Ich weiß noch nicht, welche Konsequenzen mich nächste Woche ereilen werden. Aber ich habe im Job einen ziemlichen Bockmist gebaut und mache mich deswegen aktuell selbst ziemlich fertig damit. Die Sache ist noch nicht ausdiskutiert worden, aber irgendwie passt es in meine momentane Gefühlslage, dass mir die letzten drei Jahre immer noch in den Knochen steckt.
Und da jetzt mit dem 7. April 2023 der Stichtag erreicht ist, an dem das Infektionsschutzgesetz in seiner Sonderform seine Gültigkeit verliert, sollte ich eigentlich einen Grund zum Feiern haben. Dass man nicht mehr darüber diskutiert, es zu erneuern oder dass man sich jetzt immer noch beeilte, irgendwelche Virusvarianten herauf zu beschwören, uns erneut das Fürchten zu lehren. Nein, zum Glück verpufft der Verkündungseffekt der „Arcturus“-Variante jetzt so, wie es zuvor schon hätte sein können und sein müssen. Man muss von Glück sagen, dass sich die meisten Berichte jetzt anhören und lesen wie das, was etwa der von der „Zero Covid“-Sekte so verhasste Virologe Streeck schon häufiger anführte. „Arcturus“ ist ein zahnloser Tiger, der niemanden mehr aufschrecken lässt.
Ja, selbst unser Bundesgesundheitsvernichter macht die Sache jetzt offiziell und verdrückt sich jetzt mit der finalen Verkündung des Endes der Pandemie. Mehr als ein Jahr später wie etwa Dänemark, zirka ein Jahr später als die Niederlande. Und das wahrscheinlich auch nur, weil man mit dem Gesetz nicht mehr so frei herumspielen kann als noch zu Hochzeiten. Da wird eben keine „Killervariante“ mehr kommen, und ein Austauschthema hat man ja bereits schon in Arbeit. Krieg, Klima, solche Geschichten. Also kann Corona sang- und klanglos verschwinden, wenn man die Bevölkerung immer noch ordentlich bei den Eiern packen kann.
Natürlich ist das kein Totschlagargument dafür, dass ich im Job Scheiße baue, aber es beeinflusst mich persönlich in meinem Handeln und Denken doch sehr. Diese Mischung aus verschiedenen Frustphasen über fehlende Nachvollziehbarkeit dieses neuen Politikstils, der ja jetzt wirklich die schlimmsten Blüten treibt, sind ja keine Sache, die man einfach so wegwischt, weil sie einen nicht oder nur ein wenig beträfen. Aber man muss plötzlich häufig in den Geldbeutel schauen und sich dann anhören, was noch so alles an Verzichts- oder Pflichtplänen auf uns zukommt – dann so zu tun, als wäre alles gut, empfinde ich als schrecklich naiv und zeigt in meinem inneren Monolog auf, dass ich mir vieles zu meinen Gunsten umgedeutet hatte oder dass mir die Belastung langsam über den Kopf wächst.
Dann kommt noch die Verschlechterung des Zustands meines Vaters hinzu, den jetzt spürbar die Kampfkraft verlässt, auch weil es gefühlt kaum vorwärts mit der Therapie geht. Und da soll man noch froh gelaunt seine Arbeit machen... Nein, das erscheint mir gerade wie ein massiver Felsbrocken, unter dem ich eingezwängt bin. Mit der aktuellen Politik kann ich meine Luftballons des Teilsieges in der Corona-Zeit platzen sehen, und wenn dann noch der familiäre Scheiß dazu kommt, bist du nahe an dem Punkt, alles hinzuschmeißen. Momentan würde ich am liebsten schreiend wegrennen und mir die Belastung aus dem Kopf reißen.
