Wenn man sich durch meine Blog wühlt und vor allem meine emotionalen Wochenschauen liest, könnte man unter Umständen denken, ich würde jenen Vorschub leisten, die jetzt Lust auf Eskalation bis hin zur Ausübung von Morden hätten.
Nein, dagegen wehre ich mich, das ich das tun würde. Eher sehe ich mich als jemanden, der seinen eigenen Ballast darin kanalisiert, was natürlich irgendwie unflätig und – je nach Perspektive – hetzerisch sein könnte. Aber tief in mir drinnen bin ich eigentlich nur ein defensiv ausgelegtes Gemüt, das niemanden aktiv angreifen will. Nur wenn mir der Gegenwind zu viel wird wie aktuell, dann ist das so wie das Bildnis des Schienbeintreters oder Dauerschubsers. Die machen so lange weiter, bis es einem zu viel wird und man zurücktritt oder -schubst.
Im gesamtgesellschaftlichen Sinne würde ich erwarten können, dass man solche Polemik oder Sarkasmus auch ertragen könne. Ich muss es ja auch. Wenn etwas aus dem Rahmen fällt, justiziabel wird, dann ist das eine Grenze, die sich unsere Gesellschaft weiter ausgeholt gesetzt hat, und das ist im Grunde auch meine absolute Grenzziehung. In den Grauzonen des Rechts wird es allerdings schwieriger, vor allem individueller, wie weit man bereit ist zu gehen. Das streift häufig die Ebene der Befindlichkeiten, denen der Staat nicht selten nicht deutlich beikommen kann, und im Sachen Ethik und Moral kann der Rechtsstaat nur selten einwandfrei handeln. Manches ist eben individuell zu bewerten, vor allem in einer Demokratie.
Im Falle des Suizids der österreichischen Ärztin Lisa-Marie Kellermayr gibt es nun vieles aufzuarbeiten, und das ist der eigentliche Anlass dieses Textes. Was eindeutig herauslesbar ist, ist die Härte der Drohmails, die schon Folterfantasien ähneln, und in dem Ausmaß gibt es nichts zu relativieren. Selbst wenn man es später als „bösen Spaß“ entschärfen wollte, liest sich das sehr eindeutig kontextorientiert, und da gibt es nur eine richtige Entscheidung – nachverfolgen und bestrafen. Ich habe kein Verständnis für so etwas, distanziere mich völlig von solchen Leuten und deren Unwillen, sich selbst zu zügeln und aus der Wut- und Hassspirale einfach nicht mehr entkommen zu können oder wollen.
Dass es sie nun aufgrund der Ereignisse offenkundig in den Freitod getrieben hat, ist im Zusammenhang mit dieser massiven Drucksituation nachvollziehbar. Scheinbar hing die Nachverfolgung der Hetzer all zu oft an den Behörden fest, sie musste sich gar selbst kostenintensiv um Sicherheit in ihrer Praxis bemühen – nur ob so etwas alle Sorgen tilgt, ist für sensiblere Gemüter ein Ding der Unmöglichkeit. Nun steht also die Meldung über ihren Suizid in allen Medien, und es war dadurch nur eine Frage der Zeit, bis die entsprechenden Hashtags die große Runde machten. Und somit eher das zementiert, was uns zweieinhalb Jahre so viel Kraft kostete und nun noch mehr beschäftigen wird. Nach all der Zeit der öffentlichen Eskalation im demokratischen Rahmen von möglicher Sachlichkeit und Rechtsstaat, auch unter Benutzung von Schimpfworten und zweifelhaften Etiketten, hatte ich bis dahin gedacht, die Wiederholung früherer Hashtag-Kampagnen würde nun zu einem Verarbeitungsprozess in der Bevölkerung führen. Im Grunde befinden wir uns im Rahmen der Pandemiesituation eigentlich nur noch im Clinch darüber, ob und wann eine Endemie des Coronavirus ausgerufen werden kann. Immer mehr fordern es so zu handhaben, die anderen wehren sich noch dagegen.
