Nachdem zwischendrin auch mal etwas Fußball gespielt wurde, zieht die Identitätspolitik in die nächste Runde ein – daher dieser Nachtrag zu meiner Woche zuvor. Ein spannendes Match sehen wir nun zwischen der UEFA und FC Woketown. Der FC in schönen Regenbogen-Trikots, statt Nationalflaggen darf jeder Spieler seine Besonderheit stolz auf der Brust tragen. Zur Einstimmung in das Match garniert man uns eine Bühnenshow, arrangiert von den Initiatoren des Berliner Christopher Street Day. Ein herrliches Bild! Gastmusiker sind Jan Böhmermann und das Rundfunkorchester Ehrenfeld, die ein neues Lied am Start haben, Titel: „Isch hab Rundfunkgeführ!“.
Die UEFA-Auswahl läuft im üblichen Mausgrau auf und versucht, ihrem Gegner mit Konfetti aus frisch gedruckten Geldscheinen die Show zu stehlen. Beide Fanlager beschimpfen sich derweil auf das Schlimmste, Twitter platzt dazu aus allen Nähten. Da die UEFA keine Regenbogenfarben in ihrer Nähe sehen will, muss kurzfristig umdisponiert werden, und so projiziert die Münchner Allianz-Arena nun ein neutrales Schwarz. Als mediale Reaktion darauf hängt sich jeder nun ein Regenbogen-Lätzchen um und spuckt seine Toleranz über den gesamten Esstisch. Bei dem Lätzchen fallen die Flecken gar nicht auf, die Tischdecke jedoch erwartet eine qualvolle 90-Grad-Wäsche. Die CSU etwa übt sich dabei in bester Doppelmoral. Man kann sogar einen Querverweis zu Pink Floyds Album „Dark side of the moon“ finden: Die Metaaussage des Albums vom modernen Leben und dem dadurch resultierenden Druck lässt sich sehr einfach auf heute transportieren. Und dass da auch auf dem Cover ein Prisma einen Regenbogen entstehen lässt, darf man getrost als schwarzen Humor bezeichnen. Der allgemeine Widerspruch wird zum öffentlichen Manifest.
Apropos schwarz – das Wahlprogramm der CDU betritt das Spielfeld. Der neue Superstar aus der Talentschmiede konservativer Enthaltsamkeit. Also wie immer, nur diesmal mit „Brett“. Welches Brettl hättens denn gern? Massivholz, Pressspa(h)n (samt Formaldehyd-Geruch) oder aus dem Material für die Prügelszenen in Spencer/Hill-Filmen? Für den Klamauk muss jedenfalls nicht gesorgt werden, den besorgen die Polithamster von selbst. Auf sich einprügeln können sie jedenfalls gut, auf andere einprügeln erst recht. Ob leichtes Kiefernholz, Eiche rustikal oder feinstes Mahagoni, ist egal. Das hält keiner schmerzfrei aus.
Eigentlich ist Klamauk kein passender Begriff für heutige Politik und Gesellschaft. Der Klamauk, mit dem ich aufgewachsen bin, hatte nie etwas Erdrückendes oder Lebensfeindliches an sich. Im Gegenteil: selbst wenn man sich auf der Verliererstraße sah, endeten die Filme stets immer positiv gestimmt. Außerdem zeigten sie, dass die Verwendung des bösen N-Wortes kein Widerspruch zu Inklusion sein muss. Das Prügelduo setzte sich stets für die Schwachen ein, Hautfarbe, Herkunft oder welche Identität auch immer waren egal, und ein Dampfhammer hatte die Bösen immer auf die Bretter geschickt. Auf die Bretter, die jene heute gegen die Schwachen einsetzen.
Heute ist positiv gerne negativ besetzt. PCR-Test positiv = Angst, Krankheit, Intensivstation, Tod. Die Assoziationskette lässt sich aktuell schnell in diese Richtung treiben. Nun muss dieses Positiv wohl aber nicht negativ sein, zumindest auf Grundlage der neuesten Aufregerstudie.
Ich freue mich im Stillen. Ich bin schon froh, dass in letzter Zeit öffentlich Erkenntnisse aufploppen, die meine und meinesgleichen Vermutungen zu bestätigen scheinen. Wie grantelnde Lehrer, die altkluge Sprüche von aufmüpfigen Schülern zähneknirschend akzeptieren müssen (weil sie wahr sind oder zumindest logisch erscheinen), berichten sogar nicht wenige große Medien darüber. Egal ist mir dabei, wie sie sprachgeregelt den Skeptikerjargon ansetzen. „Könnte“, „angeblich“, „wollen herausgefunden haben“ – hätte man dieses Framing auch bei den Maßnahmen und Restriktion fördernden Beschlüssen angewandt, müssten wir uns wahrscheinlich nicht derart die Köpfe einschlagen. Ist aber nicht der Fall, und deswegen ist es so verwegen und händereibtreibend! Die Situation ist aber nichts Neues für mich persönlich – den Status des Verlachten, des Außenseiters, des Wunderlings kenne ich schon lange. Und dann, irgendwann in der Zukunft, stellen sich Entwicklungen oder Ereignisse ein, bei der ich häufig mit Fug und Recht behaupten darf, dass ich Recht behielt. Recht, nicht rechts, liebe Woke.
