Die Corona-Phase ist auffällig in eine Depression eingetreten, und der Mainstream bewegt sich gerade in diesem Sommer so bleiern, dass er einem fast leid tun könnte. Aber nur fast. Überall laufen die Nasen, bellen die Lungen und prangen die bösen, zweiten Striche auf dem Schnellteststreifen. Deutschland stöhnt unter der Last, die es sich teils selbst geschaffen hat, und mit dem Solidaritätskrieg sowie viel Hass auf Putin schafft es sich noch eine Wirtschaftskrise mit obendrauf. Ich seufze die Tage nur noch Augen kullernd und gelangweilt, weil sich alle in ihrem irren Engagement selbst um ihre Freiheiten bringen und blindlings ins Verderben stürzen. Und es sind auch noch ausgerechnet die Taugenichtse im Sakko und Sackkleidchen, die im politischen Berlin über alle entscheiden und so die Kompetenzfrage hochkochen lassen.
Finanziell gepuffert sind dann nur diejenigen, die ihnen auch noch an den Lippen hängen und umgekehrt. Solchen Figuren ist wohl noch nie die eigene Zahlungsunfähigkeit auf die Füße gefallen, und wenn doch, sind sie so erschreckend naiv in ihrer Zuversichtlichkeit, bis irgendwann dann doch der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. Beim Thema Geld kennt man sowieso keine Freunde mehr, der Staat oder der örtliche Gasanbieter am allerwenigsten. Die Nation schmeißt dagegen für Impfe, Bundeswehr und die Ukraine das Geld zum Fenster raus, also für Bereiche und Staaten, denen wir aber auch gar nichts schuldig wären. Und über all dem fleucht der Dunst einer Moral, die sich bei all der psychischen Selbstentschuldung zwar ganz tolle Gefühle der Erhabenheit generiert, aber ganz andere Probleme produziert.
In diesen Phasen der Emotionalität erkennt wohl niemand mehr den Wert und die Gefahren dieser himmelhoch schreienden Selbstlosigkeit, die nicht mal im Ansatz daran denken wollen, wieder etwas mehr Egoismus in ihrem Leben zuzulassen. Deutschland leidet nämlich massiv an einem Helfersyndrom, das dazu führt, sich selbst mehr fertigzumachen, während man für alle anderen in die Presche springt. Und ich bin fast der Meinung, das hängt auch mit neoliberalen Prinzipien zusammen, die sich im Kern dadurch am Leben erhalten, funktionieren zu müssen. Es ist kein stramm autoritäres Prinzip, sondern die schurkische Methode, durch Druck und erpresserische Logik den Menschen zu brechen, damit er sich selbst für alles und jeden aufgibt.
Die Moral prangt dabei immer als Flagge auf dem Hof vor der Geschäftszentrale, ist aber immer dem Zeitgeist geschuldet etwas anderes. Mal ist es der Regenbogen, mal die Ukraine, mal die heilige Spritze, der man gerade zu huldigen hat. Und somit trägt man auch ein Bild nach außen und sich selbst den Erfüllungsdruck hinein. Wenn vor den Toren von BASF und Co. also statt ihrer üblichen Firmenlogos nun blau-gelbe Solidarität im Winde flattert, sollte man auch tunlichst jede Kritik für sich behalten, innerhalb des Betriebes und selbstverständlich auch nach außen getragen. Man tut das – so geben sie vor - für sich selbst, für das Unternehmen, für Deutschland. Und auch nur, weil sie sich großspurig innerhalb von Sekunden auf eine Seite geschlagen haben und fortan, als unmittelbare Folge, ein Glaubwürdigkeitsproblem mit sich herumschleppen.
Deswegen feiere ich auch diesen Coup von Tilo Jung so sehr. Das Interview hat endlich mal eingeschlagen wie eine Bombe, und es straft alle Lügen, die bisher dem ukrainischen Ex-Botschafter so begeistert den roten Teppich ausrollten. Mir reichte zu Beginn des Krieges gerade mal ein Tweet, hellhörig zu werden, und wenn man sich daraufhin kurz die Fakten zusammengooglet, ist man schnell kein Freund mehr dieses Polterdiplomaten, der auch noch unverblümt Blumen an Nazi-Helfer-Gräbern ablegt. Und doch konnte er unbeirrt durch unsere Fernsehstudios tingeln und Interviews führen, und das in einer Dreistigkeit, sich unsere blinde Loyalität zunutze zu machen. Es ist ein erster, wichtiger Schritt in Richtung ersten Nachdenkens, nachdem man sich ein halbes Jahr völlig emotional betäubt der angegriffenen Nation verpflichtete. Dass wir uns dabei einem völlig korrupten System anhängig gemacht haben, haben wir in unserem Dampfkesseldenken, das wir jahrelang gegenüber Putin aufgebaut haben, völlig außer Acht gelassen. Der Druck musste irgendwann raus, und Putin stieß auch noch ein Loch in den Deckel.
