Weihnachten und Silvester sind nun wieder nahe gekommen. Schon wieder ein Jahr vorbei. Sagt so der Volksmund. Es klingt so banal, harmonisch, Smalltalk.
Man wird andächtig, nachdenklich, könnte sich ob eines turbulenten Jahres zur Feier die Birne taub saufen oder einfach nur ins Grübeln kommen. Aber bitte nicht in Depressionen verfallen. Ich weiß, es ist schwierig, wenn man so sehr unter Dampf stand oder Verluste zu verarbeiten hat, sei es – wie in meinem Fall – ein plötzlich und unerwartet verstorbener Lieblingsonkel oder den schleichenden Tod unserer freiheitlich-demokratischen Verfassung, der aus mir immer mehr einen Kriminellen wider Willen gemacht hatte.
Es gäbe so vieles zu bedauern. Es gäbe so viel Wut zu kanalisieren, über Ereignisse und Situationen, die Menschen wie ich an den Rand der Verzweiflung, des Unglaubens und der völligen Auflösung getrieben haben. Es naht Weihnachten, und aus Gründen kann ich keine besonders freudige oder harmonische Andacht halten. Es ist zu viel passiert, das mir beinahe Dinge aufgezwungen hätte, die ich vehement ablehnte. Wenn ich lesen muss, wie das Wohl von Kindern mit Füßen getreten wird und man nur noch Schadensbegrenzung betreiben kann, wie alte Menschen einer höheren Sache unterjocht werden sollten (die sie selbst nicht mehr registrieren oder gar selbst noch ablehnen können) – ja, dann kannst du nicht einfach so dasitzen, ein Friede-Freude-Eierkuchen-Lächeln aufsetzen und das Jahr in nostalgisch-verklärter Weise Revue passieren lassen.
Aber: die Hoffnung stirbt wie immer zuletzt. Auch eine Floskel, aber auch so wahr. In diesem Jahr hat sich so einiges gedreht, nach zwei Jahren unidirektionaler Verzweiflung. Wie wir knapp an einer allgemeinen Impfpflicht vorbeigeschlittert sind, wie sich Sanktionspolitik und Rettungspakete reihenweise als Rohrkrepierer für die Idealisten entwickelten, und – vor allem dies ist mir wichtig zu erwähnen – wie die woke Ideologie nicht mehr die unwidersprochene Zustimmung erfährt. Mir ist bewusst, dass sie sich im Moment noch mit allen Mitteln wehren. Doch je lauter sie schreien, um so unglaubwürdiger werden sie. 2022 war das Jahr, das die Verhältnisse langsam wieder beginnt gerade zu rücken oder sie endlich schonungslos sichtbar macht.
Das alles hätte ich weniger gut ertragen können, wenn ich mich nicht so einigen Gleichgesinnten verbunden gefühlt hätte. Aber es gibt sie, die Menschen, die noch einigermaßen beisammen im Kopf sind. Die diese Hoffnungen rechtfertigten, weil man sich nicht allein fühlen musste. Und diesen widme ich jetzt gesondert ein paar exklusive Grüße (Rangliste egal):
-
Maschinist: Du hast mir ernsthaft eine Abscheu abtrainiert - die gegen SMS-Style-Schreibe. Ich feiere diese Wortkanonaden fast jedes Mal, habe sie mir sogar ein bisschen angeeignet. Das aber nur formellerweise erwähnt. Wichtiger ist mir, wie sehr ich mich in deinen Sätzen wiederfinde. Ständig nicke ich heftig, wenn Du über Dinge erzählst, die mir bisher nicht aufgefallen waren. Verkackter Männerhass. Altlinks am Abgrund. Spontanreise. Other-people-shaming. Klischees noch und nöcherer. Da sind sie. Du siehst sie. Du beschreibst sie. Ich nicke heftig. Ich lache wissend. Ständig. Also mach weiter. Man fühlt sich bei Dir nicht nur unterhalten, sondern auch verstanden. Ob mit oder ohne Dialog. Egal. Jedenfalls herzlichen Dank für den gesonderten Gruß deinerseits. Das traf mich natürlich ins „Mark“. Höhö! Wieder dieser blöde Wortwitz...
-
Dennis Schneble: Vergleiche ich unser Meinungsspektrum, bemerke ich oft, dass dein ausgeprägter Zynismus bei mir nicht immer ankommt. Das ist aber okay. Wie es okay sein sollte, bis zu einem gewissen Grad auch mit den Maßnahmenduldern zurecht zu kommen. Wir haben gefühlt eine gemeinsame Basis, über die wir gut ins Gespräch kommen könnten. So weit voneinander entfernt sind wir ja nicht, aber man ist ja ständig im Alltag verhaftet, aber ich hoffe, dass wir mal bei angenehmem Wetter im Pfälzer Wald (Heimat!) unendliche Diskussionen führen könnten. Dazu bräuchte es aber von meiner Seite aus eine passende Gelegenheit und etwas Zeit.
