Ein Esel nennt den anderen Langohr. Dass sich Politiker öffentlich darüber auslassen, über 2G nachzudenken und das auch schon teils durchzuziehen, dient nicht nur dem Gesundheitsschutz. Wie oft habe ich das schon kommentiert? Keine Ahnung, ich zähle nicht, aber oft genug. Nur klingt das bei ihnen nicht mehr bemüht sachlich-nüchtern, sondern eher nach Bröckeln der Schminke, die man sich auf´s Gesicht gespachtelt hatte. Oh je, so viele Pickel, ungeschminkte Gehässigkeit und Hässlichkeit. Der Kajal verschmiert, die freundliche Fassade erodiert, nun bleibt die blanke Attitüde, die man sonst lieber in den eigenen vier Wänden behält. Man könnte ja sonst was von ihnen denken, sagen sie immer, doch nun ist es ihnen egal geworden.
Nun fehlen wohl noch ein paar Prozentpunkte zur Freiheit, wieder keine absolute Mehrheit für das Impfmonopol. Man weiß sich nicht mehr zu helfen, also kommt jetzt das, was bisher immer funktioniert hatte. „Tyrannei!“ schreien sie jetzt. Die verwöhnten Kackbratzen krächzen die Spielwarenabteilung voll, sie wollen ihr Booster-Toy und verlangen vom Kumpel, dass er sich wenigstens das Basis-Set zulegt. Denn: Wenn Sie mit ihnen spielen wollen (oder sollen), ist das Voraussetzung. Ohne das neue Astra-Auto und der Biontech-Barbie brauchen Sie ihnen gar nicht erst anzukommen. Wer nix hat, ist nix.
Sie wissen, dass es helfen kann. Eine verzweifelte Friseurin hatte letztes Jahr auch so herumgeschrien, da wurde selbst Papa Söder weich. Jetzt ist aber auch wieder gut, ne? Genug Spielzeug gekauft, jetzt spiel auch damit. Ab jetzt haben sie wieder die Hosen an. „Du streckst deine Beine nicht mehr quer unter meinen Fliesentisch!“. Augenrollen meinerseits über so wenig Kreativität. Kein Argumentieren, nur Machtspiele, wer hier Eltern und wer Kind ist. Bei Helikoptereltern kann das auch mal ziemlich unklar werden, und nun haben wir eine Generation A wie Autorität, weil ihre Eltern zu sehr Freund und Freundin sein wollten. Die Kids litten sogar darunter und wollten lieber Mama und Papa haben. Kurz: sie wünschten sich das herbei, was wir und unsere Eltern endlich abschaffen wollten – das Patriarchat. Das bekommen wir jetzt postwendend zurück, mit dem Kuriosum, dass sich die Alten sogar von ihrem Nachwuchs daherschleifen lassen. Wokeness. Widersprüchlichkeit. Selbstzerstörung und Zukunftsaktivismus der härteren Gangart.
Wie reagiert man am geschicktesten auf sowas? Man spielt vieles durch. Ignorieren. Gegenrede. Beschwichtigen. Vielleicht auch Lachen. Spielt man das alles im Kopf durch, klingt es jeweils auf seine Art schlüssig, aber im zweiten Nachgang sieht man auch die schlechten Seiten. Ähnlich stelle ich mir Erziehung vor. Ich habe keine Kinder, aber ich hätte eine bestimmte Vorstellung davon, wie man das angeht. Kind, du weißt, dass ich dich liebe, aber meine Liebe bekommt man nicht, wenn man sich jeweils ein Spielzeug kaufen lässt. Liebe kann man sich nicht wie ein Gefühl mit der VISA erkaufen - sie ist unbezahlbar. Lebe die Liebe, kaufen tut man sie im Puff, und da dauert sie auch nur so lange, wie du standhaft bist. Zwei Minuten oder zwanzig – deine Sache. Ähnlich wie ein Spielzeug; das wirft man ja auch zu schnell in die Ecke, wenn der nächste heiße Scheiß in der Einkaufstüte landet. One-Night-Stands mit Licht oder Gigolo-Ken.
