Ich mag nicht in Lagerdenken verfallen. Ich mag keine Anklagen herausposaunen müssen. Ich mag eigentlich alle in den Arm nehmen, mit ihnen leben können, auch wenn ich nicht alles und jeden gut finde. Ich mag prinzipiell nicht in „gut“ und „schlecht“ denken, im „wir“ und „Ihr“, und uns zu sehr auf den Thron hieven und Euch als grundböse ansehen. Eigentlich bin ich ein ausgewiesener Harmoniemensch.
Allerdings bleibt uns bei bestimmten Themen, dem übergeordneten Themenkomplex und Euch, die das einseitig für sich bewerten und noch dazu auf uns einreden, es nach ihren Vorstellungen zu betreiben, nichts anderes übrig, als in dieses Lagerdenken zu verfallen. Weil es ins Übergriffige übergeht, weil unser Weg zum selben Ziel ein anderer ist als Eurer. Und weil Ihr uns alleine deswegen schon als egoistisch, dominierend gegenüber zu schützenden Minderheiten und gleich als gänzlich menschenfeindlich und weiterführend genozidär hinstellt. Wir sind, wir waren ja sehr duldsam, haben den Schmerz ertragen und fuhren nicht gleich aus der Haut - aber so allmählich läuft das Fass endgültig über.
Es geht vordergründig nicht um politische Ideologie, obwohl die auch eine Rolle spielt, ist aber im Detail sogar ein Grabenkampf innerhalb derselben ideologischen Anliegen. Das macht uns nicht automatisch zum politischen Gegner, den man komplett auf der anderen Seite wiederfindet, aber so nehmen wir auch jede ausgleichende Programmatik von der anderen Seite mit, um den Extremismus der eigenen Seite zumindest einzudämmen. Weil wir gerade das zusammenfallen sehen, was wir uns in vielerlei Hinsicht aufwändig aufgebaut haben – und was Ihr gerade mit schwerem Gerät innerhalb kurzer Zeit zerstört...
Wofür wir kämpften
Nicht alles ist Gold, was glänzt. Keine Frage. Aber wir haben nicht nur freudig alles abgenickt, was zu unseren Lasten beschlossen und durchgesetzt worden ist. Wir sahen nur eher machtlos zu, was kam, und wir dachten noch, dass sich das wieder einrenken könnte. Weil wir pauschal noch Vertrauen in Politik und Medien hatten, weil wenigstens das sich selbst wieder einhegen würde wie bis dato geschehen. Uns ging es gut, finanziell etwa oder im Gefühl von Lebensqualität oder Sicherheit. So zumindest gingen wir in ein neues Jahrtausend. Und wenn wir etwa in die Arbeitslosigkeit schlitterten, war da noch der Staat sowie bezahlbares Leben, was uns auffing. Und wenn wir tatsächlich doch in eine bedrohliche Armut abrutschten, herrschte noch das Restbewusstsein vor, dass wir uns an die eigene Nase fassen sollten und uns am besten am eigenen Kragen aus dem Morast ziehen können.
Vielleicht hätten wir mehr dafür tun sollen, dass es nicht schlimmer würde. Wir waren allzu naiv untätig geblieben, weil da noch viel Luft nach unten war. Weil wir weich fielen, auf die dicke Matraze des Wohlstands, der uns zur Verfügung stand, und nicht sehr hart auf dem Boden aufschlagen mussten. Vielleicht waren wir sogar zu satt und sorglos, mit dieser wohligen Vorahnung vom Sockel zu fallen.
Gleichzeitig hatten wir aber auch die Zeichen der Zeit erkannt. Wir wussten, dass es ungerecht zugeht, wir wussten, dass noch nicht genug getan wurde, um uns und die Welt besser zu machen. Wir unternahmen viel, dies zu korrigieren, sei es in Energiefragen, im gesellschaftlichen, politischen, im sozialen Bereich, und wir haben trotz Rückschlägen und Ausbremsungen schon viel erreicht gehabt. Wir haben die Ausbeutung der Arbeiterklasse noch weiter eingedämmt gehabt, wir haben schon früh in unserem Wirken inkludierend statt autoritär und vorurteilsbehaftet vorgelebt, so dass Minderheiten immer gleichberechtigter mit uns leben und arbeiten konnten. Wir haben uns um die Armen und Hungrigen in der Welt gekümmert, wir waren gegen Krieg oder Atomstrom auf die Straße gegangen und wir haben uns Rechtsruck und Nazis erfolgreich in den Weg gestellt.
