Zitate aus dem Interview (Bezahlschranke) und meine Kommentare dazu:
WELT: Genau. Sie sagen, man muss vergeben. Tut Ihnen leid, dass Sie das damals so gesagt haben?
Montgomery: Nein, es tut mir gar nicht leid. Und ich glaube, es hat unheimlich viel bewirkt. Es hat einfach mal klargemacht, dass weniger als ein Drittel der Bevölkerung dem ganzen Rest der Bevölkerung dadurch, dass sie sich der Impfung verweigern, diese ganzen Masken und Kontaktbeschränkungen oktroyiert haben. Hätten wir damals mit einer Impfpflicht erreicht, alle Menschen zu impfen, wären wir sehr viel schneller über den Berg gewesen. Da muss man manchmal in der Politik etwas zuspitzen auf so eine Bemerkung. Es war eine Tyrannei, dabei bleibe ich. Es war eine Bevormundung der Mehrheit durch eine Minderheit.
Ich: Das Opfergebaren versucht er immer noch unverändert so zu halten. Unfassbar, dass die Fakten von Geimpften, die mehrheitlich in den Krankenhäusern landen, bei ihm immer noch nicht ankommen, nur um seinen Satz zu rechtfertigen.
"[...]Aber wir haben ja immerhin einen 90-prozentigen Fremdschutz, das ist auch nicht zu vernachlässigen."
Die Mär vom überwältigenden Fremdschutz ist ebenfalls noch bei Klein Montgomerylein immer noch die Lieblingsstory.
Montgomery: Leute, die geimpft sind, haben sehr viel seltener und sehr viel harmloser eine Infektion als Leute, die nicht geimpft sind.
WELT: Nein.
Montgomery: Doch.
...oooooh!
Spaß beiseite: Man müsste sich nur mal die zahlreichen Anekdoten anhören, wie Geimpfte krank wurden und nicht selten von heftigem Verlauf berichteten.
WELT: Impfpflicht hin oder her – die Impfungen haben doch keine Infektionen nachhaltig verhindert. Die Inzidenzen in den Unikliniken waren zeitweise gigantisch hoch.
Montgomery: Das ist doch Unsinn, was Sie hier erzählen. Wir haben massiv weniger Infektionen und vor allem weniger schwere Verläufe. Und wir haben ganz klar auch gerade an den Unikliniken die Tatsache festgestellt, dass wenn sich jemand infiziert und der dann zu Hause bleiben muss, dass er geimpft sehr viel früher wieder in den Job kommen kann – das ist doch völlig klar. Und vergessen Sie nicht Long Covid und Post Covid!
"völlig klar", "Unsinn" - der Mann ist wirklich von dem überzeugt von dem, was er sagt und kann sich getrost zu denen gesellen, die bezüglich der Pandemie-Aufarbeitung als unbelehrbarer Hetzer brandmarken lassen darf. Mit Herrn Blome etwa.
"[...]Und ich stehe nach wie vor zu der Impfpflicht.[...]"
Dazu kann er gerne stehen, wie er will, die allgemeine Impfpflicht wird aber nicht eingeführt. Sogar die einrichtungsbezogene wackelt bedenklich, gerade in Bezug auf die Verschärfung des Personalmangels in den Krankenhäusern.
"[...]Mir ist schleierhaft, wie jemand, der in der wissenschaftlichen Medizin arbeitet – sei es als Arzt, sei es als Krankenpfleger –, sich einer Impfung verweigern kann.[...]"
Scheinbar leugnet er auch noch die Evidenz von Impfnebenwirkungen, da muss man froh sein, dass das medizinische Personal da schlauer ist und sich informiert.
"[...]Die Personalnot im Gesundheitswesen ist nicht eingetreten durch die Leute, die weggegangen sind, weil sie geimpft werden mussten, sondern durch die Leute, die noch krank geworden sind und nicht arbeiten konnten. Und wegen der völligen Überforderung des Gesundheitswesens, die eben auch durch diesen krankheitsbedingten Ausfall zu begründen ist.[...]"
