Die Krebsseuche geht um. Letztens telefonierte ich mal wieder mit meinen Eltern, und irgendwie wunderte es mich nicht, als mir meine Mutter besorgt darüber berichtete, dass bei ihrer Schwester Blasenkrebs diagnostiziert wurde. Das wäre jetzt Fall Nummer Vier innerhalb kürzester Zeit, „plötzlich und unerwartet“, sei es Schlaganfall oder eben Krebs. „Alles tragische Einzelfälle“, kotzt es wieder durch die verengten Korridore, doch so allmählich scheint sich da ein Muster abzuzeichnen.
Selbstverfreilich bin ich um meine Tante besorgt, doch gehört noch etwas Hintergrundinfo nachgeschoben, die das „aber“ beschreibt: gerade diese Family ist eine der ganz Krassen unter den Impfjüngern, wollten meine Eltern (ungeimpft) einen Schnelltest zur Teilnahme der letzten Weihnachts-/Geburtstagsfeier zur Bedingung machen. Also in bester Angstmanier das volle Maßnahmenpaket angewandt, frischen sie dazu ihren Impfstatus immer noch schön brav auf – und jetzt das. Davon mal ausgehend, dass eventuell wirklich an der Impfschadenthese in Verbindung mit Krebs etwas dran ist, wäre das noch nicht das Ende der Fahnenstange von „nebenwirkungsfreien Impfungen“. Ferner ist meine Schwiegermutter die beste Sirene in ihrer Mannigfaltigkeit an Einzelkrankheiten, und wenn man ihre neuerdings ständigen Gürtelrosenausbrüche und die unerklärlichen Entzündungsherde (die die Ärzte dazu veranlassen, bei ihr Krebs zu vermuten) zum Maßstab nimmt, kann man ja nur noch behaupten, dass die Impfungen mehr schaden als nutzen. Evidenz hin oder her, aber wer will mir denn beweisen können, dass es nicht so ist?
(Kurze Anmerkung: Ich halte mich bzgl. der verwertbaren Erkenntnisse bedeckt. Die Studienlage ist bis dato noch kaum zu verifizieren, da auch der Wille der Wissenschaft, ein reales Abbild der Auswirkungen von Krankheit und Impfung zu zeichnen, immer noch wenig ausgeprägt ist. Und somit nichts anderes als ein Indizienprozess ist.)
Ich würde mich ja gerne auf etwas beziehen können, das nun uneingeschränkt nachweisen würde, dass dies der Fall sein muss. Aber befinden wir uns immer noch in der Lage, Einzelbelege zusammentragen zu müssen, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Einsicht ist jedoch immer noch nicht zu erkennen – derweilen kramen die einschlägigen, reichweitenstarken Kritiker zur Erinnerung etwa Tagesthemen-Kommentare aus, die uns Ungeimpfte an den Rand der totalen Ausgrenzung gebracht haben. Zeitlich passte es ja, dass meine Family Ende 2021 ihre Bedingungen zur Feier auftrugen, die Spaltung schien in dieser Phase vollendet. Ich bin immer noch unendlich sauer: auf die, die das öffentlich forderten, und vielleicht sogar noch mehr auf die, die das auch noch blind übernahmen.
Dass ich keinen besonderen Bezug zu meiner ausgedehnten Familie habe, ist zwar schon ein älterer Prozess, aber nehme ich das natürlich zum Anlass, die Schmerzen darüber zu erklären. Und dass ich ausgerechnet in der „Querdenker“-Familie aufgewachsen bin, macht mich bis zu einem gewissen Grad stolz. Auch wenn mein alter Herr in seinem Rentnerdasein doch etwas zu paranoid geworden ist und ein paar sehr zweifelhafte Theorien für voll nimmt. Ich nehme ihm das aber insofern nicht übel oder als Grund, mich von ihm abzukapseln. Und da mein Alter ein sturer Hund ist, dem nichts ferner liegt als vor anderen den Bückling zu machen, ist mein Stolz nicht unbegründet. In Krisenzeiten wie diesen ist eine derartige Einstellung Gold wert.
Irgendwie finde ich es fast witzig darüber zu sinnieren, dass ich in der Zeit einfacher Urlaub im Ausland machen konnte als zu einer Privatfeier in der Familie zu gelangen. Völlig irre Verhältnisse, die sich im „besten Deutschland aller Zeiten“ da aufgetan haben. Und selbst wenn - zumindest partiell - nun eine Entspannung zu spüren ist, sind manche immer noch im Krisenmodus 2020 hängen geblieben, und die Kollateralschäden entfalten sich nun in allen Bereichen des Lebens. Nicht nur die Folgen für die Kinder sind nun massiv angewachsen, auch die Nachbereitung im zwischenmenschlichen Umgang stehen momentan auf Funkstille oder übelsten Streit. Das mit dem Brennglaseffekt durch Corona unterstreicht nur das eigentliche Mentalitätsproblem der Deutschen, und da man hier ziemlich nachtragend ist, wird die Spaltung – unabhängig vom Ukraine-Krieg als Folgekrise ohne Verschnaufpause – auch noch länger nachwirken.
