„Das Glück ist mit den Tüchtigen“ oder „Fortes fortuna adiuvat“ - das war bisher mein Credo in dieser Pandemie. Lange habe ich nämlich Schlupflöcher gesucht, die mich ohne großes Aufsehen von der Impfung abhalten könnte. Und bisher habe ich sie immer irgendwie gefunden. Was habe ich mir auf die Schultern geklopft... „Guter Mann, wieder ein bisschen Aufschub.“
Dass ich zwischendrin den Fehler machte, mich noch weiter in Zuckerbergs Flachpfeifendisco herumzutreiben, trieb mich dagegen später wieder zur Weißglut. Gerade dort, wo sich die coolen V-Leute aus Spackenhausen tummeln. So bekam ich deren „Bullshit“-Phrasen ständig vor den Latz geknallt, ärgerte mich natürlich auch ein bisschen darüber. Vielleicht über das Wörtchen „Bullshit“ (wird wohl Jugendwort des Jahres, wenn ich es noch öfter lese), aber wohl eher über deren Vorstellung von Konversation. Momentan entsteht eher der Eindruck, Facebook und Co. haben wieder nach einem Sommer der Löschwut Bock auf übelstes Gewäsch. Momentan wird weniger gelöscht, also gefühlt. Ich krieg das ja immer mit, wenn meine Mit"schwurbler" stumm werden oder in ihrem Möglichkeiten limitiert werden. Deutschland, das Land, in dem man gut und gerne zensiert.
Und da nun der nächste 2G-Oberhammer als Dreschflegel durch die Walachei geschwungen wird, trennt sich auch zweckmäßig weiter die Spreu vom Onlineweizen. Man lungert dann bei privaten Blogs und Magazinen herum, schließt die Tür hinter sich und genießt meist die Ruhe vom Geschrei „da draußen“. Das kann man gerne auf das echte „Draußen“ anwenden – kommt mir nicht unter die Augen, wenn ihr nur daran denkt, vielleicht eure Rotztiraden in meine Richtung auszuspucken. Die drohende Konsequenz daraus, frei nach Charlie Pedersoli: „Du musst einen Gemütsmensch mal so richtig auf die Palme bringen, dann wird dir was geboten.“
Das Hindurchschlängeln wird also immer schwieriger, und der Punkt, bis gar nichts mehr geht, ist in greifbare Nähe gerückt. Dazu das Geschrei. Ich kann gar nicht so viel schlängeln, wie ich kotzen möchte. Danke für die nächste Eskalationsstufe meiner geistigen Gesundheit, liebe Flachpfeifen. Wer hätte gedacht, dass die ganzen Antirassisten so schön faschistisch sein können? Hat jemand zufällig einen Dreschflegel zur Hand? Derweilen plane ich das Äußerste – wenn es im Alltagsleben wirklich spürbar würde, dass ich von Türschwellen geschubst werde und von eben solchen mit Fingerzeig öffentlich vorgeführt, habe ich vorsorglich den Dreschflegel gegen... neiiiiin, nicht gegen eine Schusswaffe, sondern mit einem vorverfassten Brief ausgetauscht. Der ist jetzt so weit fertig, und wenn es sein muss, schicke ich den an weitreichenstarke Medien. Im Grunde eine Heuchelei vor dem Herren, viel zu sauber formuliert gegen das, was ich hier gerne von mir gebe. Aber ich habe keine Lust auf Diskussionen auf dem Niveau, wer am besten in die Tiefe buddeln kann. Oder ich darf das auch, nur eben nicht, wenn ich etwas öffentlich machen will. Die Polemik spare ich mir für hier auf.
