Wenn ich mich an meine nächtlichen Träume erinnere, sind es oft die völlig absurden. Ich stand letztens in zwei WC-Bereichen und war angewidert. In Kloschüsseln stapelte sich das Papier so hoch, dass die Schwerkraft den Turm zum Kippen gebracht hatte. Andere hatten schon in die Waschbecken gekackt, Tampons wurden achtlos fallengelassen – es hatte Auswüchse eines Hotelzimmers in „Fear and Loathing in Las Vegas“. Die Traumdeutung spricht da von „Überforderung“ und „inneres Ungleichgewicht“. Da ich in dieser Szene aber nur der Inspekteur bzw. Beobachter war, deute ich das wie die Bezeugung des Zustandes jener, die die Räume in diesem Siff hinterlassen haben. Selbst im Traum überkam mich da ein spürbarer Ekel, bis ich etwas erschrocken die Augen öffnete.
Mittlerweile deute ich vieles in dieser Art von Chaos, einfach weil da keine innere Ordnung mehr erkennbar ist. Überall übergelaufenes Wasser, achtlos weggeworfenes Papier und Hygieneartikel, Exkremente, Schmutz und sonstiger Müll. Genesenenstatus futsch, J&J-Impfung futsch, das grüne Sauberperson-Image futsch, Glaubwürdigkeit einiger Regierungsgestalten doppel- und triplefutsch. Zack. Zack. Und zack. Deutschland ist im Ausnahmezustand. Da donnert es noch Drohgebärden und die Kriminalisierung der Spaziergänge vom Himmel, und der ungehorsame Pöbel, der Spaziergänge vergewaltigt, reckt nur noch lächelnd den Stinkefinger gen Schloss Bellevue.
Es fließt.
Endlich sind die kleinen Bäche keine Rinnsale mehr, sondern münden in größere Flüsse, und der Fluss von Menschenmengen in grob geschätzt 1000 bis 2000 Ortschaften kann nun nicht mehr verniedlicht, ignoriert oder noch zwanghaft kriminalisiert werden. Die Worthülsenschwinger geben sich zwar alle Mühe, die aus dem Stuhlkreis der Eliten herauszuhalten, aber können gefühlt nicht mehr verhindern, dass nur noch das kalte Wetter nicht noch mehr Menschen auf die Straße treibt. Und auch jede öffentliche Person, die sich bis dato in Rage geschrieben, skandiert und gesabbelt hatte, kann sich nicht mehr auf die angeblich ach so große „Mehrheit“ verlassen. Auch wenn dieser monumentale Gehirndurchfall (oder gerade aktuell sehr beliebt: „Hirnschiss“) offiziell immer noch durchgezogen wird, bricht von den Rändern her die eiserne Rahmung vom Gesundheitsmekka Deutschland immer mehr in sich zusammen. Ihnen geht die Düse.
Da kann auch Oberhirn(i) Sascha Lobo(tomie) so viel herumstänkern, wie er will. Zwar deutelt er schon so einiges in Richtung Ende der Pandemie, will aber wie das beste quängelige Arschlochkind „Quergläubigen“ höchstens einen „Phyrrussieg“ einräumen, also einen unter hohen Verlusten oder die Illusion eines Sieges. Noch sind wir nicht am Ende, werter Vornamensvetter. Und das Geschwafel ist nur eine Momentaufnahme unter dem Eindruck der Omikronwelle, und gebettet auf Matratzen mit Bill Gates-Dollarnoten-Füllung kann man noch prima ungestraft seine Arroganz in den Volkshintern blasen. Ich kann mir deinen Schwachfug aber wieder vergnügt durchlesen, weil du dich auf Leute berufst, die es an Integrität, Ehrlichkeit und Verhältnismäßigkeit vermissen lassen. Dein Karlchen, deine Politiker, deine Fürsprecher, du selbst – du krakeelst hier für autokratisch kriegsbemalte Kräfte. Ob ich dich dafür verachte? Nein, du bist mir nur insofern nicht egal, dass ich deine Texte nur als Spielball für meine annehme.