Bin ich ehrlich zu mir selbst, bin ich schon lange über den Modus hinaus, völlig überrumpelt worden zu sein und dieser Entwicklung als neue Erfahrung ausgesetzt gewesen zu sein. Ich habe das alles schon viel früher durchgemacht – überrumpelt hatte mich jüngst nur der kalte Wille, wie sie sich selbst diesem neuartigen Gesellschaftsdespotismus ergaben, nur um ihr kaum zu untermauerndes Recht einzufordern und sich als das Maß aller Dinge aufzublähen. Das kannte ich schon von zweifelhaften Arbeitgebern und im Freundes- und Bekanntenkreis. Da blieb kaum noch was übrig als ein Scherbenhaufen, vor dem jetzt quasi alle stehen müssen.
Statt dagegen positiv vorzugehen, indem man vergibt und neue Brücken baut, arrangiert man sich lieber damit oder macht unvermindert weiter. Nach dem Schock setzte die Resignation ein, von Aufbruchstimmung und dem Willen, etwas zum Besseren zu verändern, ist nichts zu spüren. Da nehme ich mich auf meine Vergangenheit bezogen nicht heraus, aber ich gelobe Besserung und fühle mich trotz des Dauerdrucks irgendwie doch nicht so schlecht wie ich es gemäß der germanischen Traditionen tun sollte. Aber hey: Querdenkerfamilie, Sie wissen schon. Ist das schon notorisch, sich immer gegen den Mainstream und seinen jeweiligen Duktus zu stellen? Jede Person, die sich und ein Thema zu ernst nimmt oder für sich und für die Aufmerksamkeit mit einem monströs dicken Anstrich Drama bestreicht, ist mir im Moment zu viel. Ich bin überfordert mit den Überforderten. Und da hilft wohl nur die Anti-Stimmung. Scheuklappen gegen die Scheuklappen.
Und was da gerade so Trend ist, lässt sich bestenfalls als zynisch beschreiben. Ich weiß ja selbst nicht mehr, wie ich etwa mit der Krebserei in der Familie angemessen umgehen soll. Ich schwanke ständig zwischen aktivistischem Eifer, bös-wütend und phasen-depressiv und habe wohl das komplette Spektrum menschlicher Empfindungen durch, das in solchen Drucksituationen möglich ist. Das einzige, was wirklich zu helfen scheint, sind eben jene Scheuklappen – und das kann ich nicht besonders gut. Es mag mir vielleicht etwas geholfen haben, im Sinne des Selbstschutzes kaltherziger zu werden, um mit der Familiensituation etwas besser umgehen zu können. Nicht nur, dass ich sie sowieso nicht mehr sehe, weil ich einige vor den Kopf gestoßen habe, was eine Art Agreement ist, auf das ich nicht scharf bin, aber wohl nur als einzig adäquate Lösung stehen lassen muss. Sich damit arrangieren. Und jetzt, mit der Krankheit im Vordergrund, sollte ich eigentlich sofort zum Hörer greifen und sie anrufen – tue ich aber nicht, weil sie es all die Jahre lang auch nicht getan haben.
Und doch juckt es mich in den Fingern, sie zu besuchen, sie zu bedauern, aber auch ihnen auf die Finger zu kloppen und sie mit etlichen Studien und Anekdoten zu erschlagen, damit sie endlich glauben, dass ihr Impfenthusiasmus ihnen nun diese Krebszeit beschert haben mag. Selbst wenn ich es nicht lupenrein beweisen kann, müsste es doch ausreichen, sie zum Nachdenken zu bringen. Würde mich schon beruhigen, wenn man auf dieser Ebene reden könnte. Aber haben mir meine Eltern berichtet, dass sie in der Sache völlig unerreichbar zu sein scheinen. Verblendet, völlig überzeugt, Nebenwirkungen leugnend, nicht mal ins Denken zu geraten, warum es bei ihnen und in der ganzen Familie krankheitstechnisch plötzlich so ausufert. Also werde ich sie ihrem Schicksal überlassen müssen – im Grunde ist es jetzt auch zu spät. Man kann nur hoffen, dass man die Auswirkungen dann entsprechend lindern oder gar heilen kann. Als Nicht-Mediziner bleibt einem ja nichts anderes übrig. Moralische Unterstützung zeigen, und selbst isoliert von der eigenen Schwester macht sich meine Mutter immer noch Sorgen. Es ist ja die Familie.
