Es kam, wie es kommen musste.
Meine Gefühlslage vor und nach den Wahlen letzten Sonntag basierte weniger darauf, dass ich mir nun alle Sondersendungen im TV angetan habe. Das war noch vor Jahren so, auch weil ich so engagiert in Politik gewesen war, irgendwie mitgestalten wollte. Wissen wollte, von was ich denn überhaupt rede. Dazu gehörte bisher, dass man sich eben vom Vorgeplänkel bis zur Elefantenrunde jedes Blabla in ARD und/oder ZDF antut, als gehöre es zum guten Ton.
Doch mit dem „guten Ton“ ist es heute irgendwie vorbei. Ich saß lieber weiter an meiner großen Odysee durch Skyrim, hatte nur irgendwann für den Tag genug davon, stöberte danach in meinen Lieblingslinks und schaute auf derweilen mal auf die Uhr – es war nach 18 Uhr. Erste Prognosen. Also schnell gecheckt, zufrieden genickt und mir ein wenig Zeit um die 20 Uhr rum im Kopf vorreserviert, um dann die ersten Hochrechnungen nachzulesen.
Derweilen muss ein Beben in sich zusammenfallender Gesichter ausgebrochen sein – in den Parteizentralen vorrangig linker Parteien. Plattgedrückt, niedergeschmettert. Eigentlich waren die Wahlergebnisse der berühmte Monty Python-Fuß, der am Ende alles plattmacht. Prrrtz. Doch war der Fuß kein neues Phänomen, das man überrascht zur Kenntnis nimmt. Man ist schon Fan davon geworden, hat schon einige Sendungen gesehen und wartet sehnsüchtig darauf, dass er wieder alles niedertrampelt.
Doch wie auch in der Kultsendungen aus den 60ern gibt es keinen absoluten Abschluss, in dem der ultimative Fuß Dinge endgültig zum Erliegen bringen würde. Wie oft haben wir uns schon den Mund fusselig gelabert, damit sie nun endlich ins Denken kommen. Die Methode zu überdenken, das Geschrei mal abzustellen, die Schuldfrage neu zu justieren. Schon länger erwartete ich keine Einsicht bei den selbsternannten Exklusivdemokraten, die auch nachhaltig funktionieren würde; man muss eigentlich nur weiter die Parolen verfolgen und wie sie gewichtet sind, um – wie auch jetzt wieder – festzustellen, dass das alles Wahlgeseier ist, das mal schnell die Enttäuschten einfangen sollte, um dann wieder ins Eigennützige, Ideologische zurückzufallen.
Das Wundenlecken war danach bestes Idiotenkino. Vor allem diejenigen, die ich mittlerweile als völlig verföhnt wahrnehme, ist die Schuldumkehr ein besonderes Gagfeuerwerk geworden. Die blöden Wähler... die sind ja so dumm, die megastarke soziale, solidarische, nachhaltige, feministische, antirassistische Politik nicht zu verstehen. Und nun müssen sie das noch mehr erklären. Doch was bedeutet das? Noch mehr ins Detail gehen, weil man das angeblich zuvor zu grobkörnig umrissen hatte? Vom wohlwollenden Verkäuferduktus auf Einprügeln umschalten? Als hätten wir nicht schon genug davon. Nehmen es nicht mehr ernst. Finden es zweifelhaft. Haben schon länger die Schnauze voll. Also: wann wird denn mal der Zeitpunkt kommen, an dem sie endlich aufgeben? Die Reaktionen lassen allerdings nicht darauf hoffen. Weiter so. Noch mehr. Noch härter. Noch stärker. Was anderes fällt ihnen nicht ein. Hoffnungslos.
Ähnlich hoffnungslos blickt man auf das zweite Ereignis, das gerade alles überschattet. Einen ähnlichen Dachschaden haben seit gefühlter Ewigkeit Israelis und Palästinenser erlitten, und das aus eigentlich viel banaleren Gründen des Territorialanspruchs. Man sollte den Landstrich da unten endlich bei Ebay verscheuern, gäbe es das Auktionsportal in seiner alten Form noch. Drei, zwei, eins – meins. Der Verlierer hätte die Arschkarte. Krieg erledigt. Was anderes fällt mir bald nicht mehr ein, wie man den Dauerkonflikt irgendwie beenden könnte.
