülsen verbreiten und jede Gegenrede dämonisieren, wie sie wollen. Die Masche zieht nicht mehr. Ihre Definition von Ordnung geht den Bach runter. Ihre Twitter/X-Tiraden haben keine Relevanz mehr. Sie haben den Bogen nun endgültig überspannt.
Es mag immer noch welche geben, die sich in diese Spirale ziehen lassen, und ich wäre ein Heuchler, wenn ich behauptete, das alles interessiere mich ab jetzt gar nicht mehr. Natürlich will ich wissen, was läuft. Aber ich trainiere mir jetzt an, dies nicht mehr an mich ranzulassen, eben aus genannten gesundheitlichen und energiezehrenden Gründen. Es soll mir nur eben niemand mehr in die Quere kommen, an mir zerren, weil ich jetzt da draußen die Klappe halte. Wir können uns das durchaus leisten, weil die Brandmauern und Diffamierungskampagnen nun sichtbar einstürzen und den gegenteiligen Effekt haben. Karma hat es mal wieder geregelt – es dauerte nur unerträglich lange, bis die Wirkung einsetzte.
Abschließend noch ein Kommentar zum Fähren-Habeck-Vorfall: Auch wenn man jetzt die Proteste kriminalisieren will und sich hinter den Schutzwällen staatsdienlicher Institutionen versteckt, erlebt gerade ein altes Bibelzitat im Zusammenhang mit der Landwirtschaft eine besondere Renaissance:
„Wer Wind sät, wird Sturm ernten.“
Kommentar schreiben
Martina (Sonntag, 07 Januar 2024 15:56)
Danke für diesen Beitrag. 2024 sieht nach diesen Vorschlägen schon viel heiterer aus.
Polemicer (Dienstag, 09 Januar 2024 05:41)
@Martina
Ich habe zu danken, für den Kommentar. Es bleibt zu hoffen, dass die Heiterkeit nicht ausstirbt.