Da kommt ein Vorfall wie der aus Österreich natürlich zu einem sehr schlechten Zeitpunkt. Für mich und andere, die nun endlich ein Licht am Ende des Tunnels sahen, wird dieser Vorfall den Zug mit einem Mal wieder ans erste Drittel des Tunnels zurück versetzen – ob nur zeitweise oder länger, wird man sehen. Allerdings wird es vor allem den aggressiv agierenden Maßnahmen- und Impfbefürwortern in die Hände spielen, dies nun für ihren bisherigen Kreuzzug zu instrumentalisieren. Und so geht dieses Angriff-und-Verteidigungs-Spiel in neuer Schärfe weiter. Dabei hatte ich gerade kürzlich recht gewinnbringende Diskussionen mit ein paar Usern gehabt, die man bei Twitter so gar nicht gewohnt ist, und auch wenn wir nicht einer Meinung waren, habe ich auf dieser Ebene sehr gerne darüber „gestritten“. Man fühlt sich einfach besser dabei, wenn der gegenseitige Grundrespekt vorhanden ist und man nicht ständig mit Kommentaren bepflastert wird, die nur darauf abzielen, den Meinungsgegner selbst abzuwerten. Häufig reagiere ich gar nicht darauf, manchmal ziehe ich meine Karten aus dem Ärmel und bemerke nicht selten, wie jemand schnell unflätig wird oder mich blockiert. Wenn jemand so schnell die Sachebene verlässt, fühlt man sich selbst natürlich im Recht.
Nun weiß ich nicht, wie das bei Frau Kellermayr aussah, aber sie war nicht unbeteiligt in den Abgründen von scharfen Zungen und anklagenden Posts. Das ist mein großes Aber in der Debatte, die ich lieber unter der Ergründung von Umständen und etwas (kriminal)psychologisch betrachten will. Ich bin zwar kein Fachmann darin, allerdings kenne ich die Dynamik von Shitstorms und wie man sich davon vereinnahmen lassen kann, auch wenn man sich als ruhigen und sonst besonnenen Menschen betrachtet. Ob offensiv oder defensiv, ist dabei dasselbe.
Dass zu Beginn der Krise sich die ersten Figuren herausarbeiteten, wie etwa Attila Hildmann, der wohl schnell das Label „Schlafschaf“ etablierte, gehört nicht in meinen überzeugten Sprachduktus. Den Schuh muss ich mir nicht anziehen, zumindest dieses eine Wort betreffend, musste mir aber auch schnell selbst solche undifferenzierte Gegenparolen und Etiketten wie „Schwurbler“ bis zu „Nazi“ anhören. Frau Kellermayr war, diesbezüglich auch nicht untätig gewesen. Sie übernahm schnell das baldige Modewort des „Covidioten“, was mich gerade vom Standpunkt einer Ärztin besonders erschreckt. Die Wortwahl ist nicht medizinisch inpliziert, sondern rein persönlich. Ob sie das nun aus einer gewissen Überzeugung heraus oder getrieben von der Masse getan hat, weiß ich nicht, aber sie hätte sich auch positiv davon distanzieren können – egal ob sie die Impfstoffe gut findet. Das Entscheidende ist nicht der medizinische Eingriff oder die umstrittene Therapie per se, sondern wie man sie bewertet und dem Prinzip der Freiwilligkeit immer mehr entzogen hatte, bis hin zur beabsichtigen Impfpflicht und die gleichzeitige, massive Abwertung jener, die sich dieser Politik und den damit verbundenen Forderungen, sich piksen zu lassen, verweigerten. Und eine Medizinerin, die sich dem hippokratischen Eid überhöht und eine Kollektivforderung daraus macht, ist weder glaubwürdig noch anständig, wenn man nur etwas für die Prinzipien des Eides übrig hat.
