Ich distanziere mich schon mal vorsorglich von mir selbst, weil ich jetzt über Krankheiten rede. Man kennt es ja, wenn man sich mit alten Menschen unterhält. Dich interessiert es eigentlich gar nicht, aber es gibt in Gesprächen und Telefonaten dann auch meist nichts anderes zu erzählen. Um es kurz zu halten: dieses Jahr fing bei mir mit Krankheiten und Wehwehchen an, und dominierte mehr oder weniger meinen Alltag. Ich pfeife mir unterschiedliche Mittelchen rein – wenn die nur annähernd das halten könnten, was sie versprechen, wäre ich jetzt gegen alles immun. Da ich aber ein realistisches Verhältnis zur Hausapotheke habe, muss ich mich nun wohl oder übel in Geduld üben (und Mittelchen einwerfen).
Lieber lasse ich mich über alles Kranke aus, das das Weltgeschehen so dominiert. Ich finde es ja ganz dufte, dass man nun an der restlichen Maskenpflicht gerüttelt hat, auch wenn es unserem Karlchen irgendwie nicht geschmeckt haben durfte. Kein Wunder, da fällt gerade sein Popularitätsgarant in sich zusammen, und er muss sich jetzt letztlich doch dem öffentlichen Druck fügen und seine monothematische Relevanz scheibchenweise aufgeben. Auch ein Drosten windet sich noch in seinen Verkündungen, sagt etwas, das er etwas später soooo jaaaa nicht gesagt haben will (is klar, Junge!), und alle anderen bleiben schon freiwillig da, wo der Pfeffer wächst. Keine Lorbeeren mehr für die Brinkmanns, Priesemanns, Montgomerys oder sonstige Hauptfiguren in diesem perfiden Spiel mit deutschem Sonderregelwerk. Nur noch das gallische Dorf Zwitscherhausen scheint noch tapfer gegen das Querdenkertum anzustehen und mobilisiert zu jeder Beschlussrücknahme wie etwa das Ende der Maskenpflicht im ÖPNV und Fernverkehr ständig ihre Hashtags.
Auch manche Medien sind immer noch nicht aus dem Modus heraus, kramen Umfragen hervor, die man scheinbar mehrheitlich im Gesichtswindel-Fanclub ausgelegt hat. Ganz ehrlich: wenn man die noch ernst nimmt und nicht erkennt, dass im Supermarkt andere Realitäten vorherrschen, dürfte man ein ernsthaftes Denk- und Deutungsproblem haben. Na gut, jetzt steht auch noch die Maskenpflicht im Gesundheitswesen zur Disposition, und da sagt Karlchen schon mal „Nein!“. Das könnte auf Zeit noch die letzte große Schlacht bedeuten, weil Gesundheit und Maske natürlich untrennbar zusammengehören. Das letzte As im Ärmel wird man sich wohl noch aufheben wollen. Man sollte darüber hinaus nicht vergessen, dass in vielen Krankenhäusern und Co. immer noch „G“ gilt. Vielleicht gehen die Kultisten bald freiwillig ins Krankenhaus und verweilen einfach nur in ihrer maskierten Wunschwelt. Treffen des Gesichtswindel-Fanclubs im Wartebereich der Onkologie, 14:00 Uhr jeden Montag. Dienstags dann in der Chirurgie, und so weiter. Lasset uns der heiligen Schnutentüte preisen, und jeden ersten Samstag pilgern wir zum Booster unserer Wahl. Danach Kaffee und Kuchen mit Pflasterschau in der Krankenhaus-Kantine.