Scheinbar ist der neue Leidspruch „Impfpflicht kann alles befrieden“ der nächste Aufhänger für sie. Scheinbar denken sie, die müßige Debatte und die vielen Fehlversuche, Leute an die Spritze zu bringen, würde mit der Impfpflicht endlich enden. Exit-Strategie per Gesetz. Da hat man es eh nicht so mit Diskurs, und es wird seit der Wahl immer offensichtlicher, dass man Ziele gar nicht mehr ausdiskutieren, sondern einfach dingfest machen will. Verbote, Gesetze – isso, basta, Punkt. Keine roten Linien mehr. Ganz biblisch-klassisch wird dann aber auch nach dem Auge-um-Auge-Prinzip gehandelt. Kritiker tun es nämlich genauso. Mit dem Unterschied, dass sie sich im medizinischen, virologischen Sinne weitaus erwachsener und sich so dem Panikmodus des Gegners konträr verhalten.
Nebenbei fällt noch auf, dass die üblichen Blätter versuchen, die Impfnebenwirkungen zu verharmlosen und zu leugnen. Man könnte es glatt als Umkehrung der Fronten auffassen – erst waren da die Coronaleugner, die schon lange kein Thema mehr sind, weil offenbar niemand mehr das Virus leugnet. Nun gibt es die Impfnebenwirkungsleugner, die mit irgendwelchen „Nocebo“-Effekten oder die Umplatzierung von Herzmuskelentzündungen als angebliche Folge einer Covid-Erkrankung erneut eine Reinwaschung der Impfung erreichen wollen. Sicher, wirkt und schützt. Tut sie aber nicht, und wenn ich mir die Ausführungen von Geimpften im Umfeld anhören muss, die etwa dasselbe durchgemacht haben wie etwa Richard David Precht das öffentlich beschrieb, wird es mir mulmig. Zu keiner Totvirenimpfung ist mir so etwas untergekommen, der schwere Arm war das einzige, was mich - was einem heute ja schnell und gern unterstellt wird - vom Nazigrüßen abhalten konnte. Und ich hatte schon einige. Mal ganz zu schweigen vom Hang zur Thrombosenbildung dieser neuen Impfstoffe. Man kann es im Moment noch im Indizienuniversum gefangen halten und die Mär der Nebenwirkungsfreiheit weiter erzählen.
Und auf solchen Evidenzen und Fake-Kampagnen beruhend wird nun über eine Impfpflicht debattiert. Ich kann gar nicht ausdrücken, welche innere Abscheu ich darüber entwickelt habe. In diesem Land etwas zu konkretisieren und zu verstetigen, was meine Restaffinität zur deutschen Demokratie und Rechtsprechung endgültig zerstören würde. Es ist kurz vor knapp so weit, und der leise Zerfall, der zuvor durch Lobbyismus und sozialer Ungerechtigkeit einher ging, würde jetzt innerhalb von zwei Jahren mit einem Schlag potenziert. Es ist die typische Version einer eingefahrenen Ehe – entweder man rauft sich zusammen und entfacht das Feuer der Liebe neu oder macht endlich Schluss. Natürlich ist es nicht hilfreich, wenn der Partner dann seine Regeln als Maß der Dinge durchboxen will, egal wie hirnrissig das sein mag.
Wie deute ich diese Woche der Extreme? Die Schere der fanatischen Impfpflichtbefürworter und deren Gegnern geht immer weiter auseinander. Doch ist die Schneide erster nicht mehr so viel länger als die der anderen. Endlich sind die Fronten ausgeglichener, auch wenn das bedeuten mag, dass es noch ungemütlicher in diesem Land werden könnte. Und dass ausgerechnet die Parteien, die sich selbst so großspurig soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen schreiben, diese Spaltung befeuern, ist nur die letzte Konsequenz aus Ignoranz und Herrschaftssüchten. Es gäbe noch andere Aspekte, die den sich abzeichnenden Drang zur Isolation der aktuellen Regierung untermauern. Auch unser neues Verhältnis zu Atomstrom ist so ein Puzzlestück, und wenn Lauterbach sogar den verkürzten Genesenenstatus trotz anderer Einschätzung seitens der EU auf dem Kontinent durchsetzen will, dann ist demnächst aber Polen offen. Na ja, zumindest die Ukraine, und auch hier hat die Wahl nur das bestätigt, was Corona schon zeigte: die neue Regierung geht gleich in die Vollen. Und voll ins Abseits.