Ein wenig Trost finde ich momentan darin, dass wir uns endlich wieder auf eine Auszeit freuen können. Unser Frühlingstrip zu Pfingsten steht jetzt, so schlimm ist die Geldbeutelguckerei jetzt gerade noch nicht. Aber was, wenn nicht mal mehr das geht und man nur noch im Alltag dahindümpeln kann, weil sie einem das finanzielle Polster verbrennen, um diese Auszeiten noch auszuleben? Es widerstrebt mir parallel dazu immer mehr, mich in Aktivitäten zu flüchten, die ich einerseits für mich selbst tun könnte, andererseits mit anderen überkreuzen. Zweites gerade deshalb, weil die einfach den Mund nicht aufmachen, alles so augenscheinlich stoisch hinnehmen und man das höchstens nur in vertrauensvollen Zwiegesprächen anzweifeln, als würde ihr Köpfe-Zusammenstecken die Politik erreichen und zum Umdenken bewegen. Es erscheint alles so sinnlos, wenn die Wut auf Allgemeingültiges ins Private zurückgedrängt wird und man sich damit isoliert fühlen muss.
Bliebe mir noch noch die selbstbefruchtenden Aktivitäten, zu denen ich jedoch mal wieder den Arsch hochkriegen müsste. Ständig sage ich mir „Geh mal wieder raus und knipse ein paar Fotos.“, aber die Knipse verstaubt gerade zusehends in meiner Unmotivation zu dessen Gebrauch. Ja, nicht mal Zocken will ich, wenn es schon nicht zu mehr reicht als in der Freizeit vor die Tür zu gehen. Immer nur gedankliche Absichtserklärungen und das anschließende Nicht-Handeln, wenn man es denn tun könnte. Ich fühle mich einfach nur wie durch die Kraft der eigenen Gedanken gelähmt, und das empfinde ich noch als schlimmer als noch meine spitzbübischen Auswegpläne (und auch -handlungen) zu Corona-Zeiten.
Wahrscheinlich werde ich die Ostertage dazu verwenden, meine Gedanken zu ordnen und dann abzuwarten, was am Dienstag im Büro passieren wird. Vielleicht ein klärendes Gespräch, vielleicht auch nicht und das Gefühl, hinter meinem Rücken Belustigungen oder zwischen den Sprachzeilen Ablehnung zu erfahren. Keine Ahnung. Vielleicht verschwende ich auch zu viele Gedanken darauf. Egal, wie das aussehen mag, aber Grund zum Feiern ist das alles nicht, und es wird jetzt wieder mehr oder weniger Zeit zum Abklingen des Schmerzes ins Land ziehen. Ob das dann in der Konsequenz Tapetenwechsel bedeutet, um dann zum x-ten Mal einen Neuanfang zu begehen, will ich mir gar nicht ausmalen, einfach nur weil ich es leid bin, ständig neu ansetzen zu müssen. Aber manchmal kann man nicht anders. Deswegen lasse ich das jetzt mal so stehen, auch wenn es sicherlich nicht der richtige Anlass ist, in die Feiertage zu gehen.
Es ist ja meine Befindlichkeit, deswegen wünsche ich völlig uneigennützig allen Lesern frohe Ostern!
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Holgi (Sonntag, 09 April 2023 05:59)
Frohe Ostern auch dir - und nicht den Mut verlieren.
Ich hab zwar keinen Mist auf der Arbeit gemacht (zumindest weiß ich davon noch nichts), aber das Phänomen ist mir auch bekannt (nicht "bei der Sache"). Sei nicht zu kritisch mit dir selbst: Shit happens, das darfst auch du dir leisten!
Vielleicht tröstet es, dass mich familiär die gleiche Tragödie ereilt hat. Diese Doppelbelastung aus Beruf und Familie ist nichts für Weicheier.
Polemicer (Sonntag, 09 April 2023)
@Holgi
Vielen Dank für deine Worte! Zum Glück hat sich diese verfahrene Situation, jetzt erst mal privat, ein bisschen zum Guten gewendet. Weiteres wird sich noch zeigen.