Was läuft noch so außer dieses Dauerthema, das ja eigentlich keines mehr ist? Auch wenn ich wegen jedem Mist kränkele, atme ich diesbezüglich mal ordentlich durch, da geht es nun im großen Stil auch nicht mehr um Corona, sondern – wie von den Schwurblern vorhergesagt – mehrheitlich nur noch um Klimathemen. Da ist jetzt plötzlich konkret von CO2-Kontingenten die Rede, die jedem Bürger zur Verfügung stehen soll. Den Rest soll man dazukaufen. Klimaschutzpflicht. Also doch. Wahrscheinlich wird man diese neuen Regulierungsinstrumente noch als „Klimaschutzangebot“ verteidigen und später sagen, dass es keine „Klimaschutzpflicht“ gibt, bis man im Bundestag dazu eine Abstimmung anberaumt. Okay, noch ist es weit hergeholt, aber die schwurblerischen Hellseherfähigkeiten sollte man nicht unterschätzen. Das lernt man aus drei Jahren deutscher Pandemie, die sich dazu immer noch zu sehr chinesische Verhältnisse offen hält, auch wenn man das nicht zugeben will. Man muss sich ja vom dortigen Kommunismus distanzieren, findet aber Sozialismus schon mal super, um den Kapitalismus zu zerschlagen, und jedes Scheibchen Sozialismus bringt uns unseren Brüdern im Geiste immer näher.
Da kann man wunderbar eine Gedankenbrücke zu Lützerath und Aktivismus schlagen. Schon im Vorfeld posten einschlägige Sozialismusverfechter:innen Fotos von sich, recken die Faust nach oben, dass die alten Erichs eine Träne der Rührung verdrückt hätten. Es wurde natürlich eine Reise in die Welt der Doppelmoral, in der man keinen Abstand hielt, Masken auch nicht trug und dann die Polizeigewalt bejammert, die man etwa in Amsterdam mit dem bissigen Schäferhund noch beklatscht hatte. Dazu eine Shitshow mit Greta Thunberg in künstlicher „Polizeigewalt“-Pose. Ein Vorfall eines Freiburger Radiosenders wird anschließend noch zum kleinen Eklat um die „Pressefreiheit“ und nun vom Verfassungsschutz ins Visier genommen. Na ja, ein bisschen Normalität kann nie schaden, und seit ich vom linksalternativen Bullshit geheilt bin, ist mir jedes Bisschen „Wie du mir, so ich dir“ gerade recht. Die drei Jahre Prügel von ganz links werde ich nicht mehr vergessen, also tretet denen von mir aus die Türen ein.
Uns wird wohl ein Themenkomplex heimsuchen, der all das in sich vereint, dazu noch ein dicker Schinken Neoliberalismus samt digitaler Kirsche oben drauf. Dieser Kosakenzipfel deluxe schmeckt ja schon irgendwie gut, aber mit dem bitteren Beigeschmack überzuckerter Unausgewogenheit. Man wird sehen, was das für die Welt bedeutet, weil der Westen mal wieder ein Buffet auffährt, das man allen anderen auftischt. Wir streiten uns lediglich noch um Zutaten und Beilagen.
Das alte Links-Rechts-Schema greift da nicht mehr. Was geblieben ist, ist Klassenkampf, den sich allerdings die falsche Seite angeeignet hat. Und so verpufft jeder ernsthafte Versuch, den Machthabern auf die Finger zu klopfen. Ganz einfache Sache, das zu erkennen: Luisa ist ja eine von solchen Klassenkampftanten, findet irgendwie alles ungerecht – jedoch wirkt eine Einladung nach Davos wie der ultimative Verrat, wenn die Eliten sie noch beklatschen. Jeder betroffene Hinz und Kunz würde dort mal gerne vorsprechen, wird aber nur von einer Tabakmogulstochter vertreten, die in ihrer eigenen Welt lebt und agiert. Aber das kennt man ja von Grünen.
Grün waren sich fast alle übrigens mit Christine Lambrecht nicht. Nun hat sie das Handtuch geworfen, was viele jetzt bejubeln. Ich selbst bedauere das jedoch ein bisschen, weil ihre Inkompetenz ein gutes Mittel zum Zweck der Ausbremsung von Waffenlieferungen bedeutete. Seit sie weg ist, läuft gar Melnyk, der alte Fascho, wieder im Radio und erhält so wieder Öffentlichkeit in Deutschland. Keine Distanzierung von diesem Bandera-rero. Und bei uns machen sie sich ins Höschen, wenn die AfD sich mindestens für Flüchtlingskontrollen ausspricht oder die CDU jetzt auch nicht spurt, wie es links will – da wird distanziert wie die wilde Hilde, selbst dort, wo es nichts zu distanzieren gibt. Normalerweise sollte jetzt mal jedem auffallen, dass diese „Rechts“-Vorwürfe irgendwie keine Bedeutung mehr haben, weil man so oft „rechts“ hört, dass man mindestens mal nachfragen sollte, was an einem Thema wie Flüchtlingspolitik und einem entsprechenden Kontext „rechts“ sein soll.