Nun macht sich Deutschland schon in den ersten Tagen schon wieder zum Superhonk. Kriegt es nicht auf die Kette, unbürokratisch Leute auszufliegen. Und, als wäre das nicht genug, auch noch Gebühren für den Rettungsflug zu erheben. Offenbar hat man jetzt schon die Kasse für die Ukraine ausgekratzt. Sorry, liebe Staatsbürger, kein Geld mehr da, also dann mal 300 Euro auf die Kralle! Haste nicht? Pech. Mach halt mit der Flinte vor der Nase auf solidarisch oder geh betteln (sterben). Ultraböse Vorstellung. Aber so ist das mit der Doppelmoral, wenn sie sich so zeigt. Apropos Doppelmoral und Linke: Verdammt heiße Zeiten stehen gerade für sie an, und Luisa „Lieber Doppelmoral als gar keine“ Neubauer ist gerade nicht auffindbar...
So, wie sich Links und ihr gruppiertes Positionieren gerade ins Abseits schießt, dürfte der Spuk bald mal vorbei sein. Wir harren noch aus, wie lange das so weitergehen wird, aber ist nun abzusehen, dass die Deutungsmacht nur noch mit den übelsten, repressiven Methoden an sich gerissen werden kann – siehe EU und TwiXter. Sollte das Kommissariat des Schreckens seine Drohung tatsächlich wahr werden lassen und würde die Plattform vollständig abschalten, wäre das für Elon Musk wahrscheinlich weit weniger schädlich als für alle anderen. Dann mag man zwar Ruhe im Karton haben, aber hat sich dann endgültig als Unrechtsregime entlarvt.
Noch härter. Noch schärfer. Noch idiotischer.
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Holger (Sonntag, 15 Oktober 2023 22:03)
Ich habe den Eindruck, in der Politik ist die Wiederwahl ein unerwarteter Bonus. Ein Zeichen dafür, daß man genügend Leuten gesellschaftsschädliche Politik als notwendig verkaufen konnte.
Heute erscheint es mir noch zusätzlich so, als wenn die aktuell zerregierenden Parteien in den 4 Jahren das maximal Mögliche für ihre tatsächliche Klientel herausholen wollen, in der Hoffnung, nach der Abwahl eine lukrative Anschlussverwendung antreten zu dürfen. Und natürlich vor der Abwahl noch ganz viele neue gutbezahlte Stellen zu schaffen und sich damit bei ihren willigen Helfershelfern zu bedanken. Völlig schambefreite Ausplünderung des Staates.
Und zu der Sache mit Israel:
Seit gestern werden mir bei youtube immer wieder Werbeblöcke mit israelischen Opfern eingespielt. Da sollen die Menschen jetzt wohl emotional darauf vorbereitet werden, eine endgültige Lösung der Palästinenserfrage zu begrüßen.
Riecht nach "Brutkastenlüge"... also nach PR-Firma, die die Kriegsgeilheit anfachen soll. Eine ganz neue Stufe der Ekelhaftigkeit.
Polemicer (Montag, 16 Oktober 2023 05:23)
@Holger
Interessant, dass du das mit der Werbung ansprichst, meine bessere Hälfte hat bei ihrem Spiel dasselbe erzählt bekommen. Hat sie selbst jetzt nicht erfahren müssen, ich auch nicht. Noch. Sollte das jetzt wirklich die neue Masche sein, uns jetzt auch noch in solchen Rückzugsräumen Propaganda unterzujubeln, wäre das in vielerlei Hinsicht neu wie noch übergriffiger als sonst. Fehlt eigentlich nur noch ein professioneller Werbespot im "Brot für die Welt"-Stil - statt bedauernswerte Kinder in Afrika gibt´s jetzt das volle Programm Opfermythos Israel. Damit wir auch ja auf der richtigen Seite stehen...