Das Bild vom Frosch im Kochtopf ist ein wunderbares Beispiel. Beispiel dafür, dass man sich als Neuer-Impfstoff-Skeptiker die Frage stellt: Wann ist das Kochwasser heiß genug, bis der Frosch endgültig merkt, dass es für ihn nicht mehr gesund ist und zu allem Überfluss der Deckel übergestülpt wird. Es hat lange gedauert, fast schon zu lange, bis man nun in der Causa Kimmich einen prominenten Menschen öffentlichkeitswirksam sagen hörte, dass er sich noch nicht hat impfen lassen.
Es gab schon frühere Ereigniszeitpunkte, in denen Zweifel an der Handlungs- und Deutungsfähigkeit und der Hang zur Selbstbereicherung seitens der Regierung aufgekommen waren – und doch ging man nach einer Phase der Abkühlung stur den eingeschlagenen Weg weiter. Während in Australien der Frosch in einen Kochtopf mit schon gekochtem Nass gesetzt worden ist, galt bei uns die Devise, die Amphibie zuerst in ein ihm genehmes Wasserbad zu setzen und heimlich die Herdplatte aufzuheizen. Natürlich garniert mit warmen Worten, dass man um das Wohl des Tieres besorgt ist und nur das Beste wolle. Das bange Warten auf den Moment, bis das Tier endlich merkt, dass es ihm zu heiß wird, war für uns Skeptiker ein Warten voller Kurzerfolge und Ernüchterungen. So lange, bis wir jetzt an dem Punkt angelangt sind, wo die Ausgrenzung von Ungeimpften nichts mehr mit Verantwortungsparolen und Solidaritätswerbung gemein hat. Nun heißt es sogar: Lass dich impfen, oder sieh zu, wie du dein Essen auftreibst. Man muss tatsächlich Aussagen wie die Chomskys in die totalitäre Ecke stellen, so schmerzhaft es sein mag.
Natürlich bedeutet das einen Umbruch im Gesellschaftsgefüge, und leider muss man auch der Status und die Aussagen der Populären als bindend betrachten. Man hat als Bürger-Hanswurst zu wenig Einflussmöglichkeit darauf, die Geschicke so zu steuern, dass man selbst in einer Minderheitsgruppe gleichberechtigt leben kann (als Querverweis zur Heuchelei der Wokeness). Coronakrise und Impfungen haben hierbei die Grundprinzipien der demokratischen Grundordnung derart verschoben, verzerrt und aufgeweicht, dass das Narrativ der Alternativlosigkeit von Anfang bis Ende dieselbe, hässliche Gültigkeit behielt, unabhängig vom Kenntnisstand und der Notwendigkeit. Nachjustierung fand nie statt, und bedauerlicherweise hielt dieses Fundament unter dem Narrativ des Gesundheitsschutzes bis heute stand. Soll heißen: Impfen wurde von Anfang bis Ende als einzig legitimes Gegenmittel gezeichnet. Debatten über Aerosolverhalten, Virenlast und Verhaltenskodizes werden schon gar nicht mehr berücksichtigt. Das heißt auch, dass wir nun weg vom Maßnahmennarrativ kommen und den Endkampf bestreiten, in der nichts anderes als der Pieks zum finalen Schwerthieb gegen das Monster gerahmt wird.
Stand heute führen wir eher andere Debatten. Es geht schon lange nicht mehr darum, die Bedrohung des Virus als Eindringling in unsere Unversehrtheit zu betrachten. Wir wissen zumindest bis zu einem gewissen Punkt, was das Virus anrichten kann, in groben Zügen. Dass das Coronavirus vulnerable Gruppen gefährdet, wissen wir. Dass fitte Menschen das verkraften können, auch. Wir wissen auch, dass eine Impfung, grundsätzlich, auch in Bezug auf andere Krankheiten, Schutz bietet.
Jedoch reden wir schon lange nicht mehr über den medizinischen Nutzen der Impfung, sondern auch die Tatsache, dass die mRNA-Impfung kein nebenwirkungsfreies Allheilmittel ist. Es geht nun um das Nicht-Wissen und das Nicht-Wissen-wollen. Und trotzdem stehen wir dem Nadelstich einen Status absoluter Ausprägung zu, weil die Impfung von Milliarden von Menschen nun den Nutzen in den Vordergrund stellt; komme, was wolle. Der Schaden, der durch Nebenwirkungen auftritt, hat nun einen derart kleinen Stellenwert eingenommen, dass wir ihn doch sehr vernachlässigen. Dass jedoch die relative Größenordnung von Impfnebenwirkungen im Vergleich zu anderen, klassischen Impfstoffen Anlass zur Sorge geben sollte, wird in dieser Form der Debatte allzu leichtfertig unterschlagen.