Es ist so wie immer, auch wenn sich ihr Empathiegebrabbel wie eine spätere Läuterung anhören mag. „Früher war ich Arsch, jetzt bin ich aber ganz lieb.“ Ja, wer´s glaubt. Hätten wir nicht diesen neoliberalen Wertekomplex als Basis in den Köpfen verankert, würden wir uns nicht mit Statuten und Quoten aufhalten. Mehrheitsmeinung oder das Kalkül vom Denken, alles, was erfolgreich ist und viral geht, auch gleichzeitig gut wäre. Jetzt lassen sie die Maske fallen, jetzt kommt das alte Normal wieder uncovered zum Vorschein. Neoliberal, hierarchisch, Ungleichheit fördernd. Also eine Mischung aus altem Patriarchat und neuem Mir-gehört-die-Welt-Individualismus. Klingt wie Widerspruch und Dualität, geht aber wohl, wenn man jeden Entscheider und Machthabenden gleichzeitig vor sich her treibt und es ihnen recht machen will. Und dann bedient man sich solchem Geschrei über die „Tyrannei“ oder „Pandemie der Ungeimpften“, nur um sich drum herum zu reden, dass Sich-frei-impfen irgendwie doch nicht funktioniert, eigentlich total demütigend ist. 18 Monate hatte man uns diesen Plan einzubläuen versucht, und jetzt ist alles am Kippen. Da sind sie jedoch voll auf Linie, bei Klimafragen oder Flüchtlingspolitik dagegen ganz anders. Sie verfluchen und verehren ihre Autoritäten zugleich, der geborene Widerspruch mit freundlicher Unterstützung der Kumpel- und Helikoptereltern GmbH.
Ooooch, schade, kleiner Kreischer. Jetzt bin ich der Böse, weil ich dir das Spielzeug nicht gekauft habe. Gibt keine Freiheit. Take it or leave it. Ich grinse entspannt. Man muss auch die rotköpfige Ablehnung ertragen können, weil nach der Abkühlung die Normalität einkehren könnte. Also die richtige Normalität. Nicht diese falsche Sicherheit von 2G oder die Ruhigstellung von Balgen, die jetzt für die nächsten zwei Tage wie hypnotisiert Mario Kart spielen. Man wartet dann doch nur auf den Zeitpunkt, an dem sie das Interesse verlieren und die nächste Fuhre haben wollen. Und das Chaoskarussell dreht sich munter weiter...
Wir schalten kurz rüber zum Sport. Geimpfter Nationalspieler positiv getestet. Alle gleich so: „Was ist mit Kimmich????“ Der muss in Quarantäne. „Geil! Geil!“, freuen sie sich schon händereibend. Aber nee. Nicht infiziert. Negativ getestet. Er muss nur als Kontaktperson in Isolation. Muhaaaahaaaa. Ich grinse jetzt nicht nur entspannt, ich hab das Joker-Syndrom im Bus.
Wir schalten um, Berlin und Monnem im Doppelpass. Maschinist und der Polemicer.
Ein gesellschaftliches Problem, das mir so noch nicht untergekommen war. Deswegen tausendundzwei Dänker an den Mitspieler, dass ihn das selbst so stark beschäftigt. Erkenntnisgewinn, Selbstreflexion. Den tödlichen Pass schickt er mir, braucht man nur noch versenken. Und da isser drin (im Thema)!!! Ähem... ja, das Problem ist mir durchaus geläufig, hatte es aber noch nicht auf dem Schirm gehabt.
