Die Welt dreht sich immer weiter. Und das ist gut so. Auch wenn es einigen nicht schnell genug geht, ist die Gemengelage wieder eine veränderte als noch in Coronazeiten, vielleicht jetzt wieder ein bisschen zu sehr 2015 – aber doch, es tut sich wieder was. Und das nicht immer nur zum Schlechten, auch wenn man momentan im innenpolitischen Deutschland, ergo auch im „Wertewesten“, eine sehr bedenkliche Entwicklung beobachtet.
Liest man bei den Gazetten kurz quer, schnaufe ich schon automatisch angewidert, wenn nur wieder „Nancy Faeser“ erwähnt wird. Offenbar hat der Mainstream immer noch keinen Bedarf daran, ihr Wirken in den Grundfesten zu erschüttern. Immer noch können sie und ihre Kollaborateure den Rechts- und Gesetzesweg schleichend umgestalten, ohne dass auch dem Mainstream mal auffiele, was hier gerade läuft. Während man ihre halbgaren Eindämmungsversuche zu Flüchtlingsströmen journalistisch-mikroskopisch zerpflückt, verliert man allzu gerne und bequem den Blick für das Ganze, und nur wenige sprechen auch an, was normalerweise jeden auf die Palme bringen müsste. Und trotzdem wird hier schleichend ein Meldestellen- und Verpetzertum eingeführt und weiter getrieben, das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat. Mittlerweile ist es soweit gediehen, dass es nur noch in harten Worten in den Gesetzestexten stehen und sich das bei der Bevölkerung als Pflichtbewusstsein durchsetzen muss.
Der Minderheitenklientel ist das schon mal recht, und die pseudo-rotlinken Socken fühlen sich angenehm getriggert von der Möglichkeit, andere ungestraft anzuschwärzen, wenn es in ihre Agenda passt. Das würde völlig ungehindert seinen Lauf nehmen, wenn nicht die Realitäten mit ihren Widersprüchen über sie kämen – was konkret auch bedeutet, dass der neolinksliberale Weg keiner ist, den man ohne Bedenken einschlagen könnte. Selbst wenn solche Rückschläge immer wieder dazu führen, noch ein bisschen mehr dagegen zu gehen, werden auch die Rückschläge härter. Es hat gar die symbolische Bedeutung um die berühmte Sinnlosschlacht Don Quijotes.
Wann wird der Don eigentlich mal von den Windmühlen ablassen und in Rente gehen? Der Don:in wäre es allmählich anzuraten, wenn sie ihr Amt nur darin versteht, Wegmarken in den Totalitarismus zu setzen. Überhaupt ist mir all mein Restverständnis abhanden gekommen, wenn man sich so etliche Figuren bei der Sozialdemagogischen Partei Deutschlands anschaut, wie sie reden und wie sie handeln. Vom Grüßaugust bis zum Berufskevin sind da Figuren versammelt, die bislang noch im Ödland politischer Relevanz ihr Dasein zu fristen hatten. Es brauchte allerdings nur einen Lachunfall, das etwas eingefahrene und ein ziemlich sprunghafte Wählervolk, um sie an die Macht zu bringen.
Was haben sie denn in den letzten drei Jahren (und in dem Kontext zuvor) zustande gebracht? Eigentlich nichts Produktives, was man als selbstbestimmte Lebensleistung bezeichnen könnte. Mehr als Sprüche und verbale Grenzüberschreitungen habe ich jüngst nicht mehr von ihnen zur Kenntnis genommen. Ja, toll, Mindestlöhne. Und Bürokratiemonster. Mir ist schon häufiger untergekommen, dass die Betriebe über das verordnete Geschreibs ächzen, was man ja schnell als Regulierungswut interpretieren darf. Dabei bekämpft sie nicht nur in diesem Punkt den Geist, den sie selbst aus der Flasche ließ.
In ihrer Profillosigkeit und Anhängselrolle die letzten Jahre hat sie sonst aber auch nur durch großmäulige Sprüche von sich Reden gemacht. „Covidioten“ oder „gefallene Engel aus der Hölle“ sind da nur die Extremphrasen, die man sich bemächtigte auszuspucken, und auch als Ampelführer ist die Partei nicht gerade vollends in der Position der gestaltenden Instanz. Oftmals nur Spalier stehend zu ihren Grün-Pendants, die noch eine Spur härter drauf sind, was das Kreisen-um-sich-selbst angeht. Jüngst wieder mal zu beobachten bei den katarrhalischen Schulze-Auswürfen im bayrischen Landtag, die wahrscheinlich bis heute noch in eben dieser Don Quijote-Manier gegen einen eingebildeten Riesen kämpft – seien es ihre Schließungshirngespinste vor zwei Jahren oder sie bald ganz vorne in einer Regierwarteschlange stünde.
An dem Punkt ist die SPD nicht. Sie ziert sich, wie sie sich schon seit Jahren ziert. Ein Selbstbewusstsein wie die völlig missgestaltete Yennefer, nur dass kein Zauber sie schön und mächtig macht. Und offenbar verbittert, hartherzig.
