Im Kleinen habe ich schon letztens darüber berichtet, welche Auswüchse man erfahren muss, wenn man mit Menschen in Kontakt kommt, die nicht ausgeglichen erscheinen. Dazu muss ich sagen, dass ich leider auch ein wenig bemüht Ruhe ausstrahlen will und das momentan nicht besonders gut funktioniert. Sie ebenfalls nur für andere aufrecht erhalte, um keinen Stress zu fabrizieren.
Das ist aber, wie gesagt, nur das kleine Dilemma, das was noch lange nicht eskalieren muss. Dieses leichte Ziepen der Befindlichkeiten ist sicherlich eine unter der Oberfläche vor sich hin köchelnde Sache. Da muss man nicht dabeistehen, weil es anbrennen könnte. Weiter oben auf der Gefährlichkeitsskala sind andere Dinge, die man nicht mal mühsam mit Freundlichkeit übertüncht, sondern schon in den Ebenen offenen Misstrauens, Missgunst bis zur offenen Abscheu und unverblümt dargestelltem Hass angekommen sind.
Ein Vorfall wurde so zum Anlass, sich mal Gedanken darüber zu machen, wie die momentane, gesellschaftliche Grundstimmung so ist und inwiefern das mit dem mittlerweile seit drei Jahren anhaltenden Krisenmodus zusammenhängt.
Psychokrieg
Auch wenn dies kein neues Phänomen ist, hat sich für mich gefühlt das Niveau solch schlechter Eigenschaften erhöht. Und die Bereitschaft, Situationen schnell eskalieren zu lassen, bis es zu Prügeleien kommt. Ich würde nachvollziehen können, wenn man mir entgegnet, dass man das eben ignorieren und sich nicht provozieren lassen sollte. Nur bedingt das für mich auch den Umstand, dass man sich auch von beiden Konfliktseiten aus in Ruhe lässt - dann gibt es schlicht keinen Konflikt. Man könnte alles positiver betrachten, nur wird es eine zwangsläufige Entwicklung, wenn man, so wie mir letztens passiert, in einer Einkaufspassage ein Stimmungsbild aufsaugt und sich unweigerlich sagt: „Hier fühle ich mich nicht wohl.“
Dabei gab ich mir größte Mühe, mir das nicht anmerken zu lassen. Allerdings wird man ständig in einer gut besuchten Mall in Interaktionen mit Anderen verwickelt, die eben nicht konfliktbefreit sind, sei es aus Zufall oder – aus welchen Gründen auch immer – herbeigeführt. Letztes ließ dann in dieser Passage eine Situation ganz schnell ausarten, weil jemand dachte, mich von hinten in spielerischer Weise ständig anzuschubsen. Einmal, zweimal, dreimal – keine Ahnung, wieso. Natürlich beschwerte ich mich, ob das jetzt nötig sei. Es wirkte gewollt, als ob dieser Typ mich einfach nur als Opfer aussuchte und mich eben anditschen wollte. Die nächsten Momente sind kurz umrissen wiedergegeben: er kam mir sofort mit der Psychokeule, pathologisierte mich umgehend, und als das nach seiner Absicht, mich zu demütigen, nicht funktionierte, kamen die Beleidigungen. Auch das beeindruckte mich nicht. Ich blieb standhaft und spiegelte sein Verhalten, ohne selbst ausfällig zu werden. Innerlich jedoch brodelte ich. Ich starrte aufrecht in seine toten Knopfaugen und war gar bereit, ihm eins auf die Nase zu geben, sollten seine Sackgassenbeleidigungen ins Körperliche übergehen...
Die Situation dauerte nur eine Minute, lass es zwei gewesen sein. Ich verlor in dem Moment das Zeitgefühl, und was meine Partnerin zur Auflösung des Konflikts beisteuern wollte, bekam ich auch kaum mehr mit. Als er mit seiner Sippe entschwand und sich der Vorfall nur durch die räumliche Distanz auflöste, stand ich auch plötzlich in einem geistigen Zwiespalt. Ich war tatsächlich bereit gewesen, in der offenen Passage loszulegen. In meinem Kopf zählte ich schon von 10 abwärts. Ehrlich gesagt wusste ich dann auch nicht mehr, wer letztlich der moralische Gewinner darin war – klar, ich sehe diesen Sieg bei mir selbst und bin subjektiv, und sein Angeditsche, das einfach keine unabsichtliche Handlung gewesen sein konnte, ist ein Eindringen in meinen persönlichen Raum. Und diese umgehende Pathologisierung, die diffamierenden Beleidigungen, die wirkten wie vorbereitet und direkt angewandt.