Eigentlich streift es wieder die müßige Feminismus-Debatte, und um das, was man bei all dem Weiblichkeitswahn unter den Teppich kehrt: was ist mit den Männern? Quasi zeitgleich kommt mir ein Tamara Werli-Video unter, wo sie sehr eindeutig beschreibt, welche Probleme sich die Kampfweiber selbst aufhalsen. Sie wollen aus ihrer Opferrolle und spielen trotzdem damit herum. Ich mag es auch nicht, wenn Kacke im Klo herumschwimmt, weil jemand Knöpfchendrücken vergessen hat, aber dann fische ich sie nicht noch aufwändig heraus und zeige sie im Büro herum. Inklusive Geheule, wie schlimm man sich dabei fühlt. Die Lösung wäre ja gewesen: Spülung drücken und weg. Vielleicht noch ein Schildchen an die Klotür hängen: „Bitte nach dem Geschäft die Spülung benutzen.“. Sich kümmern und Probleme beseitigen, das wäre die Devise. Neiiiiin, man angelt lieber und zeigt die braune Trophäe der Belegschaft. So entledigt man sich aber keinem Problem, man bläht es auf. Bitte jetzt kein Kopfkino.
Sie sehen bei mir, wenn Sie mich sehen würden, echte Anteilnahme gen Berlin. Obwohl ich als Junge bzw. Mann kaum echte oder offensichtliche Erniedrigung wegen meines Geschlechts erfahren habe. Vielleicht doch, wer weiß, fühlt sich jedenfalls nicht so an. Aber eher wegen der Persönlichkeit, das war nicht zu leugnen. Der Sonderling. Träumer. Sprücheklopfer. Und auch ein mal: eklig. Von einem Mädchen, an dem ich mal Interesse hatte. Das hatte mir jahrelang übel zugesetzt. Mitten in der Pubertät, wo die Hormone sprießen. Bäm, der hatte gesessen. Und dann erfährt man davon nur über drei Ecken. Der dritten Ecke hatte sie das dann ungeschminkt erzählt. Und die hatte es mir gesagt. Man zieht sich daraufhin völlig aufgelöst dermaßen zurück, dass man die Avancen anderer Mädchen gar nicht mehr wahrnimmt. Oder wahrnehmen will. Ist auch schon vorgekommen, dass mich eine Hübsche ein bisschen angebaggert hatte. Heute könnte ich mir in den Hintern beißen, dass ich darauf gar nicht reagiert hatte. Es waren nette Mädels, ich hatte gerne mit ihnen zu tun. Aber bei Liebschaften, da war plötzlich Schluss, Kopfblockade. ("Eklig...eklig...eklig..."). Die Dekonstruktion des Selbstvertrauens war also weniger Plan einer feministischen Hassbrigade gegenüber Jungen, zumindest bei mir nicht. Aber, und das muss ich zugestehen, ist die schlimmste Gewalt, meist die psychische, von Frauen begangen worden. Oma. Grundschullehrerin. Das Mädchen. Was macht die eigentlich heute so? Mir hoffentlich nicht über den Weg laufen. Trifft eine Hand ein Gesicht, sagt die Hand: „Das damals war echt nicht okay.“
Meine Mutter und ihre Schwestern, die netten Hübschen haben das ein wenig abgefedert. Bei ihnen fühlte ich mich wohl. Doch dies und das andere Extrem zusammen kann auch prägen. Ein bisschen bipolar, supergut drauf und direkt danach nachdenklich und antriebslos. Wie die Woken. In meinem Fall aber defensiv. Man verflucht die Welt und ihre Menschen, die man sich zuvor so gut zeichnete. Es tut mir aber, trotz solchem Hin und Her, aufrichtig leid für Leute wie den Maschinenmann. Einen ständigen Kampf mit sich selbst zu führen, kann verdammt anstrengend sein. Weiß ich, kenn ich.