-
Roberto de Lapuente: Auch wir beide sind nicht so weit voneinander entfernt, und ein Mal waren wir uns quasi sehr, sehr nahe gewesen. Aber zum „ersten Kontakt“ ist es nicht gekommen. Ich bedauere diesen Moment, weil ich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich spontan daran dachte, aber mir der Terminplan verdammt noch mal in die Quere kam. Jedenfalls fühle ich auch ständig mit dir, wenn Du deine persönlichen Texte schreibst. Ideologisch sind wir sowieso sehr nah beieinander. Ich hoffe, das wird auch mal real irgendwann klappen.
-
Tom „Jay“ Wellbrock: Deine direkte Art ist immer wieder erfrischend. Dazu setzt Du immer wieder Punkte, die man eigentlich breit diskutieren müsste. In der Corona-Zeit war mir das ebenfalls ein Anker, dass nicht jeder da draußen so verstrahlt ist, dem Narrativ so blind nachzueifern. Du nennst Dinge, über die man dringend hätte nachdenken müssen, öffentlich, in seiner Ganzheit. Und schon allein deine Stimme erkennt man wieder, dort wo ich auch auf größtmöglich-journalistische Weise im Alternativ-Universum meine Informationen bekomme. Dazu noch unbekannterweise Grüße und alles Gute an Gert in seiner neuen Heimat. Und deswegen werde ich Euch auch weiterhin unterstützen, wie es geht. Solange es noch geht.
-
Epikur: Du als „Pädagoge“ warst und bist natürlich mit an der Front des Wahnsinns und bezeugst die Lage unserer Kinder. Und auch wenn Du tapfer das System unterwandert hast (was ich dir wirklich hoch anrechne), wird uns dieses System wohl noch lange auf die Füße treten. Auch wenn es „nur“ zur Schadensbegrenzung reichen mag – Kleinvieh macht auch Mist. Auch dein Buchstabensalat lässt bei mir spontanes Zustimmungsheadbanging starten. Halte weiter die Stellung und schütze unsere Zukunft dieses Landes, so gut es dir möglich ist. Auch kleine Schritte bringt uns alle vorwärts.
-
Oliver Driesen/TWASBO: Ich lese Deine Texte nicht nur, ich kredenze sie. Ständig bin ich offen gestanden etwas neidisch über Deine Fähigkeit, die höhere Prosa zu zelebrieren. Dazu der Inhalt, den ich sogar verstehe. Manchmal so, manchmal etwas knackiger. Aber immer auf Roman-Niveau. Du und Deine Autorenmitstreiter (die ähnlich gute Texte aus dem Hut zaubern) sind so etwas wie konservative Bastionen, mit denen man als Altlinker gerne auf ein Bierchen oder Weinchen die Welt sezieren würde. Und sich dabei nicht intellektuell überfordert fühlen würde, weil ich mich wahrscheinlich bei all den Bildungsunterschieden nicht mal abgehängt fühle. Behaupte ich jetzt mal einfach.
Ferner, aber nicht weniger wichtig:
-
tuxproject: Hier will ich mal vor allem die Musikempfehlungen herausstellen. Da sind echt gute Sachen dabei.
-
Alle Kommentatoren, mit denen ich geschrieben, gestritten, gelacht oder sonst wie kontaktiert habe: Ihr seid der nötige Bodensatz und Garanten für all die oben Genannten. Und Ausdruck einer subversiven, kritischen Kultur, die im Mainstream so nicht mehr vorhanden ist.
Euch allen und natürlich auch allen Lesern wünsche ich trotz der schwierigen Zeit ein frohes Fest, ruhige und geruhsame Feiertage und auch ein frohes neues Jahr! Lasst uns weiter gegen diesen Wahnsinn anschreiben und anschreien! 2023 könnte ein sehr gutes Jahr werden, wenn wir weiter am Ball bleiben!
Mit hoffnungsvollen Grüßen,
Der Polemicer
Kommentar schreiben
marie (Freitag, 23 Dezember 2022 19:38)
Der Freudsche Versprecher von Zelenskys Übersetzerin: «Ich hoffe, dass der Kongress die finanzielle Unterstützung für unsere Verbrechen genehmigt (sie sagte crime statt country).»
TWASBO (Samstag, 24 Dezember 2022 09:54)
Der Sascha wieder ... danke, Mann, danke! Deine Jahresendgefühle hätte ich nun auch nicht besser ausdrücken können, also mindestens Gleichstand. Und mit einem Altlinken, der den Kopf auf den Schultern festgeschraubt und das Herz nicht in der Hose trägt, würde ich mich jederzeit auf ein Bier oder zehn zusammenhocken! Vielleicht ergibt es sich ja 2023? Ich war schließlich Junglinker, bis ich erwachsen wurde. Das konservative Bollwerk, es wankt, aber es fällt nicht, auch nicht im neuen Jahr. Das könnte denen so passen!
Roberto De Lapuente (Sonntag, 25 Dezember 2022 09:58)
Aus der Nähe wünsche ich Dir ruhige Weihnachtstage und ein gutes 2023. Beim nächsten Mal: Klingeln. Wenn ich da bin, mache ich im Regelfall auch auf ;)
epikur (ZG Blog) (Sonntag, 25 Dezember 2022 12:56)
Frohe Weihnachten! Und willkommen beim "Neuen Kleinbloggersdorf"! :-)