Irgendwann geht diese Verbitterung in eine Phase des Angriffs über, in Selbstakzeptanz ohne Selbsttherapie – man zelebriert es, wie es ist. Und so steht nun ein Boris Pistorius am Rednerpult und stimmt uns auf ihren Angriffskurs ein. „Kriegstüchtig“ sollen wir jetzt werden. Gut, abgesehen von dieser Friedensabkehr, der ich mal gehörig den Stinkefinger zeige, müsste man in fast jeder Ecke, wo es drauf ankommt, erst mal wieder tüchtig werden. Interessant dazu: Von „Bereit, weil ihr es seid“ (klingt so verdammt nach Hannibal Lecter) und „Keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete“ zu „kriegstüchtig werden“...
Schlingerkurs ist Kindergarten gegen diese Ampel, die zuerst versucht, ihr eigenes Unvermögen in Ämtern als Crashkurs für sich selbst zu verstehen; so, als ob man im Alter noch versuchte, als Bürohengst stur seine eigene Terrasse im Garten zu zimmern, ohne es von Fachkräften machen zu lassen. Blöd nur, wenn man zwei linke Hände hat, sich dazu ein Schild an die Haustür („Habeck – Philosoph, Autor, Wirtschaftsexperte, Häuslebauer“) hängt und potentielle Kunden merken, dass die „Fachkraft“ weniger Ahnung hat als der Kunde selbst. Andere haben zwar Berührung mit einem Fach gehabt, aber „irgendwas mit Völkerrecht“ reicht eben nicht für höchste Ämter, wenn man es sich nicht da draußen länger mal angeeignet hat. Annalena liest sowieso nur ab und setzt dann, wenn sie nicht barfuß im Sand ihre Träumereien ausleben kann, für das Expertisenschauspiel eine bös-kämpferische Miene auf.
Das eigentliche Problem mit diesem Personal ist weniger das Unwissen, sondern die Illusion erschaffen zu müssen, wissend sein zu wollen und dann eine Terrasse zu präsentieren, die schief und krumm ist und das Holz beim Probesitzen bedenklich knarzt. Und das zu Zeiten, in denen Ausnahmesituationen immer häufiger aufkommen und man im größtmöglichen Ausmaß Hilfe und Handlung benötigt. Am besten etwas, das keine Negativfolgen mit sich bringt. Doch genau das passiert gerade. Und sie reagieren zuerst nicht mit Einsicht und Ausbesserungen, sondern mit „noch mehr“. So verschärft sich jede Krise, die aufkommt, aufgedunsen von Moral und Macht, die Hoffnungen zerfleischend, dass wir in der post-aufgeklärten Gesellschaft richtig mit diesen Krisen umgehen.
Das ist natürlich zermürbend, Ängste schürend, bedrohlich und sehr frustrierend. Allem voran dem Umstand geschuldet, dass der kleine Hanswurst von nebenan faktisch mehr auf die Kette bekommen würde wie Robert, Annalena oder Olaf, aber nicht ran dürfen. Sein Schicksal nur in die Hände von Traumtänzern legen kann, die eher um sich selbst kreisen denn um die Probleme aller. Bisher konnte man noch Sachen als Erfolg verkaufen, weil die Auswirkungen nur schleichend eintraten und so leichter wegzuwischen waren, aber niemand da draußen wirklich einen Schlussstrich unter eine Sache machen kann, wenn der Abstieg nicht mehr zu leugnen ist.
Vielleicht brauchen wir diesen Abstieg mal wirklich und ernsthaft. Vielleicht ist es doch sinnvoll, mal wieder auf das Maß all jener Staaten herunterzufallen, die sich keine Luxusprobleme leisten können. Vielleicht sind diese vielen Krisen, bei dem der „Wertewesten“ einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat, ein Hallo-Wach-Mittel, den Leuten endlich die Augen darüber zu öffnen, wer uns all die Jahre regiert und gelenkt hat. Was ihre Pläne waren (wenn sie denn welche hatten), wem sie da zuarbeiteten (sicher nicht den Bürgern selbst) oder wie sie sich um uns sorgten (höchstwahrscheinlich kaum).
Es ist bestimmt etwas dran, die sogenannte „kreative Zerstörung“ nähre die Hoffnung, dass etwas Neues, Besseres daraus entstehen kann. Aber wenn etwas Gescheitertes durch etwas Unrealistisches ersetzt werden soll, werden diese Visionen niemals Realität werden – alleine schon, weil die Menschen das Warten auf das Eintreten der Heilsversprechen irgendwann satt haben. Deswegen sind Krisen auch irgendwie nützlich: sie legen offen, wo es besonders hakt. Eine Krise wäre keine Krise, wenn sie keinen Explosionseffekt mit sich bringt wie aktuell in den kriegerischen Auseinandersetzungen, und da ist Moral erst mal egal. Die Moral macht es im Gegenzug nur noch schlimmer. Bis das jede(r) erkennt, dauert zwar ziemlich lange, aber der Rechtsruck überall auf der Welt ist nur ein Indiz dafür, dass die humanistisch-idealistische Absichtspolitik linker Strömungen sich gerade ins Gegenteil verkehrt, von „keine Waffen“ zu „kriegstüchtig“, von „Wirtschaftswunder“ zu „Inflation“, von „inkludierend“ zu „Meldestellen“.
Das mag tragisch sein, die Wut hochkochend. Aber es ist etwas Zwangsläufiges, und gut zu erkennen, wenn die Masse und die Qualität des Versagens nun endgültig die Oberhand gewinnt. Deswegen können Krisen auch mal nützlich sein. Damit Selbstbetrug und Augenwischerei endlich mal aufhören.
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