Es bringt schon was, sich ab und zu ordentlich auszukotzen. Hat mir schon öfter den Blutdruck unten gehalten, und manchmal kommt es mir so vor, als müsste man all den Mist mit einer katastrophalen Verschlechterung sich selbst gegenüber intensivieren, und – plopp! - wird es danach auch schon wieder besser.
Wenn Sie sich erinnern: ich habe die Nase voll von meinem jetzigen Betrieb. Es hatte nur das Personalgespräch und noch einen zeitnahen, kleinen Vorfall gebraucht, und schon saß ich wieder vor den einschlägigen Portalen und suchte nach Arbeit. Meine Zuversicht wurde auch schnell belohnt, denn man kann sich – und das ist gar nicht mal so übertrieben – vor Stellen kaum retten. Also speicherte ich alles, was genau oder annähernd meinem Fachbereich entspricht und sortierte schon mal aus. Drei schafften es in die Endrunde, Bewerbungen gingen umgehend raus.
Eine kam postwendend wieder zurück, die Stelle könne wegen „interner Umstrukturierung“ nicht besetzt werden. Ich überlegte kurz, klang ein wenig nach Hamster(ver)kauf von angeflanschten Kleinfirmen, entweder, um sich für die Krise zu stärken oder umgekehrt Reißaus zu nehmen. Würde mich nicht wundern, weil in der jetzigen Situation, wo die Leute mit den Fingern in den Ohren dastehen und mit verzogenem Gesicht darauf warten, bis der Böller explodiert. Mal davon abgesehen, dass die keine Webseiten-Pflege betreiben, da die Stelle immer noch als vakant angegeben war.
Ansonsten störte mich das Duzen in der Mail. Manche kennen das vom neuen, nachhaltigen Stromanbieter oder dem neuartigen Teddybobbesbastelset für den hippen Urbano. Bestimmt hier schon ein zweifelhaftes Ding, einfach so geduzt zu werden, aber wer siezt denn heute noch auf Werbeplakaten? Ich finde es auch etwas dreist und unkultiviert, wenn man sich fremd ist, egal wie viel Nähe das von Anbieter zu Käufer generieren soll. Doch besonders meh ist das im Bewerbungsprozess. Da ist Duzen aber sowas von No-Go. Ich könnte ja jetzt zurückschreiben, gleich mal zwei Stufen weiter provoziert, im besten Kumpel- und Proletenjargon:
„Ey, Alde, dein Schrieb ist echt korrekt! Isch komma vorbei, wenn de willst, mach ma Kaffee klar und die Beine breit!“
Ich denke bei der Verfasserin der Mail an diese Sesselschnepfen. Die, die sich dir immer derbst anbiedern und die Duz-Kultur unter Handwerkern aufgesetzt simulieren, zum Beispiel. Abteilung Human Ressources, da wird jedes Wort säuberlichst geplant und auf den Prüfstand gestellt. Das Geduze ist ein Mittel davon, und du weißt, dass du deren Seitenhiebe entweder nicht verstehst (weil um drölf Ecken gedacht) oder blöd und durchschaubar findest. Sesselschnepfen und Büro-Bros. Die würden den Kumpeljargon nicht mal hören wollen, wenn wir wirklich Kumpels wären. Darin sind sie dann doch wieder zu etepetete und zu oberflächlich.
Also: hätten die nicht abgesagt, hätte ich es sogleich getan. Die zwei anderen Bewerbungen schlugen jedoch voll ein. Kaum einen Tag nach der Versendung meldeten sich beide Firmen telefonisch und luden mich zum Vorstellungsgespräch. Da hat jemand dringend Bedarf, und sie „ersticken“ nach eigener Aussage in Arbeit. Gut so, dachte ich, und dieses Mal hatte ich keinen Großkonzern vor der Nase, die sich eher um Vorschriften und ihren aufgeblähten Bürokratieapparat kümmern denn um das eigentliche Arbeiten. Die Voraussetzungen passten mir bei beiden gut – jetzt hatte ich die Qual der Wahl und entschied mich lediglich für den Arbeitgeber, den mir nicht der Verstand, sondern mein Herz empfiehlt. Und nun ist es der eher sympathischere geworden und nicht der, der mit mehr Geld lockte als der andere.
Und wieder erschien mir ein Tier in diesem Entscheidungsprozess als Quasi-Zeichen. Dieses Mal war es kein Schmetterling, sondern eine Fledermaus. Die oder andere Artgenossen flatterten des Nachts zwar immer wieder über uns, aber dieses hier konnte ich etwas genauer beobachten. Es verzog sich eines Morgens in unserem Flachdach unter die Dachschindeln. Auch hier wollte ich wieder wissen, was das bedeutet - „hilft, sich vom alten Leben zu trennen“ und „gibt Kraft für einen Neuanfang“. Also ähnlich wie die Schmetterlinge. Wenn ich jetzt noch von selbst diesen Pfad begehen kann, könnte mir eine gute Zeit bevorstehen; würde man sich jetzt nur noch auf spirituelle Wegweiser verlassen, wäre das schlichtweg naiv und im Grunde genauso sinnvoll wie sich von der Politik erhoffen, dass sie mir den Hintern abwischt.
Schaut man dann rüber in den Politzirkus, würde das die Hoffnungen beim groben Drübergucken wieder zerschlagen. Die Geschichte um den neuen Coronaplan mit Winterreifen-Gedöns ist so betrachtet wieder Grund genug, auszurasten. Und doch: irgendwie ist es dieses Mal anders. Zwar kreischen die Bundesländer schon wieder nach mehr Instrumenten und ja keine Ausnahmen, aber innerhalb der Bevölkerung und ja sogar auf Twitter und Co. sind sie gar nicht mehr so geil auf Freiimpfen und sonstige Kuhhandel-Optionen.