Selbstverständlich entschuldet das in keinster Weise die Verfasser der Drohmails. Aber ist es gleichzeitig der Dynamik im Wesen des Menschen geschuldet, wenn ständige Angriffe, auch die rhetorischen, in irgendeiner Weise kanalisiert werden. Mir mögen Blogs und Posts relativ gut ausreichen, um dem Herr zu werden. Andere tun es nicht, können es nicht oder leiten es anders ab. Es ist quasi ein Naturgesetz, und es ist auch nicht mehr im Feld der Rationalität angesiedelt, sollte man keinen Seelenmülleimer finden, um dies zu entsorgen. Druck und Ausgrenzung führt immer irgendwann zu Kurzschlussreaktionen, die man im Affekt begeht, und bei all der Anstrengung der Selbstbeherrschung ist einfach irgendwann das Fass übergelaufen. Und hier können sich die „Covidioten“-, „Schwurbler“- oder „Nazi“-Schreier nicht von reinwaschen, weil sie diese Dynamik auch noch aktiv vorantrieben und immer noch -treiben. Teils sogar gedeckelt und mitgetragen von der Politik, wir in Deutschland können ein Liedchen davon singen. Die Sache selbst bleibt dabei im großen Maße auf der Strecke und wäre eigentlich das Mittel, jede Eskalation zu verhindern.
Dies streift weiterführend die Schuldfrage, welche nie eindeutig beantwortet werden kann, so aber gerne verabsolutiert wird. Gebe ich anderen die komplette Schuld, ist man es nicht selbst. Nicht anteilig. Gar nicht. Problem gelöst. Oder doch nicht? Aus meiner Perspektive muss man unterscheiden, wem man denn gegenübersteht, und wenn jemand nur Etiketten und Behauptungen von sich gibt, ist dessen Schuldanteil schon geschaffen. Wer sich im Gegenzug darauf einlässt und dieselben Mittel anwendet, hat sich den anderen Anteil gesichert. Da gibt es nichts zu deuteln und zu interpretieren - es ist so. Die Schuld gebe ich mir sogar selbst ein wenig, da sind allerdings auch Tageslaunen und Drucksituation ein Faktor, die darüber befinden, wie sehr ich mich da einspannen lasse. Doch denke ich nicht, dass ich es derart übertrieben hätte, dass es angebracht wäre, mir eine Strafe aufzubrummen. Oder schlimmer.
Nun findet sich bei Frau Kellermayr nur wenig eigene, eskalierendes Handeln und Sprechen, die zumal eher mit sich selbst beschäftigt war, nachdem die Drohungen eingegangen waren. Irgendwann fand sie sich selbst in einer sehr defensiven Situation wieder, die ihre Karriere, ergo ihre Existenz, und auch ihr Leben bedroht sah, und ich befürworte es, wenn solche Drohungen öffentlich gemacht werden geschweige denn rigoros und mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt. Was dann die Behörden auf den Plan bringt oder zumindest bringen sollte. Die sahen sich allerdings eher düpiert und teilten wohl eher aus denn zu helfen, was natürlich zur gedanklichen Ausweglosigkeit führt, wenn man nur noch private Sicherheitsdienste zu Rate ziehen und eine Praxis nicht mehr ungestört weiterführen kann.
Ich selbst komme dann ins Grübeln, ob man solche Einzelvorfälle nicht allzu sehr an die Oberfläche spülen sollte, da mediale Präsenz mit Zurhilfenahme von Dramatisierung etwas potenzieren kann. Es mag zwar aufklärerisch sein, darüber zu berichten, hat aber immer einen sensationslüsternen Charakter inne, den man nicht nur als warnend, sondern in seltenen Fällen auch als Pranger im Sinne jener betrachten kann, die sich eben nicht von solchen Drohmethoden distanzieren und das gar beklatschen. Ich bin auch der Meinung, dass man paradoxerweise die AfD künstlich am Leben erhält, auch wenn die Absicht natürlich darauf abzielt, die aus den Parlamenten zu vertreiben.
Was solche Fälle für den „Betriebsfrieden“ einer Nation bedeutet, kann man nicht einfach einer Seite in die Schuhe schieben und sich bequem zurücklehnen, um dann zu behaupten, es gäbe nur einen Weg aus einer Gemütskrise, in der eine Seite bestimmt, wie man das zu handhaben hätte. Da die schweigende Mitte, die sich mit keinem Lager gemein macht, nicht oder kaum wahrgenommen wird, sind es die lauten Flügel der verhärteten Fronten, die die Geschicke massiv beeinflussen. Das schaltet jedes Begehren nach Besonnenheit und Sachlichkeit stumm, als gäbe es das nicht mehr. Das führt zu weiteren Provokationen, die nur noch durch die Selbstzensur eingehegt sind, und hier wird eben jene Grauzone des Rechts berührt.