Aus diesem Grund sollte man Kimmichs und anderer Skeptiker Bedenken ernst nehmen und diese nicht kleinreden. Dass es trotzdem getan wird, ist schon für sich stehend bedenklich. Es ist zuerst ein Akt des Selbstschutzes. Die freie Entscheidungsmöglichkeit durch das flächendeckende Angebot einer Imfpung ist nun schon seit geraumer Zeit vorhanden.
Jedoch ist das aktuelle Niveau der Debatte in Teilen ein völlig anderes, Bedenklicheres. Der Fußballstar wird öffentlich für seine Ablehnung des Angebots an den Pranger gestellt. Die Eigenverantwortung wird ihm quasi abgesprochen. Wie soll man sich heute solch ein Angebot vorstellen? Sind wir im Supermarkt eingesperrt und müssen uns beim Türsteher unseren Weg nach draußen erkaufen bzw. freispritzen? Mindestverzehr eine Dose Ravioli oder ein Booster-Pieks? Die Situation wird immer greif- und unfassbarer. Die Sache Kimmich hat allerdings noch andere Dimensionen eröffnet:
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Der Stein des Anstoßes war das SKY-Interview. Hier wird der Fußballer nach allen Regeln der Kunst vorgeführt, basierend auf dem BILD-Bericht, der Kimmich als Ungeimpften identifizierte. Haben Sie denn schon mal ein Interview auf dem grünen Rasen gesehen, wo ein Spieler wegen vermeintlich anderer Verfehlungen derart vorgeführt wurde? Alkohol- oder Spielsucht vielleicht? Dabei hatte man sich an Baukastensätze gewöhnt, die nichts anderes bedeuten, als einstudierte Sprechpuppe von persönlicher Färbung öffentlich relevanter Aussagen Abstand zu nehmen. Hier war dies jedoch gar kein Thema, es ging nicht einmal um den Sport. Selbst die Causa Christoph Daum wurde nicht mal schnell auf dem Rasen zum Politikum, sondern erst in den Medien und anschließenden Pressekonferenzen.
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Ein oft genanntes Argument ist seine Vorbildfunktion. Nur: ist diese Vorbildfunktion gleichbedeutend mit der Übereignung einer öffentlichen Person an das Image eines Vereines und deren Konsumenten/Fans? Scheinbar geht man noch weiter und die Moralkrieger übereignen sich nun Kimmichs Körper als zu schützende, potentielle Virenschleuder. Ein derart stark übergriffiges und besitzergreifendes Verhalten ist bisher noch nirgends zu beobachten gewesen.
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Kimmich ist nur das Ventil für eine politisch motivierte Korrektur der Impfquote. Man hat mehr oder weniger mit den Erwachsenen einen Zenit erreicht, den man nur noch durch Gewalteinwirkung durchboxen könnte. Da das allerdings politischer Selbstmord bedeuten würde (man pendelt aktuell noch hin und her, das doch rechtfertigen), sucht man das statistische Seelenheil bei den Kindern, die man bisher nur mit Maskenpflicht und Homeschooling malträtierte. Dass nicht wenige von denen Fußballfans sind und sich Kimmich zum „schlechten“ Vorbild nehmen könnten, passt den Spritzenfans mit ihren Absichten so gar nicht.
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Kimmich wird auch vorgeworfen, durch seine eigene „We kick Corona“-Kampagne einen Widerspruch zu eröffnen. Ich sehe darin keinen Widerspruch. Man muss auch nicht krebskrank sein oder sich präventiv neuartige Medikamente einschmeißen, um als Pate für Stiftungen antreten zu dürfen, die sich um Krebskranke kümmern. Oder – und das wäre nur konsequent - wir verbieten allen Promis, sich karitativ zu engagieren.
