Weiter geht’s in der Borgsphäre. Ich bewege mich virtuell durch die dunklen, bedrohlichen Gänge des Borgwürfels, getaucht in giftig-grünes Licht. Ich laufe, ständig auf den nächsten Schusswechsel vorbereitet, an den Drohnen vorbei – an Entspannung ist dabei nicht zu denken. In diesem dauernden Zustand von Angst und der Gefahr, dass man mich als Gefahr betrachtet, bewege ich mich durch einen durchassimilierten Staat, in der tausende von Drohnen mich zwar erst mal ignorieren, aber bei jeder auffälligen Aktion zum Feind erklären und umgehend angreifen.
Nun muss allmählich das Thema Corona von dieser Situation entkoppelt werden, obwohl es das grundsätzliche Problem im Brennglas hält. Sicherlich ist es nur der momentan fokussierte Effekt einer gesellschaftlichen Entwicklung, die sich schon Jahre zuvor eingestellt hatte und mit der Krise einen vorzeitigen Höhepunkt erreicht. Da sich die Schlinge immer enger um meinen Hals zieht, werde ich aller Voraussicht nach unter diesem massiven Druck einknicken müssen und kann mich nur noch mit dem Umstand trösten, in diesem Wettbewerb so hartnäckig und legitim wie möglich gekämpft zu haben. Ich nehme es also letztlich sportlich, und ich kann mir mit meinem Reststolz auf die Fahnen schreiben, gut und lange im Spiel geblieben zu sein.
Ich hatte auch schon mit dem Gedanken geunkt, mich anzustecken. Meine eigene Masernparty zu organisieren und mich in ein Krankenhaus zu schleichen. Ab auf die Intensiv, verkleidet als Pfleger und mit einem an Covid-19 Erkrankten zu kuscheln. Ja, gut, es würde auch ausreichen, mal kurz beim Mark vorbeizuschauen. Einmal geherzt, und herzlich willkommen im Kollermodus. Aber da ich mit meiner prallen Physis leider Risikogruppierter bin und das ernst nehme, hatte ich keine Lust, dass ich dann als willenlos Beatmeter als Objekt für andere Masernpartysten herhalten zu müssen. Nein, bitte keinen Schlauch im Hals und dann noch von gestresstem Personal fehltherapiert.
Nun stecke ich aber in dem Dilemma, dass ich auch auf Genimpfung keine Lust habe und vom Scholz-o-Maten da hingepeitscht werden soll. Und das, noch bevor ich meine Bedingungen, einen Totimpfstoff zu bekommen, erreichen würde, zumindest kann ich gerade noch die Nase über Wasser halten, während der abgeriegelte Raum bis unter die Decke geflutet ist. Das heißt auch: ich bin bereit gewesen, bis hier hin zu gehen, doch für eine noch erträgliche Lebensfähigkeit nicht zum Äußersten zu gehen. Ich habe nicht mehr den Nerv, meine restlichen Jahre auf der Erde im Exil zu verbringen, und dabei heißt Exil nicht das Leben auf einer Insel, weg vom Geschehen und sogar einen sorgenfreien Alltag zu bestreiten. Für die Insel gilt 2G/3G. Die Hysterie zielt auf jeden Abweichler ab, und ich höre immer mehr von Leuten, die sich dieser Eskalation nicht mehr gewachsen fühlen und sich gesenkten Hauptes ins Impfzentrum schleppen. Verständlich, denn es beeinträchtigt auch so die Gesundheit, wenn man derart unter Strom steht. Ähnlich geht es mir im Moment auch, ich bin nur am Hadern und Verfolgen, wann es soweit sein wird.
Und das füllt mich, weiter gedacht, mit Sorgen für die Zukunft. Okay, diese Schlacht sehe ich jetzt als verloren an. Ich schwinge noch verzweifelt mit allerletzter Kraft mein Schwert in Richtung der Invasoren und kann dadurch nur noch die Zeit verzögern, bis ich an den Armen gepackt und ins Impfzentrum geschleift werde. Die Kräfte und Möglichkeiten sind fast am Ende. Doch wie wird sich das weiter entwickeln? Da die Rede vom Impfabo ist, wird man die Krise nicht so schnell als beendet betrachten. Und wenn doch, was kann man mit solch einem Psychodruck noch alles durchdrücken? Klimalockdowns? Sozialpunktesystem? Anordnung zum gesunden Leben? Verbot allem Unvernünftigen und Schädlichen? Genetische Geburtenkontrolle? Füge hier sonstiges ein, was mein dystopisches Hirnareal noch nicht in Form gebracht hat?
