Ich saß wirklich eine ganze Weile da und wusste nicht, ob und - wenn ja, was - ich denn Andächtiges zu diesem Jahr schreiben sollte. Es wird ja immer schwieriger, den Zustand in diesem Land noch wortreich und passend zu beschreiben und dann noch Zuversicht auszudrücken geschweige denn selbst vorzuleben.
Ich dachte tatsächlich, Corona würde, in dieser quälend langen Zeit endlich im Auslauf begriffen, neue Energien freisetzen. Und man bemerkte wirklich, dass die Leute wieder teilweise in Feierlaune gerieten und Massenevents besuchten, auch wenn es eine Minderheit gibt, die sich nun eher still oder online um so verdrießlicher ihre hoheitliche Phase – immer noch - zurückwünschen. Ihren Symbolismus mit Masken und Impfauffrischungen ausleben, ihre Kulte neu aufleben zu sehen, und für einen vage abzusteckenden Zeitraum seit dem Spätsommer schien dies ja tatsächlich wieder relevanter zu werden. Plötzlich kochten in mir die Angstgefühle wieder hoch, dass man sich von diesen Twitterschreihälsen und Teilen der Haltungsjournalisten wieder bequatschen lassen und den Instrumentenkasten aus dem Schrank holen würde.
Zum Glück passierte das nicht, und selbst wenn ein paar Krankenhäuser jetzt wieder eine Quasi-Maskenpflicht ausrufen, muss man jetzt nur hoffen, dass man selbst nicht krank wird, keine Lieben an etwas erkranken. Nicht mal rein rechtlich ist das nach heutigem Stand „alternativlos“. Zum Glück. Man kann also gut und gerne dagegen argumentieren und im Bedarfsfall die Rechtslage als Gegenargument bringen, wenn man sich dem Tragen des Lappens verweigert. Immerhin. Und während man in den Medien teils schon wieder nach Masken schrie, schielte ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Straßenbahnen oder Einkaufsläden, ob denn dieses Geschrei auch bei den Menschen ankäme. Nein, tut es zumeist nicht, wobei ich den Präventivcharakter mancher Leute, vor allem den alten, gar noch nachvollziehen kann und das nicht abwertig kommentieren will.
Auch in den Krankenhäusern ist ihre Systemrelevanz und die Krankheitswelle, die uns gerade heimsucht, für mich kein gefundenes Fressen, auf sie einzuprügeln. Man sucht halt verzweifelt nach Auswegen und Lösungen für ein akutes Problem, wobei ich fast denke, dass die Krankschreibungen eben nicht nur aufgrund von echter Krankheit geschehen, sondern auch die Konsequenz und eine entsprechende LMAA-Einstellung gegenüber unserem Gesundheitssystem sowie einem Bundesminister ist, der nun wirklich alle gegen sich aufgebracht hat. Das muss man auch erst mal schaffen, was aber Karl Lauterbach betreffend nur stellvertretend dafür ist, wie die Bevölkerung das Handeln der Regierung allgemein bewertet.
Und die haben wirklich völlig Maß und Mitte verloren, bringen selbstzerstörerische wie belastende Dinge auf den Weg, wobei Corona als Folgelast nur einen Teil ausmacht. Auch andere Krisenherde, die sich währenddessen und danach ergaben, haben nun zu einer echten innerstaatlichen Krise gesorgt, die sich die Regierungsparteien nur noch schlecht schönreden können außer bei sich selbst. Die letzten Parteitage von Grünen und SPD haben das wieder deutlich gemacht, nur empfindet das außerhalb davon kaum jemand genauso. Deswegen ist es besonders plastisch geworden, als Robert Habeck in aller Öffentlichkeit zugeben musste, von „Realität umzingelt“ zu sein. Sich dann lieber schnell zurück in den Bunker der eigenen (dystopischen, kreativ-zerstörerischen) Visionen zurückziehen und die Türen zu verrammeln, ist natürlich nur feige und für das Land der falsche Weg, und trotzdem wird krampfhaft versucht, den Visionen einen weiteren Schubs zu geben, um irgendwie irgendwann doch Wahrheit zu werden. Bisher gelang das allerdings null, sondern bringt nur weiter Belastungen und Verdruss in das Volk.
Wer da mehr als Schuldige auszumachen ist - ob FDP, Grüne oder SPD –, ist mir in der Endabrechnung egal. Alle haben sie zusammen einen falschen Weg eingeschlagen, in weiterer Konsequenz zu globalen Krisen gleich nochmals die falsche Biege gemacht und sich dermaßen verzettelt, dass nun endlich das Wort Generalstreik auf den Lippen liegt. Es hat sich schon abgezeichnet, dass der Frust in der Bevölkerung sich in Streiks wiederspiegelt, die man noch Jahre zuvor als unnötig und schädlich geframt hatte. Doch nun gegen die Leute – endlich! - wegen aller möglichen Anlässe auf die Straße. Gegen die Lauterbach-Politik, gegen den Zeitenwende-Schwachsinn, egal wie der sich zeichnet und auswirkt. Gegen alles, was noch mehr Geld kostet und den (sozialen) Frieden gefährdet.