Ein Suizid ist letztlich auch die Gretchenfrage über Schuld und Ursachen. Der vollzogene Akt lässt letztlich die Lebenden mit der beißenden Frage zurück, wie schuldig man selbst daran sein mag. Vor allem wenn man dem anderen Meinungslager angehörig ist, um so mehr, weil die Anklagen selbstredend schnell ausgesprochen sind.
Was bedeutet der Fall also für mich selbst?
Ich sehe mich nicht als schuldig, weil ich die Sachlage vorziehe. Auch bei der Stigmatisierungsdynamik durch Einzelbegriffe bin ich ebenso Opfer wie Täter, aber schaffe es relativ gut (mal mehr, mal weniger), eine Resilienz aufzubauen, in der ich abwertende Kommentare entweder schnell vergessen kann oder sie entsprechend abwürge. Frau Kellermayr hätte sich diese Frage auch stellen und sich auf den Eigenprüfstand stellen können. So liefert ihre letzte Entscheidung allerdings nur das Futter dafür, undifferenzierte Eskalationen anzutreiben. Ob ihr das gewahr war, weiß ich nicht, und konkret unterstellen will ich erst mal gar nichts. Aber es ist passiert, und es erweist der allgemeinen und nötigen Aufarbeitung nur einen Bärendienst. Das ist letztlich meiner Einschätzung nach ihr Schuldanteil, den ich ihr anhaften muss. Denn auch eine indirekte und/oder unbeabsichtigte Weiterführung von Konflikten kann ein Schuldanteil bedeuten.
Man musste dabei kein Hellseher sein, dass die sozialen Medien damit wieder hausieren gehen würden. #querdenkentötet trendet aktuell wieder im Zusammenhang mit dem Vorfall, und schon finde ich mich in genau der künstlichen Blase der Angeklagten wieder, in der ich mich aus Überzeugung nicht selbst sehe und nun doch extern hineingedrängt werde. Mir würde es nie in den Sinn kommen, Drohmails zu versenden oder gleich zur Tat zu schreiten, außer mich ständig schubsen und treten zu lassen, bis auch bei mir der Geduldsfaden reißt und ich es mit gleicher Münze zurückzahle. Und: ich bin noch so einer von der Sorte, der vom Besiegten ablässt und nicht noch weiter auf ihn eintritt.
Das heißt noch lange nicht, dass ich Gewalt befürworte. Doch manchmal kann man nicht anders, wenn Notwehr unumgänglich ist. Man kann immer eine Entscheidung für oder gegen das Leben treffen, und da ist mir es lieber, ich schaufele mich wieder so weit frei, dass das Leben weiter eine Chance hat. Und das erreicht man mit solchen selbstreflektierenden Texten eher als in den sozialen Medien nach Anerkennung zu heischen, wohlwissend, dass der Konflikt nur etwas bringt, wenn er der Sache dient und nicht nur der geistigen Selbstreinigung durch andere. Das Wort „selbst“ und „Ego“ ist nicht nur ein Unwort gegen den Solidaritätsgedanken, sondern sollte einen anteiligen Stellenwert inne haben, für Körper und Geist und für das Bewusstsein, dass man nicht jedes Problem an andere deligieren kann. Das hätte der Ärztin vielleicht auch helfen können, dem Leben noch eine Chance zu geben, aber für solche Ratschläge ist es nun leider zu spät.
Ob meine persönliche Sicht und die damit verbundenen Appelle etwas bewirken, will ich mir gar nicht anmaßen. Mir ist nicht danach, den Konflikt noch weiter zu vertiefen und ihn in Sphären zu treiben, die irgendwann zum Äußersten führen, egal welches Lager Täter oder Opfer sein würde. Aber so geht die Spaltung einfach weiter, und das natürlich unter Miteinbeziehung eines Einzelfalls, dem sich die Meinungsmasse nur allzu gerne bedient.
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Holger (Sonntag, 31 Juli 2022 15:14)
Heiße ich Haß- und Drohmails gut? Nein.
Kann ich sie verstehen? Ja.
Warum?
