Irgendwann musste es mal passieren. Bisher war mit noch keine Person untergekommen, die mich bezüglich übergriffig geworden wäre, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis es auch mich erwischt. Am Donnerstag dann, in einem dummen Moment von dreh-dich-vorher-um-bevor-du-deinen-Impfstatus-preisgibst, gerate ich an eine lange Dürre. Die hätte ich nach dem Vorfall auch gerne in die Wüste geschickt, wo sie hingehört, aber ich hatte vorher angenommen, dass die Frage „Wer ist hier ungeimpft“ von der netten, älteren Dame im Pförtnerhäuschen ausgegangen wäre. Nein, ich gerate dagegen an die lange Dürre, aufgebretzelt und von Gesicht her tatsächlich geeignet als Double von Sawsan Chebli.
Die Echte von den beiden hatte gerade kürzlich Roland Tichy eine eingeschenkt wegen irgendwas Sexistischem. Fragen Sie mich bitte nicht – ich habe es gelesen, aber auch gleich wieder vergessen. Alleine, dass ich die Aussage überhaupt erst nach drei Artikeln konkret entdeckt hatte, spricht für mich nicht gerade für einen Skandal schlechthin. Es ging natürlich wieder nur um den Symboleffekt. Tichy hätte dagegen gerne mal den Schnabel halten und nicht auf ihrem Geschlecht oder der Persönlichkeit herumdreschen sollen, andererseits gibt es mir zu denken, wenn man heute wegen jedem scheiß Spruch Unvorsichtige vor den Kadi ziehen könnte.
Das Chebli-Lookalike hingegen hatte mich hingegen kalt erwischt. Ich bin mit meinem Kollegen so halb in die Arbeit vertieft, da ruft sie obige Frage in den Raum. Ich muss mich irgendwie bemerkbar gemacht haben, da war ich schon im Netz der Schwarzen Witwe, und die giftete mich gleich völlig ironiefrei mit einem wohl einstudierten Satz an: „Ach, auch so ein Impfgegner.“. Gut, ich versuche dann mal auf die Diskursebene zu wechseln und entgegne ruhig, dass ich nur ein Neuer-Impfstoff-Skeptiker bin. Da war es allerdings schon zu spät. Da haute sie noch eine Satz obendrauf, der mich ein bisschen auf die Palme und in Bedrängnis brachte, nämlich dass ich unbedingt eine Impfung bräuchte. Was geht sie es an, was ich bräuchte? Punkt. Also war ich raus. Ich wollte auf dieser übergriffigen Ebene nicht mehr diskutieren und eigentlich nur noch meine Ruhe, weil ich ahnte, was kommt. Sie ließ wie erwartet nicht locker, brabbelte noch irgendwelche x-mal gehörte Anklagen in meine Richtung. Auch die habe ich ausgeblendet, mir war´s zu doof und spuckte auch noch ein paar Phrasen raus, wollte es in dem Moment nicht wahrhaben, dass die mir hier sonst was vorschreiben wollte. Ich dachte nur in einem richtig bösen Moment, dass wenn ihre Hirnleistung dem Volumen ihres Hinterns entspräche, hätten ja so manche Armutsbedrohten in Afrika Mitleid.
Okay, das blieb dann noch den Tag über an mir hängen – es war mein erstes Aufeinandertreffen mit solchen Klischeeimpfjünger:innen. Ein wenig hatte ich mich auch über mich selbst geärgert, weil ich zuallererst in geistiger Halbumnachtung auf die Eingangsfrage reagiert hatte. Und im Grunde etwas gereizt reagiert dazu, weil mir die Woche auf politischer Ebene wieder viel abverlangt hat. Diese Impfpflichtdebatte setzt mir dermaßen zu, dass ich doch sehr emotional darauf reagiere. Ich will die Nadel nicht, aber wenn ich muss, dann will ich etwas, was noch nicht verfügbar ist. Ein ewiges Tauziehen, eine Schlammschlacht sondergleichen, und gerade die SPD gibt mir gerade genügend Gründe für cholerische Anfälle. Man kann tatsächlich mit dem Finger Geiersturzflug spielen und den Geier dann auf irgendeiner Figur in der Fraktion landen lassen, und man trifft immer eine Person, der man ihr arrogantes Gehabe in einen Scheißhaufen drücken könnte.
Mir passt es selbst nicht, derart drastische Worte zu wählen, aber was die Damen und Herren Genossen da gerade treiben, verkünden und beschließen, kann man eigentlich nur noch mit Wahnsinn bezeichnen. Na ja – die Gedanken sind frei. Und wenn ich die hier plastisch aufschreibe, dann kann ich mich noch auf meinen Anstand verlassen, es nicht durchzuziehen.
