In meinem Haushalt herrscht Gleichberechtigung. Niemand hat hier die Hosen an, und niemand meldet hier ernsthaft Anspruch an eine Hierarchie an, die definiert, wer für und über alle Entscheidungen treffen würde. Wir müssen nur lediglich unseren Katzen Grenzen aufzeigen, weil die dazu neigen, wie Kinder zu necken, zu schmollen oder sich in einem Anfall des Sich-Auslebens selbst zu gefährden. Aber sonst kann ich durchaus behaupten, dass wir hier eine kleine, harmonische Familie sind, die sich nicht dadurch zerfleischt, Besitz- oder Machtansprüche anzumelden. Und das ist überhaupt keine Frage von Geschlecht oder Herkunft, wir ergänzen uns einfach in unseren Stärken.
Die Frage von Fähigkeit, Empathie, Leistung oder Affinität gerät nur gerade unter die Räder. Und da wir uns heute im Zeitgeist des gelebten Feminismus wiederfinden, mit paritätisch ernanntem Bundeskabinett und Frauen in Führungspositionen, dürften wir nun über eine fundierte Realstudie über den Mehrwert der Frau in Machtpositionen zur Verfügung haben. Und die ist – man muss es leider so sagen – keine Lösung für die Probleme in der Welt. Eher das Gegenteil.
Historische Hausdrachen
Bevor die christliche Religion das Zepter über viele Völker in den Händen hielt, hält sich hartnäckig das Gerücht aufrecht, dass im Heidentum Frauen das Sagen gehabt hätten und durch eine männlich geprägte Religion gewaltsam aufgelöst worden wäre. Das ist aber nur ein Ausriss der Wahrheit, weil gerade die alten Weltreligionen gemeinsam das Heidentum als Aberglauben abtaten. Nach heutiger, landläufiger Meinung kam Frauen darin eine starre Rolle des esoterisch und naturalistisch angehauchten Parts zu, der der Mann mit strenger Hierarchie entgegenwirkte. Dieses Klischee hält sich noch bis heute, wobei nun erstmals, und - glaubt man den Mythen – seit langer Zeit, eine Renaissance der Stellung der Frau zum starken Geschlecht stattfindet.
Man feiert es aktuell als eben diese „Zeitenwende“, in der die gesellschaftliche Umgestaltung seinen Lauf nehmen soll. Jedoch war die Rolle der Frau in den höchsten Ämtern schon früher eine zwiespältige. Die Legenden um Kleopatra etwa beschreiben die Pharaonin als intrigant und nicht weniger machtversessen wie ihre männlichen Pendants. Selbst vor einem kaltblütigen Mord ihres Bruders und Ehemanns schreckte sie nicht zurück. Ferner dürften wir noch lebhaft die Ära Thatcher in Erinnerung behalten haben, die nicht umsonst „die eiserne Lady“ getauft wurde. Es gibt also durchaus Anhaltspunkte dafür, dass Frauen an der Macht den Männern in Sachen schlechter Eigenschaften in nichts nachstehen.
Und doch hält sich heute der Mythos aufrecht, den wir lediglich anhand der letzten hundert, vielleicht auch zweihundert, Jahre noch nachweisbar verifizieren können. Und in diesen Zeitaltern ist der Frau der soziopathologisch unterdrückte Part im Geschlechtervergleich zugekommen. Dies mag grob betrachtet auch stimmen, auch weil der Mann allgemein viel mehr Einfluss auf die Weltgeschicke nahm. Dass dies auch eine Expertise von Erfolg und Misserfolg zur Folge hatte, ist schlicht zeithistorisch zu beobachten gewesen. Dabei wäre ein differenzierterer Blick in die Geschichte durchaus sinnvoll, um dieses starre Rollenbild beidseitig ein wenig aufzuweichen.
Das heilige Frauenwesen
Um nicht allzu viel in der Historie herumzurühren, verbleiben wir nun im Hier und Jetzt. Denn befinden wir uns nun in der Phase des Umbruchs, in der die Rolle der Frau sehr hoch gewichtet und gar als Notwendigkeit erachtet wird, schlechte Entwicklungen aus der Vergangenheit korrigieren zu wollen. Unter den Synonymen wie Krieg oder Klima sowie in diesem beständigen Glauben, das unbedingt verhindern zu müssen, glaubt man an das Wesen der Frau als Allheilmittel gegen alles Schlechte in der Welt.