Aus diesen und anderen Gründen will ich das Jahr 2023 nicht allzu fatalistisch betrachten. Es gab immer Phasen, da prasselten die für uns schlechten Neuigkeiten auf uns ein, dass es für den Moment sicherlich angebracht war, enttäuscht, empört oder niedergeschlagen zu sein. Doch zeigten sich im Anschluss immer die gegenteiligen Nachrichten, die neue Hoffnung nährten. Wie eben die Streiks oder die Gewissheit, dass man wieder mal Recht hatte, obwohl man vorher von den „solidarischen“ Schreihälsen schon wieder mit Etiketten bedacht wurde, die in Schurkenstaaten einen bequemen Grund liefern, sie aus dem Verkehr zu ziehen. So ist auch das Narrativ der bedingungslosen Unterstützung der Ukraine schon wieder im Rückzug begriffen – und natürlich redet man sich das nur noch auf Parteitagen ein und sorgt für noch mehr Entsetzen beim Volk. Vor allem, wenn man am eigenen spart und es anderen fast in den Rachen wirft. Noch ist dieser Prozess nicht vollends in trockenen Tüchern, aber das kann ja was werden in 2024...
Da bin ich froh, dass es noch Leute gibt, die einigermaßen geistig beisammen sind. Auch wenn wir uns nun in einer Blase wiederfinden, die sich im Grunde nur selbst bestätigen kann. Auch das ist nur wieder eine Konsequenz aus dieser unglaublich ausgeprägten Ignoranz und Ausgrenzungsdynamik, die sich im Mainstream verfestigt hat, dazu noch verschlimmerte, so dass man heute Meldestellen und willige Agenten unter sich wissen muss, die weder Kritik ertragen noch ihren ekelhaften Meldeeifer zügeln wollen. Diese Volksverpetzerei hat nun auch noch die Infrastruktur, dem Staat Tür und Tor für die eigene handelnde Willkür zu öffnen, und mit dieser Angst zu leben, ist erstens kein schöner Zustand und zweitens einer echten Demokratie unwürdig. Mehrmals bin ich darauf einzeln eingegangen und habe kaum das in seiner Gesamtheit darstellen können, aber sammelt man die thematischen Schnipsel und legt sie zusammen, sehen wir schon einen etwaigen Bauplan auf Bundes- wie EU-Ebene, die Strukturen schaffen, uns noch mehr in die Zange zu nehmen. Salami-taktisch wie auf mehreren, institutionellen Ebenen sieht man etwas auf uns zurollen, das uns völlig vereinnahmen könnte, wenn wir nichts dagegen unternehmen.
Deswegen bin ich heilfroh darüber, dass sich so einige das nicht bieten lassen. Es sind im Grunde dieselben, die ich schon letztes Jahr aufgelistet habe, aber auch haben sich noch andere hinzugesellt, die teils noch zu Corona-Zeiten einseitig auf uns einschlugen. Manchen ist nun doch aufgefallen, dass hier etwas faul ist, und das nehme ich wohlwollend zur Kenntnis. Die Gegenbewegung wird größer, die Parallelgesesellschaft formiert sich zusehens. Die Streiklust und sich endlich aus der eigenen Stase zu befreien ist nun endlich eingetreten. Deswegen wäre es nur angebracht, dem Drängen endlich nachzugeben und einen neuen Aufbruch auf den Weg zu bringen. Der 8. Januar etwa wäre ein wunderbarer Anlass, dem Ausdruck zu verleihen. Sich den Bauern anschließen, die sich für unserer aller Grundbedürfnisse aufopfern und nun einen Tritt in den Hintern bekommen haben – da hatte ich auch schon wieder Recht behauptet zu haben, dass es erst ein Aufbäumen gibt, wenn es die Leute betrifft und empfindlich an den eigenen Geldbeutel geht. Ich bin ja quasi froh, dass die Regierungsetagen so unsensibel und kurzsichtig sind, das auch mit Karacho und undifferenziert so zusammenzuhacken, dass die Leidensfähigkeit bräsiger Deutscher an eine Grenze geraten ist.
Man kann 2023 als eine Übergangsphase dessen betrachten. 2024 könnte so richtig losgehen, mit Menschenmassen auf den Straßen, die aus allerlei Motivation heraus ihre Wut zum Ausdruck bringen und die Gegenmaßnahmen – von wegen Meldestellen und Kampagnisierung – völlig wirkungslos verpuffen. Das ging schon bei Aiwanger nach hinten los, was man durchaus als Exempel dafür sehen kann, was möglich ist. Irgendwann wird dies auch Früchte tragen, wobei das sicherlich kein Aufruf zu Mistgabeln und Lynchmobs sein soll, sondern ein Appell an friedlichen Widerstand.
Wir haben diese Macht – nutzen wir sie. Die Zeit ist günstiger denn je.