Gerade in den letzten zwei Jahren fand eine solch derbe Verrohung der Umgangsformen statt, daß mir davon schlecht wird.
Vor allem die etablierten Medien haben jedem noch so radikalen Impfzwangbefürworter eine Bühne geboten. Im Gegenzug wurden Kritiker verächtlich gemacht und ausgegrenzt (und schlimmeres), die durchaus berechtigte Fragen und Zweifel am Vorgehen der Regierung und der Gesundheitsbehörden angemeldet haben. Und die Justiz hat bei sehr vielen Wortmeldungen krass versagt, was das Thema Volksverhetzung (und nicht nur hier) angeht. Hier wurde mit einer Wolllust auf Menschen eingeschlagen, die sich keiner experimentellen Therapie unterwerfen wollten, daß viele Menschen einfach vermittelt bekommen haben: Die Würde des Menschen ist irrelevant.
Und wenn jemandes Würde nicht mehr geachtet wird, wird er die Würde eines anderen vermutlich auch nicht mehr sonderlich wertschätzen.
(Zumal Dschungelcamp, Bauer sucht Frau, Frauentausch und all die anderen degenerierten Sendungen schon ganz gute Vorarbeit dazu geleistet haben dürften.)
Auch ich habe die letzten zwei Jahre Angst gehabt und mit Sorge beobachtet, wie sich unser Staat immer autoritärer entwickelt, und was heute an gewünschtem (!) Hass und Hetze wieder straflos möglich ist.
Die Grundrechte wurden stark eingeschränkt. Die Kritiker wurden pauschal alle in die rechte Ecke gestellt, wo der Großteil nun mal nicht hingehört. Ebenso wurde mit Jobverlust gedroht, was auch gleichzeitig eine Existenzangst auslöst. Und natürlich die in Aussicht gestellte Behandlungsverweigerung bei Bettenknappheit. Oh, und der drohende (aber nochmal abgewendete) Impfzwang. Alles unter dem Beifall der Masse. Daß dann ein winziger Teil von immerhin 20% der Bevölkerung so daneben greift und seinem Hass und Frust (schriftlich) freien Lauf läßt, sollte nicht überraschend sein. Das ist nicht schön, aber eine logische Konsequenz.
Wer den Kopf rausstreckt, wird für eine der beiden Seiten zur Zielscheibe. Da sind wir jetzt.
Die Herren Wodarg, Hockertz oder Bakhdi (und zahlreiche Andere) werden sicher auch nicht nur Liebesbriefe bekommen haben. Da interessiert der Umgangston nur leider keine Sau. Und ich wette, würde sich einer der drei umbringen, würde die Presse höchstens noch nachtreten.
Seit über 35 Jahren geht der Staat mir regelmäßig mit der Nazidiktatur auf die Nerven. "Das darf sich nie wiederholen!" und "Wehret den Anfängen!"
Die Judenvernichtung fing allerdings nicht mit dem Abtransport an.
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/7687/1933-1945-verdraengung-und-vernichtung/
Ein sehr wertvolles Interview mit jüdischen und jüdischstämmigen Menschen, wie sie die aktuellen Vorgänge in Österreich und Deutschland empfinden. Absolute Hörempfehlung.
https://www.radiomuenchen.net/podcast-archiv/radiomuenchen-themen/2013-04-04-17-32-41/1979-wehret-den-anfaengen-was-juden-heute-denken.html
Sascha (Sonntag, 31 Juli 2022 20:12)
@Holger
Klar, ich denke auch, dass wir die Denunziation schon lange genug durchgekaut haben, und irgendwie war ich tatsächlich der Meinung, dass die #Ichhabemitgemacht-Leuts allmählich nicht mehr die Deutungshoheit haben. Nicht nur durch diese Zitate, sondern auch weil auch der Mainstream nun endlich mal etwas breiter berichtet.
Doch mit dem Fall mit der Ärztin hat sich alles mehr oder weniger wieder in Nichts ausgelöst. Völlig losgelöster Blutrausch und ein Gehetze, da bin ich fast geneigt zu sagen, dass es noch schlimmer ist als zuvor. Aber es kam auch wie gerufen, sich von den Anklagen des Hashtag-Trending freizuschwimmen und dies als Pauschalurteil mit einem Kanonen-auf-Spatzen-Gegenangriff zu vergelten.
