Einiges hat sich bewegt in den letzten Tagen und Wochen. Die Vernetzung via Telegram läuft wie am Schnürchen, und sie hat – wie nun vermehrt behauptet wird – nichts mit Umsturzfantasien und Mordplänen im gewalttätigen Sinn zu tun. Die Leute posten nur Termine und Plakate online, rufen auf, rauszugehen, Stimme und Anwesenheit zu demonstrieren. Geben Tipps zum Umgang mit der Polizei. Skandieren ein paar Parolen. Die, die sie vielleicht draußen ebenso skandieren würden.
Am Montag haben wir erst mal gar nichts skandiert. Ca. 100 Menschen haben sich in Schwetzingen beim schönen Schloss versammelt, um spazieren zu gehen. In der Kulisse von Weihnachtsbeleuchtung und Lichtershow, die an die Schlosswände projiziert wurde, wirkte das tatsächlich mummelig, weihnachtlich. Nur die Personalstaffage davor – die war nicht so schön. Ein Trupp Polizeibeamter hatte sich schon in Stellung gebracht, als gegen 19:00 Uhr einige Teilnehmer wie aus dem Nichts auftauchten und sich sammelten. Dass zuvor eine Verordnung des Landes Baden-Württemberg erlassen wurde, nicht mehr als 50 Spaziergänger zuzulassen, wurde uns von einem älteren Herren verkündet. Wir sollten uns entsprechend daran halten – Ausloten von Grenzen. Als wir uns in Bewegung setzten, bauten sich die Polizisten sofort drohend auf. Das schien so einige zu beeindrucken, die entweder umdrehten oder in einer Seitengasse verschwanden. Etwas chaotisch, und durch den spontanen Charakter wusste niemand so wirklich, wie adäquat darauf zu reagieren wäre, also verlief sich die Gruppe schnell, und so wurde der Spaziergang zu einem individuellerem Vergnügen. Alle liefen kreuz und quer, aber auf einer mehr oder weniger vorgesteckten Route – Schlossplatz, Flaniermeile und ein kurzes Stück Fußgängerzone. Einige mit Kerzen „bewaffnet“.
Es war kein Vergleich zum Massenaufkommen wie in Mannheim die Woche zuvor. Da meine Partnerin und ich diesbezüglich noch in der Findungsphase sind, hingen wir uns einfach nur still an den Rockzipfel der Teilnehmer und schauten mal, was passiert. Irgendwie war es ja auch dann ein Spaziergang, nur vermisste ich diesen Effekt, der entsteht, wenn viele als Masse die Straßen mit ihrer Botschaft markierten. Der übermäßige Respekt vor der Polizeipräsenz tat dabei ihr Übriges. So entstand der Eindruck, die Innenstadt von Schwetzingen wäre etwas mehr als sonst mit Passanten gespickt. Ein bisschen schade war es schon, passend zum Stimmungsbild setzte dazu noch Regen ein. Egal. Wir hatten auch hier unsere Schuldigkeit getan. Wir waren draußen, wir haben unsere Meinung still kundgetan.
All das, was sich in den letzten Wochen entwickelt hat, ist eine Dynamik, die man sehr zwiespältig wahrnimmt. Da werden Maßnahmen verschärft, dass sich die Balken biegen, und jeder kleine Fitzel Verschärfung bewegt sich immer näher zur „roten Linie“, einem Kipppunkt, der Demokraten zu Autokraten macht. Nun können die „Hocheskalierer“ nicht mehr viel tun, um im demokratischen Rechtsraum zu verbleiben. Da ist doch eine Obergrenze, die endlich dafür sorgt, die öffentliche Debatte in die Gefilde zu zwingen, wo man sich fragen muss: „Was darf man in einem Rechtsstreit noch tun, ohne autokratisch zu werden?“
So manchem öffentlich akzeptierten Megafon-Schwinger scheint das egal zu sein. Ein Montgomery und auch einem Söder scheint fast schon jedes Mittel recht zu sein, den Diskurs abzuwürgen. Dabei übersehen sie geflissentlich, dass sie sich gerade auf einer Rasierklinge bewegen, die man vor einem, anderthalb Jahren noch irgendwie im Beschlussrahmen begründen konnte. Nur jetzt haben sich die Vorzeichen geändert, und die Herren geraten mit ihrer Eskalationsstrategie immer mehr unter Druck. Da hilft auch diese bodenlose Arroganz, die sie an den Tag legen, ebenso wie eine erneute Falschrechnung von Zahlen zur Erfassung von Impfstatus und Hospitalisierung. Das ist kein handfester, groß wirksamer Skandal, aber ein weiterer Baustein in dem Turm von Skandälchen und Spielereien, die sich nun zu einem beachtlichen Haufen auftürmen. Das kann man nicht mehr ignorieren, und Omikron hat nun auch nicht mehr den Zündstoff, die x-te Welle und Beschlüsse zur weiteren Aufrechterhaltung der überdrüssigen Notlage zu rechtfertigen.
