...oder: Warum der Street-Food-Kult auch zum Klischee wurde.
Eigentlich liebe ich Imbissfraß. Doch wenn man mit gerade mal Currywurst und Buletten teilsozialisiert worden ist, fühlt man sich als Single zwischendrin doch mal genötigt, in den Supermarkt zu gehen und aus Versehen etwas Nahrhaftes zu kaufen. So lebt es sich müßig, wenn man die elterliche Küche endlich hinter sich hat und in freier Selbstbestimmung der ersten, eigenen vier Wände dasitzt und sich wundert, dass niemand aus dem Off zu dir rüberruft: „Äässääääään!“
Gerade noch dem Hungertod entkommen, nachdem ich drei geschlagene Tage lang Muttis Stimme vermisste, hievte ich meinen Arsch dann doch zur Haustür raus, um bei mir um die Ecke Imbissbuden anzutesten. Und Schnellrestaurants. Und den Mäcces eine Straße weiter. Man geht ja arbeiten, man hat es dicke im Portemonnaie. Selbst kochen ist was für Pussys und gezwirbelte Sterneschnauzer. In den ersten Jahren, nachdem ich flügge geworden war, jagte ich mein Essen allzu oft in solchen Fressbuden - hätte sogar ein Abo bei ihnen abschließen können und noch einen guten Schnitt gemacht. Zuhause baute ich die Papp- und Kunststoffschachteln zu einem Turm auf, den ich glatt als Hochsitz hätte benutzen können. Vielleicht huscht ja doch mal ein Kaninchen oder Reh durch die Einzimmerwohnung im dritten Stock, das sich erbarmt, mir die Schmach zu ersparen, meine Füße in Gang setzen zu müssen. Ich hatte wenig Hoffnung, aber ich schielte schon auf den Titel des ersten Couch-Potato-Meisterjägers ever.
Weniger Aufwand bedeutete das während der Arbeit. Ich ertrug die Bürobesuche nur mit Mühe – weil ich nur wenige hundert Meter weiter schon mein Schnitzelbrötchen rufen hörte. „Ääässäääään!“, krakeelte es aus der Bretterhütte quer über die Straße. Ich wurde ungeduldig, riss meinem Chef den Auftrag aus der Hand, der offenbar schwer begeistert über meine Einsatzfreude war und flitzte, so schnell mich die Räder meines Firmen-Polo tragen konnten, hinüber zu meiner Mama Schweinefleischscheibe.
Gefühlt jeden zweiten Tag vertilgte ich eine von ihnen, und es war jedes Mal ein Fest. Aus garantiert biologischem Tiefkühlanbau in die Fritteuse geflogen, landete sie auf einem knackigen Krustenbrötchen, eingefasst von einer Sauce, in der ich glatt gebadet hätte, wäre ich abends mal hungrig geworden. Salat, Gurken und was sonst so als Beilage nutzte, schmeckten so wie immer. Natur ist geschmacklich ein bisschen einseitig und schafft es nicht einmal, diese geile Sauce am Strauch wachsen zu lassen.
Hach, das waren noch Zeiten. Zeiten, in denen Essen noch kein mega Politikum war.
Sprung ins Heute.
Würstchen, Frikadellen und Schnitzel sind toxisch deutsch und sexistisch. Ich weiß nicht, ob das nur die reine Langeweile ist, sich schon wieder vor der Wahl zwischen den Klassikern zu sehen. Heute Leberkäs, morgen Bratwurst, übermorgen Frikadelle, dann Leberkäs, Frikadelle, Bratwurst, Frikadelle, Leberkäs, Leberkäs... zur Feier am Vatertag gönnt man sich eine Currywurst mit Pommes. Nur ist der Bedarf an Neuem heute ausgeprägter denn je – Fusionsküche und schwarz gefärbtes Vanille-Softeis zeugen von Experimentierfreude und dem Hang, irgendwie besonders sein zu wollen.