So verwundert auch nicht die Meinung, dass Chauvinismus seitens der Männer als pathologischer Grund für Kriegslust oder den Raubbau an der Natur verantwortlich sein soll. Fakt ist zuerst, dass Männer nun mal mehrheitlich an oberster Stelle von Nationen und Institutionen standen und stehen, also sind schlechte Beispiele zahlreich vorhanden. Und dass nicht jede Entscheidung für Natur, Wirtschaft und Wachstum die beste war, lässt sich auch nicht bestreiten. Die Affinität von Völkern zu Führungsfiguren würde ich allerdings weniger am Geschlecht festmachen, sondern wie man sich inhaltlich und ideologisch vertreten fühlt. Eine „eiserne Lady“ kann ebenso Menschen für sich gewinnen, und auch Angela Merkel genoss eher durch ihre Politik denn rein durch ihr Geschlecht ein gewisses Ansehen. Lediglich ein kleines Klischee weiblicher Eigenschaften rechne ich ihr an, das auch zu einigen Verstimmungen geführt hatte – und das war jenes, dass Frauen sich allgemein mehr einfühlen könnten.
Merkels Einfühlungsvermögen hatte auch ihre Schattenseiten, und so wirkte durch ihre Hintertürpolitik mit vordergründigem Humanismusemblem weitaus durchtriebener als jeder Frontaldespot in vergleichbarer Position. Bei ihnen bewies Merkel im Gegenzug wiederum Verhandlungsgeschick, was man allerdings von einer Annalena Baerbock nicht behaupten kann.
Selbst ist die Expertin
Im Heute dominieren ganz andere Voraussetzungen an Politik und Führungsansprüche. Dabei scheint immer noch nicht geklärt, warum Leistung und Fähigkeiten als absolutes Kriterium in den Hintergrund gerückt ist. Es mag in eine Kulturdebatte passen, die von „elitär“ spricht und warum man so viele Grundvoraussetzungen erfüllen müsste, um eine Position bekleiden zu dürfen. Wir erlebten und erleben das aktuell auch im Kunstsektor, der mittlerweile dazu übergegangen ist, jeden Hans und jede Hänsin zertifikatfrei oder, ohne ein Instrument zu beherrschen, aufzunehmen. Es scheint auch schon auszureichen, hat man ein Studium oder nur das Interesse an einem Thema zufällig gestreift, und schon sieht man sich selbst oder wird dazu berufen, in einer Institution oder Branche relevant sein zu dürfen.
Zwar gewichten wir immer noch die angelernte Expertise als höchstes Gut in diesem Land, haben aber kein Problem damit, am Thema vorbei gelaufene Halblaien in vergleichbare Positionen zu bringen. Und die sind versucht, die zwangsläufig inhaltlichen Defizite gegenüber den Studierten etwa durch ihr offensives Auftreten zu kompensieren. Man verfestigt seinen Status demnach weniger durch schlaue Wiedergabe und Interpretation von Inhalten, sondern unterstreicht ihn lediglich durch dessen Nennung. „Ich bin Experte.“, mögen sie – ganz grob beschrieben – ihren Kritikern entgegen rufen, um Kritik auch gleich im Keim zu ersticken.
Anderen ist durchaus Expertise zuzusprechen. Allerdings ist das nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Im Lobbyismus etwa schwingt immer ein bestimmter Eigennutz mit, der letztlich mit Halbwahrheiten hantiert. Wir, die echte Wahrheiten und das ganze Spektrum von Inhalten erfahren wollen, können uns so nicht darauf verlassen, umfassend durch den Lobbyismus informiert zu werden. Der will Ziele erreichen, deswegen verschweigt er regelmäßig Aspekte, die ihm auf dem Weg dahin schaden würden. Eine Strack-Zimmermann würde ich jedenfalls nie alleine nach Expertise fragen, wenn ich mich über das Thema Rüstung eingehender informieren wollen würde.
