Ein nicht ganz ernst gemeinter Appell anlässlich des ersten Jahres mit Corona
Theorien sind mies. Vor allem, wenn sie sich als der größte Schwachsinn herausstellen. Hildmann und Naidoo sind Musterknaben in diesem Psychozirkus, haben sich ins Exil geschwurbelt – dafür überreiche man ihnen die goldene Corona. Auch KenFM geriet unter die Räder, Donald Trump und etliche seiner Anhänger, Opfer von Hausrechtsmissachtung und juristischen Winkelzügen. Dann sind da noch die Kontaktschuldigen: Thomas Berthold, Nena, Marko Rima, kürzlich Carsten Ramelow und andere. Die Liste wird länger. Und es wird wohl kein Ende nehmen, wenn selbst Experten, Politiker und andere relevante Personen in die Ausgrenzungsfalle tappen werden, weil sie mit den „falschen“ Leuten geredet haben oder schlicht unsere Tatsachen negieren.
Wird es also notwendig, das „Falsche“ in der Gesellschaft auszusondern? Ist die Phase der Duldung von „Schwurblern“ und „Verschwörungstheoretikern“ nun endgültig vorbei?
Ja, das Jahr 2020 war ein scheiß Jahr. Ein Virus hat dieses Jahr infiziert, es krank gemacht, und mit einer Sommerpause nicht nur die Medienhirne lahmgelegt, sondern auch den Kreuzzug der Guten gegen das Böse. Wir wurden ungeduldig. Mit jeder Krankheitswelle schwoll jedoch der Mut und zugleich die Denunzierungswelle an. Hildmann, Naidoo, Jebsen wurden quasi mit dem Lockdown ebenso gedownt. Volle Breitseite bohrten sich die Spikeproteine der „Faktenchecker“ ins Lungengewebe der alternativen Medien und zwangen den Organismus Demokratie auf die Intensivstationen, bis kurz vor den Kapazitätenkollaps.
Draußen ein anderes Spiel. Maßnahmen wurden verhängt, Grundrechte eingeschränkt, Straßenzüge gleichen einem Polizeistaat in dystopischem Gewand, Geschäftigkeit ist einem Geisterstadtszenario gewichen, als hätte das Virus drei Viertel der Menschheit dahingerafft – wie im besten Zombieszenario. Doch da grassierte ein anderes Virus: das des repressiven Vorgehens. Das Lockdownvirus hat die Menschen in die Häuser gesperrt, ihnen Bildung, Entspannung, körperliche Ertüchtigung oder schlicht den Spaß getötet. Das Überleben mag dann gesichert sein, aber der Faktor Mensch wird dann noch mehr auf seine Funktionalität beschränkt werden als zuvor. Spaß? Nicht systemrelevant. Bildung? Geht auch digital. Entspannung? Das Leben ist hart genug. Soziale Kontakte? Siehe Bildung. Damit wir nicht auf dumme Gedanken kommen, muss man uns diese Freiheiten schon im Vorfeld austreiben. Unsere Genuss- und Vergnügungssucht ist an und mit Corona gestorben.
Wer sich nun als unbeteiligt sah, das Aufkommen einer Pandemie weder bestätigte noch leugnete, wurde neben der Wucht des Virus auch von der Wucht der „Aufklärung“ und der Anprangerung jener kanoniert, denen man bitte nicht auf der Straße begegnen sollte. Wodarg muss weg!! Bhakdi muss weg!! Man hielt es wohl für notwendig so zu handeln. Für die Gesundheit. Gegen das Zweifeln. Gegen überhaupt irgendwelche Äußerung von Kritik. Für den Gesundheitsschutz. Für unser kostbares Leben. Kritik ist da nur störend, ja, gar lebensbedrohend. Es hätte so schön sein können – unsere erste, eigene Pandemie.
Um uns diese Utopie zu erhalten, müssen wir die störenden Flecken von der weißen Weste schrubben, mit Stahlbürste und scharfen Reinigungsmitteln, wahlweise mit derselben scharfen Rhetorik. Wann muss die „Leugner“-Keule ausgepackt werden? Wann werden Meldungen relevant, wie kann man das effektiv timen? Und so wurde mit dem ersten Lockdown jede Stimme des Zweifels und des pathologischen Unsinns daran gehindert, auch nur ansatzweise gemütlich und gleichberechtigt Zwietracht zu säen. Und wenn der Sommer oder niedrige Infektionszahlen uns dieses Hochgefühl vermiesen, dann haben wir ja noch Karl Lauterbach. Wenn der nicht mehr zieht, dann holen wir eben unseren Söder hervor, der kann auch anders!
Und als der Winter nahte, fühlten wir uns wieder wohl. Die Zahlen stiegen. Und stiegen. Und stiegen. Großer Gott... ups, Virologe..., welch Offenbarung! Die Welle des Winters hatte Ausmaße eines Tsunamis. Und mit unseren Heilanden können wir die gefühlte Gefahr noch weiter treiben – zweite Welle, dritte Welle, Mutationen, das Angebot wird vielfältiger, auch die alten Schlachtrufe wie der R-Wert erlebten ein Revival. Zusammen mit der Inzidenz haben wir eine Mehrfachwaffe in den Händen, sie alle zu knechten.
Unser Traum von der neuen Normalität wird wohl bald wahr werden. Wider alles Schlechte, wider Krankheit, Rassismus, Schwurbelei, wider jedem potentiellen Kontakt auf zwischenmenschlicher Basis, der nur Unheil bringt. Sieg Health!
Schlussbemerkung: Dieser Text ist in einem Stau von Frust, Unverständnis und permanentem Kopfschütteln zu den neuen Lockdown-Beschlüssen vom 10.02.2021 entstanden. Wenn man dem Kessel den Druck nehmen muss, vergisst man auch gerne den Eigenanspruch an differenzierter Rhetorik.
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ChrissieR (Samstag, 13 Februar 2021 11:22)
Sehr, sehr gut beschrieben!
Das sollte man in allen Brirfkästen verteilen! Aber na ja..komplexe Texte verstehen ist ja auch ausgestorben...
Grüsslies
Christine
Pen (Samstag, 13 Februar 2021 12:55)
Gute Zusammenfassung eines unfaßlichen Geschehens, das uns ruck - zuck in eine unerwartete Dystopie katapultiert hat. Sollte unbedingt verbreitet werden in kleinen, aber auffälligen Din A3 Formaten in Signalfarben, an Wänden, Bäumen, an Schaufenstern und Türen, gern auch um andere Plakate zu überdecken. Die Untertanen müssen mit der Nase darauf gestoßen werden.
Sascha (Samstag, 13 Februar 2021 14:35)
@Chrissie und Pen:
Danke für eure Kommentare! Leider ist auch die Ironie gestorben (oder im Dauer-Winterschlaf).