Heute dominieren andere Ansprüche an Zubereitung, Herkunft und Anbau. Bei den Fühlis kann es schon mal passieren, dass sie alleine bei dem Gedanken an Schweinemassaker, wo Fetzen nach dem Bolzenschussfest mit der Schaufel und Maschinen in Fleischscheiben gepresst werden, posttraumatische Belastungsstörungen erleiden (nein, ehrlich, ein schöner Anblick ist das für Außenstehende sicherlich nicht). Wer sich von Fleisch als Ernährungsgrundlage nicht trennen mag, der muss zuerst ein Studium in Mikrobiologie und Ernährungswissenschaft absolvieren. Man munkelt, sie analysierten ihr Bio-Rind mittlerweile unter Elektronenmikroskopen renommierter Forschungseinrichtungen auf Reinheitsgehalt, bevor sie es verzehren. Die Bequemen und auch die ganz hart Gefühligen verzichten nun ganz und entschuldigen sich bei jeder roten Linse, die sie von der Pflanze zupfen.
Es waren keine guten Zeiten für Veganer und Nachhaltigkeitsbewusste im Imbissuniversum des Nachkriegsdeutschland gewesen. Doch nun sieht das anders aus, seit die junge Generation Veränderung wollte. Vom Einheitsbrei wegkommen und irgendwie natürlicher und trotzdem auch ein bisschen exquisiter sein. Das feudal-nachhaltige Hipstertum streicht sich heute seine Anhänger in knalligen Farben an und hat sich so eine Kulturnische geschaffen, den speckigen, ewiggestrigen Imbissbuden den Rang abzulaufen. „Imbiss“ klingt sowieso speckig und wenig einladend, und weil man heute so viel auf Klang und Sprache gibt, nennt man es heute lieber „Street Food“. Anglizismen gehen immer, wenn man dörrr doitschen Sprrrraaache ööberrrrdrössig geworden ist. Die altgermanische Fresskultur war also nicht nur toxisch und sexistisch, sondern auch latent rassistisch. „Ich bin ja kein Nazi, aber... eine Rote mit Senf und Pommes rot-weiß, bitte“. HA! Wusste ich´s doch! Er sagt schon „rot-weiß“, und demnächst will er noch eine verkohlte Rindswurst dazu, damit er „rot-weiß-schwarz“ sagen kann, dieser verdammte Reichsbürger!!!11elf!
Ich bin ja kein Nazi. Nein, kein „aber“. Wollte es mal austesten, wenn eines dieser „Street Food Festivals“ steigt, und ich bin ja aufgeschlossen für neue Wege des Geschmacks. Was denn die Jungen so fabrizieren, wenn sie endlich mal genug von Smartphone, Playstation und Pizza haben und mit der „ultimativen“ Start-Up-Idee aus dem Gaming-Stuhl kommen. Sie sind ein Paradebeispiel für die „neo economy“, wie sich die Urbanisten ihre „corporate identity“ vorstellen, und die läuft nicht mehr mit zugeknöpftem Karohemd auf, sondern sportlich-légèr und kumpelhaft. Viele „Food Trucker“ tragen bedruckte T-Shirts mit Wortspielen, da wäre jeder Friseurladen neidisch geworden, andere landestypische Trachten.