Ich lasse das mal so stehen. Nur wenige Momente zuvor fuhr ein Familienvater mit seinem Kinderwagen meine Partnerin plötzlich fast über den Haufen und über die Füße. Drängte sich nach kurzem Stopp sogar noch durch die enge Tür, hätte gar den Kinderwagen noch unterstützend als Rammbock genutzt und zeigte in diesem Moment keinerlei Reue. Mein Näschen hatte sich also nicht getäuscht. Ich fühlte mich nicht zu unrecht unwohl.
Subtiles Zündeln
Solche Gefühle hängen an vielen internen wie externen Faktoren. Sei es die eigene Stimmung, die bei mir momentan etwas mit Sorgen verbunden sind, wegen der schweren Krankheit meines Vaters. Das ist aber etwas, das nicht bei anderen angebracht gehört und was für sich stehend kaum Wut gegenüber anderen rechtfertigt. Und doch bin ich der Meinung, dass auch hier wieder Corona und die damit implizierte Politik das Empfindungsbarometer sehr stark beeinflusst hat und Ärzte zur Arbeitsverweigerung brachte. Die Krankheit hätte nicht so weit gedeihen müssen, hätten die Fachärzte ihren Job einfach mal anständig gemacht, richtig hingeschaut und sich nicht von Corona und dem ganzen Angstgehabe hätten beeinflussen lassen. Doch was bringt es, den Status Quo jetzt zurückzudrehen und die Verfehlungen präventiv zu korrigieren? Oder andere, von denen man annimmt, diesen Maßnahmenwahnsinn mitgemacht, vielleicht sogar aktiv gefordert, zu haben. Wer weiß, wie der Anditsch-Typ in den letzten Monaten und Jahren gestrickt war. So wie seine Gegenrede klang, hätte es auch irgend eine Twitter-Nudel sein können, die heute noch Kampagnen wie #Covidisnotover fährt. Wegen solchen Menschen kam eine völlige Schieflage im Gesundheitssektor zustande, in der schwere Krankheiten plötzlich nur noch zweite Geige spielten. Davon bin ich fest überzeugt.
Dass wir nicht in der Zeit zurückreisen können wie in der Film-Trilogie, ist auch etwas, das unseren Anspruch an Verantwortung mal etwas mehr schärfen sollte. Es wird sehr stiefmütterlich damit umgegangen, sich entweder sorglos ins Getümmel zu stürzen oder sich anderweitig derart einzuschränken, bis es einem selbst schadet. Das nimmt letztlich auch Einfluss auf das allgemeine Stimmungsbild in der Gesellschaft, und da verdichtet sich bei mir immer mehr der Eindruck, dass der rote Faden, der das zeichnet, allmählich bedenklich beginnt zu spannen, wenn nicht gar zu reißen.
Bei diesem gesellschaftlichen Grundrauschen muss man schon etwas genauer hinhören – es ist lauter geworden. Da nun die Zeit angebrochen ist, in der wir nun endlich über die Vor- und die Nach-Corona-Zeit sprechen können, kann man nun auch dieses Grundrauschen besser verifizieren. Und das ist für mich lauter geworden, flattriger. Das, was vorher schon war, mit all den schlechten Eigenschaften, die damit verbunden wurden, treten nun deutlicher hervor – der viel besagte Brennglaseffekt ist eingetreten, und das, was schon während der Krisenzeit unter dem Brennglas begann sich zu erhitzen, steht gefühlt kurz vor der Entzündung.
Kettensprengung
Dabei geht es nicht ausschließlich um Gewaltbereitschaft und Feindseligkeit. Nach diesen drei Jahren massiver Einschränkungen scheint sich eine neue Aufbruchstimmung in der Gesellschaft durchzusetzen, die allerdings auch wie ein Run auf die Wühltheke im Elektronikmarkt anmutet – samt Prügeleien und Anzeichen einer Massenpanik. Auch in der Jugend scheint man nun den Bedarf zu verspüren, die Ketten auch im Kopf zu sprengen. Verabredet sich via TikTok und verwüstet Städte. Die Moralisten unter ihnen kleben sich derweil auf den Asphalt und vertun sich in ihrer Rebellion schon mal symbolisch am Grundgesetz. Die „Letzte Generation“ hat sich ebenfalls von der Coronapolitik stilllegen lassen und gewinnt jetzt in ihrem Auslaufen mächtig an Fahrt. Andere verschieben Grenzen des Zumutbaren, indem sie gar töten.
