Mr. Ungestüm hat mal wieder zugeschlagen. Für die Akte: Wenn man eine Leiter herumschleppt und eine Treppe herunterächzt, sollte man nicht vergessen, dass diese Leitern Gummifüße haben, die an den Stufen hängenbleiben können. Klar, ne? Leiter macht einen Bogen, ich ´nen stolpernden Abgang und Bekanntschaft mit dem Betonpfeiler direkt vor dem Treppenaufgang. Glück, weil wenn der nicht da gewesen wäre, wäre ich volle Länge auf den Boden gefallen und die Leiter irgendwie mit mir oder auf mich. So erwischt mich das Kraxelinstrument „nur“ an der Hand. In dem Moment dachte ich: „Toll, ausgerechnet wieder die Hand, die einen Trümmerbruch im Handgelenk und Bruch eines Mittelhandknochens durch hat.“.
Bei zweitem Unfall erinnere ich mich noch, wie das war. War ca. vier Jahre her. Schmerzte erst langsam, dann etwas mehr, eher die dumpfe Variante von Schmerz, eine Stunde später war der Spuk schon wieder vorbei und ich kümmerte mich erst mal gar nicht darum. Arbeitete normal weiter, belastete die Hand normal und spürte erst mal nichts, bis ich dummerweise beim Fotoschießen ausrutschte und dieselbe Hand als Fallbremser gebrauchen musste. Da war der Schmerz wieder, dasselbe Drehbuch: dumpf, wenig, mehr, weniger. Diesmal jedoch mit stechendem Schmerz hinterher, und das länger und öfter. Ergebnis: Glatter Durchbruch des Mittelhandknochens, kleiner Finger. Das bescherte mir meine erste OP überhaupt, weil sie mir die Wahl ließen. OP und 4 Wochen Pause oder keine OP und 8 Wochen Pause. In der Zeit war ich noch quasi Prekärarbeiter gewesen mit Stress in der Birne. Ein Bruch? Der Super-GAU. Statt „Gute Besserung“ kam nur ein dummer Kommentar aus dem Büro. Da genoss ich die 4 Wochen Pause natürlich um so mehr.
Nachdem die Leiter also ihren Bogen machte und meine Hand hart küsste, verlief die Schmerzhistorie ähnlich. Die Handfläche wurde etwas dick, ich machte erst mal weiter meine Arbeit, beschränkte es jedoch auf leichte Sachen. Entschied mich aber dieses Mal, früher zum Arzt zu gehen, man hat ja die zwei Schrauben im Hinterkopf, die seit 4 Jahren im Knochen hängen. Wieder dasselbe Spiel? Also Ärzte durchgerufen, aber die haben Freitag Nachmittag keine Lust auf Patienten. Dann eben Krankenhaus. Nach der Arbeit dort hin, Daten aufnehmen und danach Durchleuchten bis auf die Knochen.
Zwischendrin mal wieder ein paar Eindrücke aus einer „kritischen Infrastruktur“ eingesaugt. Ein paar Notfälle werden versorgt, irgendwo piepsen Geräte, ein paar Angestellte wuseln durch die Räume. Ich hatte eher damit gerechnet, dass hier mega Stress an der Tagesordnung wäre, grimmige Gesichter und schnauzige Ansagen – aber nee, gar nicht, die Angestellten hier hatten sogar noch Luft für Witze sich selbst und lockere Sprüche mir gegenüber. Sehr angenehmes Betriebsklima, wie es schien. Das einzig Unangenehme war dann die Anamnese der Assistenzärztin. Nette Frau, nicht unnötig überempathisch, sondern erklärend und pragmatisch, aber dann beim Kneten der Hand und Fühlen der Knochenoberfläche schoss mir der Schmerz wieder hinein. Gnnnnrrrrr! Ja, okay, muss sie tun. Ertrage es.
Danach nur noch schnell in den Röntgenraum, Durchstrahlen und wieder raus. Zehn Minuten später dann die Diagnose: Glück gehabt. Nur eine Prellung. Thema erledigt, bitte noch ein paar Tage schonen, nichts Schweres heben und so. Joa, kann ich, nehme ich gerne mit. Schlussstrich ziehen, Thema ist durch. Die Befürchtung wurde keine Gewissheit.