Ja, es geht bunt und divers zu auf dem Festivalgelände, was den Eventnamen durchaus verdient. Nicht nur die Nerdshirts mit Werbebanner erwecken den Eindruck, als fehlten nur noch verklebte Langhaarmähnen und Metalkutten zur perfekten Wacken-Illusion. Es wirkt tatsächlich wie die Fressbudenecke bei Rock am Ring, nur dass der Musikanteil auf ein Minimum reduziert ist. Es gibt zwar Musik bzw. eine Bühne, die ist aber nur vom Format billiges, schwarz angestrichenes Gartenpavillon. Die Musik hat dann Straßencharakter. Sie kennen doch diese ewigen Studentenköppe, die mit ein wenig Technik und Holzklampfe in der Fußgängerzone Coversongs schmachten? Ja, auch dort waren sie wieder zugange. Ihr Faible ist nicht mehr Panflöte oder Drehorgel, sondern „Teenage Dirtbag“ in langatmiger Akustikversion. Wem das nicht behagt, hat dann noch die Wahl, sich vor einigen Food Trucks von der Clubhouse-Spotify-Playlist des Inhaberhandys aus klanglich beachtlichen JBL-Boxen mit integriertem Discolichteffekt bewummern zu lassen. Soundmäßig schon der Hammer, nur der Inhalt quält meine Geschmackssynapsen zuweilen ziemlich hart. In dem Moment wünschte ich mir eine Schwermetall-Beschallung herbei, dann würde es, nach meiner Fasson, voll und ganz dem Namen „Festival“ gerecht werden.
Ich wage die erste Runde durch´s Gelände. Erst gucken, dann entscheiden. Man will ja zuerst einen groben Überblick darüber bekommen, welch hippes Junkfood sie dir da andrehen wollen. Immerhin klingt jeder Stand schon mal anders, es atmet Globalismus. Senegalesisch. Argentinisch. French. Kolumbianisch. Frittenwerk. Jemand mokiert sich darüber, dass es auf dem Festival nur „AstraZeneca-Bier“ gibt. Okay, jetzt weiß ich, woher der Ausdruck „Impfplörre“ kommt. Und die „durchgeimpfte Antifa“ hat sich auf St. Pauli mit dem Schädelbräu Sinusvenenthrombosen herbeigesoffen. Wäre das jetzt endlich auch mal aufgearbeitet. Aperol Spritz (Das kann kein Zufall sein!!) ist derweilen mit seinem eigenen Impfbus da.
Woanders gab es Cocktails. 0,3-Liter-Becher (aus Plastik) und einem dieser neuen, umweltbewussten Pappstrohhalme. Bin ich eigentlich der Einzige, der diese Dinger hasst? Bisher hatte ich das Vergnügen, eine Cola Zeropapp, eine Seven Papp und eine Latte Pappiano zu schlürfen. Da kann ich auch gleich ins Amazon-Paket beißen, schmeckt immer nach Kartonage auf dem Recyclinghof. Natürlich schmeiße ich das Pappröhrchen in den nächsten Müller und schlucke die acht Euro bedächtig langsam weg. Einmal genippt – katsching! Macht fuffzig Cent. Das galt übrigens überall. Mit drei Euro zwanzig wie bei der Bratwurst kommste da nicht weg.
Wirklich nachhaltiger und so gar nicht pappverseucht sind die Strohhalme vom Eistee-Stand. Der versucht sich in einer Mischung aus Tee und Früchten. Angeblich sind alle Bestandteile, also die Teemischung und die Behältnisse, vollständig pflanzlich. Beim Becher plus Deckel bin ich mir da nicht so sicher, aber wenn ja, hat man das verdammt gut imitiert. Die Schlange verrät reges Interesse, wer keine Lust auf Impfplörre aus St. Pauli und Berliner „Proviant“ hat. Das Gesöffs kannte ich schon, die Limos sind so nicht mein Ding, da macht mich zuhause der Fritz „pflücklicher“. Der Tee übrigens seitdem auch.
So. Jetzt geht es aber endlich mal an die Fressalien, nachdem ich eine eingehende Inspektion der Buden vorgenommen hatte.