Ich vergleiche das gerne mit dem Mittelalter und damaligen Herrschaftsformen. Es ist klar, dass ein armes Volk in der Not zum König pilgert und um Almosen bettelt geschweige denn für bessere Lebensverhältnisse nicht zuhause bleibt und Däumchen dreht. Wenn der daran nichts ändern will, ist er ein kaltherziges Arschloch und kein Rassist. Heute passiert prinzipiell dasselbe, nur eben in globalen Ausmaßen. Also ist es Klassenkampf und die eigentliche Etikettierung, die der AfD oder der CDU zustünde. Denn hat niemand je ausgesprochen, eine Ausrottung, etwa von Afrikanern, in Erwägung zu ziehen.
Aus solchen Überlegungen heraus finde ich also diese gedankliche Schieflage völlig krank. Völlig haltlos und völlig missinterpretiert. Und solche Fehlgeleiteten sitzen gemütlich in Davos, vervierfachen dabei die Luftverschmutzung, reden von globaler Gerechtigkeit auf einem Event, das derart totalitäre Schlagseite hat, dass einem der Kosakenzipfel eigentlich im Halse stecken bleiben müsste. Alles krankt so dermaßen an Anspruch und Wirklichkeit, die sie sogar selbst in Schieflage bringen, dass der hehre Plan von der besseren Welt schon jetzt in die falsche Richtung gelenkt wird. Das kannten wir schon von Corona – Gesundheit schützen ist ja super, aber die Methoden haben so viel Leid und Spaltung verursacht, die sie jetzt erst beginnen zu begreifen.
Und da sind meine Wehwehchen eher nicht der Rede wert. Ich könnte jetzt Abschnitte damit füllen, aber irgendwie habe ich keine Lust auf Rumheulen. Das letzte Jahr hat mich dermaßen geschlaucht, dass ich es leid bin, jedem Weltproblem hinterher zu laufen. Und gerade die Klimashow bietet aktuell zu viel Satirisches, bei dem man mindestens vergnügt grunzen kann. Die Welt für sich gesehen ist nicht so krank wie die Menschen, die sie so sehen mögen.
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Holgi (Sonntag, 22 Januar 2023 03:50)
"Und da sind meine Wehwehchen eher nicht der Rede wert. Ich könnte jetzt Abschnitte damit füllen, aber irgendwie habe ich keine Lust auf Rumheulen."
Das ist eine gute Entscheidung, finde ich. Manchmal waren mir deine Beiträge hier etwas zu lang. Aber dieser ist dir wirklich gelungen; abgesehn davon, dass ich vieles auch so sehe. Aufklärung ist definitiv vorbei: Zurück ins Mittelater mit wehenden Fahen! (Ich sehe da immer Specer Tracy im Film "Wer den Wind sät", wie er verzweifelt versucht das Hillborugh-Blasphemigesetz als Gefahr für die Freiheit aller zu erklären).
Polemicer (Sonntag, 22 Januar 2023)
@Holgi
Danke dir! Irgendwie finde ich den Anspruch besser, ein wenig nach vorne zu schauen, auch wenn ich es wichtig finde, vieles weiter anzusprechen, weil es droht, in Vergessenheit zu geraten. Auch weil es banalisiert wird. Alles halb so wild? Nein, nicht unter diesen Umständen und auch, weil es so groß war.
"Manchmal waren mir deine Beiträge hier etwas zu lang."
Mir ist durchaus bewusst, dass ich manchmal einen Hang zur Schwafelei entwickle. Danke dir herzlich für die Anmerkung, weil ich gerade selbst überlege, wie ich etwas knackiger und eher auf den Punkt schreiben könnte. Ist schon ein schmaler Grat zwischen guter Kürze und richtiger Würze. Oder ob man doch eher ein bisschen ausholen sollte.