Nicht alles war von Erfolg gekrönt und wir scheiterten auch in der Bewahrung des Gesamtzustandes im Land, aber wir lebten auch weniger in der Beseeltheit, unsere Ideale mit der Brechstange der Bevölkerung aufzwingen zu müssen. Wir akzeptierten auch mal, dass wir Fehler machten und zuließen, dass die Situation etwas schlechter geworden ist. Dass nicht alles ungebremst möglich und machbar wäre. Und wir zehrten auch von dem, was wir uns als Notration im Keller aufbewahrten – weil wir es uns leisten konnten. Aber wir konnten uns durchaus auf die Fahnen schreiben, das Richtige zu tun und sahen auch (selbst)zufrieden auf die Ergebnisse oder dass zumindest etwas auf den Weg gebracht wurde.
Was uns blühte
Und wir hatten Hoffnung. Die Hoffnung und den Antrieb, der nächsten Generation etwas mitzugeben, die gewillt wäre, unsere Werte weiterzutragen. Für sie zu kämpfen, wie wir das taten. Doch auch hier begingen wir einen Fehler: wir bekämpften ein selbst erlittenes Extrem oder eine Entwicklung mit dem krassen Gegenteil. Wir setzten auf Antiautoritäres als kompletten Gegenentwurf, und wir gewährten unserem Nachwuchs zu viel Freiraum - vor allem in einer Phase, in der Orientierung durch unser Auftreten als Elternteil hätte repräsentiert werden müssen. Wir ließen die Kinder – also quasi Euch – zu sehr von der Leine und dachten, dass wir eine grundanständige Generation in die Welt gesetzt hätten, die keine autoritäre Erziehung bräuchte, die sich selbst erkennt und wie sie aufrichtig ehrlich und vernünftig in die Welt blicken würde, was richtig und was falsch ist. So, als hätten wir im wirren Glauben gelebt, gutes Verhalten und Vernunft könne man einfach mit den Genen weitergeben statt sie anerziehen zu müssen.
Wir sind auch zu sorglos in die ganze Sache gegangen. Wir hatten euch in einem Selbstbetrug zu früh der Selbstbestimmung zugeführt und stattdessen Eure Desillusionierung mit befördert. Wir wollten eher gut Freund mit Euch sein und nicht Eltern. Wir haben uns sogar dazu treiben lassen, uns im nagenden Bewusstsein des drohenden Wohlstandsverlustes Euch auf die besten Schulen zu schicken, Euch ein Studium zu ermöglichen, und wenn Noten und schlechte Nachrichten dem Ziel im Wege standen, haben wir uns aufgeopfert, das wieder gerade zu biegen. Sei es in zermürbenden Gesprächen oder im schlimmsten Fall mit Anwälten.
Wir konnten, im Gegensatz zu unseren Eltern, im Antrieb des zu bezeugenden Wirtschaftswunders von einst die Chance eben nicht mehr wie von selbst ergreifen, dem Nachwuchs einen uns gleichwertigen oder noch besseren Lebensstandard zu ermöglichen. Wir mussten uns schon damit auseinandersetzen, dass es unseren Kindern eventuell schlechter gehen könnte – und das würden wir natürlich als Scheitern wahrnehmen, als einen weiteren Fehler in einer Kette von Fehlern. Der uns aber weit mehr betroffen machen würde, weil es direkt die Familie betrifft. Und wenn wir nicht ständig und aufopferungsvoll dafür sorgten, dass es nicht zum Totalabsturz führen würde, gingen wir bis an die Grenzen des Legitimen. Wir konnten kaum wissen, welche Folgen das haben würde, aber sahen wir uns schon dazu genötigt, mindestens soziale Schadensbegrenzung für Euch zu erreichen. Und wir griffen schon mal zu unredlichen Mitteln und uns jeden persönlichen Vorteil ab.
