Ich freue mich schon sehr, endlich wieder in Urlaub fahren zu können. Kurz vorgeschmachtet, wo es hingeht: Zuerst werden wir zwei Nächte in Annecy sein, anschließend eine ganze Woche zwischen Toulon und Hyères direkt am Meer verbringen und abschließend noch ein paar Tage Paris unsicher machen. Es reizt uns schon, ein Mal im Louvre gewesen zu sein, das hatten wir vor ca. 10 Jahren bei unserem ersten Kurztrip nicht geschafft. Ja, ein Mal die Mona Lisa anschauen, aber bitte ohne Torte im Gesicht oder beklebt von jungem Aktivistengemüse.
Ich habe das auch mal wieder bitter nötig, habe ich mich doch letztlich doch zu sehr in das Weltgeschehen und in die Empöritis hineinziehen lassen. Denn was da so gefühlt wöchentlich an Blödsinn beschlossen wird, wächst mir nun doch völlig über den Kopf. Ich will nicht mehr, so viel Doppelmoral und Unfähigkeit hält nicht mal der gefestigtste Mensch auf Erden aus. Deutschland isoliert sich nun tatsächlich zum Mekka der Sturköpfigkeit identitätspolitischer Widersprüche und fühlt sich dabei auch noch überlegen. Allmählich schäme ich mich, deutsch zu sein.
Da kommt mir der Urlaub natürlich recht, und selbst wenn der wahrscheinlich wieder viel zu schnell enden wird und ich erst nach einigen Tagen meine innere Unruhe ablegen werde können. Urlaub habe ich schon seit Montag, bin aber trotzdem am Rödeln wie ein Bekloppter, weil ich bis Donnerstag die Wohnung mal auf Vordermann bringen wollte. Zwei Tage habe ich dann die Wohnung gewienert und Staub und Katzenhaare gesammelt, bis der Staubsaugerbeutel platzt und das Wasser im Putzeimer in tiefschwarze Brühe verwandelt.
Die Katzen sind übrigens schon in Urlaub bei meinen Schwiegereltern und genießen jetzt schon die Freiheit, die sie in unserem Bunker leider nicht haben können. Uns ist das zu gefährlich, die Racker auf die eng bebaute und unruhige Stadt loszulassen, und Monty hat sich zum Glück nach seinem Absturz wieder so weit regeneriert, dass er die letzten Tage davor wieder der Alte und extrem kraxellustig war. Natürlich bin ich deswegen ein bisschen pingelig geworden, wenn er wie abgedreht das Dach hoch und runter flitzt. Nach dem Lagerkoller haben sie sich auch etwas Abenteuer als Kurzzeitwildkatzen verdient.
Ich werde hier mal rein gar nichts vermissen in diesen zweieinhalb Wochen. Null. Schon gar nicht, dass am Mittwoch schon wieder schärfere Corona-Regeln beschlossen wurden. FFP2-Pflicht in Flugzeugen und Fernzügen. Maskenpflicht immer noch im ÖPNV, und die Kontrollettis sind eifrig dabei, das durchzusetzen. Scheinbar wollen sie, dass ich hier verschwinde. Wenn man nun die Doppelstandards beobachtet und der Bürger so dermaßen drangsaliert wird und darin auch tätig wird, während die Regierung ohne Maske nach Kanada jettet, will man einfach nicht mehr hier leben. Diese Mischung aus Schwachsinn, Willkür und Doppelmoral – dieser pure Symbolismus tut echt nichts mehr zu medizinischen Sache (ja, tut es seit geraumer Zeit nicht mehr, aber ich erwähne es vorsichtshalber) und ist einfach nur Ausdruck der Geilheit auf Macht.
Und immer dieses Solidaritätsgelaber, das mir so dermaßen auf den Senkel geht, dass ich ihnen ihre Solidarität am liebsten vor die Füße werfen würde. Genauso wie Masken. Vielleicht würde das bei Einzelpersonen etwas bringen, aber wenn du eine Meute von Stoffeln, engagierten Blockwarten und Getriebenen vor der Nase stehen hast, kann es ganz schnell ungemütlich werden. Und gerade in den ÖPNV hat man schon einige Videos gesehen, in denen es verdammt hässlich zugegangen ist. Geschrei, Handgreiflichkeiten – wer hätte gedacht, dass es so schnell dermaßen konfliktschwanger zugehen kann. Deswegen will ich wieder in ein Land, das Maskentragen der Freiwilligkeit zurückgeführt hat. Ich muss weg von dieser Atmosphäre, die ich schleichend immer weniger um mich haben will. Wenn ich auf der Terrasse ein Kippchen rauche, spitze ich die Ohren und höre sehr viel Leid und ungemütlich Machendes. Schreiende Kinder, die sich eben nicht entfalten, sondern leidvoll schreien. Irgendwo in der Nachbarschaft sich streitende Menschen. Überdrehte junge Leute, die nachts oder früh morgens besoffen Flaschen um sich werfen oder die Straßen wach brüllen. Auch Menschen, die aus unerfindlichen Gründen ausrasten und ihre Taschen durch die Gegend pfeffern. Es wird immer schlimmer, und das beunruhigt mich.
Die Maßnahmen haben gewirkt. Sie haben eine schon unter Strom stehende Gesellschaft noch ein paar mehr Volt auf die Elektroden gegeben, die man uns angelegt hat. Ich hoffe, in Frankreich ist das nicht auch schon so weit gekommen und niemand von Macron so dermaßen genervt worden ist. Aber gut, im Touristenmodus kann man sich relativ gut vom Alltag ausklammern.
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Birke (Donnerstag, 25 August 2022 07:30)
Greift das mit den Flaschen werfen um sich? Ich wurde vor kurzem auch von einem Paar mit sehr lauten Organen wachgehalten. Sie hysterisch, er brüllend. Wer wen mit der Flasche verprügelt hat, konnte ich nicht raushören.
Ich wünsche einen erholsamen Urlaub!
Polemicer (Freitag, 26 August 2022 07:03)
@Birke
Entfernt hört man das Klirren von Flaschen in der Früh etwas intensiver, und selbst wenn es eine Art After-party-Normalität zu sein scheint, ist es gefühlt nicht normal. Positiver sind ja ausgelassene Feiern, die man abends so bezeugt. Nur wird das immer öfter mit dem Geschrei vermischt.