Momentan zocke ich wieder, was das Zeug hält. Ablenkung muss momentan unbedingt her, und das nötiger denn je. Kürzlich war ich megahappy, als man zwei Teile eines Klassikers auf gog.com veröffentlichte – Star Trek: Elite Force. Beide Teile. Ich weiß noch, als ich die das erste Mal gedaddelt hatte, war ich hypernervös bei den Abschnitten mit den Borg. Böse Technik. Erbarmungslos. Widerstand ist zwecklos. Einsen und Nullen. On oder off. Es ist eine Hassliebe, die in mir schlummert, und egal, ob nun der Terminator wütet, Shodan die Realität in Cyberspace verwandeln will oder die Borg alles assimilieren, was ihnen in die Quere kommt: Technik macht mich, aller Vorteile zum Trotz, mindestens nervös. Aber es ist ein Steckenpferd geworden, ich kann mich davon nicht loseisen, es ist erschreckend wie faszinierend zugleich.
Elite Force ist mir gerade deswegen in Erinnerung geblieben, und ich wollte neben dem Spielspaß auch wissen, ob mir bei den Borg-Abschnitten immer noch so mulmig werden würde. Ja, funktionierte auch dieses Mal. Einerseits kam dieses alte Gefühl wieder hoch, Spannung und Widerwille gegen diese gnadenlose Technik und Logik des Digitalen, andererseits könnte man – und das war neu - die willenlosen Drohnen auch für Olaf halten. Olaf, den Scholz-o-Mat. Glatze hat er ja schon passenderweise, da stecken wir ihm noch Schläuche, Kabel und Implantate ins Gesicht, und schon ist er der perfekte Borgkanzler.
Der funktioniert(e) auch schon vor Amtsantritt prächtig. Kaum darf er mal endlich vor Merkel den Mund aufmachen, fährt er zugleich seinen Cyberarm in jeden Leugner-, Egoisten- und Verweigererhals und infiziert ihn mit seinen mRNA-Nanosonden. So wie es aussieht, wird er die halbe Ungeimpften-Besatzung bald assimiliert und sie in das Impfkollektiv integriert haben. Das eigentliche Problem ist jedoch die Rauten-Borg-Königin, die im Hintergrund immer noch die Fäden zieht und die Marschrichtung auf ihren Nachfolger überträgt. Der Feldzug des Kollektivs hat unter ihrer Anleitung schon den halben Staat assimiliert, und der Borgwürfel fegt mit einer Gnadenlosigkeit über uns hinweg, dass meine Urängste, die sich im Lauf der Jahre herausgebildet haben, mich heute fast tagtäglich begleiten.
Die Allegorie, die man mit den Borg verbindet, ist definitiv nicht schwedisch. Es ist deren System, das nur darauf ausgelegt ist, zu erobern und jeden Hals, den sie erwischen, mit ihrer Technologie vollzupumpen. Wen es erwischt, der hat schlechte Chancen, wieder Mensch zu werden. Dieselbe Gnadenlosigkeit verkörpert gerade unsere Politik, quer durch die Bank. Und als hätte ich es nicht geahnt, nimmt der Scholz-o-Mat, der ja irgendwann einmal die Zügel in der Hand zu halten hat, gleich mal vorweg, was uns denn in den nächsten Jahren erwarten dürfte. Den genauer Beobachter dürfte das aber gar nicht wundern, wenn man mal nach Berlin in den Landeswürfel hineinschaut, dort wird auch schon Assimilierungspolitik betrieben bis zum Exzess. Das hat die Rauten-Borg-Königin in sechzehn Jahren schon prima vorbereitet, ihre Scholzdrohne muss jetzt nur noch die Invasion vollziehen.
Mir fällt es schwer, das überhaupt noch in eigene Worte zu packen. Mir kommen nur noch Vergleiche, Allegorien ins Gedächtnis, und irgendwie stoße ich ständig auf die Bilder, die mich in meiner Kindheit prägten. Filme, Spiele, Bücher, die sich immer kritisch mit Technik auseinandergesetzt hatten, werden irgendwie, etwas abstrakt, aber in ihrer Ausprägung vergleichbar, Realität. Es zieht die Kreise enger, in denen wir uns befinden, und sie zerstören jeden Anflug von individueller Menschlichkeit. Die Kultur der Vergangenheit hat sich stets kritisch mit der Entwicklung der Technik auseinandergesetzt, und nun scheinen alle Befürchtungen der Reih´ nach wahr zu werden.
