
Lassen Sie uns kurz zurückblicken:
Da war mal eine Demonstration gegen das anstehende, ursprüngliche Heizungsgesetz gewesen, das vor allem die Grünen versuchten durchzuboxen. Das neue deutsche Reinheitsgebot hatte ein Problem damit, der Stadt Erding mit dieser "schlechten" Demo einen Imagekratzer verpasst zu haben; und dass das vor allem in den Redaktionsstuben der Süddeutschen Zeitung nicht gut ankam, wissen wir spätestens seit einer der übelsten Kampagnen jüngeren Datums gegen den Freie Wähler-Politiker Hubert Aiwanger.
Monika Gruber kündigt nun ihren Rückzug an. Es ist ein herber Verlust für die ideologische Ausgewogenheit in der Kabarett-/Kulturszene, was der offen psychoprogrammatische Ton des SZ-Artikels auch klammheimlich gut findet. So findet man die üblichen Framing-Begriffe wieder: "umstritten" oder auch "populistisch". Da kann der scheinneutrale Duktus der ersten Absätze nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Autorin gar nicht geschmeckt hat, was die "Gruberin" an Meinung vertritt.
So kommt auch der Kabarettist Christian Schreiber zu Wort, der sich "in Rage" über Gruber redet und die üblichen Keulen auspackt, wenn statt über die Sache darüber gewettert wird, dass zum Anlass der Demo "die AfD begeistert dabei" sei. Und somit wohl nur Schützenhilfe für die Meinung der Autorin ist, die zwar das Gespräch mit Gruber als "angenehm" beschreibt, aber weiter unten - also nach dem Gespräch und abseits Grubers Anwesenheit - neben ihrer Kritik gegen "linksgrün" auch noch ihre Aussagen zu den Corona-Maßnahmen anprangernd zum Thema macht.
So liest sich der Artikel wie ein Abgesang auf eine unbequeme Person des öffentlichen Lebens, und der Ton wäre bestimmt nicht teilweise versöhnlich ausgefallen, hätte Monika Gruber nicht schon ans Aufgeben gedacht. Das hielt die Autorin allerdings nicht davon ab, noch ein bisschen nachzutreten, was eher etwas über die Personen hinter den Artikeln bei der SZ aussagt als über Monika Gruber. Nach dem Aiwanger-Disaster sicherlich ein bisschen erhebend, eine kleinere Nummer von der Bühne verschwinden zu sehen, die auf einer Demo Dinge anspricht, die man nicht hören will. (via)
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epikur (ZG Blog) (Montag, 13 November 2023 11:26)
Ich frage mich immer wieder: wo wollen die alle eigentlich hin? Glauben die im Ernst, wenn alle genau das denken, was sie wollen, genau das machen, was sie wollen und genau die verurteilen, die sie verurteilt wissen wollen - das dann alles gut wird?
Wie naiv, infantil, aber auch bösartig dumm muss man sein, um so etwas zu glauben? Eine Demokratie ohne Kritiker, ohne offene Diskurse und ohne Widerspruch - ist keine Demokratie mehr. Will das nicht in deren Schädel?
Ich denke nach wie vor, den fällt das alles erst dann auf, wenn in Zukunft eine schwarz-blaue Regierung Cancel-Culture, Zensur und politische Verfolgung betreibt. Dann wird das Geschrei riesig sein. Das sie aber den Boden dafür bereitet haben, werden sie vehement abstreiten und verleugnen.
Holger (Montag, 13 November 2023 15:55)
"Eine Demokratie ohne Kritiker, ohne offene Diskurse und ohne Widerspruch - ist keine Demokratie mehr. Will das nicht in deren Schädel?"
Vielleicht ist "Demokratie" ja gar nicht deren Ziel?
Vielleicht ist die Überwindung der Demokratie viel eher ihr Anliegen?
Vielleicht wird unser politisches System entkernt wie ein uraltes Gebäude, und innerlich umgestaltet?
Vielleicht sollen die dem denken entwöhnten Bürger mit der alten Fassade und der stetigen Wiederholung des Wortes "Demokratie" lange genug getäuscht werden?
Bis die Möglichkeit zur Umkehr nicht mehr gegeben ist?
Bis es heißt: Friss oder stirb.
Ansonsten: Monika Gruber kenne ich. Fand ich auch ganz unterhaltsam.
Von Christian Schreiber hingegen habe ich tatsächlich noch nichts gehört.
Und ich werde garantiert keine Zeit damit vergeuden, nach diesem Schmierlappen googlen.
Polemicer (Montag, 13 November 2023 18:14)
@epikur
Ich weiß auch nicht mehr weiter. Vor allem das extrem Widersprüchliche zwischen ihrem Geseier von "Empathie" und "Inklusion", und dann wird so kaltherzig vorgegangen. Offenbar ist es noch nicht hart genug geworden, bis auch dem letzten auffällt, was hier läuft.
@Holger
Ich weiß nicht, manchmal könnte man glatt an planvolles Vorgehen denken, aber manchmal wirkt es wie gute Absicht und das Blind-ins-Verderben-laufen. Deswegen mag ich mich gar nicht festlegen, dass da irgendwer irgendwas im Schilde führen würde.
Publicviewer (Dienstag, 14 November 2023 07:32)
Ihr habt es wohl immer noch nicht geschnallt.
Die herrschende Klasse möchte uns töten und den Rest versklaven.
Und ja, sicher war das alles geplant.
Nur mit der Umsetzung tun sich die Politikdarsteller manchmal ein bißchen schwer.
Mein Vorgänger "Holger"hat das schon ganz richtig zusammengefasst.
Nur, hätte er das Wörtchen "Vielleicht" einfach weglassen sollen.