Ab und zu klicke ich mich gerne mal durch diesen Trend, auf Musik zu reacten. Leute, die selbst keine Ahnung davon haben, was sie sich da antun, und die ukrainische Band "Jinjer" geht seit einiger Zeit mit ihren Songs durch die Reaction-Blase und sorgt für teils sehr witzige Reaktionen. Ich bin eh ein Fan von Frauen, die ein variables Stimmrepertoire haben und nicht nur gefälligen Standard daher trällern. Eine andere Dame dieses Kalibers und sogar noch experienteller ist Karyn Crisis. Jinjer hatten allerdings Youtube und Co. hinter sich, was ihnen eine große Aufmerksamkeit beschert.
Der Anlass für das, was sich der Focus kürzlich wohl anmaßte, liest sich nur beim Drüberlesen als angebracht. Es ist schon mal vorgekommen, dass Vermieter sich ihrer Mietparteien habhaft machten und gerade Frauen zu sexuellen Handlungen, etwa für Mietpreisnachlässe, drängten. Das ist natürlich eine Straftat und anzuzeigen, wobei es nicht Aufgabe der Medien ist, da selbst "Hand anzulegen". Im Falle des Artikel sieht es jedoch wohl anders aus: Die Anzeigen bei einem WG-Suchportal sind eindeutig mit Nacktheit (oder auch mehr) beschrieben worden, also weiß man ziemlich genau, dass Schlüpriges zu einer Wohnbedingung gemacht wird. Das kann so kontrovers sein wie FKK-Strände oder Swingerclubs, ist aber prinzipiell genauso eindeutig als solches gekennzeichnet. Man kommuniziert es offen und ehrlich. Das wird bestimmt keine prüden Menschen anziehen, aber vielleicht jene, die offen für sexuelle Entfaltung sind. Die Focus-Onlineredaktion hingegen behauptet schon mal etwas in der Schlagzeile Falsches, relativiert es im Artikel ein wenig, aber scheint sich selbst darüber derart zu empören, dass sie in den letzten Zeilen auch noch stolz den Hinweis gibt, die Anzeigen gemeldet zu haben. Darin liegt für mich der eigentliche Skandal - nicht in den Anzeigen selbst.
"Wir/Ich habe(n) es euch ja gesagt", ist wohl das einzige, was man zu dieser entsetzten Nachricht schreiben könnte. Naiv ist es anzunehmen, dass Unternehmen nur das Beste für ihre Mitarbeiter wollen. Jetzt hat die Verdi-Vertretung Luftsicherheit NRW mal am eigenen Leib das eigentliche Treiben von Bundesinnenministerium und Auftragsfirmen erfahren dürfen. Liebe Verdi, das ist doch "Demokratie leben". Das Treiben des DSW ist schon mal ein Vorgeschmack auf Faeser´sche Visionen im Umgang mit ihren Bürgern. Wer nicht hören will, muss fühlen.
Ricardo Lange ist "based", wie man heute so sagt, ein ganz anderes Kaliber wie eine Hipsterselfiefigur wie Doc Caro. Der Mann sticht gerade in seinem Betätigungsfeld des Pflegeberufes in die Wunden, wo es sein muss. Seine Gastbeiträge in der Berliner Zeitung sind dabei immer eine Wohltat - geradeaus, aber auch differenziert. Sein kürzliches Treffen mit Wagenknecht hat er in einem Artikel skizziert und die Angriffe mit herrlicher Schlagfertigkeit weggewischt - "der Termin fand natürlich traditionell im Bundestag statt und nicht im Kreml". Der Kontaktschuldquatsch ist natürlich wieder voll im Gange, aber man weiß ja, aus welcher Ecke solche Vorwürfe kommen, und da hätte man sich fast gewünscht, Ricardo Lange hätte da noch explizitere Worte gefunden als zu allgemein über Debattenkultur zu reden.

Danke für die Lorbeeren, aber entspannt sieht anders aus... vielleicht nimmst du mich wie eine Ente im Wasser wahr - äußerlich entspannt, innerlich abstrampelnd. Grüße zurück und let´s stagedive into the mess. \m/ 2024.
Aus rein humanistischer Sicht mag ich zwar nicht mit Dreck um mich werfen, wenn ich einen Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Wolfgang Schäuble verfassen sollte. Aber bleibt mir der Mann sehr ambivalent in Erinnerung, vor allem, wenn in manch weisen Worten aus seinem Munde oftmals eine tief vergrabene Mischung aus trotziger "Jetzt erst recht"-Attitüde und ur-christdemokratischer Parteiprogrammatik herauszulesen war. Wer keine Probleme damit hat, einem griechischen Koch das Kochen ohne Kochlöffel aufzuzwingen und sich lediglich staatsloyal zurückzuhalten, dem kann man leider nicht nur Gutes nachsagen. Wenigstens kannte er trotz dieser Karriere noch zu Gute halten, dass man zum Abschied noch als jemanden wahrnimmt, der eine absolute Grenze kannte. Das mag noch aus der Kohl-Ära hängengeblieben sein, was man heute in seiner eigenen Partei wie auch der Ampel gar nicht mehr wiederfindet. Von außerhalb wirkte es gerne so, als würde ein verständlicher Frust darüber, nach dem damaligen Messerattentat an den Rollstuhl gefesselt zu sein, immer mitschwingt, was allerdings seine politischen Tatkraft weniger behinderte. Man könnte es sogar so sehen, einen ernstzunehmenden, respektablen politischen Gegner zu verabschieden. Was ja im Endeffekt doch wieder ein gutes Abschiedswort ist, selbst wenn da noch der Aktenkoffer als Dauermythos im Volksgehirn hängen bleibt.
Im Jugendalter war ich mal mit einer Kirchenclique in Schweden gewesen. Zwei Wochen Waldhütte und nix zu saufen - zu teuer und niemand war mindestens 25 Jahre alt, Alkohol zu kaufen. Wird mal Zeit, im Sommer den nächsten Urlaub dort zu verbringen. Prosit!
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