Angriffslust ist kein Ersatz für Erfahrung
Abschließend, in dieser Hierarchie von Position und Eigennutz, ist die Diplomatie die höchste Kunst von Zielsetzung, Verhandlung und Fähigkeiten. In der Diplomatie sind Protokoll oder Schönfärberei die besten Mittel in schwierigen Situationen, und sie ist auch auf einer weit höheren Ebene als beim Stammtisch eine Königsdisziplin in Rhetorik und Verhandlungsgeschick.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es anstrengend ist, sich mit schwierigen Regierungschefs auseinanderzusetzen. Da muss solches Taktieren schon in Fleisch und Blut übergegangen sein, um diese Spielchen auszuhalten geschweige denn beherrschen zu können. Am Beispiel Annalena Baerbock zeigte sich schon seit ihrer Ernennung, dass ihr weder etwas an dieser Kunst liegt oder sie noch gar nicht erkannt haben mag, wie das Spiel funktioniert. Die Stoßrichtung, die sie etwa in den China-Besuch einbrachte, zeugte kaum von Weitsicht oder dem Anspruch einer für beide Seiten gesichtswahrenden Lösung, sondern von einem moralischen Schlachtplan, den sie mit entsprechendem Auftreten versuchte zu plakatieren wie bei einem Protestmarsch.
Auf dem diplomatischen Parkett geht das ganz schnell nach hinten los, und dazu braucht es nicht viel Expertenwissen, um das zu erkennen und sich die negativen Folgen auszumalen. Kaum skandierte Baerbock ihre Moral am Rednerpult, folgte die Retourkutsche aus China, nur wenige Meter entfernt, auf dem Fuß. Über die indirekten, mittel- bis langfristigen Folgen wurde noch nicht mal ernsthaft diskutiert, aber unsere bisherige, wirtschaftliche Abhängigkeit von China derart offensiv und unmittelbar auf´s Spiel zu setzen, kann nur schaden. Und deswegen erschien es logisch, dass China und Russland unmittelbar nach dem Vorfall ihre Handelsbeziehungen öffentlich vertieften.
Geschlecht ist keine Maßeinheit für ein inhaltliches Urteil
Wie hängt das mit den Geschlechtern zusammen? Im harten Politikalltag erst mal gar nicht. Und doch schwebt die Ankündigung des aktuellen Kabinetts und vor allem im Außenministerium, eine „feministische Außenpolitik“ betreiben zu wollen, über allem. Während sie in China die harte Hündin markierte, wurde der feministische Aspekt stellvertretend für vieles bei ihrem Besuch in Nigeria deutlich. Von „Toilettenanlagen“ und „Gendersensibilität“ zu schwadronieren, dürfte noch das kleinere Fettnäpfchen auf dem schwarzen Kontinent gewesen sein, in das sie tappte, aber ihre naive Vorstellung, ein paar Bronzen zurückzugeben und zu erwarten, das als allgemeines Kulturgut allen zugänglich zu machen, wurde prompt zerstört. Nachgetreten hatte daraufhin ein Mitglied der Königsfamilie, was im Grunde genau beschreibt, an was es bei Baerbock ständig scheitert.
Nun hat auch die Welt erfahren, dass Deutschland von einer Ministerin vertreten wird, die „keine Erfahrung“ mitbringe, „zu jung“ sei und sich „nicht diplomatisch ausdrückt“. Härter kann ein Urteil auf dem diplomatischen Parkett wohl nicht ausfallen. Und das ausgerechnet aus Regionen ausgesprochen, zu denen sich die Außenministerin moralisch verbunden und verpflichtet fühlt. Die Messlatte wurde also nicht am Grad des Feminismus und dem Anspruch an Gleichberechtigung angelegt, sondern auch hier wieder an der diplomatischen Leistung.
