Nein, ich bezeichne mich nicht als superschlau. Auch wenn ich schon mal in grauer Vorzeit das Label „schulgescheit, aber weltdumm“ inne hatte, mag ich mir wenigstens die Bescheidenheit anheften, kein kompletter Klugscheißer zu sein. Auch wenn ich gerne meinen Senf zu Dingen abgebe, ist mir immer bewusst, dass man in Situationen oder an einen Punkt in Debatten gerät, wo man die Korrekturfeder an sich selbst ansetzen muss, Dinge streicht, von denen man vorher überzeugt war. Fehlerkultur, sich aufrichtig anpassen. Das kann funktionieren, wenn man sich eine Schläue zuspricht, in großen Debatten teilhaben zu können. Ich selbst sehe mich oft als Grundwissender mit dem Anspruch ausgestattet, aus Debatten auch etwas zu lernen, aber auch bei Bedarf meine Position stur zu verteidigen.
Das soll aber nun weniger das Thema sein, weil ich oft darüber nachgrüble, was denn so mit der schweigenden Mehrheit los ist. Das tangiert mich aktuell mehr als die Befindlichkeiten der beiden wortlauten Lager, wo man sowieso weiß, auf wessen Seite die in der Sache stehen. Aber bei den Stillen – da stehst du ratlos da und wünschst dir oftmals ungeduldig wenigstens einen Satz herbei, an dem man sich bei ihnen orientieren könnte. Sie darauf direkt anzusprechen, lässt man aber im Zuge der Schärfe solch gewichtiger Debatten aber gerne mal sein. Und wenn doch, ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Man weiß ja zum Beispiel nicht, ob man nicht in ein dickes Fettnäpfchen tritt oder eine Empfindlichkeit berührt, die im Extremfall die Betroffenen ernsthaft triggern könnte.
Die mag es sicherlich auch geben, und man versteht auch sehr gut, wenn solche davon absehen, sich öffentlich über Kontroverses noch äußern zu wollen. Ab und zu erhascht man dann doch ein Stimmungsbild, wenn in Einzelfällen jemanden der Hafer gestochen hat und er sich spontan dazu entscheidet, doch seinen Senf zu einem Thema auszusprechen. Das kommt immer mal wieder vor, und das ist gut so. Nicht selten war ich überrascht, dass sie über eine gut austarierte Meinung verfügen, aber aus Unlust oder Sorge vor diesem medialen Kreischkanon lieber im Hintergrund bleiben wollen.
Doch scheint es auch so manche zu geben, die sich tatsächlich in jeder Situation dem ergeben, wie es sich gerade so ergibt. Die grundsätzlich keine Meinung zu etwas haben und sich in jeder Hinsicht von den Entwicklungen treiben lassen. Bei solchen Leuten weiß man nicht, ob das eine bewusste Entscheidung ist, ihre Lebensplanung nun völlig der Politik oder irgendwelchen Mächtigen zu überlassen, weil sie grundlegend überzeugt wären, dass die schon das Richtige und für einen Beste wollen und auch beschließen. Oder ob die sich gar keine Gedanken machen und jede Entwicklung einfach fast maschinell assimilieren.
Das wäre dann ein Extrem für die Bedeutung der „schweigenden Mitte“, die als fremdgesteuerte Verfügungsmasse der statistisch-affine Garant für jede steuernde Institution ist. Weil sie verlässlich alles gut finden, was man „da oben“ für sie erdacht und beschlossen hat. Jenen ist auch ein geheuchelter Dank sicher, weil sie sich unwidersprochen allem fügen, was so gerade anfällt – vom Modetrend über der neuesten Technologie bis hin zum aktuellen solidaritätsideologischen Hashtag, das man auch brav in den sozialen Medien teilt. Bei ihnen ziert jedoch keine Sammlung von Emojis den Profilnamen, was sie zu lautstarken Meinungsäußerungen reizen würde, sie übernehmen das einfach, weil es „alle“ so machen und tauschen die kleinen Bildchen regelmäßig aus, weil was Neues trendet.