Eigentlich kotzt es mich auch dermaßen an, dass ich fast gewillt bin, alle meine Sozialmedien-Profile auszuschalten, aber dann hätte ich nicht mehr allzu viel zu schreiben :-)
epikur (Montag, 01 August 2022 16:10)
"Aber es kam auch wie gerufen, sich von den Anklagen des Hashtag-Trending freizuschwimmen und dies als Pauschalurteil mit einem Kanonen-auf-Spatzen-Gegenangriff zu vergelten."
Genau das! Wie damals bei dem Tankstellen-Mord. Natürlich sind solche Taten zu verurteilen. Gar keine Frage! Nur wird das regelmäßig instrumentalisiert, um sämtliche Corona-Maßnahmen-Kritiker in die rechte Nazi-Terror-Ecke zu schieben. Und das ist völliger Bullshit!
Millionen von Menschen haben die Schnauze voll von Bevormundung, Lügenpropaganda, Panikmache, Impfnötigung, Grundrechte-Entzug, Masken-Willkür etc. - sie alle als Mörder hinzustellen, soll sie nur davon befreien, sich mit den unzähligen sehr guten Argumenten, Analysen und Studien der Kritiker zu beschäftigen. Denn die werden weiterhin großteils verschwiegen oder niedergeschrieben.
Ehemalige Blog-Kollegen zitieren mittlerweile schon correctiv und Volksverpetzer - so weit ist es schon gekommen.
Sascha (Montag, 01 August 2022 16:50)
@epikur
Ach, lass bitte ab von den Arschkriechern vom VP. Die warten auch nur ab, was ihnen Spiegel und der ÖRR vorkauen und nennen es dann "Recherche" :D
Aber was die Kellermayr angeht - unabhängig vom Freitod war das für mich Beleg, was Druck anrichten kann und wie man Doppelstandards anlegt, man denke dabei nur an #allesdichtmachen und wie schnell manche wieder abgesprungen sind. Und die haben nicht mal alle Mails im Netz verbreitet, sondern einfach nur zurückgezogen. Ich würde schon gerne wissen, was man denen so geschrieben hatte, gerade jetzt. Da war die offenkundig selbe Methode okay?? Und trotzdem hat sich Kellermayr davon weiter vereinnahmen lassen, weiter mitgehetzt (Covidioten). Auch ihr hätte mal bewusst sein können, was man auslösen kann, so naiv darf man nach Jahren vom Bekanntwerden solcher Morddrohungen im Netz nun nicht mehr sein, wenn man da mitmachen will.
Cetzer (Montag, 01 August 2022 17:27)
Allgemein sollte man vielleicht darauf hinweisen, dass Abschiedsbriefe nicht zwingend (zu 100%) wahr sind. Gerade wenn jemand ein Zeichen setzen möchte, lässt er u.U. Gründe, die auch wichtig waren, unter den Tisch fallen, um sein Fanal möglichst grell auszuleuchten.
"Covidioten"
An der Stelle greift natürlich der alte Spruch vom groben Keil, verschärft durch den Status von Frau Kellermayr und ihr Mitheulen im Mehrheitslager. Ich würde einer Minderheit grundsätzlich einen etwas schärferen Ton zubilligen, insbesondere wenn sie in den Haupt-Medien überhaupt nicht vorkommt, bzw. nur als Zerrbild.
Was nun Mord- und Folter-Drohungen betrifft, muss ich an ein Gespräch vor langer Zeit zurückdenken, mit den Eltern eines behinderten Kindes, dessen Behinderung sie mit einer Impfung in Verbindung brachten. Deren Rache-Fantasien gegen den Impf-Arzt (+Helferin!) waren auch ziemlich drastisch, allerdings war ich mir sicher, dass sie nichts davon jemals umsetzen würden.
epikur: "Natürlich sind solche Taten zu verurteilen"
Nur solange das jetzige Rechtssystem in seiner Gänze den archaischen Vorläufern überlegen ist. Als Beispiel sind nach einem verheerenden Atomkrieg all die Tausende von Schwurbel-Paragraphen hinfällig und jeder (der wenigen Überlebenden) kann im Grunde machen, was er für richtig hält; Bei den meisten würde dies Töten (zunächst) nur in Notwehrlagen erlauben, aber das könnte sich im Laufe der Zeit ändern.