Es ist keine Überraschung mehr, dass sich die üblichen Medien wie Geier auf das Thema stürzten. Schon die Reaktion war ein Indiz dafür, dass die Entscheider und deren Fürsprecher ein Problem damit haben, demokratische Entscheidungsgrundsätze wie diesen zu akzeptieren. Die Tagesthemen eröffneten ihren Bericht darüber mit dem Satz, dass Kimmichs Aussagen eigentlich keinen Bericht wert gewesen wäre. Und doch raffte sich die Redaktion auf, in mehreren Minuten Kimmich medial aufklären zu wollen. Dabei trat nichts Neues zutage, nur dieselben, nervigen Figuren, die anders als sonst mit in Watte gepackten Worten den Fußballer zu überzeugen versuchten.
Man gewann den Eindruck, als würde die gesamte Lehrerschaft einer Schule auf einen beliebten Schüler einreden wollen, weil der sich nach dem Toilettengang nicht die Hände gewaschen hatte. Kimmich blieb während des ursprünglichen Interviews jedoch ruhig, und danach hielt er sich mit Aussagen bedeckt. Gut so, denn jede Aktion hätte noch weitere Reaktionen nach sich gezogen, da ist man in dieser Situation besser still und belässt sie, wie sie nun mal ist. Sollen sich die Geier daran gütlich tun.
Was dann passierte, war vielleicht nicht das Wunder aller Wunder, aber eine erstaunlich offene Debatte darüber, mit überraschenden Fürsprechern, aber auch erwartbaren Empörreaktionen sowie die Offenbarung niederster Triebe. Üble Beispiele wie Paul Breitner, der nicht nur nur Geimpfte in seinen Tafel-Laden lassen würde, sondern auch Kimmich achtkant aus seinem Team separiert hätte. Bei den Medien gab es mitunter kaum Überraschungen zu vermelden, die üblichen Verdächtigen teilten wieder ordentlich aus.
Eine faustdicke Überraschung war der Podcast „Lanz & Precht“. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich der Lauterbach der Philosophie zu einem Quasi-„Querdenker“ mausern kann, zumindest wenn man bei üblichen Verdächtigen nachliest. Da hat sich die Meinung von Richard David Precht seit seinem „Pflicht“-Buch so dermaßen gedreht, dass man ihm aufgeregt ein Bussi aufdrücken wollte. Dass seine Kritik zur Kinderimpfung und dem Plan von der Durchsetzung von 2G/3G wohl auf persönlichen Erfahrungen beruht, wurde dabei wieder geflissentlich ignoriert. Die Reaktion der Medienmoralisten: wie immer. Man konnte höchstens noch Wetten darauf abgeben, wer die schlimmste Schlagzeile über das neue Bashingopfer heraushaut. Aber, und das muss man ein wenig belustigt feststellen, hatte Precht wohl selbst zu lange alleine an einer roten Ampel gestanden und wollte dann doch nicht im Auto übernachten. Nur um nach spätestens 20 Minuten festzustellen, dass das System der Ampel nicht mehr funktioniert.
Dem Frosch wird es allmählich zu heiß. Die medialen Diffamierungen werden immer schräger, und gerade bei Precht sieht man deren flexible Wandlung, wenn dieselbe Person zwei Meinungslager bedient. Vorher lobte man den Philosophen noch für seine Pflichtappelle, nun wird er schon, überspitzt ausgedrückt, als der neue Hildmann gehandelt. Flankiert werden seine Aussagen von Gesprächspartner Lanz, der quasi die Rolle des Bestätigers und Gegenposition zugleich einnimmt und somit den sonstigen Hetzern aus seinem Berufsstand vormacht, wie man Journalismus zu betreiben hat. Eine Wohltat in einer tendenziösen Medienwelt, die viel zu schnell und aggressiv mit Etiketten um sich wirft. Lanz wird übrigens in diesem Medienzirkus zur Drehscheibe, weil er und seine Formate oft mehr abbilden als etwa die Tagesschau-Redaktion bereit ist zu tun. Dass das selbst Drosten-Fanboy Böhmermann auf die Palme brachte, kann man durchaus als Ritterschlag für den gebürtigen Südtiroler verstehen.