Was wir mit Euch in die Welt trugen
Dabei dachten wir parallel dazu schon mal in anderen Sphären. Kontinental, wenn nicht gar global. Wir achteten wieder mal weniger an uns selbst (was nicht egoistisch gedacht sein muss), sondern lagerten unsere Hoffnungen auf Gemeinschaften aus. Auf die Idee eines geeinigten Europas, auf globalen Handel, auf den Wertewesten. Und auf das, was wir als Errungenschaft vorweisen konnten statt unserer Fehler. Inklusion, Gleichberechtigung, soziale Martkwirtschaft als Wohlstandsgarant. Und Ihr habt das tatsächlich weitergetragen. Ihr habt die Werte in ihrer groben Bedeutung verinnerlicht, Ihr habt es sogar vorgelebt, als Ihr in die Welt reistet, und in gewisser Weise haben wir durch und mit Euch bezeugen können, wie man von außerhalb auf uns mit Wohlwollen geschaut hatte – die Welt zu Gast bei Freunden und umgekehrt.
Aber leider war das auch nur Schein. Wir sonnten uns im Positiven und ignorierten das Negative. Wir wollten die totale Harmonie, wie wir bei Euch eher Freund und nicht Eltern sein wollten. So gingen wir auch mit anderen Nationen um, und so allmählich kippte dieses Verständnis – wir schmissen mit Geldbeträgen um uns, um die Hilfebedürftigen ruhigzustellen geschweige denn unsere (auch historischen) Gewissensbisse. Wir agierten nicht nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe, sondern fühlten uns bald für alles und jeden verantwortlich. Und wurden so übergriffig, bemühten die Anwälte der Moral für das Wohl der Welt. Wir gingen vom Anspruch, unseren sorglos aufwachsenden Kinder alles zuzutrauen, dazu über, alle an die Hand zu nehmen und sie überall dort hinzuführen, was wir für richtig hielten. Und hier kommt Eure Verantwortung ins Spiel, die Ihr euch nach der Phase der Orientierungslosígkeit zusätzlich selbst anerzogen habt. In den Hörsälen, den Safe Spaces. Basierend auf unserem Wertekanon, der im Grundsatz vernünftig klang, sich aber in der Weiterentwicklung gar gegen uns richtete.
Um das nicht allzu sehr zu verpauschalisieren: Nicht alle sind so oder so. Weder auf der einen wie der anderen Seite. Wir reden hier immer noch von einer Minderheit, die sich in diesem Wertekonstrukt radikalisiert und in den Mittelpunkt gedrängt haben, die jeden humanistischen Ansatz, den wir vertraten und immer noch vertreten, nur benutzen statt ihn wirklich vorzuleben. Auch hier ließen wir wieder zu viel gewähren und standen zu selten prüfend und korrigierend daneben. Wir ließen es laufen, weil wir auf die Kraft des Guten hofften, wir ließen unser Misstrauen in der Ecke stehen.
Unter welchen Umständen Ihr die Welt kennenlerntet
Doch dann kamen die Krisen. Welche die schlimmste und bildhafteste war für unser Versagen, war schwer zu durchblicken. Man erinnert sich etwa 9/11 zurück, und wir dachten, dies wäre aus dem Nichts über uns hereingestürzt. Da wir zu dem Ereignis aus der Erkenntnisstarre erwachten, mussten wir erkennen, dass auch dies eine Vorgeschichte hat. Welche? Immer noch nebulös, zu unklar, und selbst das Bauernopfer bin Laden hat weniger Klarheit in die Hintergründe bringen können, sondern den Nebel nur noch mehr verdichtet.
Finanzkrise – auch ein später, finaler Stein des Anstoßes, der ein wackeliges gewordenes Wohlstandsgebäude teilweise zum Einsturz brachte. Und was taten wir? Wir reagierten zwar dem Moment geschuldet lindernd, aber nicht grundsätzlich korrigierend. Wir verhinderten wieder nur das Schlimmste und änderten die Marschrichtung nicht. Wir dokterten etwas am hochspekulativen und zynischen Finanzmarkt herum, federten den totalen Wohlstandsverlust ab und lebten mit den minderen Einbußen weiter. Wieder hatte uns die Matraze weich fallen lassen – der Finanzmarkt suchte sich derweilen, nach unseren kraftlosen Standpauken, lediglich neue Namen aus und machte weiter wie bisher.