Vielleicht ist es aber nicht nur die Geilheit auf Kloppe, vielleicht ist da zu viel Angst davor, überführt zu werden. Dass sie als das entlarvt würden, wogegen sie eigentlich so viel Aktivismus hineinstecken. Das hat wohl zum Effekt „Gruppenkuscheln für Realitätsflüchtlinge“ geführt. Freedom Day der Geimpften, Karneval der Infektionsleugner. Die Pandemie war in den Köpfen der Freiimpfer schon vorbei gewesen, falsch genährte Hoffnungen, Pflichterfüllung mit offenem Ende. Es war wie eine Zwangsparty der Getriebenen, die die Flachpfeifendisco Clubbesuchern schmackhaft gemacht hat. Jeder kam mit diesem Versprechen im Hinterkopf, endlich frei zu sein, wenn sie sich massenhaft mRNA spritzen ließen. Ist ja nur ein Pieks. Und dann ab dafür! Tja, Pustekuchen. Clubs sind die größten Infektionstreiber („Ach, neeeee! Sag bloß!“), Massenveranstaltungen unter bestimmten Bedingungen auch. Das einzige, was sie jetzt von der Standpauke befreit, sind die üblichen Sündenböcke. Und selbst das scheint gerade in Gefahr.
Zur Belohnung werden sie auch nicht so hart bestraft wie jene, die einfach nicht dumm genug sind, sich anzustecken oder sich Trips einzuschmeißen für die nächste Massenpsychose. Fear and loathing in Germanistan. Zu spießig zum Leben, zu selten dämlich zum Sterben. Meine Ankunft in dieser Welt war zeitlich schlecht gewählt. Nun habe ich nach dieser größten Drogenparty aller Zeiten die ganzen paranoiden Drecksäcke vor mir, alle zombiemäßig mit ausgestreckten Armen auf mich zu delirierend, mit roten Augen als Indiz übermäßigen Bildschirm- und Vakzinkonsums. Alle infiziert und mutiert durch den neuen Virus Facebookeritis und Hirnvenenverknoddelung, und ich wandere ziellos umher wie ein Will Smith der Panikdemie – i am legend. Oder legion. Anonymous für´n Arsch, bis hierhin jedenfalls. So streife ich durch ein apokalyptisches New York, das Beton gewordene Zeugnis des Zerfalls alter Tugenden, und es wird lange dauern, bis die Natürlichkeit die Mauern mit ihrer Schönheit überwuchern werden. Und Tag für Tag muss ich bei meinen Streifzügen auf der Hut sein, hoffen auf irgendwelche Dreckslöcher, in denen man Ruhe und Energie tanken kann.
Bei der Masse des Wahnsinns, die da draußen auf der Suche nach Fleisch und Spritzen ist, gleich es einem Ding der Unmöglichkeit, diese alle folgenlos umgehen zu können. Alle dachten sie, sie würden nicht angesteckt werden, und jetzt? All diese „Nie wieder“-Skandierer, die #wirsindmehr-Heuchler, sie wähnten sich dem Status der Uninfizierbaren, und nun bin ich es, der irgendwie versucht, das Virus der Idiotie mit Versuchen an infizierten Ratten zu besiegen. Das Virus, das viel mehr grassiert als Corona – es hat viele Namen. Massenhysteria, Dumpfbackeritis, Wokera extrema, was auch immer.
Und kaum war ich des Wahnsinns näher, als mir lieb ist, erreichte mich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Novavax – kurz vor der EU-Zulassung. Wir sind mittlerweile im dritten Akt dieser Schmierenkomödie, und da überschlagen sich wie vorgesehen die Ereignisse. Wird alles wieder gut? Werden sie sich finden? Lebt der Held noch? Wir rätseln, ob die Handlung weitergeht oder die Credits laufen. Heutzutage muss man mit allem rechnen. Sollte nun alles laufen wie ich es mir wünsche, würde ich diese Leidenszeit als Teilsieg überdauern können. Ein hart erkämpftes Unentschieden, wenn ich mir ein bisschen Freheit und Schutz zu meinen Bedingungen erstritten konnte. Ich gebe mich jedenfalls nicht mehr der Illusion hin, ich würde die alten Verhältnisse wieder bekommen, es bleibt nur ein Weg.
Es ist hoffentlich ersichtlich, dass ich durch diese Schlacht gegen die Horde viele Kratzwunden erlitten habe. Eine dieser typischen Spannungsszenen, in denen der Held stolpert, eingeholt von einem Zombie, der in seiner Triebhaftigkeit das Fleisch in Bissnähe hat. Sich auf mich stürzt, nach mir greift, ansetzt, die Zähne in mein Fleisch zu rammen, es sind nur wenige Zentimeter zwischen uns. An dem Punkt befinde ich mich jetzt.