Holger (Montag, 01 August 2022 23:18)
@ Sascha
"unabhängig vom Freitod war das für mich Beleg, was Druck anrichten kann und wie man Doppelstandards anlegt,"
Noch ein Beispiel gefällig?
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2021/12/brandenburg-senzig-corona-impfausweis-impfnachweis-wildau-impfzertifikat.html
Die dafür Verantwortlichen sind auch nicht klar benannt und lautstark verurteilt worden.
Sascha (Dienstag, 02 August 2022 10:34)
@Holger
Natürlich wird das unterschiedlich behandelt. Den Artikel fand ich aber regelrecht witzig, unabhängig vom Inhalt. Im Einleitungsabsatz findet die Staatsanwaltschaft das Verhalten des Mannes "verquer", dann weiter unten in einer Überschrift "völlig verquer" und ganz unten dann der Hinweis auf die Telefonseelsorge. Hat man das Kellermayr auch geraten?
Sascha (Dienstag, 02 August 2022 10:42)
@Cetzer
Wenn dein Beispiel mit der Impfnebenwirkung vor Corona angesiedelt ist, dürfte ja eigentlich klar sein, wie völlig verdreht das Bild von Medizin mit der Krise geworden ist. Es schien eher wichtig, parallel zur Angststrategie ein Gefühl der Machtlosigkeit auszulösen und die Medizin als einziges Mittel dagegen aufzubauen. Dass vielleicht Restrisiken in beide Richtungen unvermeidlich sind, also bei der Krankheit wie der Impfung, war vorher immer Thema gewesen, und jetzt hat man diese Reste einfach weggeschwiegen. Eben das Gut-Böse-Spiel, böses Virus, böse Querdenker, gute Medizin/Wissenschaft, gutes Pharma (früher sehr, sehr böse, heute alternativlos). Es fehlte zu der sonstigen Prä-Corona-Zeit nur die Krise dazu, damit man sich wieder gut machen kann.
Holger (Dienstag, 02 August 2022 10:48)
@ Sascha
Man hat wohl nicht genug handfestes Material gehabt, um eine Verbindung zu den Querdenkern darstellen zu können. Das Wort "verquer" ist jetzt in meiner Gegend nicht sooo standardmäßig im Gebrauch. Aber in den Köpfen der meisten Leser dürfte gleichzeitig zu "verquer" auch das Bild der "Querdenker" entstanden sein.
Absicht? Gehe ich von aus.
Cetzer (Dienstag, 02 August 2022 13:34)
"Beispiel mit der Impfnebenwirkung vor Corona angesiedelt"
Oh, ja! Ganz grob 1993. Damals, bis vor Corona, haben sich die meisten Menschen keine großen Gedanken um Impfungen gemacht und der Halbgötter in Weiß Beschlüsse einfach hingenommen. Manche Eltern allerdings nicht: Meine Mutter hat (~1972, vor einem längeren Tropenaufenthalt) den Arzt "heruntergehandelt" und ich bekam nur ca. die Hälfte (vom Einreiseland vorgeschrieben?) dessen, was der Impfmeister eigentlich spritzen wollte.
Übrigens bestärken mich der Fall Kellermayr und ähnliche darin, die Finger von Twitter zu lassen.
@Holger, "verQUER"
Der Querdenker ist nur einen Buchstaben vom QuerLenker (Englisch; Control-arm) entfernt, einem wichtigen Knochen in des "Deutschen liebsten Kind".
Täter-Opfer-Umkehr. (Donnerstag, 04 August 2022 07:30)
Traumhaft wie unterschwellig das Opfer zum Täter gemacht wird und natürlich die Hetze und die Bedrohung verteidigt wird - natürlich knurrig der Metaebene der Bedrohung durch die Maßnahmen gegen die Pandemie begründet. Genau deshalb Typen wie Sie Blut an den Fingern und Angriffe, Hetze, Bedrohungen gefördert. Nicht nur in diesem Fall.