Ich wollte es nur noch für die Woche in die Maschine hacken. Etwas Anekdotisches, Banales. Mein Selbsttraining in Sachen Smalltalk vielleicht, ich bin darin nicht gut. Der wichtigste Grund ist mir aber, dass ich momentan die großen Sachen gar nicht mehr hören und sehen will. Die drehen da draußen dermaßen am Rad, dass ich mir die Ohren zuhalten muss. So als wäre gerade Feueralarm ausgebrochen, und dieses 120-dB-Gejaule will einfach nicht aufhören. Die Gehörgänge schmerzen. Und auch, wenn sich das im realen Leben kaum bemerkbar macht, sind es die kleinen Dinge, die auffällig sind. Etwa – klar – die Masken. Immer noch laufen viele damit herum, aber wer bin ich, es ihnen verbieten zu wollen? Es sind eher die symbolischen Akte, Statements, die man sofort sieht. Bisher sind mir noch keine Konfliktsituationen untergekommen, aber man schlendert häufig durch die Regale im Supermarkt und bewertet das im Gesamten wie individuell betrachtet. Bei alten Menschen kann ich das noch verstehen, weil sie auch verstanden haben, dass sie eher gefährdet sein können als Junge. Doch auch die Jungen laufen damit herum. Oft die Bohnenstangen-Seitenscheitel-Studis, Hipster-Style-Schiebermützen-Heinz-Becker-Imitatoren-mit-Fleshtunnel-in-beiden-Ohrläppchen. Bei den Frauen häufiger die Wuchtbrummen und Spießergesell*_:innen, grünpolitische Aura und ferner klamottentechnisch ins queere, Antifa-linke Spektrum passend. Bei letzteren wahrscheinlich die Sorte, die man bei Twitter abfotografiert und sich selbst sarkastisch über deren irre Aussagen auslässt. Im Supermarkt siehst du solche nur mit Tunnelblick durch die Regalreihen huschen. Hilfe! Menschen! Virenschleudern! Kusch! Weg! Triggerwarnung. Trauma. Den Ärger auf Twitter breitgetreten – Stoff für mich, um sich weiter darüber lustig zu machen.
Da ist noch einiges an Überbleibseln geblieben aus der C-Krise. Unglaublich, dass man unseren germanischen Untertanen diesen Blödsinn so effektiv aufschwatzen konnte und die das noch mit fünf Ave Marias besingen. Da ja jetzt ein anderes Krisenthema trendet, versucht man sich noch mal in Hashtag-Kampagnen - #WirwollenMaskenpflicht. Als ich mich durchscrolle, ist das Thema aber schon massig von jenen gekapert worden, die sagen: „Tragt doch weiter eure Masken, aber lasst die, die es nicht wollen, in Ruhe.“ Ein letztes Aufbäumen gegen diesen zwiespältigen Status Quo, eine Pflicht zur Empfehlung einzustufen und dann wieder die Pflicht einzufordern, weil man die nackigen Fressen nicht erträgt, klingt schon nach Verzweiflung. Wenn es wirklich nur dazu dient, solche zu ärgern, soll´s mir recht sein, dass es bleibt wie bisher. Doch hängt man sich noch vorsorglich daran auf, dass im Herbst die Pflicht wieder eingeführt werden könnte, als Serviertablett für die Pflichtfans. So lange die noch ihre Übergriffigkeit anwenden dürfen, dürfte hier keine Ruhe einkehren, und wie lange das noch anhält, will sich keiner ausmalen, der das ablehnt.