Ich glaube, dass auch hier wieder die Woken, jetzt, wo sie mit tatkräftiger Mithilfe der Politik und der Medien ihre erste, große Agenda durchgeprügelt haben, ihren nächsten Schlachtplan formen und diesen ebenso durchprügeln wollen. Das menschliche Verhalten ist insofern berechenbar, dass ideologische Erfolge beflügeln. Weiter so. Jetzt haben sie uns am Schlawittchen. Kleine Nadelstiche wurden ja schon gesetzt – Knallverbot an Silvester. Man schmeißt schon mal kleine Appetithäppchen Klimalockdown in die Manege. Man kann sich nach dem Coronaschock schon mal ausmalen, mit welchem Eifer sie uns bald noch zum Besserleben zwingen wollen. Und das Irre dabei: es gibt tatsächlich noch viele, die den Mist einfach so mitmachen. Natürlich alles für die Gesundheit, für den Planeten. Ein Dogma, das man früher von irgendwelchen Einzelpersonen kennt, die sich Kartons mit absurden „Das Ende ist nahe“-Sprüchen auf die Straße stellten – die sind jetzt ganz oben angekommen, lenken die Geschicke. Dass man sich dabei die Nicht-Mitmacher zum Feind macht, da kennt ein Scholz-o-Mat keine roten Linien mehr. Gnadenloser Nanny-Staat. Man prügelt uns zur Gewaltlosigkeit. Man zwingt uns zu deren Definition von Freiheit. Es ist ein Kult der Widersprüche. Und ich werde nicht müde, dies zu betonen.
Parallel zu Corona hat sich auch die Debatte um Gendern und Co. massiv verschärft. Die Ausgrenztaktiken kann man gerne als Vergleich übereinander legen, und sie führt oft zum Canceln. Sie geben es nur nicht zu, und da bin ich schon lange darüber hinaus, deren Abwiegelungen noch Raum zu geben. Es würde keine Impfpflicht geben (kassiert), man würde nicht ausgegrenzt (kassiert), man würde nicht gecancelt (kassiert). Das nervt mich noch am meisten. Den Unwillen, zuzugeben, was man tut, auch in Worte zu formen. Wahlweise auch andersrum. Sprache und Framing befreien sie dabei von jedweder Verantwortung, weil: wenn man totalitäres Handeln nicht als solches bezeichnet, dann ist es kein totalitäres Handeln. Es ist doch für die gute Sache, also ist es nicht totalitär, sondern notwendig, sagen sie. Das ist doch kein Zwang, sagen sie. Wer das kritisiert und ausgemustert wird, wird doch nicht vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, sagen sie. Man drückt sich, wie die Politik, um die Verantwortung, schiebt den Finger, der auf einen zeigt, von sich weg. Schuld ist immer jemand anderes. Oder, was ich in letzter Zeit auch häufiger lese: die Gesellschaft wird damit fertig oder sich darum schon kümmern. Klingt für mich, als hätten sie den Lynchmob schon in der Garage parat stehen.
Gedeckelt wird dieser Aktivismus nun auch von allen relevanten Seiten. Im öffentlichen Diskurs machen sich Politik, Medien und ganze Bevölkerungsgruppen zu Helfershelfern und Mistgabelträgern einer polythematischen Ideologie. Selbst Korrektive wie das Bundesverfassungsgericht oder der Ethikrat zeigen heute Schlagseite ungeahnten Ausmaßes. Ihnen vorsitzend sind nun Schachfiguren eigener politisierter Prägung. Der innige Parteifreund nimmt hüben, die bedingungslose Karrieristin drüben Platz, an den Schlüsselstellen, wo jeder Zweifel effektiv abgewürgt werden kann. Widerstand ist zwecklos, um im Kontext zu verbleiben.
Kurz umrissen: der Staat hat sich positioniert und jeden Hebel besetzt, der jede Eigenverantwortung mit Sperren verstellt. Wir wurden somit gekapert in einer beispiellosen Invasion kalter Krieger, in der es nur noch eine Option gibt: Anpassen oder Flucht. Ich höre schon die Gegenargumente: ein Staat ohne Regeln geht nicht. Auch eine liberale Demokratie kann nicht ohne Regeln leben. Natürlich ist das so, obwohl Anarchie auch seinen Reiz hat. Selbstverwaltet leben, zurück ins Zeitalter des Selbstversorgers, Herr über die eigene Lebensfähigkeit sein, und niemand hätte das Recht, darüber zu urteilen. Die einzige Rechtfertigung hätte man sich selbst gegenüber zu fällen. Bisher hatte niemand darüber nachgedacht, aus der Nussschale der Demokratie auszubrechen, weil sie alles an Regeln zum Wohl jedes Einzelnen in sich barg, und die Chancen, darin ein erfülltes und sorgenfreies Leben zu leben, standen gut bis nicht schlecht.