Ich krame mich derweilen immer noch durch Twitter und etliche Artikel und freue mich über die Entwicklungen. Leider muss ich das tun, und es strengt mich sehr an. Aber ich will wissen, was läuft, weil jede Entscheidung Einfluss auf mein Leben nehmen kann. Wenn man so nah am Rand der Klippe steht, schaut man sich immer um, ob da nicht einer kommen könnte und die Absicht hat, dich drüber zu schubsen. Mit 3G am Arbeitsplatz steht man an der Schwelle zu 2G. Und man starrt ständig in dieses Loch, hat keinen Bock drauf. Da erfreut man sich eben an den Entwicklungen, die die Befürchtungen etwas abschwächen. Aus dem Grund schreibe ich auch ständig diesen Scheiß, lade Ängste ab, kanalisiere meine aufkommende Wut. Doch gleichzeitig muss ich aufpassen, dass ich nicht alles mit mir herumschleppe. Und da hilft im Moment Twitter sehr gut, auch weil ich nicht allein auf weiter Flur bin. Deswegen bin ich auch sehr empfänglich für Strömungen und Stimmungen, und das, was ich momentan sehe, gibt mir wieder Kraft. Auch wenn es kein Zuckerschlecken ist und man das jetzt schon seit zwei Jahren ertragen muss – es hilft nichts, man muss weitermachen. Auch wenn ich den Fatalismus mancher Bloggernachbarn nicht teilen mag. Hätte ich die Wahl, jetzt sofort etwas entscheiden zu können, ohne Wenn und Aber und ohne Hürden, wäre ich sofort hier weg. Dieses Land und deren stolze Fahnenträger haben mich mittlerweile verloren. Sie würden um mich nicht weinen. Egal.
Ich lache nur noch über die Dummdreistigkeit von Personen, die sich wichtige Positionen erschlichen oder geellbogt haben. Gerade auf Zwitscher kann man gerade prima beobachten, wie das Narrativ wankt. Wie sich die „Solidarischen“ gerade reihenweise Omikron abholen und dazu zur Selbstberuhigung ihren Geimpften-Status breittreten. „Wäre ich nicht geimpft, wäre ich gestorben“ und solche Scherze. Man geiert noch ein wenig über Sahra Wagenknechts Corona-Infektion. Die ist doch ungeimpft, also wird sie bald das Krankenhaus blockieren. Abwarten. Ricarda Lang aber auch – und die ist für die Impfpflicht. Klar ist sie das, als Wuchtbrumme und Risikogruppe darf man das sogar. Wird natürlich schön ausgeschlachtet, weil sie tagesgleich ihre Rede im Bundestag gehalten hat und Stunden später ihre Diagnose erhielt. Haha. Den Vogel hat aber (ja, wieder Spiegel und wieder Kolumnen-Schreibkraft) Margarete Stokowski abgeschossen. Bei ihr scheint gerade ihre Scheinwelt zu zerbrechen. Zwitschert wie die wilde Hilde auf Ecstasy, weil – nun: es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und wie immer im Wokiversum ver- und erträgt man nichts. Heul, heul, jammer, jammer. Die taffe Feministin. Ja, ich kann endlich wieder ausgiebig lachen.
Wie gesagt: Es fließt.
Und so haben SPD und Grüne ein Chaos breitgetreten, das selbst die Vorgänger in den Schatten stellen. Es sich innerhalb von wenigen Monaten so zu verscherzen, ist auch ´ne Leistung. Fear and Loathing im Bundestag.
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