Dies gerät schnell zweitrangig zu werden, wenn man ihr im Westen die Berichterstattung frisiert. Das wäre nicht notwendig gewesen, hätte sie ein entsprechendes Feingefühl walten lassen, was als erfolgreiche bzw. respektable Leistung verifizierbar gewesen wäre. Doch hier muss viel zu oft das gezeigte Unvermögen beschönigt werden, wie sie ihre moralische Anliegen kopftätscheln. Dort, wo die Message hin wanderte, schüttelt man allerdings ungläubig mit dem Kopf.
Symbole versus Realität
Solche Urteile sind also auf geschlechtsneutraler Basis gefällt worden, und doch hält man hier an dem moralischen Anspruch weiter fest. Das wird nicht nur die Standortbestimmung in der Welt beeinflussen, sondern hat sich schon innenpolitisch wie auch in der Wirtschaft gezeigt. Dabei hat das Label des Feminismus nicht nur frauenspezifische Auswirkungen gezeigt, sondern auch bei jenen Männern, die sich als „feministisch“ etikettieren.
Dass bei der letzten Regierungsbildung die Parität ausschlaggebend war, ging auch schnell nach hinten los, und so war Christine Lambrecht das erste Bauernopfer in einer fachfremden Position. Ihr Nachfolger wurde schon wieder zum kleinen Affront, weil die Parität mit Boris Pistorius nicht gewahrt wurde. Der schien jedoch andere Merkmale mitzubringen, die den Propagandist:inn:en passte: Gerhard Schröders chauvinistischen Anwandlung und seiner Putin-Affinität über Umwege eins auszuwischen und gleichzeitig Pistorius zum braven Feministen hochzuschreiben.
Woanders machte eine Frau von sich Schlagzeilen, die aufzeigte, dass Maßlosigkeit, Selbstbedienungsmentalität und fehlendes Unrechtsverständnis keine Männer-exklusive Eigenschaft sein muss: Patricia Schlesinger, die ehemalige Skandal-Intendantin des rbb. So hat das Paritätsprinzip zwar die Geschlechterfrage teils beantwortet, doch unter dem Strich keine Korrektur beim allgemeinen Versagen bewirkt. Deswegen ist es auch fast erstaunlich, dass Baerbocks Nicht-Leistung noch als ausreichend betrachtet wird, wahrscheinlich auch deswegen, weil es der heimischen Agenda in die Hände spielt.
Und hier sieht sich gerade die linkspolitische Flanke dazu erkoren, einen feministischen Anstrich ins deutsche Gesamtbild zu bringen, was wiederum den Traditionalismus auf die Palme bringt. Dass dies lediglich eine kulturell-historische Debatte vom Zaun bricht, klammert natürlich auch das Leistungs- und Fähigkeitsprinzip seitens beider Seiten aus. Denn letztlich kümmert sich keine Handwerkskraft darum, warum zu wenige Frauen in ihrer Branche tätig sind, sondern warum man keine Fachkräfte mehr findet und so das eigene Arbeitspensum gefährlich den eigenen Erschöpfungszustand begünstigt. Würden wir nun rein auf die Quote schielen geschweige sie zu einem obersten Kriterium ernennen, läge es letztlich am Willen des Geschlechts, diese zu füllen. Doch immer noch hält sich hartnäckig die geschlechtsspezifische Affinität zu bestimmten Berufen. Weiter steht Frauen aktuell die Chance, ins Handwerk zu gehen, gerade sehr offen. Sie nutzen sie aber nicht, und so sind Männer immer noch sehr stark überrepräsentiert.
Am Thema vorbei und doch nützlich
Diesem Personalmangel versucht man nun, erstaunlicherweise abseits der harten Zahlen, offenbar mit einer neuen Kampagne zu kompensieren. Dabei wirkt es zuweilen wie die Ignoranz, sich nicht mit dem zu begnügen, was man zur Verfügung hat und es eventuell durch Motivation und Bildung aufzubauen. Dies ist ein langwieriger Prozess, der auch in der Bevölkerung sozusagen neue Märkte erschließen will, mit Inklusionsparolen Minderheiten ins Geschäftsleben zu implementieren. Diese reichen von Behinderung über psychische Auffälligkeiten bis hin zur Geschlechterfrage. Die sind sicherlich dankbarer als sogenannte Nomadenarbeiter oder schwer zu haltende Fachkräfte, die auch schnell und selbstbewusst das Weite suchen, wenn man ihnen zu vieles abverlangt.
