Mein Alltag ist aktuell nicht von Erlebnissen geprägt – natürlich schone ich mich noch, um die Wunden verheilen zu lassen. In dieser Untätigkeit denke ich teils an die letzte Woche zurück, teils aber auch an die letzten Jahre, was wiederum zu der Frage führt: wie umgehen mit der Zukunft? Habe ich mich allzu stark treiben lassen von den ganzen Ereignissen und Krisen, bin auch ich etwa nur ein Mosaik dieser alles überstrahlenden Empörungskultur geworden? Welche Auswege gibt es, die nicht nur das eigene Denken betäuben, sondern auch mal so tief hineinwirken, dass man endlich mal wieder echtes Glück verspüren kann, ohne den Eigenanspruch am Mitgestaltungswillen zu verlieren?
Bei vielen lese und höre ich eine bestimmte Richtung heraus, um die Gesamtsituation verstehen zu können. Um auch mich selbst neu zu positionieren und nicht dem populistischem Geheische als Nahrung zu dienen. Denn offen gestanden ist mein Bedarf gedeckt, mich noch als Teil eines Lagers einsortieren zu wollen, und sei es das in den Zwischenräumen zwischen links, rechts und der selbstdefinierten Mitte. Sich zu positionieren kann man gerne alleine versuchen, aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, braucht man ständig Mitstreiter, die einem ein wackelfreies Fundament im Kopf betonieren, so dass man sich in einer Position auch wohlfühlen kann.
Was ich gar nicht mehr abhaben kann, ist die Zurechnung und das Gezerre an dir zu einer extremen Seite und Einseitigkeit an sich. Also bei jenen, die sich Einzelmeldungen aus dem Internet fischen und gleich den Untergang der Welt herbeireden. Denn irgendwer wird schon unsere Lebenswirklichkeit vernichten wollen – seien es gewaltbereite Flüchtlinge, das Klima, die Impfdiktatur, Nazis, Männer allgemein oder eine Gruppe oder Instanz, die ich aus der Fülle heraus gar nicht mehr aufzählen kann.
Nein, ich gehe gerade gefühlt in eine Phase über, die durch den Wundheilungsprozess und die relative Ruhe, die damit einhergeht, ziemlich bestärkt wird. Vielleicht hat die Narkose ja was mit meinem Gehirn angestellt, dass ich mehr als nur durch die Inhaltstoffe etwas matt war – könnte aber auch positiven Einfluss auf den Drang des Denkens gehabt haben, von der gestressten Nötigung dazu endlich mal ein paar Gänge zurückzuschalten. Oder sich mal zur Abwechslung woanders hinzustellen und neue Blickwinkel zu entdecken. Für den Moment ist das echt erfrischend, aber wenn es nur ein Moment bleibt und du bald wieder in alte Denkmuster, Alltagshandlungen und Stressstrukturen gerätst, wird sich dann erst zeigen, ob ich da einen anderen Weg eingeschlagen bin. Mal sehen.
Zuvor hatte ich diesen Weg immer versucht zu erzwingen, weil die Absicht wohl die richtige war, aber wirklich losgelaufen bin ich dabei nie. Viel zu zögerlich wagte ich die selbstbetrügerische Variante der Schritt-vorwärts-und-wieder-zurück-Strategie, und dann musst du feststellen, dass du immer noch an derselben Stelle stehst wie zuvor. Corona und der kollektive Umgang damit hat im einfachsten Maße und sehr effektiv dafür gesorgt, meine eingefahrenen Überzeugungen und Verhaltensweisen mal etwas eingehender einer Eigenbeschau zu unterziehen. Bisher gelang mir aber nur, den Ist-Zustand etwas schärfer zu betrachten, ohne eine gesamtheitliche Lösung für mich selbst am Reißbrett zu entwerfen geschweige denn konkret anzugehen. Bisher gelang mir eben nur die lokale Betäubung, die den Zeitgeist und die aktuellen Aufreger stummschaltet, aber immer wieder die Schmerzen spürbar machen, sobald die Wirkung der LMAA-Spritzen nachlässt.