Nimmt man die afrikanischen Kochbananen-Menüs und die frittierte Pommes-Bockwurst-Platte aus Kolumbien außen vor, ist das Fress-tival (ja, ich kann auch gut wortspielen) quasi zweigeteilt. Ein Statement las man sogleich ebenfalls aus Südamerika ab: „Argentinische Empanadas – ökologisch, solidarisch, handgemacht“. Da war wieder dieses Triggerwort. Solidarisch. Mittlerweile kriege ich Anwandlungen zu Tobsuchtsanfällen, wenn mir das Wort unterkommt - dessen inflationärer Gebrauch hat die Sinnhaftigkeit heute ad absurdum geführt. Automatisch politisiert der Slogan sein etwas überschaubares Angebot, da ich aber in Probierlaune bin, blende ich den politischen Aspekt letztlich doch noch erfolgreich aus. Mir fiel es nur auf, und unter dem Hintergrund aktueller Debatten würde in der Regel die Politisierung von Essen gar nicht stattfinden. Sie konnten es allerdings nicht sein lassen, diese Anlehnung an planwirtschaftliche Kampfbegriffe drauf zu drucken. Ein Blick auf die Webseite bestätigt den Eindruck gleich noch mehr, die wirklich kein Klischee des Erich-Mielke-Gedächtnis-Floskelmanifestes auslässt. Gut, muss jeder für sich selbst entscheiden, ob man das mitmachen will.
Der Preis für vier solidarische Teigtaschen war dagegen so gar nicht kommunistisch, sondern ganz schön raubtierkapitalistisch. Gewinnmarge auf Höchstniveau. Man backt sich ein Ei auf die „Chimi“-Kräutermarinade, die sie sich kulturell angeeignet haben und packt dann noch den Bali-Urlaub-Zuschlag drauf. Die Teigtaschenfüllung hingegen hat keinen Geschmackszuschlag erlitten. Klar, dass ich mir die Hackfleisch-Variante wünschte, meine Partnerin hatte auch noch Interesse an Huhn. Sie will Huhn. Huhn ist okay. Also bestellte ich zwei so, zwei so. Sieben Euro für vier Ravioli-Lookalikes. Katsching. Jeder geschmacksarme Bissen schmerzte schon im Geldbeutel.
Sich in die (Teig)Tasche gelogen haben andere Stände übrigens auch. Teigtaschen waren grundsätzlich gerne Träger von Füllungen mit Hackfleisch, Huhn und Pflanzlichem. In Argentinien, im Senegal, als französische Variante. Ein Stand brüstete sich mit der Idee „Burger mal anders“ und bot an... Na?? Teigtasche mit Hackfleisch. Der war in der scharfen Variante einfach nur scharf und ließ es an Gewürzen, ergo charakteristischem Geschmackserlebnis, dann doch wieder vermissen. Also musste ich, nach diesem Teigtaschentrauma, meine Hoffnungen nun doch wieder an die toxische Fleischlobby knüpfen.
Der „Bacon Bomb Burger“ versprach so einiges. Das Konzept, einen riesigen Hackbraten mit Bacon zu umwickeln und drei Stunden im Riesen-Smoker zu garen, klang erst mal nach mords Aufwand und ungeeignet für einen Imbiss-Betrieb. Ein zünftiges Grillfest schien da eher zu genügen, und das war im politischen Spektrum eher was für trumpige Rednecks. Männerdomäne. Pickup-Fahrer. Vorspeise für T-Bone-Steak-Verdrücker oder die, die sich einen Schenkel vom erlegten Reh abreißen und sich das roh reinpfiffen. Quer gegenüber hatte sich auch noch ein klassischer Burgerstand breitgemacht, der noch redneckiger daherkam als der Bacon-Bomber. Löschte die Paddies mit Whisky ab, die er öffentlichkeitswirksam und irgendwie auch rituell an einer Grillsäule mit einer Flammenshow zelebrierte. Rechtsburger für den fleischfressenden Wutbürger.
Nun muss ich noch erwähnen, dass wir an zwei Tagen auf dem Festival waren. Man schaffte die Stände nicht an einem Tag durch, wenn man nicht über drei Mägen verfügt oder keinen Anspruch auf einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde als fettester Mensch der Erde hat. Den Whiskyburger wollte ich am zweiten Tag probieren, da war er aber an meinem zweiten Besuchstag schon restlos ausverkauft. Samt Grinse-Smiley auf dem Hinweisschild. Auch das war ein Statement, das keiner Erklärung bedurfte, es musste sich nicht etikettieren, auch wenn es offenkundig so etwas wie das politische Gegenlager darstellte. Und trotzdem grinste der Smiley schelmisch in Richtung der Exotenbuden.