Der Disput war damit allerdings noch lange nicht gegessen. Es war zwar weniger überraschend, dass sich Sahra Wagenknecht einige Tage später bei Anne Will ebenfalls als ungeimpft outete, aber nicht maßgeblich von der Gastgeberin, sondern nur vom üblichen Oberverdächtigen kritisiert wurde. Lauterbach stammelte sich abermals (wie bei jeder Konfliktsituation, in der nicht alles durchgewunken wird, was er von sich gibt) um Kopf und Kragen, später durfte er bei Markus Feldenkirchen vom Spiegel Wunden lecken und zeigte sich natürlich um einiges nassforscher. In der "safe space" Teddybären knuddeln kann man scheinbar nur im Kreise seiner Liebsten. Das war zu erwarten gewesen. Schlimmer allerdings war die Reaktion etlicher Parteikollegen und -kolleginnen. Mit dem „Schwurbel“-Etikett erlebte Wagenknecht einen Shitstorm aus den eigenen Reihen. Das Problem und die Art des innerparteilichen Diskurses ist nicht neu, demnach ließ sich schnell ausmachen, welches Problem die Linke wirklich hat: sie redet von Aufarbeitung und scheint gar kein Interesse daran zu haben, die Gräben zuzuschütten. Schuld soll natürlich nur Wagenknecht sein – ich habe mehr den Eindruck, dass die Partei sich an der standhaften Meinung ihrer „abtrünnigen“ Parteifreundin abarbeitet, um ihr eigenes Versagen zu kaschieren und statt substanzielle Politik abzuliefern lieber mit Blumensträußen und Etiketten um sich werfen will. Eine alte Baustelle, die man nun mit der Abrissbirne abschließt. Da wird auch keine frisch geteerte Straße freigegeben, sondern ein Trümmerfeld. Die linke Spur will dann natürlich keiner mehr befahren, das zeigt das üble Ergebnis bei der Bundestagswahl eindrücklich.
Die letzten Tage und Wochen hatten viel Aufsehen erregt, was selbstredend Wasser auf die Mühlen der kritischen Masse goss. Aber - und das ist immer wieder mit Besorgnis zu beobachten – brachte das die Gegenseite auf den Plan, die mit noch mehr Straf- und Ausgrenzungsdrohungen reagierte. Man fühlt sich wahrlich in einer üblichen Situation wieder, in der man eine Meinungsverschiedenheit versucht, gütlich zu lösen, doch bei jedem Widerwort noch lauter beschimpft wird. Wie will man da noch Verständnis und Empathie aufbringen, wenn sich die Platzhirsche nur mit Lautstärke und Gewaltandrohung zu helfen wissen? Es kann also nur helfen, sich nicht zum Mobbingopfer zu degradieren und standhaft zu bleiben. Die Furore muss sich wieder abkühlen, und dazu muss man das immer lautere Geschrei ertragen können.
Ich muss mir das immer wieder einreden. Ich war selbst Mobbingopfer (das ging tatsächlich bis zur Androhung von Gewalt), und ich fühle mich mit meinen Standpunkten ähnlich unter Druck gesetzt wie in vergangenen Vorfällen. Nur mit dem Unterschied, dass ich nun mit meiner Meinung in der Masse nicht alleine bin. Das beruhigt mich insofern, dass ich als Frosch im Kochtopf nun weiß oder zumindest erahne, wann der Siedepunkt zum Absprung erreicht ist. Es macht schon einen Unterschied, ob man alleine die Wärme des Wassers noch als etwas Gutes betrachtet oder doch darauf hingewiesen wird, welche Absichten der Bediener des Herdes verfolgt.
Vor allem, wenn der Frosch weiß, dass der Bediener ein französischer Koch ist. Und der heißt Pfizer.
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Trebon (Sonntag, 14 November 2021 00:37)
Die Impfung ist nur deshalb "freiwillig" weil man sonst für die Schäden haftbar wäre.
Das ein unerprobtes Genexperiment davon frei ist kann man ausschließen.
Davon ob gibt es keine Pandemie, alle Zahlen deuten auf eine - evtl. durch die Maßnahmen - sehr milde Grippesaison hin
Moderna heißt übrigens modeRNA und hat noch nie eine der genetischen "Therapien" durch die Phase III bekommen. Die standen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Daher weht der Wind.
Sascha (Sonntag, 14 November 2021 11:08)
@Trebon
"Moderna heißt übrigens modeRNA und hat noch nie eine der genetischen "Therapien" durch die Phase III bekommen. Die standen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Daher weht der Wind."
Biontech war auch nicht auf Rosen gebettet, krebste wegen der Krebsforschung im Niemandsland herum. Zu viele Rückschläge und auch Nebenwirkungen ähnlicher Ausprägung. J & J hat es sich voll versemmelt, meldet jetzt trickreich Insolvenz an. Die Goldgrube Covid-Impfung ging mächtig in die Hose, und jetzt machen sie den Laden wg. eines krebserregenden Babypuders dicht.