So setzt man auf das Gendern als Zubrot und exklusive Respektsbekundung oder eben die quotierte Anstellungskriterien in wichtigen Positionen. Dort platziert, bedienen sie zuerst die Imagepflege von Unternehmen und Politik: „Seht her, wir haben mehr Frauen in Männerdomänen oder Transmenschen in der Partei.“. Was nie in einem Atemzug genannt wird, ist die Ausweitung und Aufweichung der Einstellungshürden, um marktfähig und im Trend zu bleiben. Das lässt sich auch leicht in der Politik beobachten, dass Ministerien mit jenen besetzt werden, die gar keinen fachlichen Background dazu aufweisen können. Ganz neu ist dieses Phänomen nicht – auch ein Hans Eichel (SPD) wurde Finanzminister, obwohl er unter anderem Germanistik, Philosophie und Germanistik studierte. Würden Sie so jemandem ein Ressort der harten Rechenkunst anvertrauen?
Heute ging man lediglich einen Schritt weiter und reduziert die Voraussetzungen gar rein auf Persönlichkeitsmerkmale. Wo wir auch schon bei unserer obersten Frau des europäischen Parlaments angelangt wären – Ursula von der Leyen. Ihre Vita liest sich wie am Thema vorbei gedacht: Arbeitsministerin, Verteidigungsministerin, Präsidentin der EU-Kommission. Ihr Background ist aber ein medizinischer, vergleichbar mit dem Karl Lauterbachs. Hier schließt sich in gewisser Weise ein anderer Kreis, bedenkt man die heimlichtuerische „Servicetätigkeit“ der beiden für den US-Pharmamulti Pfizer, was ihnen nur hartherziges Marktdenken bescheinigt statt medizinischer Expertise. Nützlich platziert sind sie trotz ihrer fachlichen Defizite natürlich von großem Wert für den gnadenlosen Markt. Es gab Zeiten, in denen von der Leyen sehr schlecht in den Medien wegkam.
Letzter Ausweg Opferrolle
Bei all den Beispielen dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass der Feminismus immer noch nicht über Wohl oder Übel entschieden hat, sondern die Fähigkeiten und wie man sie im Einzelnen einsetzt. Und hier fällt das Urteil ernüchternd, wenn nicht gar erschreckend aus. Im marktwirtschaftlichen Sinne ist mittlerweile jede Zurückhaltung gefallen, bis ins Globale hinüberreichend, fast schon schamlos wird radikal marktwirtschaftlich operiert und gleichzeitig mit Milliarden um sich geworfen. Das gesamte Politikpersonal hat sich derweil als nützliche(r) Idiot(in) erwiesen, alle Rahmenbedingungen zugunsten der Konzerne und zu Lasten des Volkes umzugestalten.
Da wir aber nun „feministische Politik“ erleben und sie zur Heilslehre erkoren hatten, kann es nur erstaunen, wie ungemütlich die gesellschaftliche Stimmung geworden ist, seit die Parität und auch der Feminismus als wichtigste Maßeinheit gilt. Das passt einfach nicht zu den Frauen zugeschriebenen Eigenschaften, sozialer und empathischer zu denken und zu agieren. Wenn der Korporatismus über allem steht, steht der auch weit über Geschlecht und Identität – diese sind nur Mittel zum Zweck. Und wie dekadent es unter weiblicher Ägide zugehen kann, haben wir in der obersten Etage des rbb oder in Brüssel erfahren dürfen.
Bleibt noch zu erwähnen, wie sich bei all den vernichtenden Urteilen gewisse Kreise selbst mit der Kritik auseinandersetzen – nämlich gar nicht. Nicht wenige meinungsstarke und besonders peinlich auftretende Vertreterinnen des Feminismus greifen allzu schnell zur Opferkarte. Dann ist die alte Rollenverteilung doch wieder ganz nützlich, wenn Wunschdenken an der Realität und dem eigenen Unvermögen scheitert. Dann darf etwa #metoo wieder herangezogen werden, die Chancenungleichheit bejammert werden, obwohl sie rein eigenverantwortlich an ihren Chancen scheiterten.