Warum ich nun auf dem Thema Politisierung herumreite, haben mir gerade mal das oben erwähnte Triggerwort samt der neuen Konzeptionierung von Schnellfutter serviert. Typisch deutsch war dort (zumindest kulinarisch) gar nicht vertreten, wobei man die Gründe jetzt nicht daran bemessen muss, dass man es nicht dort haben wollte. Imbissbuden gibt es überall zuhauf, und wenn man ein Festival aufzieht, will man auch nicht nur die x-te Darbietung von Roland Kaiser oder Micky Krause anbieten. Die Politisierung des Essens sollte man darüber hinaus nicht allzu hoch werten, aber sie schwang bei diesem Event hintergründig mit. Gerade im Bio-Hype passiert es, wie man beim argentinisch geschauspielerten Köln-Kollektiv bezeugen konnte, welch politisch-aktivistischen Touch Ernährung haben kann.
Ein Putin-Statement durfte da schließlich auch nicht fehlen. Zum Dessert gab es laut meiner Partnerin ein bisschen Russophobie auf frittierten Teigkugeln mit eingebackenem Süßkram. Auch die waren solidarischer Wucher – sieben Euro für vier Golfball-große Teigkugeln, in die man ein Schoko-Bon oder eine knauserig abgeschnittene Scheibe Snickers versteckt. Du beißt erst in Zentimeter dicke Teigmasse, bis du den Kern der Sache ergründet hast. Nun – ich hatte ja die Hoffnung, dass sie das so handhaben würden wie die Schotten, die ganze Riegel in die Fritteuse schmeißen. Im solidarischen Deutschland allerdings predigt man ja Verzicht. Teuren Verzicht. Schokoausstieg gegen Putin. Und ich so: See ya beim Insolvenzverfahren. Nee, Moment, Ihr frittiert ja dann nur nicht mehr.
Das war dann auch die Rausschmeißer-Enttäuschung gewesen, und der Sonntag neigte sich dem Ende zu. Es war eine interessante Erfahrung, die neue Street Food-Kultur eingehender kennenzulernen, die zwar andere Wege gehen will, aber in seiner Gesamtheit dann doch nicht so ess-divers wie erhofft. Statt auf Currywurst auf Burger zu setzen ist letztlich auch nur der zunehmend amerikanisierten Fresskultur dienlich, die sich auch in jedem x-beliebigen Restaurant in Europa durchgesetzt hat. Sonst setzte man dem noch weiter Hackfleisch in Teigtaschen entgegen, was an gefühlt jedem zweiten Stand, oftmals gewürz-/geschmacksarm, verfügbar war. Um nicht nur darüber abzuledern, gab es durchaus leckere Sachen, nur sollte sich die Food Truck-Szene weniger auf das Image, sondern mehr auf die Food-Ideen Wert legen. Dann wäre es auch wirklich diverser und irgendwie innovativ geworden.
Das ultimative Erlebnis war es jetzt nicht, für das ich jedem Festival hinterher reisen würde, außerdem kann man für das Geld auch irgendwo einen Kurzurlaub machen. Ich würde es auch nicht Junkfood nennen wollen, weil es doch etwas anderes war als die pampigen Massencaterer bei der Gamescom. Von der typisch deutschen Fastfoodküche hat es mich schließlich nicht geheilt – ich hatte trotz meiner Plauze, dem Druckgefühl, plötzlich Lust auf ´ne Currywurst...
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Gehirnschlecks (Mittwoch, 07 Juni 2023 13:00)
Haha, danke für diesen Bericht. Sehr gut.
Raider heisst nun Twix
und Kapitalismus heisst nun Kommunismus™
...ich brech in den Pappbecher. Wirklich ein genialer Coup.