Trotz der Versuche, Omikron noch weiter als Szenario aufzubauen, scheint sich über dem Alarmismus eine Parallelpolitik zu entwickeln. Der Kauf von Paxlovid etwa ist ein Indiz dafür. Die Pille zur Eindämmung schwerer Symptomatik ist nicht mehr der Versuch, „vor das Virus zu kommen“. Ist nun endlich die Erkenntnis eingetreten, dass wir das Virus nicht mehr loswerden? Es bricht alles zusammen, vor allem eine ganze Strategie von Zerocovid-Anhängerschaften, die etwa in Mannheim am Montag ein paar verlorene Seelen immer noch nicht ad acta gelegt hatten, als hunderte, tausende Gegendemonstranten eher für das Gegenteil stritten. Dass es keinen Sinn mehr macht, Ausrottungsfantasien weiter voranzutreiben. Kurz eingeschoben: Wo ist eigentlich Melanie Brinkmann abgeblieben? Hat sie sich selbst zurückgezogen oder wollen ihr die Medien nicht mehr zuhören? Zugegeben: eine Revolution geht hier noch nicht vonstatten. Aber die Zeichen stehen hier deutlich auf Aufbruch. Bis der wirkliche Umbruch geschieht, müssten die Anzeichen zur Realität, zum obersten Narrativ, aufsteigen. Aber auch hier gilt zuerst: der Weg ist das Ziel.
Die Forderungen und neuen Beschlüsse wirken momentan wie ein letztes Aufbäumen unter dem Deckmantel des Machtbesitzes. Es bleibt abzuwarten, ob sich etwa die Münchner nach ihrer imposanten Arm-im-Arm-Rammbock-Aktion von Spaziergangsverboten beeindrucken lassen. Gerade Bayern, und konkret die CSU, prescht aktuell in jeder solcher Verschärfungen vor und holt sich postwendend Watsch´n ab. Wer hätte das gedacht...
Ich kann nur mutmaßen und auch leider nicht in die Glaskugel schauen, aber die Eindrücke der letzten Zeit stehen eindeutig auf Drehung des Windes. Dass sich gleichzeitig die größten Scharfmacher in der Debatte um Kopf und Kragen reden, ist erst im Anlauf begriffen, aber es kann nicht mehr geleugnet werden. Genauso die Forderungen nach 2G überall, allgemeiner Impfpflicht, harte Sanktionierung von Ungeimpften – demnach auch das Narrativ von „Tyrannei“ und „andere schützen“. Die Wahrheit, die bisher durch menschliche Machteinwirkung verdeckt, verbogen und verleugnet wurde, durchfurcht nun sichtbar alles, was sich Politik und Medien bisher als roten Teppich ausgelegt hatten, um ihre Füße zu schonen. Die Risse sind so sichtbar, dass man jeden noch so scharfen Brüller nur noch einem irakischen Informationsminister in den Mund legen kann, der, selbst wenn hinter ihm schon Bomben einschlagen, noch behauptet, dass der Feind nicht in seiner Stadt angekommen wäre.
Gut. Innehalten. Was war das für ein Jahr, und ich denke, ich spreche für viele, wenn ich meine, dass 2021 ein noch heftigeres Jahr war als das Jahr zuvor. Man mag es kaum glauben, aber wie sehr man sich vom Exportweltmeister zum Maßnahmen-Vizeweltmeister mausern kann – das muss man erst mal verdauen. Ich bin dankbar für die Woche Urlaub, weil außer Bereitschaft keiner arbeitet. Lohnt nicht, zu viele Lieferungen sind bekannterweise wegen asiatischer Lieferschwierigkeiten liegen geblieben. Wir hoffen auf Anfang Januar.
Für mich selbst - um das mal festzuhalten – war Corona ein guter Aufhänger, um meinen Blog endlich durchstarten zu lassen. Natürlich muss man darin zuerst einen Weg finden, und ich rutschte ziemlich unbefleckt in eine Szene hinein, die auf den ersten Blick jeweils autonom zu agieren scheint. Aber das Gute daran: da ist durchaus Dialog vorhanden. Lesen, Kommentieren, Verlinken – gefällt mir! Facebook wird mir hingegen immer zwiespältiger, ekliger. Löscht Bilder aus Filmen, die ich poste und verweigert mir daraufhin Funktionen. Gut, Werbung schalten ist jetzt nicht mein Ding, daher betrifft es mich nicht. Aber alleine die Löschakrobatik, die das Drecksportal so übermotiviert absolviert, nervt mich immer mehr. Dazu sinnlose Debattenansätze, die häufig im sich mittlerweile eingravierten Bullshit-Bingo-Verfahren verheddern. Die Top 3 unter den Bingo-Kommentaren:
-
Blödsinn
-
Unsinn
-
Bullshit
Ich will das jetzt nicht empirisch erheben, aber gefühlt war das die zahlreichste Entgegnung in der Diskussionsarena. 2021 war, und das besonders nach der Welle von Ausgrenzungstiraden seitens der Medien, diesbezüglich sehr bedeutungsschwanger und für mich die eigentliche Zäsur. „Auf sie mit Gebrüll!“, kreischten sie, und der Mob brüllte.