Der Verzicht, den man uns so massiv aufzwang, wird nun durch Schärfe und Handlungsextremismus durchbrochen. Egal, wie man ideologisch ticken mag – die Kettensprengung ist im vollem Gange, subtil wie auch öffentlich zur Schau gestellt, und das rüttelt nun auch an der Funktionalität sozialer Strukturen. Wenn Sie meinen, dass ich hier übertreiben würde: gehen Sie raus, ins Getümmel, zu Veranstaltungen oder einfach nur in die Fußgängerzone, saugen Sie die Stimmung auf, beobachten Sie die Menschen, wie sie miteinander agieren, zählen Sie die ungemütlichen Momente und vergleichen Sie sie mit früher. Ich bin guter Dinge, dass Sie darin eine Veränderung zum Schlechten bemerken werden. Sie können auch die Gesprächskultur im Büro oder am Telefon bewerten. Ordnen Sie diese Gespräche einem Schlagwort zu – war es harmonisch? Wurde jemand zynisch? War die Person genervt?
Wenn Sie diese negativen Eigenschaften als Wertung im Geiste niederschreiben, vergleichen Sie auch diese mit früher. Und am besten immer unter zwei Faktoren: vor und nach Corona. Ich bin zuversichtlich, dass Sie diese Veränderung wahrnehmen werden.
Banal radikal
Ich habe schon zu Lockdown Eins meine Bedenken geäußert, dass man eine Gesellschaft nicht folgenlos isolieren kann. Menschen quasi in Häuser zu sperren und anzunehmen, dass sie nach einigen Monaten (wenn nicht Jahren) verordneter Festsetzung ohne Folgen wieder in ihr altes Leben zurückfinden würden, ohne psychische Auswirkungen davon zu tragen, ist schon wider die Natur des Menschen.
Vor allem der Bedarf an sozialer Interaktion dürfte bei jenen die härtesten Einschnitte und auch einen gewalttätigen Eingriff verstanden worden sein, die in der realen Welt sozial besonders aktiv sind. Introvertierte und vorher sozial im Abseits Stehenden dürften diese Einschnitte weniger Probleme bereitet haben, können aber auch schon vorhandene Störungen verstärken und Hoffnungen auf geistige Gesundung weiter zunichte machen. Extrovertierte Menschen, vor allem junge, bei denen ein reales Umfeld im Reifeprozess besonders wichtig ist, wurden insofern stärker eingeschränkt, dass man ihnen neben der Zwangsisolation auch noch die geballte Macht des Staates hinterher jagte, wenn man dem Drang nach körperlicher Nähe trotzdem nachgab. Die Jagd nach einem Jugendlichen in einem Hamburger Park stand sinnbildlich dafür.
Verbote, auf einer Parkbank im Freien die banalsten Dinge nicht mehr tun zu dürfen, tun ihr Übriges, sich ins Gedächtnis von Menschen einzubrennen, die in dieser Zeit noch für sich selbst versuchten zu evaluieren, inwiefern diese Maßnahmen sinnvoll und verhältnismäßig waren. Und man muss tatsächlich festhalten: uns wurde in jeder Lebenslage, egal ob Gewichtiges oder völlig Beiläufiges, mit der Krisensituation vordefiniert, schlichtes Agieren als Dürfen/Nicht-Dürfen-Bedingung vorgesetzt. Wer glaubt, dass eine solche Rigorosität nach drei Jahren keine Folgen haben würde, belügt, beschönigt und verherrlicht sogar solche Beschlüsse zu Lasten des gesellschaftlichen Grundrauschens. Und das hat sich wie erwartet verändert.
Verschleierndes Statussymbol
Stand heute hat sich rein formell das alte Normal wieder durchgesetzt, aber ist auch sichtbar etwas hängengeblieben. Klar, dass man nun mal einen Blick im Supermarkt durch die Kundschaft schweifen lässt und für sich beobachtet, was trotz der Aufhebungen von Pflichten in der Bereitwilligkeit der Einzelnen haften geblieben ist. Konkret muss man nicht mal in die Köpfe der Menschen schauen – Maskentragende findet man auch heute noch in deutschen Supermärkten.