Dieser Verrat wird wieder einmal legendär sein. Wie Anno damals.
Akademische Streicheleinheiten (Alt-68er) haben nicht davor geschützt, dass die Linke fast zur Gänze (ja, auch die "Alten") nun den inklusiven Kapitalismus, den ökologischen Kapitalismus, den nachhaltigen Kapitalismus feiern.
Die Modern Money Theorie allerorten der letzte Schrei. So simpel. Und so nachhaltig. Helikoptergeld in den Händen von Helikoptereltern. Marx ist von gestern... hunderte, tausende , kurz: viel zu viele Seiten... ohne Luft zwischen den Worten für eigene Gedanken.
In irgendwelchen solidarischen Sekten lässt sich dann darüber hinwegzutäuschen, dass man sein Geld in den allermeisten Fällen in die Produkte dahergelaufener Betrüger versenkt. Genial: Am Ende ist die keimfreie Utopie das Perpetuum Mobile einer sich selbst kannibalisierenden Gesellschaft.
Danke! Vielen Dank!
Ratze (Mittwoch, 07 Juni 2023 22:34)
Hui. Das hat ja fast schon Maschinisten-Niveau. Klasse.
Juri Nello (Donnerstag, 08 Juni 2023 05:45)
Diese Fresstivals sind ja nichts Neues und mal wieder Ausdruck von narzisstischen Gesellschaften. Etwas Neues kann man da schwer erwarten.
Da der Afrikatruck auch auf jedem anderen Volksfest zugegen ist, kann man sich den Eintritt dafür auch sparen. Hier kann man allerdings auch Glück haben und ggf. eine selbstgemachte Gewürzpaste abstauben, wenn die Leute gerade gut drauf sind.
Wenn man dann auf das Publikum schaut, ist das auch eher eine Art Redneckveranstaltung. Was der Bauer nicht kennt, dass frisst er nicht.
Die bestbesuchten Stände sind daher auch die, die MacDreck Paroli bieten wollen. Pappe auf Pappe und dazwischen süßer Leim. Erinnert einen fatal an den Instantporridge beim Discounter der von einem bekannten Leim- und Soßenbinderhersteller vertrieben wird, was in diesem Fall auch nahe liegt.
Die lustigen Teigtaschen gibt es sogar in lecker. Dann muss man halt bloß woanders hingehen.
Auf die Verlegenheit, dort einen Cocktail zu schlürfen, wäre ich nie gekommen. Das haben die Leute hier nicht verstanden, dass das von Exklusivität lebt und auch ein wenig Show dazu gehört. Das bedeutet halt, dass man auch exklusive Zutaten verwendet und nicht für den ultimativen Kick nen Schuss Wilthener draufkippt. Dazu gehören neben frischem Obst etc. halt auch entsprechende Alkoholika. Meist scheitert es aber schon am frischen Wasser. Denn der olle Kanister, den man vor 10 Jahren mal irgendwo gekauft hat, tut es ja auch. Allerdings ist Tante Margas alter DDR-Wohnanhänger auch nie für solche Veranstaltungen gedacht gewesen.
Wie sowas richtig geht, kann man ggf. in Tom Cruise großem Debüt Bartender (oder so) nachglotzen.
Dann gibt es noch die Eisstände. Auch Eis und Co. machen gute Zutaten aus. Offensichtlich haben die es aber nur auf anspruchslose Kids mit viel Geld abgesehen. Hauptsache es ist süß, Rest: Egal! Der Milchshake wird dann auch mit der billigsten H-Milch aufgeschüttet, die man letztes Jahr zum Wacken noch bekommen konnte.
Gleiches gilt da für die Expressobuden. Da kann der Kaffee noch so gut sein, der reißt den Schaumscheiß auch nicht mehr raus.
Am besten: Gar nicht erst probieren, sondern gleich in die Tonne kloppen, wenn man die Zubereitung mitbekommen hat. Das nennt man Lehrgeld.