Spricht eigentlich eine deutliche Sprache, wer rein moralisch integrer scheint. Die Opportunisten sind es jedenfalls nicht, die nach dem Motto „I support the current thing.“ den Wölfen nachheulen und dieses Agieren und Positionieren auch noch vehement verteidigen. Irgendwann zieht man einen Schlussstrich und sagt sich zu recht: „Sollen sie doch machen. Aber sie sollen mich damit in Ruhe lassen.“
Sollte mir jemand unterstellen, ich würde mich einen Scheiß um irgendwen kümmern, dem zeige ich gerne den Stinkefinger. Miteinander zu reden ist keine Einbahnstraße, und sollte ich keine eindeutigen Signale aussenden, gesprächsbereit zu sein, heißt das noch lange nicht, dass ich das nicht wollte. Heute muss man scheinbar nicht nur mit dem Zaunpfahl winken, sondern gleich mit dem ganzen Zaun. Im Telefonat mit meinen Eltern ließ sich auch heraushören, dass Tante und Onkel kaum Interesse signalisierten, zu fragen, wie es denn mir geht – geschweige denn selbst mal anzufragen. Ich sehe als Vergleich zum Beispiel südländische Familienbanden, denen viel mehr an der Institution der Familie liegt denn uns Stinkstiefeln mit dem üblichen hierarchischen Duktus eines Armee-haften Verwandschaftsbatallions. Wer nicht spurt, kommt in Isolationshaft, die nicht durch Stahlgitter trennen, sondern durch Gedankenzellen.
Das ist ein anderes Krebsgeschwür, das laufen lernte – das der zwischenmenschlichen Entzündungsherde, voller Schmerz und der wohl letzten Erkenntnis im Leben, dass Diskurs in dem Maße gar nicht mehr existieren kann, da die „current things“ schon lange vorher definieren, was sein darf und was nicht. Und dazu gehören sicherlich keine Krebserkrankungen, Entzündungen oder Gürtelrosen durch Impfungen. Doch letztlich bleibt nur noch übrig, die Menschen durch die Maxime „Wer nicht hören will, muss fühlen.“ zur Erkenntnis zu prügeln. Die Dinge laufen lassen, gut getimte Studien posten, die im Zeitlupentempo einsickernden Erkenntnisse in der Bevölkerung dick und laut unterstreichen. Und sollte auch nur im Entferntesten etwas dran sein, dass die Impfung zu mehr Krebs führt, dann wird auch da wieder getrickst, relativiert, die Ursachenforschung in die falsche Richtung gewiesen, was auch immer – und es wird immer noch genügend Menschen geben, die diese Methoden schlucken werden. Und das ist das Traurigste und viel Energie Kostende an der kompletten Geschichte.
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Holger (Mittwoch, 16 November 2022 11:15)
Die Frau eines Arbeitskollegen starb letztes Jahr mit 42 an einer Hirnblutung. Sie arbeitete als Krankenschwester. Den Impfstatus habe ich mich natürlich nicht getraut zu erfragen, aber von ihm weiß ich, daß er gespritzt ist.
Meine ehemalige Arbeitskollegin (45) erzählte mir Ende Februar dieses Jahres, daß sie sich jetzt auch impfen lassen hat. Weil "sie keinen Bock mehr auf das Geschiss in der Schule hatte". Im März wurde sie krank gemeldet. Im April teilte unsere Meisterei der Belegschaft mit, daß das Krankenhaus die Maschinen abgestellt hat und die Kollegin leider verstorben ist. Hirnblutung.
Mein jüngerer Bruder bekam ein paar Wochen nach seiner Impfung Herzrasen, Schwindel, sehr hohen Blutdruck. Im Krankenhaus vermutete man sowas wie eine Panikattacke oder Stress. Er hat sich nur widerwillig spritzen lassen, weil er sein Unternehmen sonst hätte schließen müssen. Er ist selbst skeptisch gegenüber der Impfung, aber er hat dann trotzdem nicht weiter nachforschen lassen.
Was ich im Verwandten und Bekanntenkreis so von ungewöhnlichen gesundheitlichen Problemen mitbekomme könnte alles mit der Impfung zusammen hängen, aber da diese Leute oftmals frei von Zweifeln sind, oder dann zu den Toten gehören, kann man niemals mit Gewissheit sagen: Dies oder das ist Schuld.
Es wird halt nicht nachgeschaut.
Was ich meinen Eltern wirklich übel nehme: Als Kinder haben sie uns eingebläut, nicht mit fremden Männern mitzugehen. "Selbst wenn sie Süßigkeiten anbieten!"
Und dann halten sie fremden Männern in weissen Kitteln so unkritisch den Arm hin.
UND sind auch noch verärgert, wenn man nicht genauso blöd ist.
Polemicer (Samstag, 19 November 2022 06:29)
@Holger
Auch krass, was du da berichtest. Und trotzdem können wir das Thema nur im Vagen ins Reden bringen - "da stimmt doch was nicht."
Ich weiß echt nicht mehr, wie man das jetzt leaken könnte, dass es ein handfester, monströs großer Skandal werden würde, aber hat man es wohl geschafft, die Hirnaktivitäten aufs Arm-hinhalten zu reduzieren.
Dein Beispiel mit fremden Männern finde ich gut. Auch weil ich mich an meine Kindheit erinnere und mich jemand mitnehmen wollte. Ich hatte zum Glück abgelehnt, weil meine Eltern mich dazu erzogen haben. Heute müssten diese Männer nur vorgeben, "die" Wissenschaft zu sein. Die würden freudig einsteigen...