Julia Neigel war immer schon zur Corona-Krise kritisch eingestellt und darüber hinaus schwer durch die stiefmütterliche bis grob fahrlässige Vernachlässigung der Kulturbranche betroffen. In diesem Interview gibt sie erschreckende Einblicke.
Ein Essay von Sven Hillenkamp, das in der Zeit (!) veröffentlicht wurde, möchte ich dringend empfehlen. Es tut gut, mal eine Stimme zu hören, die sich grundsätzlich keinem politischen Lager zugehörig fühlt und auch mal behauptet, man sollte Kritik innerhalb der Gruppe nicht als Querulantentum verstehen, dass Lagerdenken verblendet. Und dass es ein Paradox ist, in den Strom zu springen, um gegen ihn schwimmen zu können.

Die Doppelmoral der Grünen in einem Tweet - Ziviler Ungehorsam für das Klima ist prima. Spaziergänger sind indes "Demokratieverächter" und "Querdullis" und... Da rudert man schon wieder zurück.
Spiegel-Artikel und vor allem Kolumnen kann man heute fast nur noch als abschreckendes Beispiel anführen. Wie es nicht geht. Und schon sehr vom Thema entfernt hat sich Christian Stöcker mit seinem Machwerk und der Behauptung, die Generation Schneeflocke wäre schlauer denn verweichlicht.
Zusammengefasst redet er nämlich völlig an der Hauptdefinition des Schneeflocken-Begriffs vorbei. Dafür muss nach seiner Auffassung die Unternehmenskultur herhalten, die in allen Details zerpflückt. Das ist allgemein betrachtet sogar richtig, aber stigmatisiert sie wohlfein als Bestandteil des "Alte weiße Männer"-Patriarchats. Den Woken wird´s gefallen, weil er damit auch deren Befindlichkeiten gar nicht thematisiert und so den Anteil an deren Unvermögen verschweigt. Er beklagt so alte Klischees und bietet nur neue an, die er auch pauschal besser bewertet, bedient sich allen Extremvergleichen wie der Anthropologie des Höhlenmenschen.
Kein Wort dagegen über safe spaces, Triggerwarnungen, Mikroaggressionen oder die woke Ambivalenz von Inklusion und systematischer Ausgrenzung, die sie mittlerweile betreiben. Kein Wort darüber, dass Überempfindlichkeit kein Massenphänomen per se ist, sondern nur eine Ausrede, sich Konflikten nicht stellen zu wollen, wenn sie sich in der Defensive wähnen. Das hat gar nichts mit altmodischer Unternehmenskultur zu tun, sondern mit Defiziten im zwischenmenschlichen Umgang. Und den kann man nicht nur anklagend den "alten weißen Männern" zuschieben.
Oliver Driesen beschreibt in einem tollen Text, welche Befindlichkeiten die Corona-Krise bestimmt haben und welche Verhaltensmuster dabei eine Rolle spielen. Ich muss dem eigentlich nichts mehr hinzufügen, dass darin das digitale Selbst, übersteigertes Sicherheitsgefühl und andere Aspekte zusammengenommen die Gesundheitskrise nur extremisiert haben statt auf Lockerheit und Rationalität zu setzen.

Unser wöchentlich Schmerz gib uns heute(-show).
Link war nach dem Fotografieren des Tweets nicht verfügbar.
In der Uniklinik Essen zerbricht gerade - wie so vieles - auch der Mythos vom besonders schlimmen Long Covid-Syndrom. Vieles davon erinnert mich (als Betroffener) an eine "handelsübliche" Bronchitis. Nicht schön, aber erträglich.
Keine Autovergleiche, kein infantiles Gehabe - Klaus Stöhr ist für mich ein sehr erfahrener und unaufgeregter Fachmann. In den regelmäßigen Podcasts äußert er sich regelmäßig zum Pandemiegeschehen. In dieser Folge taucht ein alter Bekannter auf - Jan Josef Liefers. Und auch er findet wieder die richtigen Worte, wenn es um den Wert der Kunst und die Folgen von Lockdowns und Co. geht.
Es geht schon los - das Stühlerücken in der neuen Regierung. Pressesprecher Steve Alter vom Bundesinnenministerium räumt nach Nancy Faesers Gastebeitragseklat schon nach zwei Monaten den Posten. Es lässt sich nur erahnen, aber ihre einseitige Haltung scheint nun jeden moderat aufgestellten Vertreter eines Ministeriums skeptisch werden.
Musiktipp:
Im April kommt der neue Langdreher meiner absoluten Lieblingsband Meshuggah auf den Markt. Kleiner Teaser ist der neue Track-Output, der sich nach dem Reinhören nicht ganz so anhört, als würde er die musikalische Marschrichtung des neuen Albums repräsentieren. Klingt aber soundtechnisch geil und macht Lust auf April.
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