Gut, dass es die Blog-Liga gibt. Kein Facebook, wo Impflinke ihre Agenda unter dem Mäntelchen ihrer Algorithmuskumpels heraushauen können, ohne belangt zu werden, und auch kein Telegram, wo mir so mancher Post zu weit vorgreift und eher wie eine Sorge denn ein Fakt darstellt. Im Blog-Universum kann man das alles etwas stoischer angehen, lesen, wirken lassen, reagieren (oder eben nicht). Fällt mir einfacher als diese Instant-Empörung und umgehende, wütende Niedermähung, nicht nur, weil man da meinungstechnisch ähnliche Positionen vertritt, aber man kann wenigstens diskutieren, als sich von einem eifernden „Faktenchecker“ einfach nur widersprechen lassen zu müssen. Dass sie dabei auch nur ihre eigenen Artikel als Quellenverweis herauszieht, sollte selbstredend dafür stehen, wie selbstverliebt sie ihre lückenhaften Erkenntnisse breittreten. Auch da bin ich dankbar für Kanäle wie Argonerd oder Henning Rosenbusch, die die Widersprüchlichkeiten trotz und gerade mit den „offiziellen“ Quellen ständig aufzeigen. Chapeau, Ihr unermüdliche Infojäger! Und natürlich auch an Sie da draußen, die meinen „Mist“ lesen und sich vielleicht sogar angesprochen fühlen.
Noch etwas zu meiner Person, was ich unbedingt noch loswerden möchte. Oft vergleiche ich meine schreiberischen Ergüsse mit denen anderer, nicht nur inhaltlich, sondern auch in meiner (Nicht)Fähigkeit zur Referenzierung oder Kontextuierung. Ich lese, trotz meiner Absicht dazu, nicht viel und kann nicht auf Knopfdruck die Leitliteratur heranziehen oder mir griffige Zitate/Phrasen aus dem Kopf saugen. Doch ist meine Stärke, leicht zu lernen, und das schafft man als Mittvierziger, nach meinen Erfahrungen, nicht mehr wie aus der Pistole geschossen. Ja, du Hubert, ich hinterfrage mich immer selbst, im Gegensatz zu solchen, die auf der Gegenseite Missionierungskreuzzüge und Unruhestifterei betreiben wollen, nur um den „Betriebsfrieden“ zu stören und Aussagen zu provozieren, die man dann per Screenshot in der eigenen Bubble als Beweis heranziehen könne (auch hierzu wieder das Zauberwort: Kontext).
Meine größte Erkenntnis, gerade im Kontext dieser aktuell wirren Zeit, ist die Notwendigkeit des Erkennens von Widersprüchlichkeit. Dass man bei offensiven Forderungen auch die Betroffenenperspektive einnimmt und damit den Offensiven gleich wieder die Bedeutung ihrer Agenda abschwächt. Ja, mich machen eklige Eltern betroffen. Und ja, ich verstehe so mancher Leute Verdruss, der sie in Gedankenhöhlen zwingt, weil man ausgegrenzt und isoliert wird. Das muss nicht heißen, dass ich das selbst schon durch gehabt haben musste. Ich hatte keine ekligen Eltern, denen ich den Tod an den Hals wünschen würde, aber die Gedankenhöhlen – die suche ich oft auf. Ob angeboren oder nicht, das weiß ich nicht so recht, aber es hilft, mehr das Ganzheitliche zu sehen und nicht die Elefanten-durch-das-Mikroskop-Version. Mehr asiatisch, weniger westlich. Kühl-analytisch, sagte mal ein Schreiberkollege, was ich mittlerweile gerne mal mit emotional aufgekochten Wochenschauen ausgleichen will. Kein Wunder, dass die Asiaten nachhaltiger wirtschaften als wir oder gerade die Amis. Heuschreckenplagen sind wir. Fräsen und fressen uns quer über´s Land und hinterlassen kahle Felder. Dieses Land, viele seiner Menschen, die scheindemokratische Entwicklung – all das ist mir fremd geworden, oder – offener gesagt – geht es mir nur noch auf den Sack. Das, was mir vorher schon zugesetzt hatte, kommt jetzt unter einem anderen Deckmäntelchen daher und verhält sich gar noch eine Schippe beschissener. Umbruch? Aufbruch? Progressiv? Nicht die Spur.