Da das im Moment ein bisschen zu verwelken droht und nicht mehr auf 100 % läuft, zieht man wohl eine Ersatzkrise aus dem Halfter und schießt frisch gestärkt in der Gegend herum. Und plötzlich kann Olivgrün auch mit dem Covid-Erzfeind FDP. Zotteltoni Hofreiter und Hasslehrerin-Lookalike im Mannweibsmantel, Strack-Zimmermann - derselbe Tonfall. Lass es Waffen auf die Ukraine regnen, auf dass sie Putin ruinieren mögen. Was das mit sich bringt, zuhause, wo das Werbeprospektschmökern bei den Preisen keinen Spaß mehr macht, ist ihnen alles egal. Da entscheiden mal wieder wenige über ganz viele, und die sollen das ungefragt schlucken. Alles mit Moralgeschmack. Kuchen essen und schwere Waffen für den Volksfrieden. Ernsthaft: Was für Nulpen sind da in der Öffentlichkeit gelandet, und was für Nulpen beklatschen das auch noch? Da wandeln sich diejenigen, die beim C-Thema noch vernünftig klangen, wie vom Affen gestochen in diejenigen, die sie vorher noch belächelten. Im Moment passen Grüne und FDP beim Ukraine-Thema jedenfalls wie Topf und Deckel zusammen.
Besorg mir mal jemand eine Puppe mit Kopfschüttelfunktion. Ich habe mich mittlerweile leergeschüttelt. Rien ne vas plus. Nichts geht mehr. Die Kugel rollt und wir machen all-in. Wir pokern um unseren Wohlstand, wegen und gegen Putin. Den wir schon jahrelang auf dem Kieker haben, und jetzt liefert er selbst mit seinem Angriffskrieg die Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen... indem wir uns selbst schaden. Und keiner merkt´s. Als Puffer kommen noch Nachhaltigkeit und Energiewende als Schallwellenschlucker dazwischen, dann klingt es sogar noch wie angenehme, musikalische Berieselung. Niemand achtet mehr auf die Texte, sondern will nur die 3-Akkorde-Tanznummern haben. Selbst wenn in Texten von Ritualmorden die Rede wäre, würde sie niemand mehr zur Kenntnis nehmen, wenn die Lyrics nicht noch mit der Bühnenshow bebildert würden. Man kann drauf abfahren, das reicht. Und kann Kacke als Kunst verkaufen. Oder eben Gewalt durch Waffen (beziehungsweise nur die Bereitstellung solcher) seitens der NATO als humanistischen Akt. Oder Maskenpflicht. Impfpflicht. Bombing for peace. Freiwillige Zwangsimpfung. Maskenpflicht für die Freiheit. Leute, ihr habt einen gehörigen Dachschaden erlitten. Was anderes fällt mir nicht mehr ein, bei aller Liebe zum Differenzieren.
Schluss. Aus. Ich bin raus. Meine Pumpe muss nicht wieder auf Hochtouren fahren. Ich kümmere mich jetzt um meine Hand, die schmerzt ein wenig vom Tippen.
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epikur (Sonntag, 24 April 2022 13:26)
Gute Besserung!
Wer Maske trägt, verhindert die 300 Toten am Tag!
Jeden Tag sterben in Deutschland rund 2.500 Menschen. Da werden Menschen mit schweren Vorerkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert, dann wird schnell ein Test gemacht und schwupp, ist er ein Corona-Toter. Und seit wann hat die Maske überhaupt irgendetwas verhindert? Wir hatten weltweit mit die repressivsten Maßnahmen und die "Zahlen" waren trotzdem hoch. Das zeigt doch, wie toll sie gewirkt haben.
Aber was rede ich, das alles kommt bei der Corona-Sekte nicht an. Es ist ein Kult. Und die wollen ihre Maske, weil sie glauben, dann zu den Guten zu gehören.
Sascha (Sonntag, 24 April 2022 19:07)
@epikur:
Danke für die Genesungswünsche, geht nach zwei Tagen sogar wieder ganz gut.
Zu dem Maskengewäsch ist, glaube ich, alles gesagt. Man müsste höchstens mal herausarbeiten, wo man die triggern kann, ohne dass sie sich noch eine Ausrede zurechtschneidern könnten. Auch da kämpfen sie "bis zum bitteren Ende" gegen die Realitäten. Und was "die Guten" betrifft - für mich sind das arrogante Fatzkes, Besserwisser. Kann man nur noch ignorieren und auslachen, wenn´s drauf an kommt. Eine andere Lösung fällt mir nicht mehr ein. Bei aller Liebe.