Hätten wir keine direkten Auswirkungen davon getragen, würde sich das Thema auch schnell selbst schwächen. Aber irgendwer hat entschieden, dass wir diesem Krieg eine besondere Bedeutung beimessen sollen. Scheinbar funktioniert das nur, wenn man sich selbst als Leidensgenossen aufbaut – Putin muss unter allen Umständen als das ultimativ Böse gezeichnet werden, und die Medien geben sich alle Mühe, alle Bedrohungen gegenüber dem Westen auf ihn zu lenken. Erst war es das Gas, das man einfach von jetzt auf gleich ablehnt, und jede Versorgungslücke wird trotzdem Russland in die Schuhe geschoben. Egal wie plump die Versuche sind, das ins Drehbuch zu schreiben, verschleiert man erst im Nachgang Ursache und Wirkung als rein russischen Akt von Wertezersetzung. Scheinbar funktioniert das auch noch, und du kannst dich nur noch über so viel Dummheit wundern.
Also sollen nicht Habeck oder Baerbock die Treiber des wirtschaftlichen Niederganges sein, sondern eben Putin. Sanktionen, die nach hinten losgehen, müssen eben als wirkungsvoll geframt werden, und jede Stolperfalle, die wir mit unseren Taugenichtsen gezielt ansteuern, befingert man in Richtung Osten und schreit auch noch schön, dass die die offensichtlichen Problemhügel ausgelegt hätten. Momentan versucht man sich in der EU mit Erklärungen, Putin würde Energie als Waffe einsetzen, und schon wieder kullern bei mir die Augen ob der „sehr säuberlich austarierten Sanktionen“. Hören Sie im Hintergrund mein dreckiges Lachen? Gott, man könnte ein Buch schreiben ob dieses groß angelegten Versagens...
Als Alternativerklärung steht immer noch die grüne Agenda im Raum, die man sich nun endlich durchdrücken kann. Putin ist darin nur der nützliche Idiot zur Ausführung der Energiewende, die schon immer grünen Ansinnen war und bisher auch immer an der deutschen Wirtschaftsmacht gescheitert war. Nun scheint das alles kein Hindernis mehr zu sein, und sollte dieses Kalkül tatsächlich der Hauptgrund für diese Transformation sein, wäre das weit schlimmer als naiv-emotionale Kurzschlusshandlungen. Sollte tatsächlich ein Plan dahinter stehen, dann wäre das eine Wendung im globalen Spiel der Mächte, die wahrlich überraschend über uns hereinbricht. Doch gerät so einiges davon langsam aus den Fugen, verfolgt man etwa die Enteignung der Bauern oder diffuse Pläne über staatliche Alimentierungen – den Leuten die Heizungen herunterzuregeln und dazu in Wärmehallen einzupferchen ist faktisch ein selbst produziertes Problem und gleichzeitige Lösung in einem. Was der Sinn dahinter ist, will sich mir nicht erschließen, die Methode wirkt aber sehr auffällig konstruiert.
Die Gretchenfrage stellt sich in den sozialen Medien aber auch in die richtige Richtung – ist das nun wirklich nur Dummheit oder ein perfider Plan? Nach Corona und diesem breit angelegten, offenkundigen One-Way-Plan mit dem neuen Prinzip „Freiheit unter einer verordneten Bedingung“ ist es nun im Jahr 3 der staatlichen Verfügungspolitik eine neue Phase der Findung, die wir erst einmal verstehen müssten, um sie fundiert zu kritisieren. Wir tingeln selbst noch durch Infobrocken wie ID2020, WEF und Social Credit System, und sehen erst den Wahrheitsgehalt unserer Thesen, wenn es bereits zu spät ist. Bis dato kann man es als Verschwörungstheorie halten und das Konstrukt von Spinnern abtun – bis es eben doch eintritt. Und seit drei Jahren wird man immer überzeugter davon, dass das alles kein Spinnerei mehr ist, sondern die unheilvolle Ankündigung dessen, was uns demnächst regulieren wird. Man erweitert einfach nach zwei Jahren Corona und die Beschädigung unserer Verfassung die Thesen und wartet, was in nächster Zeit passiert – die Chancen, dass es passiert, stehen mittlerweile nicht schlecht.