Nicht, dass das neu wäre. Es wäre falsch zu sagen, dass diese Entmenschlichung erst mit der Krise ihren Lauf nahm, und es wäre falsch zu behaupten, dass es die ganze Bevölkerung getroffen hat. Dafür ist das System Mensch schon immer auf Reste von Unvernunft und Abwehr gepolt gewesen. Jedes System war bisher zum Scheitern verurteilt, es stellt sich nur die Frage, wann dies geschieht. Nun waren Jahre der Entwicklung passiert, die uns in diese gnadenlosen Zeiten gepresst hatte. Leider kann man dies nicht an einem Dashboard nachzeichnen, und jeder hat so seine Version, wie und wann das Einzug hielt. Manche meinen, die Ära der 80er hätte dies fundamentalisiert, in der Reagan-/Thatcher-Ära („There is no such thing as society.“), der neoliberalen Transformationsphase, in der wir Deutschen Filmszenen, in denen unbequeme Leute einfach so auf die Straße gesetzt werden konnten, entweder nicht ernst nahmen oder sie nur als Bildnis interpretierten. Da sahen wir alle noch etwas bequem darüber hinweg, wir mit unseren starken Gewerkschaften und der guten Wirtschaftslage, in der wir uns eher über Teilpolitikaspekte und vielleicht noch über hundert Mark Gehaltserhöhung stritten. Währenddessen offerierte uns „Wall Street“ einen Crashkurs, was Jahre danach zum Standard geworden ist.
Das dümpelte hierzulande lange vor sich hin, und so wirklich schlimm war das auch nicht. Nun will ich noch mal meine Präsentation an die Wand schmeißen, die mich zu der Annahme führt, wann und wie Deutschland offenkundig zum Schurkenstaat mutierte. Zuerst war da Schröder und Rot-grün. Vielen von uns Mittelständlern, Arbeitenden, ist heute noch der Schock ins Gesicht gezeichnet, wie Schröder mehr schwarze Politik betrieb als es sich Kohl jemals getraut hätte. Der Hochverrat hat unsere komplette Lebenslage ins Teil-Prekariat gestürzt, und jeder, der nicht über einer gedachten Wohlstandslinie verortet war, durfte sich auf harte Zeiten einstellen. Auch ich. Wäre ich nicht so stur und findig und vom Glück geküsst gewesen, hätte ich jetzt wahrscheinlich meine letzten Atemzüge auf einer Parkbank herausgequält, wahlweise unter einer Brücke. Und wahrscheinlich nie mehr aus der Armutsfalle herausgefunden. Auch meine naive Bequemlichkeit wurde hier hart Lügen gestraft, ich bin dem Schicksal gerade noch von der Schippe gesprungen – als Opfer eines gewissenlosen Systems. Ich weiß also, wovon ich rede, ich war mittendrin.
Ein weiterer Meilenstein betrifft uns alle. 9/11 hat das kollektive Denkverständnis der westlichen Welt auf den Kopf gestellt, und es führte zu einem massiven Unbehagen in tragenden Lebensbereichen. Der Gedanke der totalen Sicherheit brach sich Bahnen in die tiefsten Abgründe unserer Vorstellung vom sorgenfreien Leben – soll heißen, wir kennen das Wort Freiheit und dessen wahre Definition überhaupt nicht mehr. Wer etwas älter ist und diese beiden unterschiedlichen Phasen kennt, dürfte das auch ähnlich interpretieren wie ich. Es war falsch anzunehmen, dass man heute etwa in einen Streik treten kann und sich der unbedingten Solidarität aus der Bevölkerung sicher zu sein. Man muss sich nur den ersten GDL-Streik in Erinnerung rufen, wie da mit Labels wie „Erpressung“ und „Geiselhaft“ hantiert wurde und selbst Streikführer Weselsky zum Abschuss freigegeben worden war, um die heutige Methodik etwas besser zu verstehen.
Es gibt eine immer größer werdende Kaste eines sich selbst definiert tragenden Teil der Gesellschaft, die sich über der Prekariatslinie befindet und jede Störung ihres Ablaufs als Systemterror identifiziert haben will. In ihrer verengten Wahrnehmung nehmen sie alles in Kauf, was das System uns vorsetzt, solange es nicht den Ablauf zum Erliegen bringt. Nicht wenige tragen dieses System motiviert mit. Und viele sehen sich in diesem Hamsterrad gefangen, aber auch nicht imstande, daraus auszutreten. Das System hat sich derart ausgebreitet, dass man es schon fast wie das Straßennetz Deutschlands aus einer Übersichtskarte herauslesen kann; die Ruhereservate dazwischen werden immer kleiner.
Nun sind wir in der Phase, in der das System mehr oder weniger künstlich am Leben erhalten wird. Die „red shirts“, die noch verbissen gegen die Assimilation ankämpfen, werden von der Horde Staatsdrohnen überrannt und infiziert, und nirgends wurde das deutlicher als in dieser Gesundheitskrise. Sie wird sogar im globalen Maßstab ausgetragen, überall dort, wo die Vorhut des Borgwürfels, namentlich „Team Vorsicht“ und „NoCovid“, aggressivst, gewissenlos und autoritär-rigoros Länder überrollt. Natürlich erwischen sie dabei einige dieser „red shirts“, und jeder, der die Bedeutung um die Rotlappen kennt, weiß, was folgt:
„Er ist tot, Jim.“
In diesem Fall ist er eine Sie.
Sie - die Demokratie.
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