Abschließend möchte ich natürlich auch persönliche Grüße und Danksagung ausrufen an alle, die ich lese, konsumiere und als Inspiration ansehe. Und die mich lesen, kommentieren und teils sogar verlinken. Konkret, in loser Reihenfolge:
-
alle Kommentatoren, die hier ihre Meinung abgeben
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alle, die ich noch nicht entdeckt habe oder auf meinen Blog verwiesen haben
- alle, die nicht meiner Meinung sind
Euch allen und darüber hinaus wünsche ich frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Stay awake, not woke.
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Volker Birk (Montag, 25 Dezember 2023 14:17)
Lieber Sascha
Erstmal frohe Weihnachten und demnächst ein gutes Neues!
Danke Dir für alle Deine guten Texte! Denn es bin ich, der zu danken hat. Dass ich Deine Texte immer wieder verlinken kann, liegt an ihrer Qualität und Relevanz.
Deshalb nur eine Bitte: das Blog heisst “>b's weblog”. >b wie >olker birk ;-)
Herzlich
Dein
>olker ;-)
epikur (ZG Blog) (Montag, 25 Dezember 2023 20:13)
Lieber Sascha,
ich wünsche Dir auch viel Kraft, Mut und innere Ruhe. Denn diese Eigenschaften lassen uns den täglichen Wahnsinn aushalten, ohne dass er uns zu Nahe kommt.
Solidarische Grüße
Markus
Struppi (Mittwoch, 27 Dezember 2023 10:47)
Die Blogs und YT Kanäle verfolge ich tatsächlich auch alle.
Mich wundert Imp ein bisschen auf der Liste, der ja nicht unbedingt als Coronakritiker aufgefallen ist. Mir ist er vor allem seit vielen Jahren als Kritiker der Öffentlich rechtlichen Youtube Kanäle aufgefallen (Legendär die "Lösch dich"-Reihe mit Suzie Grime und Andre Teilzeit (der sich umbenannt hat)) und das sehr fundiert.
Er hat sich zwar zurück gehalten, aber sich doch hin und wieder lustig gemacht über die angeblichen "Schwurbler". Was ich ihm aber auch nicht krumm nehme. Da wir alle ja auch erlebt haben, wie aggressiv so mancher, der uns auch nahe stand, reagiert hat wenn man "die Pandemie" kritisiert. Da waren seine Spitzen doch harmlos.
Wie auch immer - gute Liste!
Fehlt vielleicht noch Norbert Häring. Der ja auch sehr intensiv über die Hintergründe so mancher aktueller Entwicklung berichtet. Und schade war es, wie Feynsinn und fefe abgegangen sind. Die waren lange auf meiner Feedliste.
Zum Thema an sich fällt mir immer stärker auf, dass das was uns als Politik verkauft wird, immer mehr wie eine mediale erzeugte Herrschaftsklasse wirkt. Deren tatsächliche Intention entweder komplett fehlt oder einfach auf das aufbaut, was durch die Medien vorgegeben wird. Und was man nirgendwo mehr erkennt, sind politische Ideen die sich positiv auf die Lebenswelt der Menschen auswirken. Alles was uns verkauft wird sind Ideen oder "Visionen", die von Wissenschaftler modelliert werden und von der Finanzindustrie als Investitionspakete verkauft werden oder vielleicht ist es auch umgekehrt. Die Finanzindustrie modelliert und die Wissenschaft verkauft. Wir wissen das nicht.
Ob sich Gesundheit, Bildung, Rente, Infrastruktur verbessert wird in dem Kontext genau so verkauft. Mit Renditemodellen und passenden wissenschaftlichen Studien. In der Realität merken aber immer mehr, das das alles zusammenbricht.
Wie lange diese Realitätsmodellierung noch wirkt wird man sehen. Viele glauben sehr intensiv an die mediale Berichterstattung und im einzelnen gibt es halt auch Gewinner dieser Entwicklung. Vor allem akademische Kreise profitieren enorm von der Zunahme der Posten bei den Kontrollfunktionen die es überall gibt. Trotzdem gibt es auch auf der "anderen Seite", nach meinem Gefühl, immer mehr Zweifel an dem Tun der Regierung.
Polemicer (Donnerstag, 28 Dezember 2023 15:56)
@ >olker
>ielen Dank für deine lieben Worte! Auch für den Hinweis, das hab ich gleich >erbessert. Jetzt noch ein paar >-Worte >erkünden, dann hab ich auch >oll >erstanden, wie man deinen Blog liest. :-) Man liest/>erlinkt sich!
@Epikur
Ich hoffe, dass wir die Distanz noch wahren können. Auch dir natürlich (nochmals) einen guten Jahreswechsel.
@Struppi
Ich finde, bei Imp und seinem Kumpel Sinan ist da etwas Abkehr von ihren früheren Aussagen eingekehrt. Kannst du bei den jüngeren Videos der beiden nachhören, falls es dir entgangen sein sollte. Ehrlich gesagt brauche ich auch keine hunderprozentig deckungsgleichen Meinungen, sonst wäre man ja genauso diskursverengt wie der Mainstream. Da gibt´s andere Arschgesichter wie die zwei B´s beim ZDF (Böhmermann, Bosetti). Da hört auch bei mir jede Toleranz auf.