Das Dümmste an der Geschichte ist, dass ich ständig mit solchen Gestalten zu tun hatte. Jede und jeder fummelt an dir herum, mach mal hier, mach mal dort. Aber – und darauf bin ich mittlerweile sehr stolz – habe ich eine dicke Grenze gezogen. Bis hier hin und nicht weiter. Irgendwann ist Schluss. Das darf nur eine, dazu zwei Stubentiger, die eigentlich jede Zuneigung bekommen, die sie wollen. Und wenn sie mal den Bogen überspannen, dann wird gemeckert. Da erntet man zwar mal beleidigte Gesichter, aber das legt sich in der Regel wieder, wenn man sich selbst wieder zurückfährt. Alle drei wollen mich auch danach noch um sich haben, kommen herbei, wenn sie Liebe brauchen. Und das alles beruht auf Gegenseitigkeit. Dann klappt es auch mit der Beziehung, der Familie. Man erntet, was man sät. So einfach ist das.
Das könnte bei der Aussaat im heimischen Garten auch im Kindergarten helfen, aber da keifen gerade die Kids herum. Plagegeist Sascha, zum Beispiel. Der hat, und das sieht man durch die Schreibe hindurch, Schaum vor´m Mund. Mit „Argumenten“ zum Davonlaufen. Russland schuld, Ungeimpfte schuld, irgendwer schuld, ja, auch die Regierung schuld, weil sie keine Impfpflicht einführt. Verteidigt sogar (s)einen (??) Drogenkurier, weil der nur noch in 1G vertickt. Da weiß er bescheid, hat er mal gehört... Is klaaaar, du Modepunk. Nur er und seinesgleichen sind nicht schuld. Die „Macher“ und Verzichter, die sich selbst beim Sandburgenbauen eingeschlossen haben und jetzt die Lachenden außenrum ankeifen. Bloßgestellt und immer noch streitsüchtig und besserwisserisch. So geht keine Fehlerkultur. Lieber bauen sie sich mit glühender Birne vor dir auf und schreien dich an, fühlen sich im Recht, dass ihnen jedes Mittel abgesegnet wäre. Mobbing, Druck, Ausgrenzung, also das, wogegen sie doch so sehr kämpfen, die Regenbogenkids.
Gleich muss Mama Lobo wieder in die Spielwarenabteilung, den kleinen Sascha ruhigstellen. Also nicht mich. Ich bin ganz entspannt und fühle mich gut unterhalten, erwachsen, aber nicht zu abgebrüht, immer noch begeisterungsfähig. Müssen Sie auch mal machen – sich das Katz-und-Maus-Spiel überforderter Eltern mit plärrenden Kids antun, Popcorn dazu. In meiner Hofarena höre ich solche dann, Geschrei und Gegengeschrei, die fette Kreischmama und ihr Kleines, das wohl denkt, das wäre normal so und schreit zurück. Dann gibt es dann noch die stillen Aggressiven, die zwar immer schön brav auf ihren Nachwuchs einreden, aber oft zu deren Schlafenszeit das Gezeter ihrer Kinder entweder stillschweigend kommentieren oder durch die Wucht des Fensterschließens ihren inneren Frust zutage tragen. Draußen dann wieder der Trophäenmodus - mein Fleisch, mein Blut, mein Buddy.
Sie können beim Spiegel auch auf Mitleid tun, dann bringt das die Meute gegen Sie auf. Dickes Fell, und Sie haben auch dort Ihren Spaß. Es ist der ungeschminkte Hass, auf den man trifft. Fast schon so derb wie die AfD. Gerade zuvor hatte ich Lobo für seine Kolumne zum „Drachenlord“-Urteil noch gelobt, jetzt macht er selbst eine Hatz auf irgendwen. Dabei hat er Anfang 2020 noch mit einer Art Verhaltensbroschüre den Abgeklärten raushängen lassen oder über eine fehlende Fehlerkultur und den Hang zum Simplizismus im Netz sinniert.
Esel, Langohr, Sie wissen schon. Der Spiegel – sagen, was man gerne hätte. Und was man lieber nicht erwähnt. Die Fassade bröckelt, die Schminke weg, das Narrativ auch.
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