Dazu empfehle ich das Interview mit dem bekannten Pfleger Ricardo Lange, der wohl eher Ahnung davon hat, wie es in den Krankenhäusern zugeht.
"[...]Also ich habe das inzwischen mit den Richtern selbst diskutiert. Ich war bei der Hauptversammlung des Niedersächsischen Verwaltungsrichterverbandes, und da haben wir das geklärt. Auch hier ist eine prägnante Aussage manchmal nötig.[...]"
Scheinbar muss Montgomery nur den Raum betreten, und schon geben ihm alle recht. Denkt er.
WELT: Diese ganze 2G-Nummer – das war doch nicht Wissenschaft, sondern schlicht Politik.
Montgomery: Woher sollten wir Evidenz haben bei einer Erkrankung, die mit hoher Dramatik und hoher Rasanz seit kurzer Zeit existierte? Das ist doch absurd, wenn Sie glauben, dass Sie eine wissenschaftliche Evidenz für etwas haben können, das sich gerade erst entwickelt.
Hier verliert er ebenfalls den Bezug zur Realität und redet sich dazu mit "etwas, das sich gerade erst entwickelt" völlig aus dem Konzept.
[....]Wir hatten damals absurde Querdenker-Demonstrationen, hörten absurden Aluhut-Quatsch zur Impfung.[...]
Dieser "Aluhut-Quatsch" ist nun leider auch eingetreten. Bitte im Jahr 2022, fast 2023, ankommen, Franky.
WELT: Sie sind ja viel unterwegs in Ihrer Funktion. Große Teile der Welt haben auf derartig drastische staatliche Intervention verzichtet und sind trotzdem durch die Pandemie gekommen. Macht Sie das denn nicht skeptisch, ob der deutsche Weg da so richtig war?
Montgomery: Na ja, wir haben dafür dann aber auch deutlich geringere Todesraten als Großbritannien oder Frankreich.
Dazu eine schlichte Übersicht über Fälle und Todesfälle (siehe unten). Auch das ist eine Halbwahrheit und ein Indiz dafür, dass Montgomery nicht über 2021 hinaus denkt. Natürlich spielt auch die fehlende Erkenntnis über "an und mit Corona verstorben" eine Rolle.
"[...]Wir werden zu einer Normalität zurückkommen, in der viele Menschen freiwillig auch mal eine Maske tragen.[...]"
Das kann ich mir nur so erklären: Er ärgert sich wohl gar darüber, dass nur noch recht wenige momentan Masken tragen, zumindest für den Gesundheitsschutz (ich nehme an, einige derer machen das als Wärmemaßnahme gegen den kalten Winter). Und fabuliert tatsächlich darüber, dass wieder "viele" Masken tragen werden. Davon sehe ich da draußen aber kaum etwas...
FAZIT: Montgomery gibt sich uneinsichtig und scheint sich im Peak seiner Aufmerksamkeit und seinen unsäglichen Aussagen immer noch sonnen zu wollen. Dabei fällt auf, dass die Daten, die er hier direkt oder indirekt heranzieht, für ihn maßgeblich sind, aber leider nur für die ersten 12-18 Monate geltend gemacht werden können.
Den Vorwurf an Tim Röhn, er hätte seinen Interviewpartner zu sehr verschont, kann ich nicht bestätigen. Montgomery ist viel zu sehr von sich eingenommen, als dass man ihn wirkungsvoll in die Enge treiben könnte.
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epikur (ZG Blog) (Sonntag, 18 Dezember 2022 14:14)
Der Typ ist nur noch Realsatire! Umso wichtiger, dass alles zu dokumentieren und zu protokollieren. Kommende Historiker werden viel zu lachen haben.
Polemicer (Montag, 19 Dezember 2022 14:32)
@epikur
Ob denen dann nicht das Lachen im Halse stecken bleibt? Man wird es wohl als die dritte deutsche Ekelepoche in 100 Jahren ansehen.