Das „current thing“ wird gerne in der Hitze des Moments zum profitablen Etikett mit dem Nebeneffekt von Lob und gewissen Vorteilen gegenüber anderen, aber wenn die Themen verflachen, sind Beschwerden über sie schon vorprogrammiert, die sich im Verlauf doch wieder ihren symbolischen Wurzeln besinnen. Etwa wenn Großkonzerne wieder in den neutralen Modus schalten und ihre Regenbogen-Solidarität kulturell oder trendbedingt ablegen. Ob das eine bewusste Entscheidung war, den Mercedes-Stern wieder klassisch silbern strahlen zu lassen oder ob es die Zweifelhaftigkeit gegenüber dem links-ideologischen Eifer wiederspiegelt, lässt sich dabei schwer ergründen. Niemand nennt offen die Motivation dazu, aber es ist anzunehmen, dass man mit dem bunten Statement eventuell nicht wenigen Aktionären vor den Kopf stößt. Weil die wiederum die ideologische Politisierung ihrer Firmenanteile eben nicht unwidersprochen akzeptieren - „links“ und „sozialistisch“ und alles, was damit politisch und symbolisch verbunden ist, beißt sich ja eigentlich auch mit marktwirtschaftlichen Prinzipien, deswegen verstehe ich diesen Symbolismus nur als Vorhut für sozialistische Selbstbeflaggung.
In vielerlei Hinsicht kann man dann gerne darüber spekulieren, ob Entscheidungen dieser Art aus schlauen Motiven heraus geschehen oder einfach nur wieder Trittbrettfahrerei sind. Ob das nun nachweislich blöd im Sinne von niedrigem IQ oder Teildefiziten bedeutet, wird schwierig zu evaluieren sein. Ich bin bisher nur zu dem Schluss gekommen, dass nur sehr wenige Menschen tatsächlich dumm sind – andere nur selektiv intelligent. Und meist kommt diese Intelligenz nur zum Vorschein, wenn man geistigen Abstand zu etwas halten kann und nicht emotional kompromittiert ist. Ich würde sogar einigen Grünen zutrauen, dass sie etwas Sinnvolles zu Themen beisteuern würden, wenn die mal nicht ihren ideologischen Befindlichkeiten streifen würden. Da das allerdings selten der Fall ist, kommt man selten auf die Idee, das anzusprechen.
Diejenigen, die sich breit gefächert informieren und tatsächlich dafür sorgen, Kontroversen sachlich affin und alles inkludierend zu diskutieren, geraten dann allzu häufig in die psychische Falle der Überforderung. Dem kann man zwar mit Humor, konkret der Ironie und Absurdisierung der Dinge, beikommen, um das Seelenheil nicht ernsthaft zu belasten, aber ist es schwierig, das konsequent im Kopf umzusetzen – vor allem, wenn man ein ernsthaftes Interesse hat, sich damit zu beschäftigen oder gar zu eigenen Gunsten zu beeinflussen.
Nochmal: ich halte mich nicht für hyperintelligent. Aber halte ich mich für ausreichend intelligent, um mich der Annahme zuzurechnen, dass Intelligenz auch ein erhöhtes Risiko bedingt, depressiv zu werden. Das muss nicht ausschließlich daran festgemacht werden, wie oft oder wie lange jemand depressiv wird, sondern inwiefern er Dinge interpretieren kann, die Depressionen bezüglich wichtiger Themen im nächsten Gedankenschritt theoretisch befördern könnten. Wenn nachvollziehbare Annahmen Realität werden. Bestes Beispiel Corona: Die, die Dinge befürchteten, die Politik durch Strategien und Maßnahmen naiverweise oder gar planvoll auf den Weg brachten, wurden erst mit einer Welle von Diffamierungen überrascht statt einer sachlichen Debatte.
Bis heute wird indes kolportiert, dass wir unsere jahrelang gelebten, demokratischen Prinzipien urplötzlich für eine höhere Sache vernachlässigt oder sie sogar für eine einseitige Moral gestrichen hatten. Der Krisenmodus in Verbindung mit Angstaktivierung hat das sogar als legitim gezeichnet; in normalen Zeiten wäre das wohl nie möglich gewesen. So hat die Angst die rationale Denkfähigkeit im negativen Sinne ziemlich beeinflusst, was wiederum den Mächtigen als Druckmittel ausreicht, um uns in der Breite beeinflussen und steuern zu können. Deswegen scheint es auch logisch, dass seit Corona aus jeder Mücke ein Elefant gemacht wird, gerade wenn sie ideologisiert wird.
Und so kam es, dass man einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung etwas vom Pferd erzählen konnte, sie ihre durch das Grundgesetz garantierte Freiheit mit Lobhymnen und Moralfloskeln ohne Not abgaben. Mit der Impfung obendrauf bedeutete das dazu eine gesellschaftshierarchische Besserstellung mit Erhalt einer Belohnung, die man gar selbst als Pfand in Staatshände abtrat. Man machte sich mehr oder weniger zur Verfügungsmasse mit dem Versprechen auf Prestige und Ansehen, gekoppelt an den Verzicht eines Grundrechts, das ihnen eigentlich sowieso gehörte. Das ist von Seiten jener, die das so beschlossen, sicherlich sehr intelligent erdacht, aber auch perfide, höchst eigennützig und sicherlich nicht differenziert.