Man erkennt nun eine neue Kollektividentität, die dem Faschismus nicht ganz unähnlich ist, weil auch jede Abweichung zu Sanktionen führt. Staatliche Willkür ist immer Faschismus, und als universeller Begriff immer einsetzbar. Und auch, wenn ich immer dafür war, die Privatisierung einzudämmen – auf diese Art und Weise wird der Akt staatlicher Fürsorge immer autoritärer. Wir kämpfen nicht nur gegen diese Autoritäten, sondern auch gegen deren Unterstützer. Und wer hätte ahnen können, dass es eben jene traumatisierten, im Wachkoma agierenden Neoliberalismusopfer sind, die voller Inbrunst gar freiheitliche Prinzipien verkehren?
Sie wirken so unscheinbar, lächelnd und nichtssagend in ihrem Auftreten. Und sie unterstützen auch noch ihren eigenen Verzicht, der unter allen Umständen erreicht werden soll. Für sie ist es wohl auch besser angelegtes Geld, Waffen und allerlei Kosten für einen Opferstaat zu verprassen, und das offenkundig genährt durch einen unbändigen Hass auf das eigene Geburtsland, weil die Moral im Gegnerlager am falschen Fahnenmast hängt. Für sie sind wir die Vernichter der Erde, der ultimative Sündenbock des Alten, Traditionellen, was grob skizziert sogar wahr sein mag. Aber sie trauen niemandem zu, dass diese umdenken. Also wird die Allmacht des Staates dazu eingesetzt, solchen Leuten den Boden unter den Füßen wegzuziehen – wohl ignorierend, dass sie selbst darauf stehen. Doch wie will man das jemanden begreiflich machen, die in ihrer Ideologie ihre Wege als das Nonplusultra betrachten? Scheinbar ist da kaum noch Hoffnung. Denn wir sehen, wie fanatisch sie ihre Agenda vorantreiben, während sie alles und jeden, das sich dem nicht fügt, mit in den Abgrund reißen.
Und wenn unser Staat im Wahn, allen und jedem außer uns selbst helfen zu müssen, lieber die Empathie extern anwendet, um sich mit dem Leid von Opfern gleichzumachen, werden wir keine Erlösung erfahren, sondern selbst als Dauerpatient in der psychiatrischen Anstalt landen. Die Voraussetzungen sind gegeben, und wir trauen uns heute schon nicht mehr, Dinge geschehen zu lassen, ohne uns gleich vollends verantwortlich zu fühlen. So treibt letztlich der Selbsthass in den Selbstmord. Und wer dies als etwas Gutes betrachtet, dem kann man nur noch Wahnsinn attestieren.
Doch ist dies nicht mehr das Streben nach den neoliberalen Prinzipien, selbstoptimiert dem Tellerwäscher-zum-Millionär-Prinzip nachzurennen – dies hat sich bei vielen schon als unerreichbar herausgestellt und nur zum Ausbrennen geführt. Heute ist es quasi der Neo-Neoliberalismus, der Reichtum nur in emotionaler Erfüllung sucht. Doch ist der auch nur eine Erzählung von Machthabern und Wirtschaftsbossen, die uns ein grünes, nachhaltiges Gewissen einpflanzen und somit auch die ultimative Entschuldigung für das irrige, selbstzerstörerische Handeln zu servieren.
Ihnen wird das so lange schmecken, bis es an den eigenen Geldbeutel geht. Wenn die Erben und Wohlverdiener bald selbst Kassensturz machen müssen, werden sie merken, dass man nur von Moral nicht leben kann. Erst dann werden wir wieder ein geeintes Volk sein, das sich nicht jedes Weltproblem aneignet, weil man das tägliche Überleben in letzter Konsequenz dann doch als höchste Priorität angehen muss.
Kommentar schreiben
Mechthild Brenne (Freitag, 15 Juli 2022 12:52)
Jetzt soll das siebte Sanktionspaket kommen. Kann denn niemand diesen Irrsinn aufhalten? Wie kann man sich selbst so schaden?