Heute appelliere ich an euch alle: Tragt FFP2-Masken, haltet Abstand, stay the fuck at home, seid solidarisch, schützt euch und andere, lasst euch schnellstmöglich impfen, verbringt euren Urlaub in Deutschland oder noch besser an eurem Wohnzimmerfenster, kämpft gegen jede Form von Rassismus, gegen die AfD, gegen Sexismus und für Minderheiten, kritisiert die alten, weißen Männer, die nur Leid zugefügt haben, die diskriminiert und diffamiert haben, gendert, stürmt die Vorträge von unliebigen Zeitgenossen, …
Stop! Das war natürlich Quatsch. Wenn ich mir die Linksausrichtung der Linken in diesem Land so betrachte, hätte das auch irgendein Minister auf der BPK das so verkundlauten können. Aber sind es eben jene Themen, mit denen wir beständig bombardiert werden. Alles ganz schnieke und moralisch mit Ariel gewaschen: Nicht nur sauber, sondern rein. Heiligenschein, geistig makellos, und dann noch strahlleuchtend, dass jedes Virus, das zur Körperattacke ansetzt, in dieser unsichtbaren AstraZeneca-Wolke verglüht wie Weltraumschrott, der in die Erdatmosphäre eintritt.
Und wenn der große Mond Tetra dann doch auf die Erde zurast, helfen vielleicht auch Wurzelbürsten und Badezusatz. Wer den Vertrag nicht unterschreibt, wird eben jeden Donnerstag vom Impfangebot heimgesucht. Wer will sich da nicht von der wöchentlichen Heimsuchung durch Leisten einer Unterschrift befreien? Corona ante portas. Zusätzlich gibt es Senf, den man im Keller auf Vorrat bunkert. Schrubbt und wäscht euch, ab in den Keller – da geht es wenigstens lustig zu bei so mancher Spaßbremse. Als Bunker sind Keller sowieso ganz gut geeignet.
Pappa Lohse beobachtet derweil an der Oberfläche seinen Sohn Dieter, wie er mit Musik auf den Ohren Comics liest und seinen Erzeuger gar nicht wahrnimmt. Die schweigende Masse Dieter hat gerade seine Jugendphase, in der er Mädchen anschleppt – ein bisschen leben und auskosten muss schon sein. Pappa nimmt das meist nur stumm zur Kenntnis, ködert ihn dennoch mit Königsberger Klopsen in die Küche, um irgendwie seinen Bildungsauftrag nachzuholen. Dass er dabei Michael Jackson mit einem ehemaligen Schwergewichtsboxer verwechselt, fällt ihm dabei gar nicht auf. Post-faktisch.
Mama Lohse hatte sich zudem bisher sehr gut mit ihrem Homeoffice eingerichtet, eine regelrechte Zweckehe, die so lange funktioniert, wie man sich aus dem Weg gehen kann. Nun wird aber auch der Göttergatte ins Homeoffice gezwungen, und schon liegen die Nerven blank. Es sind die Pandemie-Gesellschaftsschichten, vom stillen Dieter, der sein eigenes Ding durchzieht, vom Familienvater, der durch seinen Pedantismus den Burgfrieden auf die Probe stellt, und der Mutter, die nicht mal die Niedlichkeit von Eichhörnchen anerkennen will, weil sie sich in ihrer arrangierten Stille gestört fühlt. Übrig bleibt ein sehr unharmonisches Familienleben von Entfremdung und dem hilflosen Versuchszwang, Einigkeit zu demonstrieren.
Im Grunde muss man der Deutschen Röhren AG dankbar sein, dass sie ihren langjährigen Mitarbeiter in Rente geschickt hatte. Der hatte so viele Impfdosen bestellt, dass die ganze Belegschaft vierzig Jahre lang geimpft werden könnte. Die Realität sieht leider anders aus, da wird bestellt und abgerechnet, was das Zeug hält, und Jens Spahn scheint gar nichts befürchten zu müssen, trotz zweifelhafter Deals und dem Kalkül eines Taschenrechnermörders. Was ist eigentlich mit Andreas Scheuer? Ist der nicht auch in der Impf-Taskforce? Ist er der Macher im Hintergrund? Das würde nicht verwundern, so wie das Chaos sich so darstellt, nur mit dem Unterschied, dass man den Verkehrsklabusterbär gerade schön aus der Schusslinie hält.
Nichts ist also mit heiler Welt im Hause Lohse, die deutsche Gründlichkeit und Besserwissersucht ist in diesem Familienbild in bester Klischeemanier erkennbar. Vor allem in der Kommunikationsschwäche kommt so einiges ans Licht, Dinge, die man nur schlecht beschreiben kann, die man nur in der Paartherapie ordentlich aufarbeiten könnte. Oder sich ein paar Schnäpperken mit der Putzfrau hinter die Binde gießt. Im Wein liegt Wahrheit. Doch da Alkoholkonsum im Moment eher verpönt ist, wird es auch nichts mit der Wahrheit. Wer diese Wahrheit sucht, bekommt dann eher Besuch vom Sondereinsatzkommando, weil eine linke Socke einem das letzte Bisschen aufrichtige Lebenslust nicht gönnt.
So ist das leider mit der Fassade. Sie hält eben nicht das Haus aufrecht, es sind das Fundament und die Wände. Und wer Risse in der Fassade sucht, wird das Problem nicht dadurch lösen, indem man die Risse einfach zuschmiert. Man müsste dazu schon das Mauerwerk begutachten und verbessern, doch wer hat schon Lust, die Schicht Rauhputz abzutragen, um sich den Ziegelsteinen zu widmen?
Die Linken versuchen die Bauwerkspflege indes mit Nichtstun. Der Keller hält eben länger, wenn man sich still verhält. Bloß nicht anecken, das Material schonen, wo es nur geht. Und jeden anprangern, der das Haus auch nur schräg anschaut. Eigentlich seltsam – waren sie doch mal diejenigen gewesen, die am Fundament des Systems gekratzt hatten. Und nun ein Leben leben, das der Familie Lohse so ähnlich ist und ihrem Sohnemann den alten Mantel des Schweigens überziehen.
„Toll...“
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