Natürlich stehen an der Spitze meiner imaginären Haufenkandidaten Scholz und Lauterbach. Scholz kommt mit einem für ihn typisch unklaren Gewäsch daher, da denke ich immer an Menschen, die herumdrucksen und nicht mal zur Sache kommen. Blabla und hähä freundlich, ein Charisma, als hätten Sascha Grammel oder Michael Hatzius gerade gar keine Lust auf Bühnenshow und würden ihr Programm völlig niedergeschlagen herunterleiern, so dass ihre Puppen nichts Lebendiges an sich haben. Die Scholz-Puppe, Mund auf, Mund zu, klapp, klapp, klapp. Und leiern kann ja auch das Karlchen ganz gut. Dass er nun seit seinem Amtsantritt völlig kirre geworden ist und sich nun völlig und ständig widerspricht, dürfte wohl dem Ministerstuhl geschuldet sein – man riecht förmlich den Gestank der Verantwortung, der nun auf ihm lastet. Wenn das so weitergeht, fällt nun jede neue Ankündigung wie Impfpflicht oder sonstige Sperenzchen bald alleine durch die Uneinigkeit der Ideen in zwei Gehirnhälften ein und derselben Person. Ja, da rieche ich Lunte, und nicht zu knapp. Smells like Angstschweiß.
Und nicht nur gefühlt scheint das alles zu kippen. Schon juristisch ist die Sache heikel genug, und um uns herum fleddert auch schon das Blattgold von der Oberfläche ab, da dreht vielleicht sogar der persönliche Moralkompass unserer Politclowns völlig durch. Eigentlich gut so, und doch zermürbt mich gerade jetzt dieses Desaster an Beschlüssen und das nochmalige Anziehen der Daumenschrauben. Ja, wie oft will man denn noch anziehen? Und was geht da noch? In BW gilt jetzt FFP2-Maskenpflicht im Supermarkt – DAS geht noch. Und noch eine Ausgangssperre für Ungeimpfte obendrauf. Ich lese über so manche Begründung, die ich gar nicht mehr wissen will. „Wegen Omikron“ und „vorsorglich“ irgendwas – ach, halt endlich die Klappe, Winfried. Meine Damen und Herren, wir verlassen soeben die rationale Hemisphäre. Herr Kretschmann, sehen Sie diesen Scheißhaufen? Der wirkt auch bei den Grünen.
Meinen persönlichen On-/Off-Zustand habe ich nicht nur den Hiobsbotschaften zu verdanken. Es gibt auch Gutes zu berichten, und das beeinflusst auch meine Tageslaune ziemlich stark. Nach der Ankündigung Nancy Faesers und auch der SPD allgemein, sich dem Rechtsextremismus mehr anzunehmen, kommt gleichzeitig die Retourkutsche in Form des Verfassungsschutzes und der Bundesanwaltschaft obendrauf und zeichnen ein ganz anderes Bild – Islamismus scheint mit Abstand das größte Radikalisierungsproblem zu sein, dahinter Linksextremismus und dann erst der Rechtsextremismus. Huch, dachte ich da nur, und eine weitere Grafik zeigt die Gewichtung von einzelnen Straftaten. Rechte greifen schnell zu körperlicher Gewalt, Linke sind darin aber auch nicht zimperlich. Linke scheinen dagegen mit Abstand die größeren Pyromanen zu sein, und bei geringeren Vergehen zeigen die Kolumnen eher auf links. Da passte es wie die Faust auf´s Auge, dass die Polizei Sachsen Gegendemonstranten mit einem „Querdenker töten“-Banner rüde von der Straße geschubst werden – und schon ist in der Blase links ausnahmsweise das Geheule riesengroß. Wie immer ist das Karma eine Hure. Ich zucke nur mit den Achseln, weil das Endlosthema Extremismus und der Schrei nach Intervention nie eintreten darf, wenn man selbst betroffen sein könnte. Von mir aus können sie jeden ausgewiesenen Nazi ebenso angehen wie ihre linken Pendants. Oder sich zurückhalten. Aber wegen ein paar wenigen die restliche Meute mit zusammenknüppeln? Nein. Definitiv nicht. Versammlungsfreiheit gilt für jedermann/-frau/-dings.
So darf ich erleichtert sein, dass der Diskurs sich, zwar im Schneckentempo, aber nun endgültig wieder auf offenes Terrain begibt. Ich kann die Skepsis mancher dennoch nachvollziehen, man traut dem Braten noch nicht. Ich hatte mich nur früh darauf gefreut, als der Zahlenskandal in Bayern, Hamburg und Sachsen publik wurde und das auch nicht einfach so weggewischt werden konnte. Aber an die Skeptischen da draußen: Jetzt nicht nachlassen! Gerade jetzt ist die Stimmung in dem Zustand, dass man sie aufgreifen und vollständig umwerfen kann. Das Narrativ wankt gehörig!
Und das hält mich zusätzlich davon ab, die Parteien in den Scheißhaufen zu drücken. Das Karma tut wieder seinen Dienst. Viel zu lange haben wir uns dem Angsthasenmodus ausgesetzt, während schon lange nichts mehr davon gerechtfertigt war. Und während sich unsere Politikdarsteller erfolgstrunken dazu berufen fühlten, in die Vollen zu gehen, blendeten sie das Risiko aus, dass schon länger die allgemeine Akzeptanz für Restriktionen auf der Kippe stand. Wir müssen nur noch abwarten, bis wir völlig isoliert mit „unserer“ Angst dastehen, dann kann das auch keiner mehr ignorieren geschweige denn fundiert rechtfertigen. Und da kann Frau Chebli-Klon mir nichts mehr anhaben. Sie wird bald ihr freches Mundwerk sowieso bald verstummen, wenn alles vorbei sein wird.
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