Als dann noch humanitär bedeutsame Krisen folgten, etwa die Flüchtlings- oder Corona-Krise, gerieten wir schnell in ein Gewissensdilemma. Helfen? Grenzen öffnen? Schließen? Isolieren und somit vereinzeln, zum Schutz des Lebens? War das der richtige Weg, sich empathisch zu zeigen und krampfhaft zu versuchen, eine autosuggestive, moralische Reinwaschung den schnöden Lebensrealitäten wie Armutsgefährdung oder soziale Vereinsamung vorzuziehen? Für bestimmte Menschen, uns wie Euch, war die Entscheidung schnell getroffen - „Wir schaffen das“ und „sich und andere schützen“ standen für sie auf dem Plakat, und man findet noch weitere Phrasen, unter dem sie entweder ihre unbändige Empathie zum Ausdruck bringen wollten oder doch eher an einem Helfersyndrom zu leiden schienen.
Dass Ihr die Welt unter diesen Umständen habt kennenlernen müssen, tut uns leid. Aber wir wussten auch im Detail nicht, was über uns hereinbrechen würde. Wir hatten nur Ahnungen, denen wir nicht ernsthaft weiter nachgingen. Uns blieb nur nichts anderes übrig, damit leben zu müssen und es gleichzeitig gemeinsam anzugehen.
Was Ihr uns noch aufladet
Gerade in Krisen zeigt sich, ob eine Gesellschaft in sich geschlossen und wie gefestigt sie ist. Ob sie im Notfall richtige Schlüsse zieht, ob sie Fehler von damals erkennen und benennen und ob sie fähig ist, in den jeweiligen Krisen für die Zukunft die besten oder nur die am wenigsten schädlichen Lösungen auf den Weg bringen kann. Nehmen wir das dritte Jahrtausend als die Zeit seit 9/11 (wie aufgeführt) wirklich als „Zeitenwende“ wahr, hat sich in Deutschland und der Welt etwas eklatant verändert. Unser Bewusstsein hat sich verändert, aber rätseln wir noch darüber, ob wir angemessen damit umgehen oder man es tatsächlich als Gefühl einer lähmenden Ohnmacht ansehen muss. Und wir sehen diesen Krisenkomplex schon als das Ergebnis dessen, was wir offenkundig in der Vergangenheit falsch gemacht haben. Nun kommt Ihr noch ins Spiel und bringt eure eigenen Wertvorstellungen mit, was die Bewertung noch schwieriger macht.
Wir knabbern also schon länger an den Problemen herum, die wir teils selbst geschaffen hatten. Nun nötigt Ihr uns allerdings noch weitere Dinge auf, vermengt sie mit unseren und ladet uns noch einen größeren Schuldkomplex auf den Rücken. Ihr fühlt euch beseelt, endlich eine Lösung für alles gefunden zu haben und brecht das vor allem auf die Moral herunter. Das wäre für sich stehend noch nicht mal das Schlimmste, man kann sich die Ideen ja anhören und sie allgemein wie im Detail gut oder schlecht finden.
Doch kommt nun noch Euer Anspruch hinzu, dass wir heute Eure Vorstellungen von Lösungen gar nicht mehr schlecht finden dürfen. Ihr begründet das etwa mit Eurem Bildungsgrad – den wir Euch bereitet, gar erstritten, haben. Ihr begründet das mit Euren Werten – die wir Euch wenigstens noch anerzogen bekommen haben, bevor wir Euch von der Leine ließen. Wir sind also im Geiste wertebasiert und bildungstechnisch immer noch verbunden. Und doch habt Ihr Euch noch weiteres angeeignet, wessen wir Euch mittlerweile nicht mehr folgen können.
Was uns noch verbindet
Es fällt uns schwer, dies zu beschreiben. Wir wundern uns zuerst nur, welche Themen Euch plötzlich unter den Nägeln brennen. Die sind in der Sache durchaus dieselben wie das bei uns der Fall gewesen war, aber sind das die Dinge, um die wir doch schon länger kümmern. Ihr tut allerdings so, als wäre dies Euer Ding, Eure Entdeckung – und Ihr begeht das komplett gründsätzlicher und noch allumfassender. Ihr abstrahiert und pathologisiert es gleichzeitig. Ihr denkt in zwei Sphären, im Kleinen wie im Großen, synchron. Ihr verliert Euch in Vergangenheit und Zukunft und scheut – aus welchen Gründen auch immer – einen genaueren Blick ins Hier und Jetzt. Ihr lest sehr viel, versteht es aber nicht oder falsch.