Das klingt verdammt nach Impfabo durch die Hintertür, Länderwillkür durch die Hintertür und ein bisschen mehr China durch die Hintertür. Lauterbach, dieses durchtriebene Wiesel, hat hier und da ein paar wirklich nette Überraschungen eingebaut (die Buschmann wahrscheinlich gar nicht bemerkt hat) und bringt sich aktuell, inklusive seiner Verachtung für Ungeimpfte, schwer in Stellung. Nur irgendwie scheint das gar nicht mehr so zu fruchten wie früher. Dummerweise sitzt nun ein Doppel-(Kla)boosterminister vor seinem Paxlovid-Müsli und sorgt somit für die ultimative Verwirrung. Zwischendrin zwitschert er sich noch um Kopf und Kragen, und heute bin ich wie der Geier, der über dem Durstigen in der Wüste kreist, weil die Chancen auf Futter gerade gut stehen. Zwar verdreht der Geier bald die Augen, weil der da unten im Sand immer noch nicht umkippen will, aber tut er selbst alles dafür den Prozess zu beschleunigen.
Andere wurden schon ein Fressen für die Geier. Twitter lichtet sich gerade teils von den schlimmsten Impf- und Maßnahmenfans – angeblich weil es zu toxisch geworden wäre. Kann ich nicht beurteilen, weil nur wenige wirklich toxische Aussagen per Bild weiterverbreiten (und die ich mitunter auch für unterirdisch halte). Aber sie selbst wären bzw. waren selbst Grund genug, einen Screenshot zu machen und ihnen ihren eigenen Hirnkäse vor den Latz zu knallen. Das hatte sich seit dem Weggang Drostens auch nicht zu ihren Gunsten entwickelt, und die Machtverhältnisse sind zäh, aber sichtbar, immer mehr in die Gefilde gewandert, für die ich und alle anderen Gleichgesinnte so hart haben kämpfen müssen.
Nur der Karl, der macht unbeirrt weiter, mit den restlichen, üblichen Verdächtigen wie Leif Erik Sander im Schlepptau und versuchen immer noch, ihre Impfplörre wie im Supermarkt im MHD-Körbchen mit rotem Preisschild den Leuten unterzujubeln. Doch die liegt wie auch manche Fressartikel exotischer und zweifelhafter Herkunft wie Blei in den Regalen. Jetzt wird noch ein bisschen am neuen Impfstoff gefeilt und um ihn gefeilscht, weil da noch 600 Millionen Fläschchen im Lager stehen und versauern. Karl muss jetzt in der Fußgängerzone den Leuten hinterherrennen und ihnen die Ware ins Gesicht drücken. Nur irgendwie mag man es nicht so gerne, sich zum Pieks oder zum Vertragsabschluss bei der DLR nötigen zu lassen, und so bleibt nur noch der harte Kern der Leute übrig, die sich das Zeug auch noch intravenös dauereinflößen lassen würden.
Vielleicht war die Fledermaus auch für etwas anderes gut – die Debatte schielt ganz verstohlen in Richtung Veränderung zum Guten. So ein zartes Pflänzchen hatte auch kürzlich Miriam Hollstein (t-online) gepflanzt, als sie verkündete, tatsächlich mit solchen reden zu wollen, die böse Nachteile durch die Coronapolitik erfahren mussten. Da meldet sich Dr. Pürner zu Wort, und schon gab es ein Gespräch hinter den Kulissen. Noch besser: danach postet Frau Hollstein sogar noch, auf das Wort „Schwurbler“ verzichten zu wollen. Huch, was ist da los? Scheinbar hat sich mal die erste Journalistin selbst reflektiert, und vielleicht hatte Herr Pürner gar etwas dazu beigetragen.
Ich bin tatsächlich gespannt und vorsichtig optimistisch, was das angeht. Natürlich etwas beflügelt vom Geist des Aufbruchs in einen neuen Berufsabschnitt, aber auch, dass endlich mal die größten Pro-Impf-Hetzer endlich aus der Öffentlichkeit verschwinden (und da ist es mir egal, ob sie sich von der Toxizität eingeschüchtert fühlen oder sonstwas). Solche Leute braucht man ebenso wenig wie jene, die sich Foltermethoden für Ärztinnen oder andere ausdenken. Ja, nicht mal den Karl darf man so angehen, auch wenn ich ihm durch seine ständigen Lügen, Beschwichtigungen und hinterfotzigen Pläne sonstwas an den Hals wünschen würde. Ich baue jetzt mal darauf, dass die Gesellschaft einen Selbstheilungseffekt einleitet und nicht wieder irgendein Scheiß passiert, der die schwierigen Bemühungen um Rehabilitation umgehend wieder zunichte machen. Und dazu gehört auch, dass sich das Karlchen einfach von selbst in die hinterste Ecke drängt, weil er einfach allen auf den Nerv geht und endlich als die Diktatorenfigur wahrgenommen wird, die wir, die Ungeimpften oder sonstwie Benachteiligten, ständig vor uns sehen.
Dann erledigt sich das Ganze wie von selbst, und wir können so allmählich mal wieder da hinkommen, wo wir hin sollten – zu Besonnenheit, Lebensfreude ohne übergriffige Bedingungen und die Eigenverantwortung, die uns zusteht. Denn wenn man es so sehen will, stehen wir alle unter der Fuchtel des Staates im gesamtheitlichen Coronaregimes, weil ein paar Übersensible nichts selbst auf die Reihe bekommen und immer noch ein Trara für tausend machen. Das werden noch ereignisreiche Monate werden.
Kommentar schreiben