Der wirkliche Aufbruch passiert woanders. Auf den Straßen, wo sich nun immer mehr Menschen formieren, um dieser neverending story doch noch ein Ende herbeizuführen. Meine Hoffnung liegt auf vielem, was sich gerade einstellt – es ist ein anderes, besseres Gefühl als noch vor einem Jahr. Omikron könnte dieses Maßnahmentheater obsolet machen, die Impfungen sind im Begriff, ihre künstlich übersteigerte Relevanz zu verlieren, und die Menschen sind Gott sei Dank doch nicht in ihrer Schockstarre verblieben. Gute Anzeichen, die Mut machen. Auch Israel, denen wir bei der Strategie unentwegt hinterher gelaufen sind, scheint die Sinnlosigkeit der rigiden Strategie allmählich aufzugeben. Bleibt nur zu hoffen, dass auch wir dem weiter folgen.
In diesem Sinne – rutschen Sie gut ins neue Jahr. Geben Sie die Hoffnung nicht auf, auch wenn es düster aussieht. Bleiben Sie friedlich, aber bestimmt, wenn Ihnen der Wahnsinn zu viel geworden ist. Schöpfen Sie Kraft, besinnen Sie sich auf das Gute im Leben.
„Life is too good to be bad.“ War eine Textzeile, die ich in meiner Krachcombo verfasst hatte. Ja, das ist immer ein guter Ansatz, ein guter Vorsatz für ein spannendes 2022.
Kommentar schreiben
Cetzer (Freitag, 31 Dezember 2021 15:47)
"Heuschreckenplagen sind wir. Fräsen und fressen uns quer über´s Land und hinterlassen kahle Felder."
Ergänzend aus dem Internet: "Schwärme eine Form von kooperativem Verhalten [...]eher das Gegenteil ist, das die Heuschrecken antreibt: nämlich die Furcht vor Kannibalismus. Die Tiere mögen sich gegenseitig nicht, denn der größte Feind einer Wanderheuschrecke ist eine andere Wanderheuschrecke." Dann wird noch mit dem menschlichen Verhalten auf Autobahnen verglichen...
Also lautet der Beschluss, dass der Mensch Kannibalen-Witze machen muss.
Corinna (Freitag, 31 Dezember 2021 16:10)
Gefällt mir gut, dein Blog. Dein Jahresrückblick spricht mich auch an, allerdings bin ich weniger optimistisch, was das Aufbegehren der Menschen angeht.
Alles Gute dir für das kommende Jahr!
epikur (Samstag, 01 Januar 2022 17:11)
Willkommen in der Nachbarschaft! Ihre Texte gefallen mir gut. Ich habe Sie in die Blogroll aufgenommen. ;-)
Was 2022 angeht...hmm. Ich bin zwar vorsichtig optimistisch, was "Omikron" und den Widerstand angeht, glaube aber leider auch, dass die soziopathischen Politiker sich von nichts mehr beeindrucken lassen. "Keine roten Linien!" Eine Eskalation ist vielleicht sogar gewünscht, um noch härtere Maßnahmen, Bundeswehr im Innern etc. durchzudrücken. Es könnte aber auch endgültig dazu führen, dass ein Großteil der Bevölkerung dann vollständig aufwacht. Gleichzeitig müssen eben noch soooo viele eingekaufte Impfdosen unbedingt verspritzt werden. Und Pfizer/BionTech haben auch ihre "Interessen", die bedient werden müssen.
Letztlich steht und fällt alles mit den Massenmedien. Das war von Anfang an so. Macht sie weiter mit ihrem Bullshit-Panik-Bingo wird der Widerstand wachsen (erst Recht, wenn die allgemeine Impfpflicht kommt - vermutlich stufenweise). Mittlerweile sind die Massenmedien zur Realsatire verkommen. Die absurde "Omikron"-Panikmache hat nun jeder mitbekommen und sie war sehr entlarvend.
Ich rechne leider damit, in diesem Jahr meinen Job zu verlieren (bin pädagogische Fachkraft an einer Grundschule). Denn erpressen werde ich mich nicht lassen. Aber juristisch und mit allen mir verfügbaren Mitteln dagegen vorgehen. Das werde ich. Und ich rechne politisch mit dem Schlimmsten. Umso mehr freue ich mich, wenn die Corona-Horror-Picture-Show dann doch ein vorzeitiges Ende hat. ;-)