Es ist nicht nur das Denken bezüglich der Sachthemen, das uns irritiert. Sondern auch den Schuldkult, den Ihr Euch selbst und uns zusätzlich noch aufladet. Uns irritiert, wie ungestüm Ihr in die Sache geht und Euch nach einer längeren Phase des Nichtstuns und des Darüber-Nachdenkens plötzlich beflügelt fühlt, in kämpferischer Manier der Gesellschaft Euren Stempel aufzudrücken. Dass Ihr es tut, machen wir Euch nicht zum Vorwurf. Sondern wie Ihr es tut.
Euch scheint das Bewusstsein zu fehlen, Eure Ideale, die Euch zum Handeln treibt, der Realität unterzuordnen. Sie mit unseren zu vermengen und zu erkennen, dass wir schon vieles getan haben, was nicht Ihr noch erledigen müsstet. Dass manches ein ewiger Kampf sein würde, der nie enden wird. Dass wir uns etwa Rassismus immer wieder ausgesetzt sehen werden, und dass wir rechtzeitig darauf reagieren müssen, um ihn nicht grassieren zu lassen. Und dass wir uns nur nicht denselben Mitteln bedient haben, um ihn loszuwerden oder zumindest klein zu halten.
Was uns unterscheidet
Und genau hier sehen wir die Gefahr. Es ist egal, unter welchen Bannern wir unser Handeln begründen – es beginnt immer mit einer Moral, einem bestimmten Zweck, und der heiligt irgendwann die Mittel. Dass Ihr unter derselben Maxime wie wir für Dinge eintretet, soll Euch lobend zu eigen sein, aber Ihr driftet allmählich in der Wahl der Mittel in dieselben Abgründe ab, die Ihr zu verhindern sucht. Dabei strapaziert Ihr in Eurer Ungeduld die Dringlichkeit über und erkennt nicht, dass Ihr nicht besonnen, rational agiert. Euch scheint es nicht schnell genug zu gehen, doch haben wir da zu wenig Einfluss nehmen können, weil Euch andere darin bekräftigen, in dieser selbst gewählten Angst- und Alarmstimmung alle sonstigen Probleme hintenan zu stellen.
Dabei geben wir Euch in der Sache nicht mal unrecht, sondern wollen Euch lediglich die Ansprüche auf den Boden zurückbringen. Doch scheinbar erreichen wir Euch nicht mehr. Ihr habt entschieden, dass es sein muss. Ihr habt entschieden, dass jeder, der das nicht mindestens genauso schnell angehen will und als dringlich erachtet, Euer Feind sein soll. Ihr schaltet in Eurem neu entdeckten Eifer auf Angriff um. Ihr werft uns Dinge vor, die wir nicht getan oder gedacht haben. Ihr seht nicht, dass wir dasselbe wollen. Ihr ignoriert dabei all die Dinge, die uns zusätzlich betreffen und die nur schlimmer werden würden, wenn Ihr sie für Eure Sache und Euren Eifer ignoriert oder gar dämonisiert. Wir verstehen einfach nicht mehr, was Euch dazu berechtigt, selbst wenn Euch Macht und Einfluss dabei noch unterstützen.
Ihr zerstört sogar alles, was nicht nur uns persönlich, sondern auch uns als Gesellschaft und Staatsform richtig und wichtig erscheint. Ihr setzt Euch über diese Prinzipien hinweg, Ihr verweigert den Diskurs, Ihr werdet radikal aktiv, nutzt die Perfidität von Druck und wechselseitigem Opfer-Täter-Schema. Ihr macht Euch zum Opfer, und wir sind Schuld. Ihr diffamiert uns, je wie es beliebt, macht uns damit auch mal im Gegenzug zum Opfer und behauptet ebenso, dass wir selbst schuld wären.