Kreisblende. Schwarzer Bildschirm.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass die Handlung fortfährt. Und der schlechte Film nicht damit endet, dass man sich als gebannter Zuschauer mit einem offenen Ende abgespeist wird. Ein anderer Ansatz ist der der beliebten Filmreihen, die neuerdings gerne mal gestreckt werden, bis es quietscht. Man findet sich dann im Harry Potter- oder Avengers-Universum wieder, die jeweiligen Finalfilme. In beiden Fällen darf mal so richtig und ausgiebig Trübsal geblasen werden. Etliche Minuten Ödnis, Geheule, Selbstmitleid. Nichts, was ich in einem Film unterhaltsam finde, und in einer Pandemiesituation schon gar nicht, vor allem in der Länge. Wir hätten diesen Quatsch echt nicht gebraucht, aber wenn die Voldemorts der Wissenschaft und Thanosse der Politik so dermaßen überdrehen und heiße Luft reinpusten, dass das Drama kurz vor´m Platzen ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als die Tristesse zu ertragen.
Am besten lässt sich die Situation mit der Murmeltier-Symbolik vergleichen. Sie als die Phil Connors des Pandemie-Schneesturms - sehen Sie sich Tag für Tag derselben Leier ausgesetzt, und wir hätten alle etwas davon gehabt, wenn wir die Krise als eine Chance zur inneren Einkehr genutzt hätten. Unseren Zynismus abzulegen, unsere falsche Empathie sein zu lassen, um nur irgendwann aus dieser Zwickmühle zu entkommen. Und dennoch kommt der Tag des nächsten Morgens einfach nicht. Weil die Kräfte, die uns in der Zeitschleife gefangen halten, immer noch nicht in die Normalität entlassen wollen. Und so befinden wir uns in der Depression der fünf Phasen der Trauer wieder, bejammern dadurch die Situation, derer wir schon lange überdrüssig sind: „Es wird kalt werden, und es wird grau werden. Und so wird es bleiben, für den Rest unseres Lebens.“.
Wir können nun diesen Zeitpunkt für uns deuten, wie wir wollen. Weder die Impffans noch die Gegner haben ihren Weg der Flucht aus dem Dilemma gefunden, wir stecken alle gemeinsam drin. Doch die Ideen für die Exit-Strategie liegt wohl weder im falschen Weg des Impfens noch im falschen Weg, gar keine Vorsicht mehr walten zu lassen, und hierzulande wird einfach keine weitere Möglichkeit angeboten, aus der Misere zu entkommen. Würden wir als Gesellschaft wieder eine echte Empathie in uns entdecken, die uns einte, ohne Hintergedanken, Missgunst oder sonstigen Todsünden behaftet, um in geordneten Bahnen durch die Zeitschleife zu tingeln, hätten wir die Macht zur Gestaltung der Krise gehabt und schon früh aus ihr heraustreten können. Stattdessen werden wir von Idioten von Phase zu Phase gepeitscht.
So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich dafür zu feiern, dass ich die Jahre 2020 und 2021 über gesund geblieben bin und meine Tüchtigkeit dafür loben kann, mich bisher dem zweifelhaften Ausweg der Gen-Piekse verweigert zu haben. Man kann es auch Glück nennen, und ich frage mich, wie lange dieses Glück noch anhält. So viel Selbstlob darf noch sein. Denn bisher musste ich nur online das Geschrei ertragen, draußen weniger. Ich hoffe, dass das so lange vorhält, bis meine persönliche Exit-Strategie auf den Markt kommt. Dann klappt es auch mit dem eigenen Happy End und meiner Hoffnung, dass es alle erleben dürfen.
Final sende ich schon mal aufbauende Glückwünsche nach Berlin – Sie gelten bald als genesen! Du weißt schon: Alle Honks und Honks*innen (mit Analsticker) werden dich jetzt beneiden. Karma is a bitch. Weiß jeder. Ist halt so. Ich werd´ eine Al Bano-Buddel killen, auf dein Wohl!
Bildquelle: Netzfund
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