Nun scheint das gar nicht mehr so zu funktionieren. Wir haben die Annehmlichkeiten dem Profit oder der Übermoral geopfert. Alles zu teuer, sagen sie, doch wer hat denn behauptet, alles müsse auf Profit ausgerichtet sein? Sind wir nun Sklaven von Diagrammen und Zahlen geworden, die in ihrer Minderästhetik nur die Zwangsneurose bedienen, wenn sie ins Positive zeigen? Ähnlich auf Positivität gepolt wird alles, was Moral und Anspruch vertritt. Ansprüche sind jedoch kein Gradmesser für die Allgemeinheit, wenn sie zum einen hoch angesetzt werden oder gleich ganz Borg-like durchgedrückt werden wollen. Leider hat sich dieser Aktivismus verstetigt und wird nun im großen Stil angewandt. Das Perfide ist der unbedingte Wille, solche Utopien greif- und umsetzbar machen zu wollen, anstatt anzuerkennen, dass viele Ideen und Wünsche im öffentlichen Konsens bisher immer liegen geblieben sind. Erst recht, wenn in der Allgemeinheit schon ein Umdenken stattgefunden hat, der Aktivismus allerdings in seiner Ungeduld beginnt zu drängeln. Selbst der neue Oberolaf-Borg ließ das nicht mit sich machen, als er von respektbefreiten Klimaaktivisten im Willy-Brandt-Haus in die Zange genommen wurde. Es gibt also doch noch rote Linien.
Während ich in völliger Auflösung diese Zeilen einhacke, werden erste Beschlüsse zur Impfpflicht publik. Ein Grinsen legt sich mir auf das Gesicht, die Aufregung war vorerst für´n Eimer – die partielle Impfpflicht für relevante Berufsgruppen soll erst ab dem 16. März eintreten. Das heißt weiterführend, die allgemeine wird erst später kommen. Vielleicht klappt es doch noch mit meiner Vorstellung, dem Narrativ nachzukommen, ohne einen Gesichtsverlust erleiden zu müssen. Die rollende Borg-Walze wurde urplötzlich gestoppt. Die „red shirts“ wurden gerade noch von Jim Kirk vor dem Ableben gerettet. Trotzdem ist die Mannschaft bedenklich ausgedünnt worden. Die erfahrenen Offiziere haben zwar nun Luft zum Durchatmen, die Mission ist aber noch nicht beendet. Es wird noch lange Zeit dauern, bis die Ereignisse die Ansprüche übertönen.
Bis dahin sollte ich mir eine Strategie zurechtlegen, mit der ich mich bis zu einem gewissen Grad unantastbar machen kann. Bisher habe ich mich immer sehr viel in die allgemeine Debatte eingemischt, weil ich dachte, ich könnte noch etwas dazu beitragen, die Entwicklung ein bisschen zu erden. Jedoch wird mir mein „Feind“bild und das, was ich nicht will, zu mächtig. Ich habe mich übernommen, weil ich dachte, ich könnte auf höherer Schwierigkeitsstufe das Borg-Level absolvieren. Ich spiele solche Spiele zwar öfter, aber ich habe keinen Hang zum Masochismus entwickelt, der mehr mit Leiden zu tun hat denn mit Erfolgsversprechungen. Irgendwann ist das Maß voll, und der Punkt ist nun fast da. Man muss sich selbst eingestehen, dass Kämpfen zwar gut ist, aber es irgendwann autodestruktiv wird.
Ich stehe nun sehr nah an der roten Linie und kann nur hoffen, dass die neue Regierung selbst über ihre stolpert. Mehr geht nicht. Denn ist meine Utopie eine völlig andere – nur mit dem Unterschied, dass ich Zeit habe. Man kann nämlich auch die Dinge sich entwickeln lassen. Weil die Entwicklung nie stoppt, selbst wenn man sich dem Endziel nahe wähnt. Und so trete ich aus dem Scheinwerferlicht und lasse die mal machen.
Game Over.
(Noch ein persönlicher Disclaimer zum Schluss: Gut möglich, dass es Sie auch nervt, das x-te Mal über die Themen reden oder lesen zu müssen. Bei all der Mühe, auch mal was Positives herauszufiltern, kommt man nur leider nicht um das Thema drum herum. Aber auch bei mir muss der Dampf mal raus, gerade in dieser sehr schwierigen Zeit, die wirklich nicht zu meinen Gunsten verläuft. Es hat auch größere Auswirkungen als nur auf mein Wohlbefinden, denn wenn schon das alltägliche Leben aller so dermaßen unter Staatsfuchtel steht, würde man sich in die Tasche lügen, dass es einen nicht interessieren würde. Dafür müsste man schon sehr anspruchslos sein oder schlichtweg unendlich naiv. Trotz allem danke ich allen, die sich damit befassen und meine Empfindsamkeiten nachvollziehen können. Bleiben Sie gesund und vor allem kritisch!)
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