Was wir endlich tun müssen
Deswegen ist allmählich der Punkt erreicht, dass es genug ist. Es wird Zeit, die Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen. Es wird Zeit, dass wir endlich die Dankbarkeit einfordern, die uns zusteht. Für unsere Bemühungen, für das Erreichte. Dass wir uns nicht mehr einreden lassen, wir hätten in der Vergangenheit nur Mist gebaut und dass wir uns nicht genügend bemüht hätten, das Gute zu wollen. Und schon gar nicht wollen wir uns unterstellen lassen, "böse" zu sein.
Es wird Zeit, dass wir uns nicht noch Vorwürfe gefallen lassen müssen, obwohl wir Euch die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen haben, eigenständig, gebildet und vernünftig in die Welt zu gehen und sie mit uns gemeinsam zu gestalten. Stattdessen seit Ihr immer noch in Eurer eigenen Desillusionierung gefangen, kämpft gegen Windmühlen und gegen Dinge, die in der Realität gar nicht da sind. Es wird Zeit, dass wir Euch Grenzen aufzeigen, bevor Ihr noch zerstört, was es uns allen ermöglicht hatte, noch gut oder wenigstens annehmbar leben zu können.
Es tut mir weh, das so sagen zu müssen. Aber es scheint notwendig. Deswegen das „wir“ und „ihr“, weil Ihr Euch absondert und zugleich Inklusion einfordert. Wir wollen diese Widersprüche nicht mehr akzeptieren. Und deswegen kann dieser Wunsch nach Harmonie und einem Miteinander nicht mehr funktionieren. Und wir werden uns genötigt sehen, jedes legitime und redliche Mittel einzusetzen, um das zu erreichen. Vielleicht erkennt Ihr dann mal, auf welchem Holzweg Ihr Euch befindet. Weil wir wohl besser einschätzen können, was real, gut, wichtig und richtig ist. Trotz unserer Fehler.
Kommentar schreiben
Politikus (Donnerstag, 10 August 2023 11:19)
Wer seid IHR?
Leider kann ich Dir nicht antworten, weil 4965 Zeichen über noch die 5000 Zeichengrenze überschreiten. Schade.
Ich kann nicht beliebig kürzen, weil sonst die innere Logik der Gedanken verloren geht.
Nur soviel, ich kann nur hoffen, dass wir eine Chande bekommen, offen zu diskutieren.
Vielleicht bringe ich aber doch noch etwas unter, einen Teil der psychologischen Kriegsführung.
Wir sind bereits in einem Weltkrieg, zu dem der Psychologische Krieg schon lange gehört, auch in den Alternativen Medien
https://uncutnews.ch/kgb-agent-die-4-stufen-zur-zersetzung-der-gesellschaft/
Hat Zersetzung irgendwo in der Welt auch nur den Versuch eines Sozialismus hervorgebracht?
Interessant wird es, wenn man genau hinschaut, von wem diese Zersetzung bei uns im Land betrieben wird.
Die Zerstörung der deutschen Industrie hilft dem US-Kapital einen früheren Konkurrenten loszuwerden.
Wir müssten heute Schadenersatz von den USA und der Regierung in London verlangen, denn dort sitzen die fähigsten Köpfe des Staatsterrorismus und der Kriegstreiberei.
Bewirkt nicht gerade Zersetzung eine Vertiefung der Segregation in der Gesellschaft und ist damit eine Methode von Teile und Herrsche?
Das Narrativ der angeblichen Gleichmacherei im Sozialismus wird verwandelt in ein Argument gegen jede ernsthafte sozialistische Bewegung.
Wir sehen heute jenen Faschismus, der die Agenten der Macht im Dunkeln hält und sich als Antifaschismus verkauft, indem er formal gegen Rassismus auftritt.
Gegen Patriotismus muss dieser Faschismus auch sein, denn der wäre eine Kraft, die ein Volk gegen seine Feinde einen kann.
Es gibt einen Lackmus-Test. Wenn das praktische Handeln nicht die versprochenen Wirkungen zeigt, sondern sogar gegenteilige, dann haben wir es mit Lügnern und Demagogen zu tun.
Politikus (Donnerstag, 10 August 2023 11:36)
Part II
Eine Vorbemerkung.
Ich habe einen Enkel, auf den ich stolz bin. Und das muss etwas mit meiner Tochter zu tun haben, die ihren Weg gehen und finden konnte.
Alles müssen wir als Eltern auch etwas richtig gemacht haben.