Dem stehen auch andere gegenüber, die ihre Chancen nutzten. Alice Schwarzer ist nicht umsonst zur feministischen Koryphäe aufgestiegen; eine Sahra Wagenknecht kann auch im Alleingang Menschen durch fachliche Kompetenz/Meinung auf ihre Seite ziehen. Wirklichen Respekt holen sich starke Frauen nicht alleine durch ihr Frau-sein ein. Solch starke Frauen sind aber eben jenen Cheblis und Co. ein Dorn im Auge, die sich nur über ihr Spiel mit der Opferrolle definieren statt auf Bundespressekonferenzen zusammenhängende Sätze zustande zu bringen. Cheblis Buch „Laut“ liegt derweilen wie Blei in den Regalen (Wagenknechts nicht), und das nicht, weil man nur lauter sein muss, um eine Machtposition für sich beanspruchen zu dürfen oder angebliche Hate Speech zu bejammern. Nein, man muss immer noch etwas Produktives geleistet haben, und darin hat sich Chebli eben nicht hervorgetan statt die eigene Opferrolle in empörte Widerworte zu packen.
Spaltende Etiketten
Mir ist es ein Graus, was hier geschieht. Die Geschlechterdebatte überstrahlt momentan mit ein paar anderen Symbolismen viel zu sehr das Inhaltliche und Notwendige, wird teilweise sogar zum Grundsatz erkoren, wenn das Geleistete wie aktuell nicht als Erfolg hinter dem Ist-gleich steht. Der Grundsatz gereicht heute schon zum Totschlagargument wie die Rechts-Keule, manchmal werden gar alle Etiketten in einem Satz vermengt. Das mag auch daran liegen, dass nun fast alles wie ein Bumerang auf sie zurückfällt, man sich das aber nicht eingestehen will.
Würde der Feminsmus so in „meinem“ Haushalt Einzug halten, hätte ich gar nichts mehr zu melden, müsste mich jeder Entscheidung meiner Partnerin unterordnen und miterleben, wie sie den Haushalt finanziell ruiniert und alles für richtig hält, was sie täte. Und sie würde jeden Anflug inhaltlicher Kritik meinerseits mit dem Scheinargument wegwischen, dass sie die Frau im Haus ist und das jetzt so zu sein hat; dass ich ein Tyrann wäre, Frauenhasser, ewiggestrig... suchen Sie sich was aus. Dann könnte Frau allerdings alleine ihr Leben bestreiten – und genau das ist auch in der Gesellschaft zu beobachten. Man wendet sich vom Feminismus ab. Und das hat er sich in der Form, wie er momentan dasteht, selbst zuzuschreiben. Weil dieser Machtkampf die Inhalte völlig ignoriert und auch keine Gemeinsamkeiten mehr herausarbeitet, sondern nur noch die Unterschiede – und bewirkt somit nur das Gegenteil des ideologischen Zieles von Inklusion und Gleichberechtigung.
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Adrian (Freitag, 26 Mai 2023 23:43)
Der ursprüngliche Feminismus hatte ja wohl die Gleichstellung der Frau zum Ziel. So weiterentickelt, hätte die Gesellschaft "weiblicher" werden können und damit unterdrückte menschliche Eigenschaften ausformen können.
Das ist aber im guten Sinne nicht passiert. Es ging doch immer nur um Unterordnung und Anpassung. Heute haben wir zum großen Teil maskulin agierende Frauen in der Politik, die mit weiblicher Tücke und Medialität bzw. Willfährigkeit das Machtgefüge meist noch schlimmer machen.
Heute wird der Feminismus-Betriff spalterisch und zur Stabilisierung von Machtpositionen besetzt und genutzt, wie es ja auch schon aus dem Artikel hervorgeht. Das ist natürlich kein echter Feminismus sondern nur die Beteiligung von Frauen an Machtpositionen. Gleichzeitig wird mit dem pseudotoleranten Genderwahn das Nebelkerzenmaterial gezündet, um die Gesellschaft von den echten Problemen und Herausforderungen abzulenken.