Sie brauchen keine Angst zu haben. Dass ich mich jetzt am Titel des Buches von Timor Vermes bediene, hat nicht den Grund, dass ich irgendwo einen Herrn mit Seitenscheitel und markantem Bärtchen gesehen hätte. Das Hitlerbärtchen hat ja jetzt Jan Böhmermann in Beschlag genommen und benutzt es bei sich jeder bietenden Gelegenheit. Also schauen Sie doch mal beim ZDF vorbei, da wird er Ihnen wahrscheinlich mal über den Weg laufen.
Nein, mit „er“ meine ich eine zweite, dunkle Epoche des 20. Jahrhunderts. Das, was uns Nachkriegskinder so dauerhaft bei „Laune“ hielt, diese ständig atomare Bedrohung aus dem Osten und die hibbeligen Finger ganz im Westen. Der eiserne Vorhang ist wieder am Fallen – der Kalte Krieg ist wohl nun wieder zurückgekehrt.
So richtig nennen will man es momentan noch nicht, aber man tut im Moment alles dafür, dass die alte Bedrohungslage wieder auf“blüht“. Wir sind in der Zeit rückwärts gereist, der DeLorean wird durch einen Blitz unter der Meeresoberfläche in ein undefiniertes Jahr der Vergangenheit katapultiert. Marty McFly sucht nun händeringend den jungen KGB-Agenten Wladimir Putin, um ihn mit einem noch geistig nicht ganz umnachteten Joe Biden zu verbandeln. Denn machen sich erste Auflösungserscheinungen breit, und nachdem Doc Brown nach einem Blick in die Zukunft in einer völlig zerstörten Ukraine und einer atomar zerbombten Welt geworfen hatte, müssen Marty und Doc das unbedingt in der Vergangenheit geraderücken.
Natürlich ist das kein leichtes Unterfangen, weil der böse Biff Habeck die Zukunft zu seinen Gunsten verändert hat. Er thront in einem radioaktiv isolierten Monstercasino mit üppiger Penthouse-Wohnung und lässt unten die Überlebenden der Atomkatastrophe an den Spieltischen ausnehmen, die er auch vorher schon am Uniper-Spielautomaten zur Kasse gebeten hatte. Die Spiele laufen unter dem Motto „Für eine bessere Welt“, mit grün leuchtenden LED-Spielereien an den Betonmauern, so bunt, so verschwenderisch, während sich draußen in der Atomwüste die Menschen ein Kilowatt Strom teuer bei ihm erkaufen müssen. Dazu blasen Kohlekraftwerke ihren Dreck unter Habecks Ägide in die Luft. Es ist ein seltsames Bild, wenn die Moralwächter jedem die Umwelt gefährdenden Mist dem kleineren Übel den Vorzug geben.
Mom Baerbock verliebt sich derweilen in Marty und treibt die Auflösungserscheinungen nur voran. Sie säuft sich ihr Versagen derweilen im Penthouse weg und findet keinen Trost mehr über die zerbombte Landschaft unter ihr und die Armut, die sie mit verursacht hatte. Es hat lange gedauert, bis ihr das bewusst wurde, vorher wollte sie noch „Russland ruinieren“ und solche Scherze. Jetzt hat sie die Welt ruiniert – mit Waffen, Waffen, Waffen.
Züruck zu „ihm“. Den Kalten Krieg, zusätzlich das Überraschungsduo Precht/Welzer als Figurenschachspiel und auch – wie sollte es anders sein? - Twitter und Co., wo die Corona-Episode mit Überlänge nun in die UA-Phase übergeht. UA steht für Ukraine (gemäß Kennzeichen) und gleichzeitig für „unausstehlich“. Ich hab´s ja mal wieder alles mitgelesen und sollte mir allmählich wirklich einen Kopfschüttel- und Schreiroboter zulegen. Man weiß ja nicht mehr, wohin bei all der Blindheit und dem Solidaritätsgequäke.
Man denkt sich: „Ihr Leute, leckt mich jetzt endgültig am Arsch mit eurem aktivistischen Eifer! Schiebt ihn euch quer in die Rosette und freut euch über den Schmerz, wenn Ihr so geil darauf seid!“
Hier wäre das Prinzip „Jeder für sich“ ja durchaus angebracht, aber wenn gleich die Allgemeinheit in die Pflicht genommen wird, wir diesen blinden Aktionismus auch noch zahlen und sonst welche Auswirkungen ausbaden müssen, werde ich sauer, wütend, whatever. Hier blutet die Mehrheit – weniger wegen Putin selbst, sondern wegen des Hasses auf ihn. Ich finde es mittlerweile UA, dass ich für einen Panama-Papers-Staatschef und einen Faschisten-Reigen einstehen soll. Aber darum geht es wohl kaum. Es geht um Putin. Hätte der an einer Grenze einen stinkenden Furz abgelassen, hätte man ihm wohl noch einen Giftgasangriff unterstellt. Einfach, weil das große Ganze seit Jahren schon darauf ausgelegt war, ihn zum (Sünden)Bock zu machen.
Grundsätzlich unterstütze ich das Argument der damaligen Rede Putins im Bundestag und dass das in die Waagschale gehört. Allerdings ist das alles nichts mehr wert, auch weil er selbst aus irgendwelchen Gründen nun doch einen Krieg angezettelt hat. Das ist zu verurteilen, und diese Meinung lasse ich mir auch nicht nehmen, weil man sich nicht mit Kriegsbeginnern „liiert“. Das muss ich noch mal gesondert erwähnen, weil mir die Aussage in Kommentarspalten untergekommen ist. „Liieren“ ist mir dann doch wieder zu hörig, zu liebesbedürftig, zu viel Lagertennis. Ich brauche weder Liebe von der einen wie der anderen Seite, weil beide auch zu viel Dreck am Stecken haben. Ich will Frieden, und dazu müsste man beide Seiten in die Pflicht nehmen. Dazu eine gehörige Portion Ehrlichkeit sowie Transparenz, und wenn niemand die Gründen für den Kriegseintritt sowie die Treiberei durch Pipeline-Bomben kennt, ist das ein Konflikt, der so dermaßen mit Lügen unterfüttert ist, dass man sich die Auswege zu sehr vereinfacht. Und je länger es dauert, desto mehr vergisst man, treibt sich gegenseitig immer weiter und letztlich bleibt nur noch Ultima Ratio, um das zum Ende zu führen – wie auch immer das aussehen mag.