Dennoch haftet ihnen ein Zwang an, den man nicht mit Eigenverantwortung in Einklang bringen kann. Dass sie jetzt ein wenig im Trotz beseelt ihre Masken weiter tragen, würde ich pauschal so nicht als selbstbestimmt verstehen. Nach meiner Lesart sind die verbliebenen Maskentragenden relativ leicht zu etikettieren, behaupte ich jetzt mal: Alte Menschen mögen dem Risiko wegen ihrer Anfälligkeit nicht gerne ausgesetzt sein, bei gestandenen Kleinfamilien, die trotz ihres gesunden Gesamtbildes vermummt sind, würde ich wohl eher Statussymbol vermuten. Und bei den Jungen ist es schwierig, dies unter einem Schlagwort zu vereinen. Wahrscheinlich ist es von allem etwas, vorrangig jedoch eine Naivität, die leicht lenkbar ist. Sie selbst verschleierten dies allerdings oft mit dem Verweis auf "die" Wissenschaft.
Nur wenige Betriebe haben bisher ihre Plexiglasbarrieren entfernt. Hier mag sich aber auch die Frage stellen, ob es vielleicht nicht dem Gesundheitsschutz dient, sondern eine Art scheinclevere Strategie zur Signalisierung menschlichen Misstrauens. Schon zu Beginn der Krise drängte sich die Vermutung auf, dass destruktiv-passiv-aggressives Verhalten eher zum Anlass genommen wurde, sich selbst symbolisch als unnahbar zu etikettieren. Quasi als Gegenentwurf zum offensiven, neoliberalen Ellenbogenmenschen. Der Gesundheitsschutz spielte dabei eine eher stiefmütterliche Rolle - ganz zu schweigen vom Maßnahmeneifer einer Antifa, die die verordnete Vermummung erst recht als dankbare Einladung dazu annahm. Dass das heute wieder unter das Vermummungsverbot fällt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Es bleibt nicht in der Familie
Nicht nur die allgemeingültigen Folgen gilt es in dieser Nachbetrachtung zu berücksichtigen, denn hat der Spaltungseffekt bis in die Familien, einer letzten grundstabilen Institution in dieser fragilen Demokratie, hineingewirkt. Dabei war es auch perfide, bis ins Privateste vorzudringen, sei es mit dem Framing der mehr oder weniger erpresserischen Appelle der gesellschaftlichen Verantwortung bis hin zu Aussagen, jeden Individualismus durch staatliche Eingriffe aufzulösen (man erinnere nur an Karl Lauterbachs Aussage über die Unverletzlichkeit der Wohnung). Das sind keine Ideen, die man folgenlos für den Empfänger der Nachricht in den Raum werfen kann. Eine Drohung bleibt eine Drohung.
Viel zu tumb hat man das eher stehenlassen, die Familien hätten hier viel mehr dagegen vorgehen müssen – dazu müsste allerdings ein fundiertes Wissen über die eigenen Rechte als Bürger präsent sein, was offenkundig nicht der Fall ist. Lieber opfert man die Rechte für das Kollektivwohl, damit Ruhe in das Krisenmanagement einkehrt. Doch, was wenn das nicht verhältnismäßig ist? Die Realpolitik arbeitet hier nicht selten mit dem Mücke-zum-Elefanten-Prinzip, um die Relevanz künstlich zu erhöhen und die Regulierungen besser durchzusetzen.
Um das ohne Widerstand durchzusetzen, müsste die gesamte Bevölkerung auf Linie gebracht werden, was nun nachweislich nicht der Fall war. Man hätte diesen Widerstand auch neutral zur Kenntnis nehmen und so auch selbst skeptisch werden können, um im selben Atemzug die Relevanz einzelner Beschlüsse abzuwägen. Was passierte, war jedoch der schlimmste anzunehmende Fall: die Verteidigung staatlicher Eingriffe bis auf´s Blut. Die Schärfe solcher Debatten sind nun eine Folge der Maßnahmenpolitik, das Bewusstsein, dass solche Schärfen überhaupt möglich sind und im Bedarfsfall greifen können, eine weitere.
Strafe des Wortes
Das Schlimmste an solchen Drohungen, wenn sie so geführt wird, der schleichende und nachhaltigere Effekt. Wer lediglich mit verbaler Gewalt vorgeht, um die körperliche zu vermeiden, will höchstwahrscheinlich nur dem Gesetz ein Schnippchen schlagen. Und in Deutschland ist es bis dato immer noch nicht gesetzlich geregelt, wie verbale Gewalt eindeutig zu sanktionieren ist. Viel zu vieles spielt eine Rolle bei der Urteilsfindung: Kontext, Ironie, Eindeutigkeit des Strafbestandes. Wenn eine Faust einen Gegner trifft, wird dies anders bewertet. Will man Gesetze auf Verbales einsetzen, bauten die sich bisher nur auf - wie konnte es auch anders sein? - unsere dunkle Geschichte. Volksverhetzung, Rassismus und Antisemitismus, die wiederum zu völkermordenden Handlungen geführt hatten, sind demnach das Einzige, das zum klar abgesteckten Straftatbestand gezählt wird.