Die Kultfiguren, die sich am wenigsten ins Zeug reden lassen, ignorieren derweil jede dieser Erkenntnisse und tüfteln nur an ihren eigenen Machtmitteln. Nun sind es die Kinder, die man ohne Rücksicht auf Verluste einschwören und die Schnute FFP2-mäßig eintüten will. Da vergeht mir bei all der Freude das Lachen sogleich wieder, mit solchen Lappen im Gesicht sieht man es eh nicht.
Was von der Woche übrigblieb, war dann doch wieder ein Stück Freude. Ich besuchte mit meinen Eltern zusammen meine bessere Hälfte auf Reha. Dank meines alten Herren verschlug es uns zu einem Wanderverein, der im typischen Waldgaststättenambiente das Nötigste an Getränken und Essen anbietet. Ist aber auch Wurschtsalat, weil das Essen erstens top war und die Getränke natürlich ihren Zweck erfüllten. Dazu gab es Dunkelholz-Sitzgelegenheiten und einen traumhaften Blick in die Landschaft. Es war für ein paar Stunden das alte Normal, ohne Maske im gebeutelten Gastgewerbe einzukehren. So gut wie niemand scherte sich um Pflichten. Es war im Freien, es war ruhig, es war natürlich. Nur ein einziger Besucher trat mit Kaffeefilter-Segelohrenformer auf das Gelände und schaute verdattert drein, weil alle nackig dasaßen. Es war ein Traum. Es war eine Erinnerung, die schon langsam zu verblassen droht. Es war ein Stück gelebte Freiheit. Gesichts-FKK, und kein Gendarm weit und breit auf der Lauer.
Nein!
Doch!
Oooh!
Und mit diesen Worten möchte ich Sie in den Abend entlassen. Bitte, gern geschehen.
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Cetzer (Montag, 28 Juni 2021 10:56)
"auch mal etwas Fußball"
Die Farce dauert 90 Minuten und am Ende gewinnt immer Armin Laschet.
"FC Woketown"
Das ist nur der Anfang. Wenn Tante Baerbock dereinst die Zeitmaschine erfunden haben werden wird, muss auch der Lauf der Geschichte dran glauben: Die Sklaverei z.B. wird nicht abgeschafft, aber auch Schwarze, Rollstuhlfahrer und Geschlechtsdiffuse dürfen Sklavenhalter sein, falls die Kohle stimmt.
"Kaffeefilter-Segelohrenformer"
Eigentlich waren die Dinger nur als Accessoire für die schnittigen E-Scooter ("schweizerisch auch E-Trottinett oder E-Trotti") gedacht, die unsere Bürgersteige und Flussbetten bereichern. Als Erwachsener sieht man auf so einem extrem praktischen Fortbewegungsmittel nämlich aus wie ein Affe auf dem Schleifstein, der Werbung für Abführmittel macht. Also sollten die Gesichtsmasken die Peinlichkeit etwas verringern, ähnlich einem falschen Vollbart, den ein Jugendlicher vor dem Kauf der neuesten Helene-Fischer-CD anzieht.
Leider ist dann alles außer Kontrolle geraten, vielleicht weil der passionierte Dienstwagenfahrer Andreas Scheuer seine unglückseligen Finger im (durch- Korruptionstopf -gestrichen) Spiel hatte.
Sascha (Montag, 28 Juni 2021 19:12)
@Cetzer
Ganz banal gesagt - alles, was da als Laufersatz mit Batterie da über die Straßen kreucht und fleucht, ist zum Fingerzeigen und Auslachen geeignet. Ich kenne kaum jemanden, der/die/das (ohne E-) Rollschuhe fahren kann oder konnte, Inliner so la la, aber Segways und E-irgendwas zeigt nur, wie arschig man Spielzeug in den Weg stellen kann, in den Fluss pfeffern (wie du schon sagst) oder whatever your mind is hecking out. Voll urban und gar infantil, hat mal jemand geschrieben. Da mache ich keinen Unterschied, ob die mit oder ohne Maulkorb unterwegs sind.