Um noch kurz bei meinen Filmvergleichen zu bleiben: „Im Westen nichts Neues“ - wie passend, dass jetzt gerade die Neuverfilmung in aller Munde ist. Wie sinnbildlich der Titel doch dafür steht, wie die Moral an der Front vom Traum zum Trauma wird. Und einer unserer Sofa-Blödizisten schmeißt mir letztens noch das Argument vor die Füße, dass die US-Atombomben doch den Krieg beendet hätten... Alter, da kriech ich Plack. Nimm alle Remarque-Romane in die Hand, die du finden kannst, und hau sie demjenigen nacheinander in die Fresse. Hat noch jemand Fratzenpalmen übrig?? Ich bin leer gepalmt. Ich bitte gleichzeitig um Nachschub an Romanen, solchen Lappen oder Liane abwechselnd Orwell, Huxley, Remarque oder Morton Rhue um die Ohren zu hauen. Abwarten und hoffen, dass sie bei der Lektüre deren Inhalt verstehen würden, kannste mittlerweile knicken.
Ich schließe diese Woche mit dem großen Paukenschlag um die nun abgeschlossene Twitter-Übernahme. Irgendwie hat mich der Deal gar nicht mal so tangiert, weil das Tauziehen im Hintergrund dies schon in diese Richtung deutelte. Wenn die Möglichkeit besteht, dass es passiert, dann muss man sich auch nicht in Dauererregung üben um das eigentliche Geschäft. Jetzt ist es nun doch geschehen.
Nein, natürlich ist der Popcorn-Faktor um die Userschaft das Besondere daran. Urplötzlich herrscht ausgerechnet bei jenen Hypermoralisten Aufbruchstimmung vor, die bisher unsanktioniert gegen Kritiker jeder Art zu Felde ziehen konnten. Doch jetzt ist die links-woke-moralische „Elite“ nicht mehr mit einem Blankoscheck ausgestattet, jeden Diskurs in bester DDR-Manier zu Boden zu verpetzen, wobei Twitter zuvor schon nicht das schlimmste Portal der Zensurmanie gewesen ist. Doch waren sie stets im Vorteil gewesen, so dass der Meldemuschi-Button schneller geklickt war als die Gedanken durch den eigenen Kopf gerattert sind. Natürlich wäre es angebracht, wenn Musk den Diskurs wieder öffnen würde, aber einen Donald Trump zu entsperren hielte ich für zu plakativ und gefährlich.
Immerhin ist er der Posterboy für Alt-Rights und stramm Rechte, die tatsächlich Flacherd-Blödsinn und US-Waffennarretei gut finden. Das muss man in dem Ausmaß nicht wirklich wieder freischalten – immerhin gibt es noch einen realen Rechtsrahmen, der diese Extremform von Meinungsfreiheit eindeutig abgrenzt. Mit Entsperrungen dieser Rechtsbeuger würde man meiner Meinung nach nur die Büchse der Pandora öffnen, und der Diskurs wäre schon alleine dadurch völlig im Eimer, wenn er zwischen diesen Extremos der Parolenmafiosis – rechts wie links - zu Staub zerrieben würde.
Würde Elon Musk nun das Kunststück vollbringen können, die genehme Mitte des allgemeinen Diskurses wieder „great again“ zu machen, wäre ich ihm wahrscheinlich unendlich dankbar. Würde ich jedoch die „Befreiung“ zwielichtiger Gestalten befürworten, die extrem populistischen Unsinn verbreiten, wäre ich nicht der, den ich hier in unzähligen Texten versucht habe zu beschreiben. Ich bin kein diskursiver Trotzkopf, der auf Gesetz und Recht pfeift, nur damit Idioten andere Idioten ungestraft und vogelfrei vollrotzen und die einigermaßen Vernünftigen nun gänzlich plattwalzen dürfen.
Das mal ausklammernd, entlarven sich jetzt jedoch genau diejenigen, die sich diesem Duktus von links her angenähert haben. Die öffentlich zur Schau getragenen Fluchtgedanken zu „Mastodon“ und Co. sind der beste Beweis, dass sie dann doch lieber weiter unreguliert Moralist spielen wollen. Also die Klebeaktivisten-Trumps, ZeroCovid-Trumps und Waffenlieferung-Trumps aus der anderen Ecke, die bisher von der Plattform allzu sehr gebauchpinselt wurden und jeden Vorwurf, andere als Nazis zu betiteln, einfach so raushauen durften.
Und ob Musk auch in Sachen Ukraine-Krieg da wieder Offenheit erreichen würde, jetzt wo endlich die Vernünftigen sowie Fach- und Sachorientierten mit Forderungen zu Verhandlungen zumindest wieder etwas mehr Raum gewinnen, muss „er“, der Kalte Krieg, vielleicht doch nicht gänzlich als unweigerliche Bedrohung zurückkehren – auch wenn Twitter nicht komplett darüber befindet, was in der Realität passiert. Es wäre nur ein Baustein, hier und da Wunden zu heilen, die in den letzten 7 – 10 Jahren entstanden sind.
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