Aber bredroht von einer unsicheren Zukunft bleiben wir alle.
Nun aber weitere Überlegungen zur Situation im heutigen Kapitalismus.
Es gibt Schäden, die durch Fehlentscheidungen inkompetenter Entscheider verursacht werden.
Neben der Inkompetenz sind es die Möglichkeiten von Machtmissbrauch und Betrug aus persönlichen Interessenlagen, die zu Entscheidungen führen, die der Allgemeinheit, im Besonderen den echten Leistungsträgern, schaden und von diesen auch noch finanziell getragen werden müssen.
Die Schäden, auch die volkswirtschaftlichen, sind aber weitaus größer.
Demotivation, Rückzug ins Private bis hin zu den Wirkungen psychischer Erkrankungen, die auch die Stabilität und Sicherheit der Gesellschaft gefährden, sind die Folgen einer Politik der Verantwortungslosigkeit.
Auf der einen Seite haben wir das Strafrecht und das Zivilrecht für Schadensersatzansprüche.
Beide Rechtsbereiche haben die Schwierigkeit des Nachweises schuldhaften Verhaltens. Daran kann man arbeiten, wenn das Volk die Gesetze macht.
Das setzt aber die Kompetenz der Bürger voraus.
Da die Bürger alle Konsequenzen tragen müssen, sollten wir überlegen, in welchem Umfang direkte Demokratie der Ausweg aus dem Dilemma ist.
In diesem Lernprozess in Transparenz werden auch die Kompetenzen wachsen.
Es muss auch in der Basis ein Wachstum an Kompetenzen erwachsen.
Damit wären wir wieder bei der Politik, der Bildungspolitik und der Chancen, die sich jeder erarbeiten kann.
Um dann auch noch eine Übereinstimmung in den grundlegenden Interessen der Gesellschaft zu erreichen, muss die bestehende Segregation in der Gesellschaft tendenziell immer mehr verringert werden.
Das sind langsame Prozesse, die aber durch eine Demokratisierung der Akkumulation sprunghaft und das bedeutet revolutionär verändert werden können.
Das geht mit der Umwandlung der Konzerne in Organisationseigentum und in Verbindung mit einem neuen Geldsystem.
Der Negativzins muss durch Investieren in sich selbst tragende Geschäftsmodelle, die auch das Gemeinwohl finanzieren können, vermeidbar gemacht werden und das politische System der Steuern als Tribut in ein ökonomisches System zur Finanzierung der Reproduktion umgestaltet werden, das dem Subsidiaritätsprinzip folgt.
Über die Nettoleistung wird in den Unternehmen entschieden, sofern die Rahmenbedingungen stimmen.
Die betriebswirtschaftliche Kennziffer des Cash Flow wird im Organisationseigentum dann durch den Beitrag bestimmt, den das Unternehmen zur Finanzierung der gesellschaftlichen Reproduktion leisten kann.
Die KMU, die auf der Basis der Akkumulation des Eigenkapitals unter lokaler Kontrolle ihre Reproduktion organisieren, tragen mit einer angemessenen Gewinnsteuer zum Allgemeinwohl bei.
Mehr Steuern braucht ein demokratischer moderner Staat nicht.
Der Staat muss daher als Dienstleister im Rahmen der Verwaltung stark und effizient werden und dafür bietet die digitale Revolution sehr gute Chancen.
Das Problem des Zinseszinses kann durch ökonomische Vernunft und durch kreative Obsoleszenz gelöst werden.
Zins wird nur noch auf Umlaufmittelkredite erhoben, der gleichzeitig der Finanzierung des automatisierten Finanzsystems und der Bildung eines gesellschaftlichen Versicherungsfond für nicht vorhersehbare Risiken dient.
Umlaufmittelkredite sind ihrer Natur nach unterjährig und werfen keinen Zinseszins ab.
Aktien werden durch zinslose Anleihen der Bürger ersetzt.
Für die kleinen Unternehmen im alten Stil können die Kommunen bei Bedarf zinslose Investitionskredite vergeben.
Das wäre eine aktive Wirtschaftspolitik, die die gesellschaftliche Bindung lokaler Unternehmen und deren Verantwortung für die Region stärken würde.
So einfach könnte Revolution und die Zerschlagung gordischer Knoten sein.