Nun war es zwar aufwändig zu recherchieren und Nachweisliches in der Hand zu haben, aber auch kein Wunder, als in letzter Zeit die Interessenkonflikte öffentlicher Personen ans Tageslicht traten, die solche Untugenden anwandten. Von Bill Gates, der überall die Finger drin zu haben scheint, bis hin zu medialen Allzweckwaffen wie Eckart von Hirschhausen, bei denen die selbstlose Moralzeichnung nun allzu schnell über die eigenen Füße und Leichen im Keller stolpern lässt. Das war dann weniger intelligent – sehr clever für die Selbstprofilierung und Gelegenheit beim Schopfe packend vielleicht, aber bedeutet clever nicht automatisch schlau, wenn die Interessenkonflikte ans Tageslicht kommen.
Was das Impfen letztlich darstellt, weniger im medizinischen Pieks selbst denn in der Bewerbung und den Anreizen, wirkte die Kampagne schnell wie das klassische, herrische Abhängigkeits- und Belohnungsprinzip. Tu dies und jenes, und du bekommst ein Leckerli. Wer sich diesem Prinzip ständig unterwirft, wie es weiterführend nun auch bei der Klima-Thematik oder der unbändigen Unterstützung für den bis dato zweifelhaften Staat Ukraine zu beobachten ist, dürfte fast schon empirisch nachweisbar als dumm – oder mindestens unglaublich naiv – bezeichnet werden. Im Schoße der Mächtigen, die auch die Macht und die Möglichkeiten besitzen, kritischen Geistern wirkungsvoll erpresserische Drohungen aufzuerlegen, ist das im schon eine günstige Situation zum zwanglosen, aber an Gehorsam geknüften Glücklich-sein.
Sie sind dumm genug (oder clever genug, sich dumm zu stellen), Profit daraus zu schlagen, weil man im Machtgefüge keinen Druck oder Erniedrigung zu erwarten hat. Die schweigende, wenn nicht bedingungslos steuerbare Mitte der Gesellschaft ruht sich letztlich auf ihrer gewollten oder ungewollten Ahnungslosigkeit aus.
Man müsste als denkintensiver Mensch tatsächlich sehr neidisch auf sie werden. Wie sie das anstellen, ihre stoische Ruhe so überzeugend ausleben zu können, ohne dass etwas an ihrem Gewissen nagen würde. Entweder das, oder sie haben eine unmenschliche Disziplin entwickelt, sich das nicht anmerken zu lassen. Man weiß es schlicht nicht, was die Meinungsstarken in Folge noch mehr auf die Palme bringt. Die sollten sich trotz der größeren Belastung dadurch aber ruhig zugestehen, dass sie sich wenigstens Gedanken über das Für und Wider im Weltgeschehen machen und somit auch einen Einfluss auf allgemeine Entwicklungen nehmen. Alle anderen sollten sich das vielleicht mal überdenken, anstatt sich von jedem und allem herumschubsen zu lassen, um wenigstens ein ordentliches Stimmungsbild mit zu gestalten.
Vor allem, wenn die Nachteile sich großflächig auch auf jene auswirken, die bisher leicht verkraftbare oder gar keine Einschränkungen zu erleiden hatten. Das kann finanzielle Einbußen bedeuten oder auch die Neuinterpretation von Sprache. Wenn bisher Unverfängliches plötzlich doch verfängt, kann das auch die Naivsten in diesem Land auch genauso plötzlich zur Skepsis bewegen. Und danach sieht es in diesem Multikrisendauermodus tatsächlich aus.
Nun ist die Definition, wer intelligent ist und wer nicht, zuerst rein subjektiver Natur. Deswegen sind meine Einschätzungen kaum empirisch fundiert. Aber liegt es auch in der Natur der Sache, dass wir unseren Grad der Intelligenz auch heute noch erforschen müssten, um irgendwann annähernd rational Intelligenz erklären zu können. Meist erahnen wir auch nur, ab wann der Grad der Dummheit eine Grenze überschreitet, und das auch nur, weil die menschliche Fähigkeit zum Fühlen dem Vorhaben im Wege steht. Vor allem, wenn Menschen andere Menschen katalogisieren wollen.
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