Die Inhaltsstoffe dieser Spritzen waren zumeist die Anklagen anderen gegenüber, welche mir in voller Absicht schaden wollten. Was da möglich ist, haben wir jetzt drei Jahre lang gesehen. Dass wir das überhaupt ertragen konnten, in dieser Schärfe vor allem, grenzt schon an ein Wunder. Jetzt verschwand der Zustand wie ein zäher Nebel, der letztlich doch von der Morgensonne der inneren Freiheit aufgelöst wird. Und auch wenn man sich darüber freut – der nächste Nebel wartete schon. Der ist noch schwadiger und dichter und scheint in stillen Tönen „Klima“ und „Ukraine“ zu flüstern. Und alles, was damit einhergeht, passiert auch. Sie reden schon von Deindustrialisierung. Unfälle in der dicken Suppe wegen schlechter Sicht, die Leute halten die Düsternis langsam nicht mehr aus, werden depressiv oder suchen Erlösung in irgendwelchen Kurzschlusshandlungen. Und ihnen fällt nichts anderes mehr ein, als über „German Angst“ zu sprechen, während sie im Zeppelin weit über der Nebelbank kreisen und ihnen allmählich die Sonnencreme ausgeht.
Nun, im Moment ist nicht neblig, aber Schmuddelwetter, was wahrscheinlich dem engagiertesten Klimakleber inklusive Bologna-Karl in die Parade fährt. Das Höllenwetter ist wohl auch gerade nicht, was es sein sollte, so ist Kleben eben ins Wasser gefallen und mit Schweißfontänen zum Rumjammern ist momentan auch nicht zu rechnen. Ich bedauere in meiner Auszeit indes, dass ich draußen auf der Terrasse keine Sonne tanken kann, andererseits finde ich den genehm plätschernden Regen irgendwie sehr beruhigend.
Soll ihnen doch weiter die Zornesröte ins Gesicht steigen, wenn sie mal wieder bestrebt sind, sich gegenseitig die Machtverhältnisse streitig zu machen. Ich weiß, wo ich selbst stehe, und ich habe gar keine Lust, mir deswegen dumme, dreiste, hässliche Kommentare durchlesen zu müssen, wenn ich Lust dazu hätte, meine rääächten Kommentare abzusetzen. Man weiß ja eh, wo das endet. Im Moment geht es mir viel zu gut, als dass ich mir das online versauen lasse. Kurze Blicke ja, aber mehr als kurz is nich. Die OP hat tatsächlich so einiges gebracht, sogar mehr, als ich mir vorstellte, und ein paar sekundäre Wehwehchen sind nun fast oder ganz komplett verschwunden. Und das Gefühl will ich mir so lange wie möglich erhalten, bevor es Alltag wird und in ihm untergeht.
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Politikus (Sonntag, 06 August 2023 17:33)
Es ist gut, seinen eigenen Standpunkt zu finden.
Es hilft, zu reflektieren, wie man der geworden ist, der man ist und sich zu fragen, was dabei das eigene Wesen ausmacht.
Du reist gern und Du fotografierst viel und erfreust Dich der Natur.
Du hast gelernt, gut zu beobachten.
Das ist eine Stärke.
Und man muss lernen, die Dinge hinter den Bildern zu sehn und vom Anschein zum Wesen vorzudringen.
Ja diese Zeiten sind verrückt.
Wir könnten das ändern und wir sollten es versuchen.
Aber dazu brauchen wir eine Neue linke Partei als selbst lernende Kooperative.
1945 war viel schlimmer.
Der Zusammenbruch war ein zivilisatorischer und ein nationaler.
Aufgewachsen im Kalten Krieg haben wir mit der Angst vor dem Atomkrieg leben müssen.
Die meisten haben das wohl verdrängt.
Es steckt Methode hinter der Instrumentalisierung des Weltuntergangs.
Um uns zu retten, müssen wir den Psychopathen und Vasallen des US-Kapitals den Zugang zum Geld und damit zur Macht verbauen.
Die Massen werden wohl erst im Zusammenbruch des Systems bereit sein, den Weg einer echte Alternative zu gehen.
Aber diese Alternative muss vorbereitet werden, geistig und mental.
Dafür muss es Menschen geben, wie Dich, Sascha, die ihre Stimme erheben gegen die Dekadenz und die Verblödung in der Gesellschaft.