Alles andere, was rein menschlicher Natur ist, war bis dato Interpretationssache. Das wäre zuerst eine soziologische Angelegenheit und keine politische. Und doch wurde uns in den letzten drei Jahren suggeriert, dass alles, was rechtsmotiviert ist, grundsätzlich gefährlich sei. Mit Corona als Krisenfaktor war es auch plötzlich möglich, die Strafbarkeit von Kritik schnell ins rechte Lager zu schieben. Dann fehlte nur noch die gruppierte Moral, die verbale Strafbarkeit entsprechend aufzublähen. Kaum geschehen, gilt es mittlerweile schon als sanktionsfähig, den Staat zu kritisieren, weil er sich solcher Mittel bedient. Corona war also nur Mittel zum Zweck, jede verbale Gehässigkeit grundsätzlich zur Straftat umzudeuten. Und das nur, weil sensible Gemüter keine angemessene Konfliktbewältigung praktizieren oder ein angeeignetes Dogma in inquisitorischer Härte durchsetzen wollten.
Der Zweck heiligt das Trauma
Wie sich nun die Rigorosität der Maßnahmen im Auslaufen der Pandemiesituation verstetigt hat, wird man kaum direkt damit in Verbindung bringen können. Aber wem derart harte Regelungen dauerhaft auferlegt wird, wird früher oder später die Sicherungen durchknallen. Kaum jemand würde wahrscheinlich auch die Krisenpolitik dafür verantwortlich machen, wenn die eigene Moral dieses Bewusstsein einer Bedrohung negiert. Doch sind das Grundrauschen und die Häufung bestimmter Tatmuster sowie die Anzahl von Straftaten ein Indiz für eine Verrohung gesellschaftlicher Stimmungen.
Der Gedanke von Sicherheit, Geborgenheit in einem Staat stellt sich dann auch in der Gesamtheit der Straftaten dar.
„Den Grad der Zivilisation einer Gesellschaft kann man am Zustand ihrer Gefangenen ablesen.“ -Fjodor Michailowitsch Dostojewski.
Es müssen nicht mal die Gefangenen sein, wie dieser Grad zu definieren ist. Es reicht meiner Auffassung nach, den Umgang miteinander zu bewerten, um diesen Grad zu erkennen. Und wenn man in einer Mall mit dem Kinderwagen traktiert oder aus Spaß angeschubst wird und bei Benennung sogleich in einen hässlichen Konflikt gerät, der kurz vor der Eskalation steht, sollte dies nicht nur im persönlichen Maße zu denken geben. Wenn Menschen plötzlich eine kürzere Lunte haben, sollte das allen zu denken geben. Und hier wäre es nur angebracht zu sagen, dass die Maßnahmen - und nicht die Pandemie – das alles verursacht haben.
Es mag einfach klingen, der Gesellschaft die Schuld zu geben, ist sie aber auch ein Abbild staatlichen Einwirkens, das über die Angst Gehorsam einforderte. Die Motivation des Gesundheitsschutzes geriet allerdings schnell in den Hintergrund – so verhält es sich immer, wenn man mit Menschen über die Urängste steuern will: man erreicht vielleicht zweckgebunden sein Ziel, vergisst allerdings, wie dieser Zweck sein Alleinstellungsmerkmal in der Psyche verliert und zum Trauma wird. Und wenn dieses Trauma letztlich das Kollektiv befällt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis jede labile Seele ihre Last, ihren Schmerz nach außen trägt – und durch Handlungen kanalisiert.
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Publicviewer (Montag, 20 März 2023 11:04)
Salut
Vorgestern hat mich eine kopftuchbewährte Angestellte einer Drogerie mit Maske, vor der ich draußen neben dem Eingang saß und gerade im Begriff war mir eine Zigarette zu drehen angepflaumt, ich sollte meine Zigarette woanders Rauchen, weil sie Atembeschwerden habe…..???
Die Gesellschaft ist durch, da gibt es für mich absolut keine Zweifel mehr.
Na, was hab ich wohl gemacht? lächel
Publicviewer (Montag, 20 März 2023 13:26)
Wegen diesen Leute tu ich was ich zeitlebens mache.
https://twitter.com/FranzBranntwe10/status/1637573481507241987
Nur mal so zur Erläuterung.