Das Ganze gibt es auch Boozeeval. Nennt sich meist irgendwas mit Bier oder Beer. 50 Bierbuden, ein Grill und 2 Alibiweinstände. Vorher wusste man noch nicht, dass man auch mehr kotzen, als trinken kann. Dabei sind die kleinen Crafter tatsächlich noch die Besten, falls nicht eine Bude noch ein altes Fass dunkles Augustiner verticken möchte.
Empörung (Donnerstag, 08 Juni 2023 08:30)
Eine große Anzahl Rednecks treiben sich auf deutschen Fresstivals herum. Ihr Leben auf dem Land musste ja irgendwann zu einem TILT führen, was sich darin äußert, in der Öffentlichkeit in sittenloser Weise Industriefraß in sich reinzustopfen und an den passenden und unpassenden Stellen wieder zu entleeren. Ein unschönes Bild für einige woke Besucher, per se von zartem Gemüt und in ihrem Streben nach der grünen Fleißbiene entsprechend in ewiger Unschuld gewandet sind.
Wann verschwindet endlich diese Armut aus dem öffentlichen Bild? Diese Armut, diese Lumpen, die wie eine nervige Luftblase unter einer vakuumverpackten Folie, immer wo anders hin wandern, wenn man drauf drückt.
Die Linke hat die Antideutschen gewähren lassen und zugelassen, dass Kritik an Imperialismus, Finanzindustrie und Kommentare abseits von Lobhudelei zu Israel in weiten Teilen unerwünscht sind. Die letzte Säule "raus aus der NATO" und Antimilitarismus ist gerade sowas von am Wackeln.
Die Linke hat die Woken gewähren lassen und zugelassen, sich einer Bonzenpartei wie den Grünen anzunähern, so dass Sozialpolitik durch Identitätspolitik abgelöst wird und im Rahmen des Klimawandels jeder Furz des Menschen emittiert werden kann und damit das Leben ansich schädlich ist.
Letztens habe ich noch gelesen, dass dicke Menschen durch ihr Essverhalten begründet nachweislich mehr CO² verursachen sollen. Falls Quelle erwünscht, mache ich mir sogar die Mühe dieses nochmal rauszusuchen. Von Fatshaming zu Dekarbonisierung ist es nicht weit. Als Erleuchteter muss man immer die Prioritäten jeden Tag aufs Neue checken. Und was machen wir überhaupt mit den Rednecks, die, und NUR die, überall ihren Dreck liegen lassen?
Euer Laden wurde komplett übernommen. Und Eure neue Deko ist hässlich. Und diese blasierten Leuten von der Uni...: Justiziabel wäre es wohl, diese als White Trash zu bezeichnen, ein Begriff der wohl nur für Rednecks zugelassen ist.
Holgi (Donnerstag, 08 Juni 2023 10:20)
Klasse geschrieben, sehr amüsant.
Ich esse seit 40 Jahren kein Fleisch mehr und kann der neuerern Essenskultur durchaus etwas Positives abgewinnen.
Natürlich wird auch hier wieder das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: Jetzt ist Fleisch toxisch.
Und aus meiner Erfahrung ist der Umstieg auf jede Menge Weizenprodukte nicht weniger toxisch.
Polemicer (Samstag, 10 Juni 2023 06:58)
@alle
Vielen, herzlichen Dank für das überwältigende Feedback!
Ich hatte ja eigentlich vor gehabt, mal einen völlig unpolitischen Blog zu schreiben, aber man wird ja automatisch dort hineingeschubst. Man könnte es sogar völlig ignorieren, wenn man wollte, aber gerade beim Trending jedweder Art wird das immer immanenter. Und je schriller das Geschrei, um so politischer wird es. Und widersprüchlicher. Aber auch unterhaltsamer. Vielleicht ist es mir deswegen so leicht gefallen, dass wie beschrieben gleichwertig im Text zu verarbeiten.